Deutsch-Österreichische S2k-Leitlinie: Anale Dysplasien und Analkarzinom-Screening bei Menschen mit HIV

IF 3.8 4区 医学 Q1 DERMATOLOGY
David Chromy, Felix Aigner, Jürgen C. Becker, Markus Bickel, Andrea Brunner, Johannes Classen, Monika Hampl, Doris Helbig, Marcus Hentrich, Franc Hetzer, Christian Hoffmann, Johannes Jongen, Elmar Joura, Reinhard Kirnbauer, Alexander Kreuter, Gerold Felician Lang, Memo Mokhles, Frank Oellig, Mark Oette, Anja Potthoff, Andreas D. Rink, Andreas Salat, Axel Jeremias Schmidt, Robert Siegel, Georg Stary, Ricardo Niklas Werner, Gerhard Weyandt, Ulrike Wieland, Stefan Esser
{"title":"Deutsch-Österreichische S2k-Leitlinie: Anale Dysplasien und Analkarzinom-Screening bei Menschen mit HIV","authors":"David Chromy,&nbsp;Felix Aigner,&nbsp;Jürgen C. Becker,&nbsp;Markus Bickel,&nbsp;Andrea Brunner,&nbsp;Johannes Classen,&nbsp;Monika Hampl,&nbsp;Doris Helbig,&nbsp;Marcus Hentrich,&nbsp;Franc Hetzer,&nbsp;Christian Hoffmann,&nbsp;Johannes Jongen,&nbsp;Elmar Joura,&nbsp;Reinhard Kirnbauer,&nbsp;Alexander Kreuter,&nbsp;Gerold Felician Lang,&nbsp;Memo Mokhles,&nbsp;Frank Oellig,&nbsp;Mark Oette,&nbsp;Anja Potthoff,&nbsp;Andreas D. Rink,&nbsp;Andreas Salat,&nbsp;Axel Jeremias Schmidt,&nbsp;Robert Siegel,&nbsp;Georg Stary,&nbsp;Ricardo Niklas Werner,&nbsp;Gerhard Weyandt,&nbsp;Ulrike Wieland,&nbsp;Stefan Esser","doi":"10.1111/ddg.15719_g","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"<p>Bei der vorliegenden Arbeit handelt es sich um die Kurzfassung der Leitlinie, die in der Langfassung online bei der Deutschen AIDS Gesellschaft (https://daignet.de/media/filer_public/2b/9f/2b9f31e5-82be-4cef-b7ab-4d9df8a504c1/2024awmf_ll_anale_dysplasien_hiv_241105.pdf), bei der Österreichischen AIDS Gesellschaft (https://www.aidsgesellschaft.at/wp-content/uploads/2024/11/Leitlinie_-Anale-Dysplasien-Analkarzinom-Screening-Menschen-mit-HIV_Stand-2024.pdf) und bei der AWMF veröffentlicht wurde (https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/055-007). Zudem stellt diese Leitlinie eine Aktualisierung dar, weshalb einige Textabschnitte aus der Vorversion von 2015<span><sup>1</sup></span> übernommen wurden. In der überarbeiteten Leitlinie wurde der Titel gemäß den geltenden Richtlinien für inkludierende Sprache geändert. Die epidemiologischen Daten wurden aktualisiert, allem voran gemäß den neuesten Analysen zu der Inzidenz des Analkarzinoms in unterschiedlichen Populationen. Seit der Veröffentlichung der Vorversion konnte zudem gezeigt werden, dass die Behandlung hochgradiger analer Dysplasien die Inzidenz von Analkarzinomen reduziert. Außerdem wurden die Screening-Empfehlungen gänzlich überarbeitet. Das Kapitel zur Therapie des Analkarzinoms wurde entfernt; die entsprechenden Inhalte werden zukünftig in der separaten S3-Leitlinie zur Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Analkarzinoms abgebildet.<span><sup>2</sup></span> Außerdem wurde auch das Analkarzinom-Screening bei Menschen ohne HIV thematisiert.</p><p>Nicht-AIDS-definierende Krebserkrankungen wie das Analkarzinom treten bei Menschen mit HIV wesentlich häufiger auf als in der Allgemeinbevölkerung.<span><sup>3, 4</sup></span> Das Analkarzinom wird in etwa 90%–100% der Fälle durch persistierende Infektionen mit humanen Papillomaviren (HPV) verursacht.