Salim Youssef, Leonie Kijewskie, Yasmin Youssef, Thomas Engel
{"title":"Pathologisch erhöhte tibiofemorale Rotation als Hauptursache einer chronisch lateral fixierten Patellaluxation","authors":"Salim Youssef, Leonie Kijewskie, Yasmin Youssef, Thomas Engel","doi":"10.1007/s00142-024-00738-y","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"<p>Die patellofemorale Instabilität hat multifaktorielle Ursachen, bei denen die statischen, dynamischen und anatomischen Konfigurationen von Tibia und Femur eine entscheidende Rolle spielen. Zu den bisher bekannten Pathologien zählen vor allem die Trochleadysplasie, eine lateralisierte Tuberositas tibiae (TT), eine Valgusdeformität, pathologische Femur- oder Tibiatorsionen, ein erhöhter Patellatilt sowie eine Patella alta. In der aktuellen Literatur wird eine pathologische tibiofemorale Rotation zunehmend mit Patellainstabilität und rezidivierenden Patellaluxationen in Verbindung gebracht.</p><p>Es wird eine 16-jährige Patientin mit wiederkehrenden bilateralen Patellaluxationen seit dem 11. Lebensjahr vorgestellt. Klinische und radiologische Untersuchungen zeigten eine pathologische TFR von 20°, eine erhöhte TT-TG-Distanz (23 mm), eine Trochleadysplasie (Typ B) sowie erhöhte femorale und tibiale Torsion. Die chirurgische Behandlung umfasste eine femorale Rotationsosteotomie, die Medialisierung der TT sowie eine Trochleoplastik. Postoperativ zeigte die Patientin exzellente Ergebnisse mit stabiler Patellaführung, vollem Bewegungsumfang (Extension/Flexion 5/0/150) und radiologischer Konsolidierung der Osteotomien.</p><p>Die TFR ist ein Parameter, welcher im klinischen Alltag bislang kaum berücksichtigt wurde, obwohl sie entscheidend zur Entstehung und Schwere patellofemoraler Instabilitäten beiträgt und in diesem Zusammenhang sowohl Diagnostik als auch Therapie beeinflussen kann. Die TT-TG-Distanz ist ein zusammengesetztes Maß, das sowohl die tatsächliche Lateralisierung der TT als auch die TFR widerspiegelt und entsprechend interpretiert werden sollte, um eine optimale Therapie sicherzustellen. In komplexen Fällen sind bildgebende Verfahren wie Torsions-MRT und/oder CT essenziell für eine präzise Diagnosestellung. Derzeit gibt es keinen kausalen Therapieansatz für eine pathologische TFR bei patellofemoraler Instabilität, weshalb die Behandlung oft um die eigentliche Pathologie herum erfolgen muss. Verfahren wie die Trochleoplastik und Rotationsosteotomie spielen dabei eine zentrale Rolle. Weitere Forschung ist erforderlich, um gezieltere Behandlungsansätze zur besseren Adressierung einer erhöhten TFR zu entwickeln, die potenziell die Langzeitergebnisse für Patienten mit patellofemoraler Instabilität verbessern könnten.</p>","PeriodicalId":42773,"journal":{"name":"ARTHROSKOPIE","volume":"38 2","pages":"166 - 170"},"PeriodicalIF":0.1000,"publicationDate":"2025-01-21","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"https://link.springer.com/content/pdf/10.1007/s00142-024-00738-y.pdf","citationCount":"0","resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":null,"PeriodicalName":"ARTHROSKOPIE","FirstCategoryId":"1085","ListUrlMain":"https://link.springer.com/article/10.1007/s00142-024-00738-y","RegionNum":0,"RegionCategory":null,"ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":null,"EPubDate":"","PubModel":"","JCR":"Q4","JCRName":"SURGERY","Score":null,"Total":0}
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Abstract
Die patellofemorale Instabilität hat multifaktorielle Ursachen, bei denen die statischen, dynamischen und anatomischen Konfigurationen von Tibia und Femur eine entscheidende Rolle spielen. Zu den bisher bekannten Pathologien zählen vor allem die Trochleadysplasie, eine lateralisierte Tuberositas tibiae (TT), eine Valgusdeformität, pathologische Femur- oder Tibiatorsionen, ein erhöhter Patellatilt sowie eine Patella alta. In der aktuellen Literatur wird eine pathologische tibiofemorale Rotation zunehmend mit Patellainstabilität und rezidivierenden Patellaluxationen in Verbindung gebracht.
