{"title":"Poster","authors":"","doi":"10.1111/ddg.15547","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"<p>G.A. Hübner, S. H. Yang, A.D. Luhmann, P. Terheyden</p><p>Klinik für Dermatologie, Allergologie und Venerologie, Universität zu Lübeck</p><p>Der zuerst von Gougerot und Carteaud 1927 beschriebenen Papillomatosis confluens et reticularis (PCR) liegt u.a. eine aberrante Keratinisation zu Grunde. Klinisch zeigen sich klassischerweise braune, konfluierende, hyperkeratotische Papeln und Plaques, die randständig netzförmig konfiguriert sind und sich am häufigsten am oberen Rumpf (v.a. intermammär), am Hals, an den Axillen sowie an den Schultern und Armen manifestieren.</p><p>Die Erkrankung betrifft insbesondere junge Patienten.</p><p>Ein 14-jähriger Junge stellte sich mit symptomlosen, verruziformen, braunen, konfluierenden Papeln symmetrisch beidseits lateral am Penis, am Mons pubis sowie in den medialen Leisten und am Skrotum vor. Der Junge erhielt aufgrund einer Colitis ulcerosa seit 4 Jahren Azathioprin in wechselnder Dosierung sowie seit 2 Jahren Infliximab in 4-6 wöchentlichem Abstand. Weitere Erkrankungen (wie z.B. ein Diabetes mellitus) oder eine Adipositas bestanden nicht. Die Histologie vom Mons pubis zeigte eine Papillomatose der Epidermis mit diskreter Akanthose, Hyperorthokeratose im Stratum corneum, basale Hyperpigmentierung sowie eine minimale oberflächliche, perivaskuläre lymphohistiozytäre Begleitentzündung. In der PAS-Färbung konnten zahlreiche ovale Pilzsporen im Stratum corneum nachgewiesen werden.</p><p>Die Lokalisation der PCR im Genitalbereich ist sehr selten, es sind jedoch Fälle mit Manifestationen in der Leiste und Genitalregion beschrieben. Die ungewöhnliche Ausprägung bei unserem Patienten ist eventuell durch die langjährige Immunsuppression zu erklären. Differentialdiagnostisch ist bei der Manifestation in den Intertrigines auch eine Acanthosis nigricans zu erwägen.</p><p>Die Pathogenese der PCR ist noch ungeklärt, während man zunächst eine abnorme Reaktion auf den Hefepilz Pityrosporon ovale (P.o.) in Betracht zog, wird in den letzten Jahren eine Infektion mit Dietzia papillomatosis (grampositiver, aerober Actinomycet) als Ursache propagiert. Unterstützt wird diese These durch das gute therapeutische Ansprechen auf Antibiotika wie Minocyclin oder Azithromycin. Es wurden jedoch auch Fälle mit einer starken Besiedlung durch P.o. gefunden, wobei die pathogenetische Bedeutung unklar ist. Bei unserem Patienten fanden wir reichlich ovale Pilzsporen im Stratum corneum, welche wir als Sporen von P.o. identifizierten. Unter einer Therapie mit 1%iger Ciclopiroxalamin-Creme heilten die Läsionen innerhalb von 8 Wochen komplett ab.</p><p>L. Golle, B. Kreft</p><p>Universitätsklinik und Poliklinik für Dermatologie und Venerologie, Universitätsmedizin Halle (Saale), Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Halle (Saale), Deutschland</p><p>Wir berichten über eine 63-jährige Patientin, bei der 1990 erstmals ein Subakut kutaner Lupus erythematodes (SCLE) diagnostiziert worden war. Unter einer Systemtherapie mit Azathioprin, Chloroquin und Prednisolon konnte seinerzeit eine Beschwerdebesserung erzielt werden. Vor 6 Jahren trat eine Spontanremission ein, so dass eine Systemtherapie zuletzt nicht mehr notwendig war.</p><p>Vier Wochen vor der aktuellen Vorstellung in unserer Klinik war eine Koloskopie unter Sedierung mit Propofol erfolgt. Drei Tage später entwickelte sich ein vorwiegend stammbetontes anuläres Exanthem. Vor ca. 20 Jahren hatte sich nach einem gynäkologischen Eingriff unter Propofolgabe eine vergleichbare Hautreaktion ereignet. Sonstige Änderungen der Hausmedikation hätten nicht bestanden.</p><p>Laborchemisch sahen wir einen ANA-Titer von 1:1000 bei positiven SSA-(Ro-)Antikörpern und negativen ds-DNA-Antikörpern. Histologisch zeigte sich, gut vereinbar mit einer Kollagenose, eine vakuoläre neutrophilenhaltige superfizielle perivaskuläre und periadnexielle Dermatitis.</p><p>Zusammenfassend werteten wir den Befund als SCLE. Wir therapierten initial mit topischen Glukokortikoiden der Klasse 3 sowie konsequentem Lichtschutz und nicht-sedierenden Antihistaminika der 2. Generation. Hierunter zeigte sich der Hautbefund beginnend regredient.</p><p>SCLE tritt in bis zu 30% medikamenten-induziert auf. Pantoprazol ist als Auslöser prinzipiell beschrieben, wurde jedoch von der Patientin schon seit Jahren ohne kutane Reaktionen in der Hausmedikation eingenommen. Andere häufig beschriebene medikamentöse Trigger waren in unserem Falle nicht appliziert worden. Induktionen oder Progressionen von SLE oder SCLE sind nach Propofolgabe bislang nur in Einzelfällen beschrieben. Ein Zusammenhang mit Propofol kann im aktuellen Fall aufgrund der wiederholt berichteten zeitlichen Koinzidenz angenommen werden.</p><p>T. M. Krause, M. Fischer</p><p><i>Bundeswehrkrankenhaus Hamburg, Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie</i></p><p>Wir präsentieren den Fall eines 58-jährigen Patienten, der sich im April 2024 ambulant mit der Verdachtsdiagnose eines sekundären Lymphödems, DD Abflussstörung des Beckens nach einer TEPP-Versorgung einer Hernie rechtsseitig vor 15 Jahren vorstellte.</p><p>Der Patient berichtete, dass er seit September 2023 zunehmend einen spontan aufgetretene unscharf begrenzten, erythematös-lividen Plaque ohne Schuppung am rechten Fuß und Unterschenkel entwickelt habe. Diese Hautveränderungen präsentierten sich ohne Schmerzen oder Juckreiz. Als relevante Vorerkrankungen waren bei dem Patienten eine mittels TEPP versorgte Leistenhernie rechts vor 15 Jahren bekannt. Reiseanamnestisch wurden über 17 Aufenthalte im Subshara-Raum (überwiegend Tansania) zur Aufbauarbeit von Feuerwachen berichtet.</p><p>Diagnostisch waren bereits zwei Kontrastmittel-MRTs der rechten unteren Extremität erfolgt, diese zeigten als reaktiv gewertete inguinale Lymphknotenschwellungen ohne Anhalt auf eine Abflussstörung. Ebenfalls erfolgte eine neurologische Begutachtung, die nach apparativer Diagnostik (EMG, ENG und Muskelsonografie) keinen Verdacht für eine neurologische Genese der Beschwerden ergab. Tropenmedizinisch konnte serologisch eine lymphatische Filariose ausgeschlossen werden. Eine Duplexsonographie ergab keinen Hinweis für eine chronisch venöse Insuffizienz. Eine Vorstellung in der Chirurgie schloss eine Abflussstörung durch das implantierte Netz aus. Eine von uns aufgrund des klinischen Bildes durchgeführte Borrelien-Serologie für IgM und IgG und ein erweiterter Borrelien-Blot zeigten sich positiv, sodass Klinik und die Laboruntersuchungen für eine Acrodermatitis chronica atrophicans sprachen.