<span><sup>5, 6</sup></span> Bei HPV sind dabei High-Risk (HR)-Typen, die eine maligne Transformation von Epithelzellen hervorrufen können (vor allem HPV-16 und -18), von Low-Risk (LR)-Typen zu unterscheiden, die zumeist Feigwarzen verursachen. Histopathologisch handelt es sich bei Analkarzinomen fast immer um Plattenepithelkarzinome.<span><sup>7</sup></span> Die analen HR-HPV-Prävalenzraten für Frauen mit HIV liegen bei 33% (Zervix HR-HPV-negativ) beziehungsweise 62% (Zervix HR-HPV-positiv).<span><sup>8</sup></span> Bei Männern hängt die anale HR-HPV-Prävalenz sowohl von der sexuellen Orientierung als auch vom HIV-Status ab. In einer gepoolten Analyse mit Daten von 29 000 Männern aus 64 Studien stieg die anale HR-HPV-Prävalenz von 6,9% bei HIV-negativen Männern, die Sex mit Frauen (MSW) hatten, auf 26,9% bei MSW mit HIV-Infektion, gefolgt von 41,2% bei HIV-negativen Männern, die Sex mit Männern haben (MSM), und schließlich 74,3% bei MSM mit HIV.<span><sup>9</sup></span> Einer Übersichtsarbeit von 2021 zufolge findet sich in der Gruppe der MSM mit HIV mit 85 Analkarzinomen pro 100 000 Personenjahren (PJ) die höchste Inzidenz. Doch auch bei anderen Männern mit HIV und bei Frauen mit HIV ab dem 30.Lebensjahr liegt die Inzidenz mit 17–37/100 000 PJ höher als in der Allgemeinbevölkerung (1–2/100 000 PJ). Auch MSM ohne HIV (19/100 000 PJ), Frauen mit höhergradigen zervikalen, vaginalen oder vulvären Dysplasien (6–48/100 000 PJ) sowie Menschen unter immunsuppressiver Therapie (3–13/100 000 PJ) sind statistisch signifikant häufiger von Analkarzinomen betroffen.<span><sup>3</sup></span> Bis 2035 ist mit einem deutlichen Anstieg der Analkarzinom-Inzidenz bei Personen über 65 Jahren zu rechnen.<span><sup>10</sup></span></p><p>Die zytologische Beurteilung erfolgt entsprechend der überarbeiteten Klassifikation nach Bethesda von 2015.<span><sup>23</sup></span> Dabei werden neben Normalbefunden (NILM: negative for intraepithelial lesion or malignancy) im Wesentlichen niedriggradige Dysplasie (LSIL: low-grade squamous intraepithelial lesion) und hochgradige Dysplasie (HSIL: high-grade squamous intraepithelial lesion) sowie ASC-US (atypical squamous cells of undetermined significance), ASC-H (atypical squamous cells, cannot exclude HSIL) und das invasive Analkarzinom unterschieden. Die histopathologische Einteilung der analen intraepithelialen Neoplasien (AIN) erfolgt je nach Ausdehnung dysplastischer Zellen in drei Graden (AIN1: unteres Epitheldrittel betroffen; AIN2: untere zwei Drittel des Epithels betroffen; AIN3: gesamtes Epithel betroffen) (Abbildung 1, Empfehlung 2).<span><sup>24</sup></span></p><p>Das Standarisierungsprojekt <i>Lower Anogenital Squamous Terminology</i> (LAST) empfiehlt, HPV-assoziierte Veränderungen bei der histologischen Bewertung zu berücksichtigen und schlägt vor, in Analogie zur zytologischen Klassifikation eine zweistufige Bewertung mittels „<i>LSIL</i>“ und „<i>HSIL</i>“ vorzunehmen.<span><sup>25</sup></span> Hierfür werden AIN2-Läsionen zusätzlich mittels einer p16-Immunhistochemie beurteilt: bei Negativität als LSIL, bei Positivität als HSIL (als „p16-positiv“ sind nur solche Läsionen einzustufen, die eine En-Bloc-Färbung aufweisen<span><sup>25</sup></span>). Als Nachteil dieser dichotomen Bewertung wird diskutiert, dass AIN2 p16-positive HSIL eine niedrigere Progressionsrate aufweisen als AIN3 HSIL.