Petra Klose, Karin Kraft, Romy Lauche, Holger Cramer, Gustav Dobos, Jost Langhorst
{"title":"[Berücksichtigung von Wechsel- und Nebenwirkungen bei pflanzlichen Arzneimitteln in deutschen S3-Leitlinien der AWMF].","authors":"Petra Klose, Karin Kraft, Romy Lauche, Holger Cramer, Gustav Dobos, Jost Langhorst","doi":"10.1159/000446573","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"<p><p>Pflanzliche Arzneimittel haben in der medizinischen Versorgung im deutschsprachigen Raum eine lange Tradition, werden aber bei der Erstellung medizinischer Leitlinien selten berücksichtigt. In einer Vorstudie wurde von unserer Arbeitsgruppe aufgearbeitet, in welchem Ausmaß sie in den aktuellen interdisziplinär, evidenz- und konsensusbasiert erstellten S3-Leitlinien der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) Beachtung gefunden haben. Ziel der jetzigen Studie war es, zu analysieren, inwieweit Neben- bzw. Wechselwirkungen von pflanzlichen Arzneimitteln in diesen S3-Leitlinien diskutiert werden. Im Januar 2015 wurden 134 S3-Leitlinien gezählt und analysiert. 27,6% (n = 37) weisen insgesamt 194 Statements unter dem Begriff «Phytotherapie» auf. Hinweise zu Neben- und Wechselwirkungen finden sich in 28,4% der Statements (n = 55), die bei 13,9% (n = 27) durch Literatur belegt werden. 14 dieser Statements betreffen Nahrungsergänzungsmittel und Ähnliches, 11 sind pauschale Aussagen zur Phytotherapie, 7 fassen mindestens 2 Arzneipflanzen pauschal zusammen. Damit weisen nur 23 Statements auf Neben- bzw. Wechselwirkungen von einzelnen Arzneipflanzen hin, 14 davon sind mit Literaturstellen belegt. Diese Ergebnisse entsprechen bei Weitem nicht den geforderten Standards der AWMF. Dafür verantwortlich sind insbesondere unpräzise Begrifflichkeiten sowie eine unzureichende Systematik bei der Suche nach wissenschaftlicher Evidenz für die Unbedenklichkeit von Arzneipflanzen-Zubereitungen. Die Gesellschaft für Phytotherapie kann hier einen wichtigen Beitrag zur Qualitätsverbesserung leisten. </p>","PeriodicalId":51049,"journal":{"name":"Forschende Komplementarmedizin","volume":null,"pages":null},"PeriodicalIF":0.0000,"publicationDate":"2016-01-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"https://sci-hub-pdf.com/10.1159/000446573","citationCount":"3","resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":null,"PeriodicalName":"Forschende Komplementarmedizin","FirstCategoryId":"1085","ListUrlMain":"https://doi.org/10.1159/000446573","RegionNum":0,"RegionCategory":null,"ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":null,"EPubDate":"2016/6/23 0:00:00","PubModel":"Epub","JCR":"","JCRName":"","Score":null,"Total":0}
引用次数: 3
Abstract
Pflanzliche Arzneimittel haben in der medizinischen Versorgung im deutschsprachigen Raum eine lange Tradition, werden aber bei der Erstellung medizinischer Leitlinien selten berücksichtigt. In einer Vorstudie wurde von unserer Arbeitsgruppe aufgearbeitet, in welchem Ausmaß sie in den aktuellen interdisziplinär, evidenz- und konsensusbasiert erstellten S3-Leitlinien der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) Beachtung gefunden haben. Ziel der jetzigen Studie war es, zu analysieren, inwieweit Neben- bzw. Wechselwirkungen von pflanzlichen Arzneimitteln in diesen S3-Leitlinien diskutiert werden. Im Januar 2015 wurden 134 S3-Leitlinien gezählt und analysiert. 27,6% (n = 37) weisen insgesamt 194 Statements unter dem Begriff «Phytotherapie» auf. Hinweise zu Neben- und Wechselwirkungen finden sich in 28,4% der Statements (n = 55), die bei 13,9% (n = 27) durch Literatur belegt werden. 14 dieser Statements betreffen Nahrungsergänzungsmittel und Ähnliches, 11 sind pauschale Aussagen zur Phytotherapie, 7 fassen mindestens 2 Arzneipflanzen pauschal zusammen. Damit weisen nur 23 Statements auf Neben- bzw. Wechselwirkungen von einzelnen Arzneipflanzen hin, 14 davon sind mit Literaturstellen belegt. Diese Ergebnisse entsprechen bei Weitem nicht den geforderten Standards der AWMF. Dafür verantwortlich sind insbesondere unpräzise Begrifflichkeiten sowie eine unzureichende Systematik bei der Suche nach wissenschaftlicher Evidenz für die Unbedenklichkeit von Arzneipflanzen-Zubereitungen. Die Gesellschaft für Phytotherapie kann hier einen wichtigen Beitrag zur Qualitätsverbesserung leisten.