</p><p>Es erfolgte eine Therapie mittels Doxycyclin 100 mg zweimal täglich über 6 Wochen, supportiv wurden Kompressionsstrümpfe getragen und zur Hautpflege Urea 10% Lotion aufgetragen, worunter es zur vollständigen Regredienz der Hautveränderungen kam.</p><p>Wir möchten mit diesem Fall auf eine seltene kutane Manifestation einer Borreliose hinweisen. Die Acordermatitis chronica atrophicans gilt es bei neu aufgetretenen Lymphödemen zu bedenken, da diese häufig mit einer erheblichen Latenz zur Infektion und ohne erinnerlichen Zeckenstich auftreten kann.</p><p>E. Waldersee, S. Fehrmann, A. Vanegas Ramírez, M. Fischer</p><p>Bundeswehrkrankenhaus Hamburg, Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie</p><p>Wir präsentieren den Fall eines 47-jährigen Mannes, der aufgrund eines akuten Schubs einer Colitis ulcerosa unter Adalimumab Therapie in unserer Klinik für Innere Medizin stationär aufgenommen war. Er wurde uns konsiliarisch aufgrund zeitgleich aufgetretener schmerzhafter Wunden prätibial vorgestellt.</p><p>Prätibial zeigten sich subkutane Knoten und münzgroße Ulcerationen mit lividem Randsaum.</p><p>Koloskopisch wurden atypische Ulcerationen beschrieben.</p><p>Eine ähnliche Befundkonstellation sei vor einem halben Jahr unter Therapie mit Adalimumab regredient gewesen.</p><p>Nach Entnahme einer Hautbiopsie konnten wir histopathologisch die Diagnose einer Panarteriitis nodosa stellen. Der histologische Befund der Darmschleimhaut zeigte eine Kryptitis ohne eine spezifische histopathologische Angabe über eine Gefäßbeteiligung.</p><p>Der Patient wurde durch die Internisten auf Infliximab umgestellt und beide Befunde verbesserten sich. In Zusammenschau der Anamnese, der Histologie und der Klinik hinterfragen wir als Dermatologen die Diagnose der Colitis ulcerosa und stellen die Diagnose einer Panarteriitis nodosa mit gastrointestinaler Manifestation.</p><p>A. Jahn, J. Hermsdorf</p><p>Laser Zentrum Hannover e.V.</p><p>Die Additive Fertigung hat sich in den letzten Jahren für die ressourceneffiziente Herstellung komplexer Bauteile und kleiner Losgrößen industriell etabliert. Aufgrund der hohen Geometriefreiheit, auch für innenliegende Strukturen, bieten sich additive Verfahren, insbesondere die Pulverbettverfahren für die Fertigung individuell angepaßter medizinischer Implantate an. Die Legierung Ti-6Al-4V wird häufig als Werkstoff für lasttragende medizinische Implantate genutzt aufgrund der hervorragenden Biokompatibilität und der hohen spezifischen Festigkeit. DerElastizitätsmodul ist jedoch viel höher als der des menschlichen Knochens, weshalb es zur Problematik des Stressshieldings und der folgenden Implantatlockerung bzw. –verlust kommen kann. Daher soll mittels additiv gefertigter Gitterstrukturen die Steifigkeit von Implantaten angepaßt werden.</p><p>Zielsetzung im Rahmen des Teilprojektes 1 der Forschergruppe FOR5250 ist die Fertigung sehr kleiner Zahnimplantate mit einem Durchmesser von ca. 6mm und innenliegenden komplexen Gitterstrukturen. Die Fertigung solcher Formen mit Einheitszellgrößen von 2 mm und kleiner, beinhaltet enorme Herausforderungen an den schichtweisen Fertigungsprozeß. Die Experimente zeigen, dass das spezifische Design von Gitterstrukturen (z.B. Wandstärken, Größe von Kavitäten) einen hohen Einfluß auf die Implantateigenschaften hat. Außerdem wird die Bauteilqualität maßgeblich von einer Vielzahl von Fertigungsparametern wie Laserleistung und Lasergeschwindigkeit beeinflußt. Daneben sind herkömmliche Fertigungsmeßsysteme zur Kontrolle solcher Qualitätseigenschaften wenige geeignet. Die Bauteilqualität, z.B. Porosität im Inneren der Struktur, Maßhaltigkeit und Oberflächengüte, beeinflussen aber maßgebend die mechanischen als auch die biologischen Eigenschaften (z.B. Durchleitfähigkeit und Zytokompatibilität). Es werden daher Strategien zur Optimierung der Fertigung (geeignete Prozessparameter) sowie Methoden zur Qualitätskontrolle mittels Computer Tomographie entwickelt und angewandt. Die aktuellen Ergebnisse zeigen, dass optimale Prozessparameter hinsichtlich Porosität und Maßhaltigkeit unterschiedlich sind und somit entweder ein gemeinsames Optimum gefunden oder ein Zielwert priorisiert werden sollte. Untersuchungen hinsichtlich Porosität haben gezeigt, dass die Größe der Kavität (z.B. 400 µm vs. 800 µm) vernachlässigbar ist bei der Ermittlung der Prozessparameter.</p><p>T. Andreeva, R. Krastev</p><p>Faculty “Life Sciences”, Reutlingen University, Alteburgstraße 150, 72762 Reutlingen, Germany</p><p>Active bacteria can attach to almost any surface. The process is dictated by numerous variables such as surface properties, environmental conditions, and type of pathogens. Biofouling is an undesirable accumulation and proliferation of microorganisms on surfaces and its prevention is a major scientific and technological challenge. An effective and long-term antimicrobial surface treatment against bacterial adhesion should: 1) prevent the adsorption of macromolecules as a primary line of defense, 2) be unfavorable for bacterial attachment, and 3) eradicate the bacteria that come in contact via physiochemical factors without the use of backtericides or antibiotics.</p><p>One strategy to reduce the extent of bacterial adhesion is to alter the surface properties as topography, surface charge, stiffness or hydrophobicity by applying different coatings. The goal of this study was to determine which surface properties play a central role in bacterial attachment and propagation, and which have a lesser effect.</p><p>To this end, we prepared eight types of polyelectrolyte multilayer (PEM) coatings and ranked them according to the degree of bacterial adhesion and propagation. All coatings were built by layer-by layer technology by alternating dip-coating of the substrates in solutions of polyacrylic acid (PAA, weak polyanion) and polyallylamine hydrochloride (PAH, weak polycation). To build coatings with the same chemical composition, yet different surface properties, we varied the deposition conditions by varying the pH and the salt concentration in the polyelectrolyte solutions.</p><p>PEMs are nanothin coatings and can be applied to the surface of any material, regardless of its chemistry and shape, and therefore to various medical devices, implants, and materials to reduce bacterial adhesion.