Es wird eine 16-jährige Patientin mit wiederkehrenden bilateralen Patellaluxationen seit dem 11. Lebensjahr vorgestellt. Klinische und radiologische Untersuchungen zeigten eine pathologische TFR von 20°, eine erhöhte TT-TG-Distanz (23 mm), eine Trochleadysplasie (Typ B) sowie erhöhte femorale und tibiale Torsion. Die chirurgische Behandlung umfasste eine femorale Rotationsosteotomie, die Medialisierung der TT sowie eine Trochleoplastik. Postoperativ zeigte die Patientin exzellente Ergebnisse mit stabiler Patellaführung, vollem Bewegungsumfang (Extension/Flexion 5/0/150) und radiologischer Konsolidierung der Osteotomien.
Die TFR ist ein Parameter, welcher im klinischen Alltag bislang kaum berücksichtigt wurde, obwohl sie entscheidend zur Entstehung und Schwere patellofemoraler Instabilitäten beiträgt und in diesem Zusammenhang sowohl Diagnostik als auch Therapie beeinflussen kann. Die TT-TG-Distanz ist ein zusammengesetztes Maß, das sowohl die tatsächliche Lateralisierung der TT als auch die TFR widerspiegelt und entsprechend interpretiert werden sollte, um eine optimale Therapie sicherzustellen. In komplexen Fällen sind bildgebende Verfahren wie Torsions-MRT und/oder CT essenziell für eine präzise Diagnosestellung. Derzeit gibt es keinen kausalen Therapieansatz für eine pathologische TFR bei patellofemoraler Instabilität, weshalb die Behandlung oft um die eigentliche Pathologie herum erfolgen muss. Verfahren wie die Trochleoplastik und Rotationsosteotomie spielen dabei eine zentrale Rolle. Weitere Forschung ist erforderlich, um gezieltere Behandlungsansätze zur besseren Adressierung einer erhöhten TFR zu entwickeln, die potenziell die Langzeitergebnisse für Patienten mit patellofemoraler Instabilität verbessern könnten.
期刊介绍:
Zielsetzung der Zeitschrift
Arthroskopie und Gelenkchirurgie bietet aktuelle Fortbildung für alle arthroskopisch tätigen Ärzt*innen. Sie richtet sich sowohl an niedergelassene als auch in der Klinik tätige Ärzt*innen.
In jeder Ausgabe beschreibt ein umfassendes Leitthema den aktuellen Wissensstand zu unterschiedlichen arthroskopischen Fragestellungen. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der endoskopischen Untersuchung und Chirurgie der Gelenke. Ergänzt wird das inhaltliche Spektrum durch diagnostische und therapeutische Möglichkeiten angrenzender Methoden wie beispielsweise der minimal-invasiven chirurgischen Verfahren.
Aims & Scope
‘Arthroskopie und Gelenkchirurgie’ offers up-to-date review articles and original papers for all medical doctors and scientists working in the field of arthroscopy.
The focus is on current developments regarding endoscopic examination and surgery of the joints, diagnostic and therapeutic possibilities of related methods, e.g. minimal invasive surgery.
Freely submitted original papers allow the presentation of important clinical studies and serve scientific exchange.
Comprehensive reviews on a specific topical issue provide evidenced based information on diagnostics and therapy.
Review
All articles of Arthroskopie are reviewed.
Declaration of Helsinki
All manuscripts submitted for publication presenting results from studies on probands or patients must comply with the Declaration of Helsinki.