<span><sup>26</sup></span> Eine alternativ verwendete Klassifikation differenziert nur zwischen „<i>low-grade</i>“ AIN (LGAIN) und „<i>high-grade</i>“ AIN (HGAIN), wobei HGAIN-Läsionen AIN2 und AIN3 zusammenfassen; LGAIN entsprechend AIN1 oder Läsionen niedrigeren Dysplasiegrades.<span><sup>27</sup></span> Eine Gegenüberstellung der Einteilungen findet sich in Tabelle 1. Im Jahr 2012 wurde im LAST-Projekt der Begriff <i>superficially invasive squamous cell carcinoma</i> (SISCCA) festgehalten, wobei es sich um ein minimalinvasives Karzinom handelt, welches im Analkanal definiert wird durch <i>(1)</i> eine Eindringtiefe ≤ 3 mm gemessen ab der Basalmembran, <i>(2)</i> eine maximale horizontale Ausdehnung ≤ 7 mm bei zugleich <i>(3)</i> vollständiger Resektion.<span><sup>25</sup></span> Wird eine Läsion, die diese Kriterien erfüllt, mit einem Sicherheitsabstand von 0,5 cm reseziert, ist prinzipiell keine weitere Therapie erforderlich.<span><sup>2</sup></span> Weitere Details zur Diagnostik und Therapie (frühinvasiver) Analkarzinome sind der entsprechenden S3-Leitlinie zu entnehmen.<span><sup>2</sup></span> Schließlich muss noch angemerkt werden, dass Condylomata acuminata (Feigwarzen) von AIN1-Läsionen zytologisch und histopathologisch abzugrenzen sind.</p><p>\n </p><p>Hochgradige anale Dysplasien, p16-positive AIN2 und AIN3 sowie die histologischen Äquivalente HSIL oder HGAIN sind immer zu therapieren. Eine Übersicht der unterschiedlichen Therapieoptionen findet sich in Tabelle 2. Eine detaillierte Aufarbeitung und Beschreibung der einzelnen Verfahren ist der Langfassung dieser Leitlinie zu entnehmen (https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/055-007) (Empfehlung 11).</p><p> \n\n </p><p>Die vorliegende Leitlinie fokussiert sich auf Menschen mit HIV. Menschen mit HIV sind statistisch gesehen am häufigsten von analen Dysplasien und Analkarzinomen betroffen. Jedoch gibt es auch einzelne Personengruppen, die trotz negativem HIV-Status ein deutlich erhöhtes Risiko für Analkarzinome aufweisen. In Deutschland und Österreich werden diese aber bisher in keinen Leitlinien abgebildet. Aus diesem Grund hat sich die Leitlinienkommission dazu entschlossen, Position zu beziehen, wie Erkenntnisse dieser Leitlinie auf Menschen ohne HIV übertragen werden können (Empfehlung 12).</p><p>Für MSM ohne HIV gibt es zwei Arbeiten,<span><sup>52, 53</sup></span> die in der Metaanalyse von Clifford et al. Berücksichtigung fanden und dort mit einer altersabhängige Analkarzinom-Inzidenzrate von 19/100 000 PJ beschrieben werden.<span><sup>3</sup></span> Für Frauen mit vulvären intraepithelialen Neoplasien (VIN) Grad III wurde eine Analkarzinom-Inzidenzrate von 48/100 000 PJ berechnet und für Männer und Frauen ≥ 10 Jahre nach Organtransplantation war die Inzidenz mit jeweils 25/100 000 PJ und 50/100 000 PJ ebenso deutlich erhöht.<span><sup>3</sup></span> Ein Screening bei Menschen ohne HIV kann nur auf Basis der erhöhten Inzidenz des Analkarzinoms in gewissen Subpopulationen begründet werden. Eine Studie von 2021 hatte gezeigt, dass der spontane Regress analer Dysplasien bei MSM mit und ohne HIV ausschließlich von persistierendem HPV-16-Nachweis, nicht jedoch vom HIV-Status abhängt.<span><sup>54</sup></span> Bei Personen ohne HIV ist der natürliche Progress/Regress analer Dysplasien weniger gut untersucht als bei Menschen mit HIV. Beispielsweise hatte die ANCHOR-Studie nur Personen mit HIV inkludiert.