</p><p>S. Stammkoetter, F. Walther</p><p>TU Dortmund University, Chair of Materials Test Engineering (WPT)</p><p>The aim of the DFG research group 5250 ‘Permanent and bioresorbable implants with customised functionality’ is to develop and validate an integrated solution for the production, characterisation and simulation-based design of additively manufactured implants in oral and maxillofacial surgery, taking into account the physiological conditions of the individual bone situation. Additive manufacturing using the PBF-LB/M process makes it possible to produce delicate TPMS (triply periodic minimal surface) lattice structures that reduce the stiffness of the implant and thus minimise stress shielding. In order to ensure a safe design of the patient-specific implant, the structure-property relationship must be understood. The specifications are based on DIN EN ISO 5832-3 for materials in medical technology with regard to microstructure and mechanical properties. The effects of the manufacturing parameters can be characterised using µ-computed tomography so that an optimised setting of the geometric fidelity and defect distribution within the structure can be ensured. As part of quasi-static investigations, material-specific characteristic values are generated by applying coupled measurement methods. This allows the local damage behaviour within the structure to be observed and subsequently correlated so that the manufacturing-related influence and failure mechanisms can be integrated into the design of patient-specific implants.</p><p>O. Akbas, M. Stiesch, A. Greuling</p><p>Medizinische Hochschule Hannover</p><p>In dentistry, implant failures still occur due to biomechanical and/or biological complications. This study aims to use additive manufacturing process to create patient-specific 3D-printed implants. These implants are expected to have a favourable biomechanical load and thus improve their long-term prognosis.</p><p>A computational model for a finite element simulation was created using CT data and modified to account for the stresses in the peri-implant bone by locally adjusting the stiffness. In addition, 3D-printed surfaces are modified by sandblasting and acid etching to achieve better biological compatibility.</p><p>Results show that local adjustments of the stiffness lead to a more favourable biomechanical load in the peri-implant bone. The sandblasting and acid etching processes of the 3D printed surfaces are so modified that the topography and surface properties are similar to those of commercially available sandblasted and etched implants.</p><p>Results show, that 3D-printed implants offer a promising approach to creating implants with an improved long-term prognosis. In the future, implants with real geometry will be 3D printed that are structurally optimised and surface functionalised. These will be subjected to further mechanical and biological investigations, such as fatigue testing using a chewing simulator or biologically using a 3D co-culture system, to validate their effectiveness.</p><p>F. Gamon<sup>1</sup>, S. Fuest<sup>2</sup>, T. Fischer<sup>2</sup>, M. Gosau<sup>1</sup>, R. Smeets<sup>1,2</sup></p><p><sup>1</sup>Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf</p><p><sup>2</sup>Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, Abteilung für regenerative orofaziale Medizin, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf</p><p>Die Verwendung von Implantaten und Osteosynthesematerialien aus Titan und seinen Legierungen gilt seit Jahren als Goldstandard. Komplikationen wie Entzündung des Implantats und ein hierdurch resultierendes vorzeitiges Versagen stellen dabei eine große Herausforderung dar. Die Biokompatibilität ist hierbei ein Schlüsselfaktor, um eine ausreichende Stabilität an der Grenzfläche zwischen Implantat und Gewebe zu gewährleisten. In diesem Zusammenhang ist die Oberflächenmorphologie von entscheidender Bedeutung für eine ausreichende Osseointegration. Die Erforschung und Entwicklung neuartiger Implantatoberflächen mit unterschiedlichen Rauheitsprofilen unter Verwendung kombinierter Makro-, Mikro- und Nanostrukturen und gezielter Beschichtungen nimmt in der aktuellen wissenschaftlichen Forschungslandschaft eine herausragende Stellung ein. Solche Innovationen zur Optimierung der Zellanhaftung und somit zur konsekutiven Förderung osseointegrativer Prozesse könnten die Implantologie nachhaltig beeinflussen. Die ständige Weiterentwicklung der additiven Fertigungsverfahren ermöglicht es uns, patientenspezifische Implantate (PSI) mit präziser Oberflächenmodifikation und individualisierten Materialeigenschaften herzustellen. Neben unterschiedlichen Rauheitsprofilen haben wir zudem die Möglichkeit, ultradünne (<100 nm) Polyektrolyt-Multilayer sog. PEM-Beschichtungen zu verwenden, um die Zelladhäsion, -differenzierung, -proliferation und -migration zu beeinflussen, die Knochenbildung und Osseointegration zu fördern und endogene Entzündungsreaktionen zu verringern. In diesem Experiment wurde die Zytokompatibilität mit primären humanen dentalen pulpa Stammzellen (hDPC´s) untersucht. Die Kultivierung und Differenzierung von hDPC´s gilt als Modell für adulte Stammzellen mit dem Potenzial zur Knochenregeneration. Darüber hinaus zeichnen sich hDPC´s durch ihre Multilinien-Differenzierbarkeit (osteogen, chondrogen und adipogen) aus. Zur Bestimmung der Zytokompatibilität wurden Probekörper in 3 Rauhigkeiten (12 µm, 15 µm, 18 µm) hergestellt. Von jeder Rauheit wurde die Hälfte der Probekörper mit PEM beschichtet. Anschließend wurden die hDPC´s auf den Prüfkörpern ausgesät und anschließend einem Live-Dead-Staining assay unterzogen und anschließend Fluoreszenzmikrofotografien angefertigt. Zur Bestimmung der osteogenen Differenzierung von hDPC auf den Biomaterialien wurden außerdem fluoreszenzmikroskopische Mineralisierungsassays durchgeführt.