{"title":"Hyperpigmentierung des Gesichts durch pigmentierte Demodikose","authors":"Ephsona Shencoru, Annika Vogt, Kamran Ghoreschi","doi":"10.1111/ddg.15682_g","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"<p>Sehr geehrte Herausgeber,</p><p>Wir stellen einen Fall von Hyperpigmentierung durch Demodikose im Gesicht eines Jugendlichen vor. Die Demodikose ist eine Hauterkrankung, die durch die übermäßige Vermehrung von <i>Demodex</i>-Milben, hauptsächlich <i>Demodex folliculorum</i> und <i>Demodex brevis</i>, verursacht wird. Diese Ektoparasiten sind obligate Bewohner der menschlichen Haut, insbesondere in den Talgdrüsen und Haarfollikeln, können aber unter bestimmten Bedingungen wie Immunsuppression, Pityriasis folliculorum oder chronischen Hauterkrankungen wie Rosazea relevant werden.<span><sup>1</sup></span> In jüngster Zeit wurde die Demodikose auch als Ursache von Hyperpigmentierung im Gesicht beschrieben, was zu dem Begriff „pigmentierte Demodikose“ führte. Wir berichten über einen Fall von Hyperpigmentierung im Gesicht, die durch <i>Demodex</i>-Milben verursacht wurde, und über die erfolgreiche Behandlung.</p><p>Ein 16-jähriger männlicher Patient stellte sich mit fortschreitender asymptomatischer Hyperpigmentierung im Gesicht vor. Seine medizinische Vorgeschichte wies keine relevanten Befunde auf. Bisherige Behandlungen umfassten topische Retinoide (0,1% Adapalen) und Hydrochinon 5%, ohne dass es zu einer Verbesserung kam. Zwei Monate vor der Vorstellung in unserer Klinik begann der Patient mit einer oralen Behandlung mit Isotretinoin 10 mg/Tag.</p><p>Die dermatologische Untersuchung ergab dunkelbraun-graue Maculae an den Wangen, der Stirn und den Schläfen, die sich in den letzten 2 Jahren zu größeren Arealen entwickelt hatten (Abbildung 1a). Aus einem früheren Biopsat wurden ein lymphozytäres Infiltrat und Melanophagen beschrieben, was für eine postinflammatorische Hyperpigmentierung oder lichenoide Dermatitis spricht. Daher wiederholten wir die Biopsie, um die Differenzialdiagnosen besser abzugrenzen – insbesondere Lichen planus pigmentosus, Erythema dyschromicum perstans und Rosazea. Die histopathologische Untersuchung zeigte <i>Demodex</i>-Milben in erweiterten Haarfollikeln, Melanophagen und perivaskuläre lymphozytäre Infiltration (Abbildung 1b).</p><p>Unter Berücksichtigung der histopathologischen Befunde – insbesondere der Kombination aus Milben und einer Interface-Reaktion des Haarfollikelepithels – sowie des klinischen Bildes stellten wir die Diagnose einer pigmentierten Demodikose. Zusätzlich zur systemischen Retinoidbehandlung verordneten wir eine 1%ige Ivermectin-Creme zur einmal täglichen Anwendung. Bei der Verlaufskontrolle wurde bereits nach dreimonatiger Behandlung eine deutliche Verbesserung der Hyperpigmentierung und der Hautstruktur festgestellt (Abbildung 2).</p><p>Demodex-Milben sind kommensale Ektoparasiten. Nur <i>Demodex brevis</i> und <i>Demodex folliculorum</i> wurden auf menschlicher Haut identifiziert.<span><sup>2</sup></span> Die übermäßige Vermehrung von <i>Demodex</i>-Milben kann Entzündungsreaktionen auslösen und eine Rolle bei Hauterkrankungen wie Rosazea spielen. Die Behandlung umfasst in der Regel topische Anti-<i>Demodex</i>-Mittel wie Ivermectin, die darauf abzielen, die Milbenpopulationen zu reduzieren und die Symptome zu lindern. Die durch <i>Demodex</i> induzierte Hyperpigmentierung im Gesicht ist nach wie vor eine unterdiagnostizierte Ursache für Hyperpigmentierung in diesem Bereich. Feuerstein et al. veröffentlichten eine Fallserie und schlugen den Begriff „pigmentierte Demodikose“ vor.<span><sup>3</sup></span> Zur Diagnose einer Demodikose werden in der Literatur zudem weitere dermatoskopische Befunde beschrieben, darunter weiße, gelatinöse Ausstülpungen aus dem Haarfollikel (<i>Demodex</i>-Hinterleib) sowie eine läsionale perifollikuläre, retikuläre Pigmentierung.<span><sup>3</sup></span></p><p>Hyperpigmentierung im Gesicht zählt zu den fünf häufigsten dermatologischen Anliegen bei Patienten mit dunkler Haut und hat einen erheblichen negativen Einfluss auf die Lebensqualität.<span><sup>4, 5</sup></span> Häufige Differenzialdiagnosen bei Hyperpigmentierung im Gesicht sind Lichen planus pigmentosus, Melasma, postinflammatorische Hyperpigmentierung und Erythema dyschromicum perstans.</p><p>Mit diesem Fall möchten wir hervorheben, dass die Demodikose bei chronischer oder behandlungsresistenter Hyperpigmentierung im Gesicht als Differenzialdiagnose in Betracht gezogen werden sollte. Eine frühzeitige Erkennung und angemessene Therapie kann zu einer deutlichen klinischen Verbesserung führen.</p><p>Open access Veröffentlichung ermöglicht und organisiert durch Projekt DEAL.</p><p>Keiner.</p>","PeriodicalId":14758,"journal":{"name":"Journal Der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft","volume":"23 5","pages":"658-659"},"PeriodicalIF":5.5000,"publicationDate":"2025-05-19","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"https://onlinelibrary.wiley.com/doi/epdf/10.1111/ddg.15682_g","citationCount":"0","resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":null,"PeriodicalName":"Journal Der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft","FirstCategoryId":"3","ListUrlMain":"https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/ddg.15682_g","RegionNum":4,"RegionCategory":"医学","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":null,"EPubDate":"","PubModel":"","JCR":"Q1","JCRName":"DERMATOLOGY","Score":null,"Total":0}
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Abstract
Sehr geehrte Herausgeber,
Wir stellen einen Fall von Hyperpigmentierung durch Demodikose im Gesicht eines Jugendlichen vor. Die Demodikose ist eine Hauterkrankung, die durch die übermäßige Vermehrung von Demodex-Milben, hauptsächlich Demodex folliculorum und Demodex brevis, verursacht wird. Diese Ektoparasiten sind obligate Bewohner der menschlichen Haut, insbesondere in den Talgdrüsen und Haarfollikeln, können aber unter bestimmten Bedingungen wie Immunsuppression, Pityriasis folliculorum oder chronischen Hauterkrankungen wie Rosazea relevant werden.1 In jüngster Zeit wurde die Demodikose auch als Ursache von Hyperpigmentierung im Gesicht beschrieben, was zu dem Begriff „pigmentierte Demodikose“ führte. Wir berichten über einen Fall von Hyperpigmentierung im Gesicht, die durch Demodex-Milben verursacht wurde, und über die erfolgreiche Behandlung.