<span><sup>12</sup></span> Dass die Behandlung hochgradiger analer Dysplasien das Analkarzinomrisiko auch bei Menschen ohne HIV reduziert, kann angenommen werden.</p><p>Die meisten Daten zur Behandlung hochgradiger analer Dysplasien bei Menschen ohne HIV gibt es für die Elektrokaustik. Auf Basis mechanistischer Überlegungen ist jedoch davon auszugehen, dass die Behandlungsoptionen hochgradiger analer Dysplasien von Menschen mit auf Menschen ohne HIV übertragen werden können.<span><sup>55</sup></span> Abschließend wird angemerkt, dass die AIN-Rezidivraten bei Menschen ohne HIV niedriger sind als bei Menschen mit HIV.<span><sup>56, 57</sup></span>\n \n </p><p>Die Überarbeitung der Leitlinie wurde durch einen Forschungsaufenthalt von David Chromy unterstützt, der durch das <i>Clinician Scientist Research Fellowship 2022</i> der <i>Österreichischen Gesellschaft für Dermatologie und Venerologie</i> ermöglicht wurde.</p><p>Die Interessenskonflikte der Autoren sind der Langfassung dieser Leitlinie zu entnehmen https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/055-007</p>","PeriodicalId":14758,"journal":{"name":"Journal Der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft","volume":"23 8","pages":"1025-1041"},"PeriodicalIF":3.8000,"publicationDate":"2025-08-11","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"https://onlinelibrary.wiley.com/doi/epdf/10.1111/ddg.15719_g","citationCount":"0","resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":null,"PeriodicalName":"Journal Der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft","FirstCategoryId":"3","ListUrlMain":"https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/ddg.15719_g","RegionNum":4,"RegionCategory":"医学","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":null,"EPubDate":"","PubModel":"","JCR":"Q1","JCRName":"DERMATOLOGY","Score":null,"Total":0}
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Abstract

Bei der vorliegenden Arbeit handelt es sich um die Kurzfassung der Leitlinie, die in der Langfassung online bei der Deutschen AIDS Gesellschaft (https://daignet.de/media/filer_public/2b/9f/2b9f31e5-82be-4cef-b7ab-4d9df8a504c1/2024awmf_ll_anale_dysplasien_hiv_241105.pdf), bei der Österreichischen AIDS Gesellschaft (https://www.aidsgesellschaft.at/wp-content/uploads/2024/11/Leitlinie_-Anale-Dysplasien-Analkarzinom-Screening-Menschen-mit-HIV_Stand-2024.pdf) und bei der AWMF veröffentlicht wurde (https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/055-007). Zudem stellt diese Leitlinie eine Aktualisierung dar, weshalb einige Textabschnitte aus der Vorversion von 20151 übernommen wurden. In der überarbeiteten Leitlinie wurde der Titel gemäß den geltenden Richtlinien für inkludierende Sprache geändert. Die epidemiologischen Daten wurden aktualisiert, allem voran gemäß den neuesten Analysen zu der Inzidenz des Analkarzinoms in unterschiedlichen Populationen. Seit der Veröffentlichung der Vorversion konnte zudem gezeigt werden, dass die Behandlung hochgradiger analer Dysplasien die Inzidenz von Analkarzinomen reduziert. Außerdem wurden die Screening-Empfehlungen gänzlich überarbeitet. Das Kapitel zur Therapie des Analkarzinoms wurde entfernt; die entsprechenden Inhalte werden zukünftig in der separaten S3-Leitlinie zur Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Analkarzinoms abgebildet.2 Außerdem wurde auch das Analkarzinom-Screening bei Menschen ohne HIV thematisiert.