</p><p>H. I. Kök, P. Junker</p><p>Leibniz University, Institute of Continuum Mechanics, Hannover, Germany</p><p>This paper introduces an innovative and efficient methodology for improving the longevity and performance of dental implants while minimizing stress-shielding. By modifying the internal structure of the implant, two distinct strategies—topology optimization and TPMS lattices—are employed to enhance implant design. These strategies are analyzed using an ANSYS model with material parameters from mechanical tests of additively manufactured Ti-6Al-4V. Topology optimized structures show reduction in stress shielding compared to standard solid implants. The functionality of these designs in relation to surrounding bone tissue is evaluated using a mechanostat model. Additionally, the paper presents a novel and efficient methodology for modeling fatigue induced by damage and plasticity, focusing on speed and robustness. Traditional cycle-bycycle simulations are inefficient for high-cycle fatigue due to excessive processing time. To overcome this, the proposed approach simulates the amplitude of the displacement load, bypassing the need for cycle-by-cycle analysis. This method allows for the simulation of force reactions over time within a changing time space, enabling the simple extraction of hysteresis loops and S-N curves during postprocessing without loss of accuracy. The longterm stability of the implants is further investigated using a high-cycle fatigue material model, revealing no fatigue in the selected topology optimized structures.</p><p>S. Stammkoetter, F. Walther</p><p>TU Dortmund University, Chair of Materials Test Engineering (WPT)</p><p>The main goal of the DFG Research Unit 5250 is the development and validation of an integrated solution for the manufacturing, characterization, and simulation-based design of customized implants processed by 3D metal printing using laser powder bed fusion (PBF-LB/M). Within the first funding period, the focus is on permanent implants of Ti-6Al-4V for dental application. Hereby, the volume and interface properties will be improved by cellular structures (structural engineering) and polymer-based multilayer coatings (tissue engineering). Cellular structures are used to minimize stress-shielding based on novel triply periodic minimal surface (TPMS) concepts as well as topology optimization. To understand the structural integrity of cellular structures, the influence of cellular geometry, surface roughness, porosity and defects will be investigated using quasi-static tensile and compression tests as well as fatigue tests. The material and structural properties will be used for validation of simulation-based design of implants. The current results show a high process-induced surface roughness and porosity in the cellular structures and the need for further process parameter optimization. Moreover, the biocompatibility of different surface structures of Ti-6Al-4V were investigated. As-built, polished as well as etched and polyelectrolyte-multilayer (PEM) coated materials were compared and benchmarked to understand the interaction between surface properties and the bio compatibility. The cell evolution at as-built surfaces shows no growth on unmelted powder particles at the surface, that means cell growth is isolated to the melted surface between the unmelted powder particles. This reduces the active surface ratio for tissue integration and therefore the bio compatibility is significantly decreased compared to polished or etched surfaces. PEM coatings on as-built surfaces can stimulate the cell growth but must be further adapted to reach comparable or higher biocompatibility than polished and etched surfaces. In a next step, the complex TPMS cellular structures with adapted stiffness will be characterized in terms of mechanical performance and the load-displacement behavior will be compared with simulation-based results (in silico) using the current material properties of quasi-static and cyclic stress-strain curve for the material models.</p><p>A. Kraaz<sup>1</sup>, W. K. Peitsch<sup>1</sup>, K. Diehl<sup>2</sup>, D. Akbarzadeh<sup>3</sup>, C. Kromer<sup>3</sup>, J. Weilandt<sup>1</sup></p><p><sup>1</sup>Klinik für Dermatologie und Phlebologie, Vivantes Klinikum im Friedrichshain, Berlin</p><p><sup>2</sup>Institut für Medizininformatik, Biometrie und Epidemiologie, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Erlangen</p><p><sup>3</sup>Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie, Universitätsmedizin Göttingen</p><p>Die adjuvante Therapie des malignen Melanoms wurde durch die Einführung von Immuncheckpoint-Inhibitoren und zielgerichteten Therapien revolutioniert. In den Stadien IIB und IIC lässt sich das Rezidivrisiko mithilfe von PD-1-Inhibitoren um ca. 40-60% reduzieren, allerdings zu einem Preis von 10-17% schweren, manchmal irreversiblen Nebenwirkungen. Bei der Entscheidung für oder gegen eine adjuvante Therapie und bei der Auswahl bestimmter Medikamente spielen Patienten- und Krankheitscharakteristika wie Alter, Tumorstadium und Begleiterkrankungen, aber auch individuelle Präferenzen von Patienten und Ärzten eine entscheidene Rolle.</p><p>Ziel unserer Industrie-unabhängig durchgeführten Online-Befragung, die sich an Ärzte mit mindestens einem Jahr Erfahrung in Dermatoonkologie richtet, ist die Ermittlung der Präferenzen von Ärzten für die Eigenschaften (Attribute) adjuvanter Melanomtherapien im Stadium IIB/C mithilfe eines Discrete Choice Experiments (DCE). Hierzu wurden die im Stadium IIB/C zugelassenen oder derzeit in klinischen Studien untersuchten Wirkstoffe in Attribute und Attribut-Level aufgeschlüsselt, die die Effektivität, Sicherheit und Applikationsweise realitätsnah abbilden. Den Teilnehmern werden wiederholt zwei Therapieszenarien und ein „Opt out“-Szenario präsentiert, aus denen jeweils die bevorzugte Option gewählt werden soll. Anhand der Ergebnisse werden die relative Bedeutung der einzelnen Attribute und die Teilnutzenwerte der Attribut-Level aus der Sicht der teilnehmenden Ärzte errechnet. Die DCE werden für zwei Patientenprofile – einen jüngeren Patienten ohne schwere Vorerkrankungen im Stadium IIB und einen älteren, stärker vorerkrankten Patienten im Stadium IIC – präsentiert. Primäres Ziel ist die Erhebung der Präferenzen für die Eigenschaften moderner adjuvanter Therapien in der gesamten Kohorte. Sekundäre Studienziele sind die Bestimmung des Einflusses von soziodemographischen Charakteristika, Berufserfahrung und Erfahrung mit der Behandlung von Melanompatienten auf die Präferenzen.</p><p>Die mithilfe von DCE identifizierten ärztlichen Präferenzen sollen mit den Präferenzen von Melanompatienten im Stadium IIB/C verglichen werden, die in einem weiteren Teilprojekt mit derselben Methodik untersucht wurden. Die Studie soll so einen Beitrag zur Verbesserung der gemeinsamen therapeutischen Entscheidungsfindung bei dem zunehmend komplexen Angebot an Optionen im Stadium IIB/C liefern.