{"title":"Zum Heilpraktiker, zum Psychologischen Psychotherapeuten oder doch lieber zum Facharzt?","authors":"Jens Pippig, Jörn Meyer, Jan P. Ehlers","doi":"10.1007/s00278-024-00740-7","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"<h3 data-test=\"abstract-sub-heading\">Hintergrund</h3><p>In Deutschland besteht neben approbierten Psychotherapeut:innen auch die Möglichkeit für Heilpraktiker:innen, im Bereich der Psychotherapie tätig zu werden. Die z. T. unscharfen Berufsbezeichnungen führen häufig zu Unklarheiten und Verwechslungsgefahr bei Patient:innen bezüglich der Qualifikation der Anbieter:innen.</p><h3 data-test=\"abstract-sub-heading\">Ziel der Arbeit</h3><p>Die Studie untersuchte, ob Patient:innen eine klare Präferenz für qualifizierte Psychotherapeut:innen gegenüber Heilpraktiker:innen haben, und ob die Bezeichnung sowie akademische Titel die Präferenz beeinflussen.</p><h3 data-test=\"abstract-sub-heading\">Material und Methoden</h3><p>Es wurde eine Online-Befragung mit 2332 Teilnehmenden durchgeführt, die Erfahrung mit oder Interesse an Psychotherapie hatten. Den Teilnehmenden wurden Praxisschilder mit unterschiedlichen Berufsbezeichnungen, akademischen Titeln und Spezialisierungen präsentiert. Mittels Conjoint-Analyse wurden die Präferenzen analysiert.</p><h3 data-test=\"abstract-sub-heading\">Ergebnisse</h3><p>Es konnte eine klare Präferenzhierarchie festgestellt werden: Approbierte Psychotherapeut:innen werden bevorzugt, gefolgt von Heilpraktiker:innen mit Psychologiestudium und schließlich Heilpraktiker:innen. Verschiedene Berufsbezeichnungen für Heilpraktiker:innen führen zu unterschiedlichen Präferenzen und werden durch Doktorgrade, Master-Abschlüsse und bestimmte Spezialisierungen aufgewertet, obwohl diese nicht zwangsläufig auf eine psychotherapeutische Qualifikation hinweisen.</p><h3 data-test=\"abstract-sub-heading\">Diskussion</h3><p>Die Ergebnisse zeigen, dass die geschickte Wahl der Berufsbezeichnung zu einer positiveren Bewertung von Heilpraktiker:innen führt. Damit steigt das Risiko einer möglichen Verwechslung des Therapieangebots mit dem von approbierten Berufsgruppen. Die Lösung liegt sowohl in klarer Bezeichnungsregulierung als auch in der Etablierung von Ausbildungsstandards für ein niederschwelliges Angebot.</p>","PeriodicalId":51806,"journal":{"name":"Psychotherapeut","volume":null,"pages":null},"PeriodicalIF":0.0000,"publicationDate":"2024-08-28","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":"0","resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":null,"PeriodicalName":"Psychotherapeut","FirstCategoryId":"102","ListUrlMain":"https://doi.org/10.1007/s00278-024-00740-7","RegionNum":4,"RegionCategory":"心理学","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":null,"EPubDate":"","PubModel":"","JCR":"Q3","JCRName":"Psychology","Score":null,"Total":0}
引用次数: 0
Abstract
Hintergrund
In Deutschland besteht neben approbierten Psychotherapeut:innen auch die Möglichkeit für Heilpraktiker:innen, im Bereich der Psychotherapie tätig zu werden. Die z. T. unscharfen Berufsbezeichnungen führen häufig zu Unklarheiten und Verwechslungsgefahr bei Patient:innen bezüglich der Qualifikation der Anbieter:innen.
Ziel der Arbeit
Die Studie untersuchte, ob Patient:innen eine klare Präferenz für qualifizierte Psychotherapeut:innen gegenüber Heilpraktiker:innen haben, und ob die Bezeichnung sowie akademische Titel die Präferenz beeinflussen.