Ein 16-jähriger männlicher Patient stellte sich mit fortschreitender asymptomatischer Hyperpigmentierung im Gesicht vor. Seine medizinische Vorgeschichte wies keine relevanten Befunde auf. Bisherige Behandlungen umfassten topische Retinoide (0,1% Adapalen) und Hydrochinon 5%, ohne dass es zu einer Verbesserung kam. Zwei Monate vor der Vorstellung in unserer Klinik begann der Patient mit einer oralen Behandlung mit Isotretinoin 10 mg/Tag.
Die dermatologische Untersuchung ergab dunkelbraun-graue Maculae an den Wangen, der Stirn und den Schläfen, die sich in den letzten 2 Jahren zu größeren Arealen entwickelt hatten (Abbildung 1a). Aus einem früheren Biopsat wurden ein lymphozytäres Infiltrat und Melanophagen beschrieben, was für eine postinflammatorische Hyperpigmentierung oder lichenoide Dermatitis spricht. Daher wiederholten wir die Biopsie, um die Differenzialdiagnosen besser abzugrenzen – insbesondere Lichen planus pigmentosus, Erythema dyschromicum perstans und Rosazea. Die histopathologische Untersuchung zeigte Demodex-Milben in erweiterten Haarfollikeln, Melanophagen und perivaskuläre lymphozytäre Infiltration (Abbildung 1b).
Unter Berücksichtigung der histopathologischen Befunde – insbesondere der Kombination aus Milben und einer Interface-Reaktion des Haarfollikelepithels – sowie des klinischen Bildes stellten wir die Diagnose einer pigmentierten Demodikose. Zusätzlich zur systemischen Retinoidbehandlung verordneten wir eine 1%ige Ivermectin-Creme zur einmal täglichen Anwendung. Bei der Verlaufskontrolle wurde bereits nach dreimonatiger Behandlung eine deutliche Verbesserung der Hyperpigmentierung und der Hautstruktur festgestellt (Abbildung 2).
Demodex-Milben sind kommensale Ektoparasiten. Nur Demodex brevis und Demodex folliculorum wurden auf menschlicher Haut identifiziert.2 Die übermäßige Vermehrung von Demodex-Milben kann Entzündungsreaktionen auslösen und eine Rolle bei Hauterkrankungen wie Rosazea spielen. Die Behandlung umfasst in der Regel topische Anti-Demodex-Mittel wie Ivermectin, die darauf abzielen, die Milbenpopulationen zu reduzieren und die Symptome zu lindern. Die durch Demodex induzierte Hyperpigmentierung im Gesicht ist nach wie vor eine unterdiagnostizierte Ursache für Hyperpigmentierung in diesem Bereich. Feuerstein et al. veröffentlichten eine Fallserie und schlugen den Begriff „pigmentierte Demodikose“ vor.3 Zur Diagnose einer Demodikose werden in der Literatur zudem weitere dermatoskopische Befunde beschrieben, darunter weiße, gelatinöse Ausstülpungen aus dem Haarfollikel (Demodex-Hinterleib) sowie eine läsionale perifollikuläre, retikuläre Pigmentierung.3
Hyperpigmentierung im Gesicht zählt zu den fünf häufigsten dermatologischen Anliegen bei Patienten mit dunkler Haut und hat einen erheblichen negativen Einfluss auf die Lebensqualität.4, 5 Häufige Differenzialdiagnosen bei Hyperpigmentierung im Gesicht sind Lichen planus pigmentosus, Melasma, postinflammatorische Hyperpigmentierung und Erythema dyschromicum perstans.
Mit diesem Fall möchten wir hervorheben, dass die Demodikose bei chronischer oder behandlungsresistenter Hyperpigmentierung im Gesicht als Differenzialdiagnose in Betracht gezogen werden sollte. Eine frühzeitige Erkennung und angemessene Therapie kann zu einer deutlichen klinischen Verbesserung führen.
Open access Veröffentlichung ermöglicht und organisiert durch Projekt DEAL.
期刊介绍:
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Papers can be submitted in German or English language. In the print version, all articles are published in German. In the online version, all key articles are published in English.