</p><p>L. Voige, A. Vanegas Ramírez, M. Fischer</p><p>Bundeswehrkrankenhaus Hamburg</p><p>Wir präsentieren den Fall eines 38-jährigen Patienten, welchen wir im März 2024 konsiliarisch auf der Station der Neurochirurgie des Bundeswehrkrankenhaus Hamburg bei seit einem Jahr bestehenden, samtartig-makulösen, teils hyperkeratotischen Hyperpigmentierungen im Bereich des Nackens, des Gesichts, den Axillae, der Leisten, der Genito-Anal-Region und der Innenseiten der Oberschenkel beidseits sahen. Die Hautveränderungen waren von mittelstarkem Pruritus (6/10 NRS) begleitet. Zudem fiel plantar beidseits eine Vergröberung der Hautfurchen sowie eine ausgeprägte Hyperkeratose im Sinne eines Keratoma palmoplantare acquisitum mit beginnenden Tripe Palms auf, welche der Patient erstmalig vor einem Jahr bemerkt habe. Der Patient wurde im März 2023 mit einem Adenokarzinom des Colon ascendens diagnostiziert. Ein Jahr später wurde bei einer Nachsorgeuntersuchung eine Stauungspapille beidseits bei intrakranieller Hypertension sowie eine Meningeosis carcinomatosa festgestellt. Behandelt wird das metastasierte Adenokarzinom mittels Cetuximab und Encorafenib.</p><p>Die maligne Variante der Acanthosis nigricans tritt häufig zeitgleich mit Adenokarzinomen, vor allem des Gastrointrestinaltraktes, auf. Ausschlaggebend für eine ANM ist, wie anhand unseres Patienten zu erkennen, das Auftreten von Pruritus, einem Keratoma palmoplantare acquisitum und Tripe Palms. Weitere Indikatoren für die ANM sind dicht aggregierte Papeln der Mundschleimhaut und sowie ein parallel auftretendes Leser-Trélat-Syndrom. Die Hautveränderungen des Patienten verbesserten sich nach Einleitung der onkologischen systemischen Therapie zeitweise, nahmen jedoch im Frühjahr 2024 wieder zu, korrelierend mit der neudiagnostizierten Meningeosis carcinomatosa als seltene Manifestation der Fernmetastasierung bei soliden Tumoren.</p><p>Insgesamt ist die ANM ein wichtiger klinischer Marker für interne Malignitäten. Ihre Präsenz kann zu einer frühzeitigen Diagnose und Überwachung von Tumorerkrankungen beitragen. Die Erkennung kutaner Paraneoplasien wie der ANM fördert außerdem die interdisziplinäre Zusammenarbeit und das Bewusstsein für die klinische Bedeutung von Hautveränderungen. Kutane Paraneoplasien erleichtern die nötige engmaschige Überwachung bei aktiven Tumorgeschehen und geben, wie im Falle unseres Patienten, Hinweise auf Therapieerfolg bzw. Tumor-Rekurrenz. Somit spielen kutane Paraneoplasien eine wesentliche Rolle bei der Früherkennung und Überwachung von Krebserkrankungen, was zu einem proaktiveren Gesundheitsmanagement und einer verbesserten Patientensicherheit führt.</p><p>S. Henkel, C. Edler, M. Fischer</p><p>Bundeswehrkrankenhaus Hamburg, Klinik III – Dermatologie, Venerologie und Allergologie</p><p>Wir berichten über einen 46-jährigen Patienten, der sich in der Sprechstunde mit livid-bläulichen, disseminierten sowie kopfsteinpflasterartigen Gefäßkonvoluten an der Haut ohne Befall der Schleimhäute vorstellt. Der Patient beschrieb diese als druckschmerzhaft und mit einem unangenehm störenden Pulsationsgefühl insbesondere bei sportlichen Aktivitäten einhergehend. In der Familie haben zudem die Schwester und der Sohn des Patienten ähnliche Hauterscheinungen, jedoch an anderen Lokalisationen. Es erfolgte bei differentialdiagnostischem V.a. ein Blue-Rubber-Bleb-Naevus-Syndrom die weitere Abklärung einer gastrointestinalen- bzw. Organbeteiligung, wobei sich in der Abdomen-Sonografie ein isoliertes, 6mm durchmessendes Hämangiom zeigte. Im Rahmen der humangenetischen Abklärung konnte das gefährlichere Blue-Rubber-Bleb-Syndrom ausgeschlossen werden, jedoch stellte sich hierbei im Blut sowie Gewebe des Patienten eine heterozygote c.157_161del-Mutation im Glomulin-Gen heraus, welche ursächlich für das Erkrankungsbild der glomuvenösen Malformation des Patienten und seiner blutsverwandten Angehörigen ist. Es handelt sich hierbei um eine, gemäß Klassifikation der International Society for the Study of Vascular Anomalies (ISSVA) von 2018, Untergruppe von venösen Malformationen, welche ca. 5% aller Fälle ausmachen und einem autosomal-dominanten Erbgang unterliegen. Weltweit sind in der Literatur nur etwa 200 Fälle oder Familien mit dieser Erkrankung beschrieben worden.</p><p>Der vorliegende Fall präsentiert das Therapieansprechen des Patienten, wobei neben der chirurgischen Exzision die Injektion von 0,5%-igem Aethoxysklerol und die Anwendung eines 940 nm-Diodenlasers sowie die sequenzielle Kombination der beiden zuletzt genannten Verfahren erfolgten. Hierbei zeigte sich das beste kosmetische Ergebnis bei zudem stärkster Reduzierung der als unangenehm und schmerzhaft empfundenen Symptomatik in der sequenziellen Therapie mit Injektionen von 0,5%-igem Aethoxysklerol und anschließender Behandlung mittels 940nm-Diodenlaser.</p><p>C. Rolff, S. Fehrmann, M. Fischer</p><p>Bundeswehrkrankenhaus Hamburg, Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie, Hamburg</p><p>Wir berichten über den Fall eines 40-jährigen Mannes, welcher sich im Januar 2024 kosiliarisch aus einem Kooperationskrankenhaus ohne dermatologische Station in unserer Notaufnahme mit dermatologischer Rufbereitschaft vorstellte. Der mit einer Leberzirrhose CHILD D vorerkrankte Patient wurde aufgrund einer beginnenden ambulant erworbenen Pneumonie (CAP) auf der internistischen Station behandelt. Am Tag vor der Vorstellung in unserer Notaufnahme wurde erstmals eine Antibiose mit Ampicillin/Sulbactam intravenös verbreicht. Innerhalb von wenigen Stunden sei es zu einer beginnenden „Hautablösung“ des Rumpfes und der Extremitäten gekommen. Bei Verdacht auf eine schwere Arzneimittelreaktion erfolgte die Vorstellung in unserer dermatologischen Notfallsprechstunde. Nach entsprechender Diagnostik (klinische Untersuchung, Probebiopsie, direkte Immunfluoreszenz, indirekte Immunfluoreszenz) und vor Erhalt der Ergebnisse erfolgte bei einer betroffenen Körperoberfläche von > 35% und der klinischen Verdachtsdiagnose eines Stevens-Johnson-Syndrom (SJS) / toxische epidermale Nekrolyse (TEN) DD Staphylococcal scalded skin syndrome (SSSS) die Verlegung in ein weiteres Kooperationskrankenhaus mit Brandverletztenintensivstation zur Weiterbehandlung. Nach Rücksprache mit dem Dokumentationszentrum schwerer Hautreaktionen in Freiburg (Prof. Mockenhaupt) und Erhalt der histologischen Ergebnisse, konnte die Differentialdiagnose eines SSSS bestätigt werden.