Nicht-AIDS-definierende Krebserkrankungen wie das Analkarzinom treten bei Menschen mit HIV wesentlich häufiger auf als in der Allgemeinbevölkerung.3, 4 Das Analkarzinom wird in etwa 90%–100% der Fälle durch persistierende Infektionen mit humanen Papillomaviren (HPV) verursacht.5, 6 Bei HPV sind dabei High-Risk (HR)-Typen, die eine maligne Transformation von Epithelzellen hervorrufen können (vor allem HPV-16 und -18), von Low-Risk (LR)-Typen zu unterscheiden, die zumeist Feigwarzen verursachen. Histopathologisch handelt es sich bei Analkarzinomen fast immer um Plattenepithelkarzinome.7 Die analen HR-HPV-Prävalenzraten für Frauen mit HIV liegen bei 33% (Zervix HR-HPV-negativ) beziehungsweise 62% (Zervix HR-HPV-positiv).8 Bei Männern hängt die anale HR-HPV-Prävalenz sowohl von der sexuellen Orientierung als auch vom HIV-Status ab. In einer gepoolten Analyse mit Daten von 29 000 Männern aus 64 Studien stieg die anale HR-HPV-Prävalenz von 6,9% bei HIV-negativen Männern, die Sex mit Frauen (MSW) hatten, auf 26,9% bei MSW mit HIV-Infektion, gefolgt von 41,2% bei HIV-negativen Männern, die Sex mit Männern haben (MSM), und schließlich 74,3% bei MSM mit HIV.9 Einer Übersichtsarbeit von 2021 zufolge findet sich in der Gruppe der MSM mit HIV mit 85 Analkarzinomen pro 100 000 Personenjahren (PJ) die höchste Inzidenz. Doch auch bei anderen Männern mit HIV und bei Frauen mit HIV ab dem 30.Lebensjahr liegt die Inzidenz mit 17–37/100 000 PJ höher als in der Allgemeinbevölkerung (1–2/100 000 PJ). Auch MSM ohne HIV (19/100 000 PJ), Frauen mit höhergradigen zervikalen, vaginalen oder vulvären Dysplasien (6–48/100 000 PJ) sowie Menschen unter immunsuppressiver Therapie (3–13/100 000 PJ) sind statistisch signifikant häufiger von Analkarzinomen betroffen.3 Bis 2035 ist mit einem deutlichen Anstieg der Analkarzinom-Inzidenz bei Personen über 65 Jahren zu rechnen.10

Die zytologische Beurteilung erfolgt entsprechend der überarbeiteten Klassifikation nach Bethesda von 2015.23 Dabei werden neben Normalbefunden (NILM: negative for intraepithelial lesion or malignancy) im Wesentlichen niedriggradige Dysplasie (LSIL: low-grade squamous intraepithelial lesion) und hochgradige Dysplasie (HSIL: high-grade squamous intraepithelial lesion) sowie ASC-US (atypical squamous cells of undetermined significance), ASC-H (atypical squamous cells, cannot exclude HSIL) und das invasive Analkarzinom unterschieden. Die histopathologische Einteilung der analen intraepithelialen Neoplasien (AIN) erfolgt je nach Ausdehnung dysplastischer Zellen in drei Graden (AIN1: unteres Epitheldrittel betroffen; AIN2: untere zwei Drittel des Epithels betroffen; AIN3: gesamtes Epithel betroffen) (Abbildung 1, Empfehlung 2).24

Das Standarisierungsprojekt Lower Anogenital Squamous Terminology (LAST) empfiehlt, HPV-assoziierte Veränderungen bei der histologischen Bewertung zu berücksichtigen und schlägt vor, in Analogie zur zytologischen Klassifikation eine zweistufige Bewertung mittels „LSIL“ und „HSIL“ vorzunehmen.25 Hierfür werden AIN2-Läsionen zusätzlich mittels einer p16-Immunhistochemie beurteilt: bei Negativität als LSIL, bei Positivität als HSIL (als „p16-positiv“ sind nur solche Läsionen einzustufen, die eine En-Bloc-Färbung aufweisen25). Als Nachteil dieser dichotomen Bewertung wird diskutiert, dass AIN2 p16-positive HSIL eine