Material und Methoden
Es wurde eine Online-Befragung mit 2332 Teilnehmenden durchgeführt, die Erfahrung mit oder Interesse an Psychotherapie hatten. Den Teilnehmenden wurden Praxisschilder mit unterschiedlichen Berufsbezeichnungen, akademischen Titeln und Spezialisierungen präsentiert. Mittels Conjoint-Analyse wurden die Präferenzen analysiert.
Ergebnisse
Es konnte eine klare Präferenzhierarchie festgestellt werden: Approbierte Psychotherapeut:innen werden bevorzugt, gefolgt von Heilpraktiker:innen mit Psychologiestudium und schließlich Heilpraktiker:innen. Verschiedene Berufsbezeichnungen für Heilpraktiker:innen führen zu unterschiedlichen Präferenzen und werden durch Doktorgrade, Master-Abschlüsse und bestimmte Spezialisierungen aufgewertet, obwohl diese nicht zwangsläufig auf eine psychotherapeutische Qualifikation hinweisen.
Diskussion
Die Ergebnisse zeigen, dass die geschickte Wahl der Berufsbezeichnung zu einer positiveren Bewertung von Heilpraktiker:innen führt. Damit steigt das Risiko einer möglichen Verwechslung des Therapieangebots mit dem von approbierten Berufsgruppen. Die Lösung liegt sowohl in klarer Bezeichnungsregulierung als auch in der Etablierung von Ausbildungsstandards für ein niederschwelliges Angebot.
期刊介绍:
Zielsetzung der Zeitschrift
Die Zeitschrift Psychotherapeut richtet sich an Ärzt*innen und Psycholog*innen in der Praxis und Klinik, die psychotherapeutische Kompetenz erworben haben oder in Weiterbildung dazu stehen. Psychotherapeut ist inhaltlich schulenunabhängig und fächerübergreifend konzipiert und strebt die Annäherung und fachliche Diskussion der diversen psychotherapeutischen Schulrichtungen an.
Praxisorientierte Übersichtsarbeiten greifen ausgewählte Themen auf und bieten der Leserschaft eine Zusammenstellung aktueller Erkenntnisse aus allen Bereichen der Psychotherapie. Neben der Vermittlung von relevantem Hintergrundwissen liegt der Schwerpunkt dabei auf konkreten Handlungsempfehlungen.
Frei eingereichte Originalien ermöglichen die Präsentation wichtiger klinischer Studien und dienen dem wissenschaftlichen Austausch.
Beiträge der Rubrik „CME: Weiterbildung – Zertifizierte Fortbildung“ bieten gesicherte Ergebnisse wissenschaftlicher Forschung und machen ärztliche Erfahrung für die tägliche Praxis nutzbar. Nach Lektüre der Beiträge können die Leser*innen ihr erworbenes Wissen überprüfen und online CME-Punkte erhalten.
Aims & Scope
The journal Psychotherapeut aims at specialists and psychologists who have acquired psychotherapeutic competence or are about to complete their education in this field. The contents of Psychotherapeut are based on a conception that is independent from individual schools and disciplines, and the journal aims to foster the convergence of and professional exchange between the different schools of psychotherapy.
Comprehensive reviews provide an overview on selected topics and offer the reader evidenced based information on diagnostics and therapy.
Freely submitted original papers allow the presentation of important clinical studies and serve the scientific exchange.
Review articles under the rubric ''Continuing Medical Education'' present verified results of scientific research and their integration into daily practice.
Review
All articles of Psychotherapeut are reviewed. Original articles undergo a peer review process.
Declaration of Helsinki
All manuscripts submitted for publication presenting results from studies on probands or patients must comply with the Declaration of Helsinki.
Indexed in Social Sciences Citation Index, EMBASE and Scopus.