</p><p>Mit einer Inzidenz von 0,09 – 0,13 Fällen pro 1.000.000 Einwohner/Jahr ist das SSSS eine eher seltene Erkrankung. Es wird durch eine hämatogene Aussaat der exfoliativen Staphylococcus-aureus-Toxine A und B hervorgerufen. Die Toxine verursachen eine Spaltung von Desmoglein 1, dessen Verlust zur Ausbildung großer, rasch rupturierender Blasen und Erosionen führt. Die Schleimhäute sind typischerweise nicht beteiligt. Die Letalität bei Erwachsenen beträgt zwischen 40% und 63%.</p><p>Unser Fall demonstriert die Wichtigkeit einer guten kollegialen Zusammenarbeit zwischen mehreren Krankenhäusern und Abteilungen zur Diagnosesicherung und Therapieeinleitung von seltenen, schwerwiegenden und akut lebensbedrohlich verlaufenden dermatologischen Erkrankungen.</p><p>C. Rolff, S. Fehrmann, M. Fischer</p><p>Bundeswehrkrankenhaus Hamburg, Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie, Hamburg</p><p>Wir präsentieren den Fall einer 58-jährigen Frau, welche im November 2023 konsiliarisch durch die Kollegen der Inneren Medizin mit der Verdachtsdiagnose einer allergischen Reaktion auf Kamillenblütentee bei neu aufgetretener Lippenschwellung vorgestellt wurde.</p><p>Die Patientin wurde drei Tage zuvor aufgrund einer ambulant erworbenen Pneumonie (CAP) durch die Kollegen zur weiteren Diagnostik und intravenösen antibiotischen Therapie stationär aufgenommen. Seit drei Tagen sei es zu progredienten Hautveränderungen mit Betonung der unteren Extremität gekommen. Am Vorstellungstags seien nun auch Erosionen der Mundschleimhaut und Lippenschwellungen hinzugekommen. Fünf Tage vor Beginn der Hautveränderungen habe die Patientin bei Halsschmerzen in der Häuslichkeit mit Kamillenblütentee eine Inhalation durchgeführt. Darüber hinaus seien vor der stationären Aufnahme keine neuen Medikamente eingenommen wurden.</p><p>Wir sahen eine Patientin mit ausgeprägter Lippenschwellung, ausgeprägten Schleimhauterosionen der Mund- und Genitalschleimhaut, Konjunktivitis sowie großfleckigem makulo-papulösem Exanthem mit wenigen, dezent angedeuteten Kokarden im Bereich der Extremitäten. Es zeigte sich ca. 20% der Körperoberfläche betroffen. In der erweiterten Anamnese berichtete die Patientin, seit 2 Wochen an einem Infekt der oberen Atemwege zu leiden. Bis auf die berichtete Kamillenblütentee-Inhalation sei keine Therapie erfolgt. Bei klinischem Verdacht auf ein parainfektiöses Erythema exsudativum multiforme major (EEMM) mit ausgeprägter Schleimhautbeteiligung und der Differentialdiagnose eines Arzneimittel-induziertem Stevens-Johnsons-Syndroms (SJS) bzw. Übergang zu einer toxischen epidermalen Nekrolyse (TEN), erfolgte nach entsprechender Diagnostik (klinische Untersuchung, Probebiopsie, direkte Immunfluoreszenz, indirekte Immunfluoreszenz) die Verlegung auf die Brandverletztenintensivstation einer Kooperationsklinik.</p><p>Der unvoreingenommene dermatologische Blick führte in diesem Fall weg von einer vermuteten Kontaktallergie gegenüber Kamillenblütentee hin zu möglichen schwerwiegenden Differentialdiagnosen (SJS, TEN), die eine zügige Intervention bedürfen. Im weiteren Verlauf konnte Mycoplasma pneumoniae im Sputum nachgewiesen werden, sodass in Zusammenschau der Befunde ein Mycoplasma Pneumoniae-Induced Rash and Mucositis (MIRM) zu diagnostizieren ist.</p><p>J. Wohlrab, A. Stennett, A. Eichner</p><p>Universitätsklinik und Poliklinik für Dermatologie und Venerologie, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Halle (Saale)</p><p>Im Rahmen der pandemischen Hygienemaßnahmen wurde das Tragen eines Medizinischen-Mund-Nasen-Schutzes (MMNS) und folgend von filtering face pieces (FFP2)-Masken zu einer der basalen, Präventivmaßnahmen breit propagiert und umgesetzt. Es steht außer Frage, dass durch die dichte Abschließung der Mund-Nasen-Region eine wirksame und effektive Prävention bezüglich einer SARs-CoV2-Infektion erzielt wird. Aus dermatologischer Sicht kommt es durch die Okklusionsphänomene zu einem starken Milieuwandel, der mit einem Temperaturanstieg, einer Hyperhydratisierung der Hornschicht und einem pH-Anstieg einhergeht. Die sekundären Folgen des Milieuwechsels sind bisher nicht untersucht, aber es wird vermutet, dass es durch einen Diversitäts-Switch der kutanen Mikrobiota zur Dekompensation der mikrobiologischen Barriere und folgend zu entzündlichen Phänomenen kommen kann, die als Maskendermatitis bezeichnet werden. Aus der Literatur geht hervor, dass die Prävalenz einer Maskendermatitis direkt mit der täglichen Tragezeit korreliert (2 Stunden = 49,5%, 4 Stunden = 58,6% und 10 Stunden = 62,5%), so dass ein unmittelbarer Zusammenhang mit den okklusiven Phänomenen und dem klinischen Phänotyp als gut begründet und sehr wahrscheinlich angenommen wird. Bisherige Strategien und Empfehlungen der Fachgesellschaften zur Prophylaxe der Maskendermatitis zielen im Wesentlichen auf die Rekonstitution der physikochemischen Barriere ab. Hierzu gibt es aber aktuell eine nur wenige Evidenz. Deshalb der Einfluss von FFP2-Masken auf Parameter der physikochemischen Barriere (TEWL, Corneometrie, Hautoberflächen-pH) und des kutanen Mikrobioms (Kulturmethoden, 16s-rRNA-Sequenzierung) gezielt untersucht. Darüber hinaus wurde eine präventive Strategie erarbeitet und ein spezielles, präventives kosmetisches Mittel entwickelt und validiert.</p><p>Die Daten einer Zwischenauswertung des Projektes legen nahe, dass die Entwicklung einer entzündlichen Gesichtsdermatose unter Tragen einer FFP2-Maske (Maskendermatitis) durch ein kombiniertes Geschehen aus I. Hyperhydratisierung des Stratum corneums durch Okklusion, II. Anstieg des Hautoberflächen pH-Werts (Störung des Säureschutzmantels) und einer daraus resultierenden III. Abnahme der Diversität der kutanen Mikrobiota verursacht wird. Der präventive Einsatz einer Barriere-protektiven Creme mit einem speziellen Puffersystem hat unmittelbaren Einfluss auf die Diversität der kutanen Mikrobiota. Klinische Studien müssen zeigen, ob das erarbeitete Präventionskonzept die Prävalenz der Maskendermatitis beim Langzeiteinsatz einer FFP2-Maske relevant senkt.</p><p>A. Narwutsch<sup>1</sup>, J. Wohlrab<sup>1</sup>, A.