niedrigere Progressionsrate aufweisen als AIN3 HSIL.26 Eine alternativ verwendete Klassifikation differenziert nur zwischen „low-grade“ AIN (LGAIN) und „high-grade“ AIN (HGAIN), wobei HGAIN-Läsionen AIN2 und AIN3 zusammenfassen; LGAIN entsprechend AIN1 oder Läsionen niedrigeren Dysplasiegrades.27 Eine Gegenüberstellung der Einteilungen findet sich in Tabelle 1. Im Jahr 2012 wurde im LAST-Projekt der Begriff superficially invasive squamous cell carcinoma (SISCCA) festgehalten, wobei es sich um ein minimalinvasives Karzinom handelt, welches im Analkanal definiert wird durch (1) eine Eindringtiefe ≤ 3 mm gemessen ab der Basalmembran, (2) eine maximale horizontale Ausdehnung ≤ 7 mm bei zugleich (3) vollständiger Resektion.25 Wird eine Läsion, die diese Kriterien erfüllt, mit einem Sicherheitsabstand von 0,5 cm reseziert, ist prinzipiell keine weitere Therapie erforderlich.2 Weitere Details zur Diagnostik und Therapie (frühinvasiver) Analkarzinome sind der entsprechenden S3-Leitlinie zu entnehmen.2 Schließlich muss noch angemerkt werden, dass Condylomata acuminata (Feigwarzen) von AIN1-Läsionen zytologisch und histopathologisch abzugrenzen sind.

Hochgradige anale Dysplasien, p16-positive AIN2 und AIN3 sowie die histologischen Äquivalente HSIL oder HGAIN sind immer zu therapieren. Eine Übersicht der unterschiedlichen Therapieoptionen findet sich in Tabelle 2. Eine detaillierte Aufarbeitung und Beschreibung der einzelnen Verfahren ist der Langfassung dieser Leitlinie zu entnehmen (https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/055-007) (Empfehlung 11).

Die vorliegende Leitlinie fokussiert sich auf Menschen mit HIV. Menschen mit HIV sind statistisch gesehen am häufigsten von analen Dysplasien und Analkarzinomen betroffen. Jedoch gibt es auch einzelne Personengruppen, die trotz negativem HIV-Status ein deutlich erhöhtes Risiko für Analkarzinome aufweisen. In Deutschland und Österreich werden diese aber bisher in keinen Leitlinien abgebildet. Aus diesem Grund hat sich die Leitlinienkommission dazu entschlossen, Position zu beziehen, wie Erkenntnisse dieser Leitlinie auf Menschen ohne HIV übertragen werden können (Empfehlung 12).

Für MSM ohne HIV gibt es zwei Arbeiten,52, 53 die in der Metaanalyse von Clifford et al. Berücksichtigung fanden und dort mit einer altersabhängige Analkarzinom-Inzidenzrate von 19/100 000 PJ beschrieben werden.3 Für Frauen mit vulvären intraepithelialen Neoplasien (VIN) Grad III wurde eine Analkarzinom-Inzidenzrate von 48/100 000 PJ berechnet und für Männer und Frauen ≥ 10 Jahre nach Organtransplantation war die Inzidenz mit jeweils 25/100 000 PJ und 50/100 000 PJ ebenso deutlich erhöht.3 Ein Screening bei Menschen ohne HIV kann nur auf Basis der erhöhten Inzidenz des Analkarzinoms in gewissen Subpopulationen begründet werden. Eine Studie von 2021 hatte gezeigt, dass der spontane Regress analer Dysplasien bei MSM mit und ohne HIV ausschließlich von persistierendem HPV-16-Nachweis, nicht jedoch vom HIV-Status abhängt.54 Bei Personen ohne HIV ist der natürliche Progress/Regress analer Dysplasien weniger gut untersucht als bei Menschen mit HIV. Beispielsweise hatte die ANCHOR-Studie nur Personen mit HIV inkludiert.12 Dass die Behandlung hochgradiger analer Dysplasien das Analkarzinomrisiko auch bei Menschen ohne HIV reduziert, kann angenommen werden.