-D. Sperfeld<sup>2,3</sup>, C. Sunderkötter<sup>1</sup></p><p><sup>1</sup>Universitätsklinik für Dermatologie und Venerologie</p><p><sup>2</sup>Universitätklinik für Neurologie, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Halle (Saale)</p><p><sup>3</sup>Sächsisches Krankenhaus Altscherbitz Fachkrankenhaus für Psychiatrie und Neurologie</p><p>Das Sneddon Syndrom (Livedo racemosa generalisata) wird als eine okkludierende Vaskulopathie verstanden, die an der Haut durch eine generalisierte Livedo racemosa und im zentralen Nervensystem durch transitorische ischämische Attacken, Schlaganfälle und kognitive oder motorische Defizite klinisch evident wird. Zur Therapie dieser seltenen Erkrankung werden Thrombozytenaggregationshemmer oder Antikoagulanzien empfohlen. Aufgrund der begrenzten therapeutischen Wirksamkeit und der sich daraus ergebenden schwerwiegenden Komplikationen schlagen wir eine erweiterte Kombinationstherapie mit zusätzlichen Alprostadil-Infusionszyklen zur Verbesserung der Hämorheologie sowie den Einsatz von Captopril zur Hemmung der subendothelialen Myozytenproliferation vor und berichten über erste Langzeitergebnisse bei einer eigenen Kohorte.</p><p>Alle Patienten mit einem primären Sneddon Syndrom, die im Zeitraum von 1995 bis 2020 in unserer Klinik mit einer Kombinationstherapie behandelt wurden, bezogen wir in eine systematische, retrospektive Analyse ein. Die Auswertung des therapeutischen Outcomes erfolgte mittels deskriptiver Statistik im Vergleich zu historischen Kontrollen, die eine Monotherapie erhalten hatten. Zudem haben wir die Ereignisrate von Komplikationen bei Unterbrechung der Kombinationstherapie analysiert.</p><p>Der Beobachtungszeitraum der Kohorte mit Kombinationstherapie betrug 99,7 Patientenjahre. Vor Therapiebeginn waren 2,1 ischämische Ereignisse je Patient:in aufgetreten. Unter der Kombinationstherapie ereignete sich keine transitorische ischämische Attacke und die Schlaganfallrate sank auf 0,02 pro Patientenjahr. Im Vergleich dazu lagen bei den historischen Kontrollen die Raten von transitorischen ischämischen Attacken und Schlaganfällen zwischen 0,08 und 0,035 pro Patientenjahr. Nach Unterbrechung der Alprostadil-Therapie traten bei 3 Patientinnen 8 Ereignisse, darunter 6 Schlaganfälle, auf. Die Kombinationstherapie reduziert langfristig die Inzidenz von transitorischen ischämischen Attacken und Schlaganfällen bei Patienten mit primärem Sneddon Syndrom.</p><p>K. Papadopoulou, L. Sterner-Kock</p><p>Eduard Arning Klinik für Dermatologie und Allergologie, Asklepios Klinik St Georg, Hamburg</p><p>Wir berichten über einen 30-jährigen Patienten, der sich mit ausgeprägtem Juckreiz und flächigen Rötungen am Stamm notfallmäßig vorstellte. Bei mehrfacher explizierter Nachfrage bzgl. Nahrungsaufnahme im weiteren Verlauf gab der Patient an zwei bis drei Tage vor Auftreten der Hautveränderungen Shiitake Pilze gegessen zu haben. Klinisch zeigten sich multiple peitschenartig Urtikae und Makulae.</p><p>Es erfolgte eine Therapie mit Prednisolon, sowie einem Antihistaminikum.</p><p>J.K. Tietze<sup>1</sup>, M.I.C. Krönert<sup>1</sup>, S. Schwarzenböck<sup>2</sup>, M. Heuschkel<sup>2</sup>, J. Kurth<sup>2</sup>, B.J. Krause<sup>2</sup>, S. Emmert<sup>1</sup></p><p><sup>1</sup>Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Venerologie Universitätsmedizin Rostock</p><p><sup>2</sup>Klinik und Poliklinik für Nuklearmedizin Universitätsmedizin Rostock</p><p>Nicht-melanozytärer Hautkrebs (NMSC) ist die häufigste bösartige Erkrankung des Menschen. Die Operation ist meist die Therapie der Wahl, aber Patienten leiden während des Eingriffs häufig unter Schmerzen. Die Angst davor kann Patienten zum Aufschieben oder sogar Absagen der notwendigen Operation veranlassen. Die topische Hautkrebsbehandlung mit Rhenium-188-Paste (RSCT) ist eine wirksame therapeutische Alternative, bei der keine Betäubung notwendig ist.</p><p>In dieser monozentrischen Pilotstudie wurden 19 Patienten, die an NMSC litten, mit RSCT behandelt. Die meisten dieser Patienten hatten zusätzlich eine Operation erhalten, entweder, weil sie in der Nachsorge ein neues NMSC entwickelten oder weil sie zuvor an NMSC gelitten hatten. Drei mit RSCT behandelte Patienten, die bisher noch nicht operiert worden waren, wurden mit drei vergleichbaren Patienten gruppiert, die bereits operiert worden waren, aber nie mit RSCT therapiert worden waren. Die Patienten wurden gebeten, die Erfahrungen mit beiden Behandlungen zu bewerten und zu vergleichen. Mit einem Fragebogen wurden die Wahrnehmungen der Patienten in Bezug auf Nebenwirkungen, ästhetische Ergebnisse, Wundversorgung, Angst vor Komplikationen und persönliche Behandlungspräferenzen erfasst. Die Patienten bewerteten die verschiedenen Parameter ihrer entweder mit RSCT oder chirurgisch behandelten Läsionen auf einer Skala von 0-10.</p><p>Die Patienten hatten vor der Operation signifikant mehr Angst vor Komplikationen als vor der RSCT (p = 0,04). Die RSCT-Behandlung verursachte signifikant weniger Schmerzen am Behandlungstag (Mittelwert 0,56) als die Operation (Mittelwert 2,32) (0 keine Schmerzen, 10 maximale Schmerzen) (p = 0,02) und 14 Tage nach dem Eingriff (Mittelwert 0,89 gegenüber Mittelwert 2,47) (p = 0,02). Am 14. Tag juckten die mit RSCT behandelten Läsionen auch deutlich weniger (Mittelwert 0,34) als nach der Operation (Mittelwert 1,50). Die meisten Patienten waren mit dem ästhetischen Ergebnis sowohl nach RSCT (Mittelwert 8,42) als auch nach der Operation (Mittelwert 8,31) sehr zufrieden (p = 0,89). Im Falle eines neuen NMSC würde die Mehrheit der Patienten, die beide Behandlungen erfahren haben, lieber primär mit RSCT behandelt werden (44%) oder beide Optionen in Betracht ziehen (31%); nur 19% bevorzugten die Operation.</p><p>Die Patienten bewerteten RSCT als weniger schmerzhaft als die Operation. Die ästhetischen Ergebnisse der beiden Behandlungen waren vergleichbar. Für schmerzempfindliche Patienten könnte die RSCT eine bevorzugte Behandlungsoption sein.</p><p>S. Strüning, N. Heaven</p><p>Eduard Arning Klinik für Dermatologie und Allergologie, Asklepios Klinik St Georg, Hamburg</p><p>Wir berichten über einen 23-jährigen Patienten, der sich mit einem seit ca. 7 Wochen bestehenden, klinisch tumorverdächtigen Nodus am rechten Oberschenkel vorstellte. Es zeigten sich, inklusive der Schleimhäute, keinerlei Hautveränderungen. Keine sonstigen Beschwerden. Zunächst erfolgte bei u.a. Tumorverdacht eine Probeentnahme zur histologischen Untersuchung.</p><p>Klinisch zeigte sich ein 2,5 cm durchmessender, erythematöser, erosiver, leicht schmerzhafter Nodus.</p><p>In der Immunhistochemie zeigte sich ein lymphohistiozytäres Infiltrat im Rahmen einer Syphillis. Bei erneuter Nachfrage berichtete der Patient schließlich, dass er ca. 4 Wochen vor dem Auftreten der Hautveränderung ungeschützten Geschlechtsverkehr hatte. In der anschließend durchgeführten Serologie zeigte sich eine frische, aktive Syphillis Infektion.