Die meisten Daten zur Behandlung hochgradiger analer Dysplasien bei Menschen ohne HIV gibt es für die Elektrokaustik. Auf Basis mechanistischer Überlegungen ist jedoch davon auszugehen, dass die Behandlungsoptionen hochgradiger analer Dysplasien von Menschen mit auf Menschen ohne HIV übertragen werden können.55 Abschließend wird angemerkt, dass die AIN-Rezidivraten bei Menschen ohne HIV niedriger sind als bei Menschen mit HIV.56, 57

Die Überarbeitung der Leitlinie wurde durch einen Forschungsaufenthalt von David Chromy unterstützt, der durch das Clinician Scientist Research Fellowship 2022 der Österreichischen Gesellschaft für Dermatologie und Venerologie ermöglicht wurde.

Die Interessenskonflikte der Autoren sind der Langfassung dieser Leitlinie zu entnehmen https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/055-007

Abstract Image

德国-奥地利S2k指南:艾滋病毒感染者肛门发育不良和肛门癌筛查
目前正在进行的工作是德国艾滋病协会(https://daignet.de/media/filer_public/2b/9f/2b9f31e5-82be-4cef-b7ab-4d9df8a504c1/2024awmf_ll_anale_dysplasien_hiv_241105.pdf)在线发布的指南的简短版本,由Osterreichische AIDS Gesellschaft (https://www.aidsgesellschaft.at/wp-content/uploads/2024/11/Leitlinie_-Anale-Dysplasien-Analkarzinom-Screening-Menschen-mit-HIV_Stand-2024.pdf)和AWMF (https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/055-007)出版。此外,本指南是一个更新,因此从20151年的预版本中保留了一些文本部分。在修订后的准则中,标题已根据现行的纳入语言准则进行了更改。流行病学数据已经更新,特别是根据对不同人群中过敏性癌症发病率的最新分析。自早期版本发表以来,已经证明治疗严重的肛门发育不良可以降低肛门癌的发病率。此外,筛选建议已完全修订。关于过敏性癌症治疗的章节被删除了;相关内容将在未来单独的Analycancer诊断、治疗和随访护理S3指南中显示。此外,还对非艾滋病毒感染者进行了肛门癌筛查。非艾滋病定义的癌症,如肛门癌,在艾滋病毒感染者中比在一般人群中更常见。约90%-100%的肛门癌是由持续感染人乳头瘤病毒(HPV)引起的。5,6对于HPV,高风险(HR)类型可以引起上皮细胞的恶性转化(特别是HPV-16和-18)和低风险(LR)类型可以引起疣。在组织病理学上,肛门癌几乎总是鳞状上皮癌。7艾滋病毒携带者的肛门HR-HPV患病率分别为33%(宫颈HR-HPV阴性)和62%(宫颈HR-HPV阳性)。男性肛门HR-HPV-Prävalenz端赖,性取向和偏离艾滋.如果gepoolten分析中的数据64的研究了29 000人增至6.9%的肛门HR-HPV-Prävalenz HIV-negativen男女同性性行为(MSW) 26,9%器具在MSW和艾滋病毒,并随后41,2%男性HIV-negativen男同性性行为(MSM)根据2021年的一项综述,携带艾滋病毒的男男性行为者的发病率最高,每10万人年(PJ)有85例肛门癌。然而,其他感染艾滋病毒的男性和30岁以上感染艾滋病毒的女性也是如此。年龄在17 - 37/10万PJ之间的发病率高于一般人群(1 - 2/10万PJ)。此外,没有艾滋病毒的男男性行为者(19/10万PJ)、宫颈、阴道或外阴发育不良程度较高的妇女(6 - 48/10万PJ)和接受免疫抑制治疗的人(3 - 13/10万PJ)在统计上也明显更容易患肛门癌。到2035年,65岁以上人群中肛门癌的发病率预计将显著增加。10细胞学评估将根据2015年修订的Bethesda分类进行,除了正常(NILM:上皮内病变或恶性肿瘤阴性)外,主要是低级别上皮内鳞状病变(LSIL:低级别鳞状细胞内病变)和高级别发育不良(HSIL:高级别发育不良):非典型鳞状细胞癌(ASC-US)、非典型鳞状细胞癌(ASC-H)、非典型鳞状细胞癌(不能排除HSIL)和侵袭性肛门癌。肛门上皮内肿瘤(AIN)的组织病理学分类根据增生异常细胞的分布分为三个层次(AIN1:影响上皮下端;AIN2:上皮下三分之二受累;AIN3:影响整个上皮细胞)(图1,建议2).24下生殖器Squamous术语(LAST)标准化项目建议在组织学评估中考虑hpv相关的变化,并建议采用类似于细胞学分类的“LSIL”和“HSIL”两级评估。25为此,AIN2病变也使用p16免疫组织化学进行评估:阴性时为LSIL,阳性时为HSIL(“p16阳性”病变应被归类为具有en - block染色的病变25)。这种二分法的缺点是,p16阳性的AIN2 HSIL的进展率低于AIN3 HSIL。 26另一种分类只区分“低级”AIN (LGAIN)和“高级”AIN (HGAIN),其中HGAIN病变包括AIN2和AIN3;LGAIN对应于AIN1或发育不良程度较低的病变。27分类的比较见表1。2012年,在“儿童superficially LAST-Projekt侵入squamous cell carcinoma (SISCCA)制定,将覆盖minimalinvasives Karzinom Analkanal里是被定义为通过(1)一个Eindringtiefe≤3毫米计算下来的Basalmembran(2)同时发挥最大横向扩展≤7毫米(3)全面Resektion.25将是一个Läsion满足这些标准的周长0.5 cm reseziert,原则上不需要进一步治疗。有关(早期)肛门癌的诊断和治疗的更多细节,请参阅相应的S3指南2。最后,需要注意的是,acuminata Condylomata(小疣)在细胞学和组织病理学上与AIN1病变区分开来。严重的肛门发育不良,p16阳性的AIN2和AIN3,以及组织学上的等价物HSIL或HGAIN,总是需要治疗。不同治疗方案的概述见表2。本指南的长版本(https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/055-007)(建议11)提供了对个别程序的详细阐述和描述。目前的指导方针侧重于艾滋病毒感染者。据统计,艾滋病毒携带者最常受肛门发育不良和肛门癌的影响。然而,也有一些人,尽管艾滋病毒状态为阴性,但患肛门癌的风险明显增加。然而,在德国和奥地利,这些都没有出现在指导方针中。因此,准则委员会决定就如何将准则的知识传播给没有艾滋病毒的人采取立场(建议12)。Clifford等人的荟萃分析中有两篇关于没有艾滋病毒的男男性行为者的论文,52,53。与年龄相关的肛门癌发病率为19/10万PJ。据计算,III级外阴上皮内肿瘤(VIN)女性的Anal癌发病率为48/ 100,000 PJ,器官移植后≥10年的男性和女性的发病率分别为25/ 100,000 PJ和50/ 100,000 PJ。对无艾滋病毒的人进行筛查只能基于某些亚人群中过敏性癌症发病率的增加。2021年的一项研究表明,有或没有艾滋病毒的男男性行为者肛门发育不良的自发恢复完全取决于持续的HPV-16检测,而不是艾滋病毒状态。与艾滋病毒携带者相比,非艾滋病毒携带者肛门发育不良的自然进展/回归没有得到很好的研究。例如,ANCHOR研究只包括艾滋病毒感染者12治疗严重的肛门发育不良可以降低非艾滋病毒携带者患肛门癌的风险。大多数关于非艾滋病毒患者严重肛门发育不良治疗的数据都是关于电刺激的。然而,基于机械上的考虑,我们可以假设,对严重肛门发育不良的治疗方案可以从艾滋病毒携带者转移到非艾滋病毒携带者。同时指出,的结语AIN-Rezidivraten人没有艾滋病毒低患者HIV.56, 57 修改准则的藉著Clinician Forschungsaufenthalt大卫Chromy,支持科学家研究团2022年奥地利社会为皮肤科和Venerologie促成.作者的利益冲突可以在本指南的长版本中找到https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/055-007
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期刊介绍: The JDDG publishes scientific papers from a wide range of disciplines, such as dermatovenereology, allergology, phlebology, dermatosurgery, dermatooncology, and dermatohistopathology. Also in JDDG: information on medical training, continuing education, a calendar of events, book reviews and society announcements. Papers can be submitted in German or English language. In the print version, all articles are published in German. In the online version, all key articles are published in English.
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