</p><p>Wir empfahlen eine Behandlung mit Benzathin-Benzylpenicillin 2,4 Mio. I.E. i.m. (gluteal li/re je 1,2 Mio.I.E.).</p><p>E. Rudde<sup>1</sup>, A. Vanegas Ramírez<sup>2</sup>, J. Wander<sup>1</sup>, S. Emmert<sup>1</sup>, A. Thiem<sup>1</sup>, R. Panzer<sup>1</sup></p><p><sup>1</sup>Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Venerologie, Universitätsmedizin Rostock, Rostock</p><p><sup>2</sup>Bundeswehrkrankenhaus Hamburg, Hamburg</p><p>Die Leishmaniasis ist eine durch Protozoen der Gattung Leishmania verursachte Infektionskrankheit, die in kutaner, mukokutaner und viszeraler Form auftreten kann. Unter den über 20 Spezies rufen Leishmania panamensis und L. guyanensis teilweise schwerwiegende mukokutane und selten auch disseminierte Infektionen hervor. Die Parasiten werden in der Haut von Makrophagen phagozytiert und entwickeln sich zu intrazellulären Amastigoten. Die Behandlung der Leishmaniasis variiert je nach Erreger und Krankheitsbild und reicht von topischen bis zu systemischen Therapien.</p><p>Eine 37-jährige Patientin stellte sich im September 2022 erstmals in unserer Poliklinik vor, nachdem sie 3 Monate zuvor nach Costa Rica gereist war. Zwei Monate nach ihrer Rückkehr bemerkte sie eine unklare persistierende Hautveränderung an ihrem linken Unterarm. Lokale Vortherapien mit Fusidinsäure und Clobetasolpropionat erbrachten keine Besserung. In der körperlichen Untersuchung waren um eine kutane Läsion am linken Unterarm herum 3 kleine subkutane Knötchen tastbar, sowie ein weiteres Knötchen am Oberarm.</p><p>Hautbiopsien wurden sowohl formalinfixiert als auch nativ untersucht. Eine PCR-Analyse am Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin (BNITM) wies Leishmanien-DNA mit einer 99%igen Übereinstimmung für die zum Leishmania braziliensis-Komplex gehörenden Leishmania panamensis als auch guyanensis nach. Der genaue Expositionsort ist unbekannt, vermutlich jedoch im Dschungel bei Bananito Sur oder beim Playa Carrillo.</p><p>Aufgrund des Vorliegens einer komplexen kutanen Leishmaniasis (Satellitenläsionen bzw. Lymphknotenschwellungen) wurde entsprechend der amerikanischen Leitlinie (PAHO, 2022) eine systemische Behandlung mit Miltefosin 50 mg 3x täglich begonnen. Die Einnahme erfolgt mit den Mahlzeiten und reichlich Flüssigkeit über einen Zeitraum von 28 Tagen. Es wurde darauf hingewiesen, dass die Wirkung typischerweise mit ca. 3 Wochen Verzögerung eintritt. Während der Therapie wurden wöchentlich ein großes Blutbild sowie Leber- und Nierenwerte kontrolliert. Die Patientin litt gerade zu Beginn der Therapie unter ausgeprägter Übelkeit und Erbrechen.</p><p>Um ein mögliches Fortschreiten zu einer mukokutanen Form zu überwachen, wurden nach Abschluss der Therapie klinische Nachuntersuchungen über 1 Jahr hinweg durchgeführt. Unter der Therapie kam es zur narbigen Abheilung der Hautläsion am linken Unterarm.</p><p>Die Behandlung der kutanen Leishmaniasis der „Neuen Welt“ erfordert aufgrund des erhöhten Risikos für das Auftreten einer mukokutanen Leishmaniasis besondere Aufmerksamkeit. Die Therapieentscheidung zwischen lokaler und systemischer Behandlung richtet sich nach den aktuellen Leitlinien und den spezifischen Umständen der Patientin.</p><p>In diesem Fall war die systemische Behandlung aufgrund der Komplexität der kutanen Leishmaniasis notwendig. Miltefosin erwies sich als geeignetes Medikament und ist für die Behandlung der kutanen Leishmaniasis, die durch L. braziliensis- oder mexicana-Komplex verursacht wird, zugelassen. Unter der Therapie sind regelmäßige Laborkontrollen notwendig. Die Behandelten sollten vor Therapie auch auf das sehr häufige Auftreten gastrointestinaler Nebenwirkungen hingewiesen werden.</p><p>Unsere Fallstudie unterstreicht die Wichtigkeit einer detaillierten Reiseanamnese zur Diagnosestellung. Hierbei sollte insbesondere auch bei Reisen in tropische oder subtropische Regionen an die Leishmaniasis als dritthäufigste von Vektoren übertragene Infektionskrankheit weltweit gedacht werden. Die Symptome treten, wie bei unserer Patientin, häufig erst nach der Rückkehr aus dem Endemiegebiet auf.</p><p>A. Eichner, V. Stadie, J. Wohlrab</p><p>Universitätsklinik und Poliklinik für Dermatologie und Venerologie, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Halle (Saale)</p><p>Die Acne inversa (Hidradenitis suppurativa) ist eine chronisch-abszedierende und vernarbende Entzündung mit Prädilektion in der Anogenitalregion, sowie der axillären und inguinalen Intertrigines. Sie basiert auf einer genetischen Disposition mit variabler Genpenetranz (familiärer vs. sporadischer Typ) und ist pathogenetisch multifaktoriell, wobei Nikotinabusus, metabolische und hormonelle Einflussfaktoren als Trigger eine besondere Bedeutung zukommen. Die Immunpathologie wird durch eine Aktivierung von Toll-like-Rezeptoren (TLR), einer Überregulation von antimikrobiellen Peptiden (AMP) und einer, sich daraus ergebenden autoinflammatorisch-autoimmunologisch dominierten Entzündungsreaktion mit den Markerzytokinen IL-1b, TNFa und IL-17A/F bestimmt. Bei Diagnosestellung zeigen ca. 80% der Patient:innen einen multilokulären Befall. Klinisch betrifft dies die Regionen: Untere Etage: anogential und inguinal (inkl. Mons pubis) sowie Obere Etage: subaxillär sowie submammär. Die klinische Erfahrung zeigt, dass der Etagenwechsel nahezu regelmäßig erfolgt, der Zeitpunkt der phänotypischen Ausbreitung aber individuell sehr variabel sein kann. Die Autoren verfolgen nun die Hypothese, dass bei Patient:innen mit mittelschwerer bis schwerer Acne inversa, auch ohne klinischem Phänotyp in einer der Etagen, bereits entzündliche Aktivität nachweisbar ist. Die Untersuchungen haben zum Ziel, die Begründung und Sinnhaftigkeit einer Arzneimittelanwendung auch nach operativer Sanierung einer Etage zu untermauern, um ein Fortschreiten der Erkrankung (Etagenwechsel) zu verhindern.</p><p>In der vorliegenden Untersuchung wurden (positives Votum der Ethikkommission der Medizinischen Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg) prospektiv histologische Präparate von 18 Patient:innen mit mittelschwerer bis schwerer Acne inversa (Hurley II+III) inguinal bzw. anogenital eingeschlossen, die die Indikation für eine operative Therapie erfüllten. Während des Eingriffs wurde den Betroffenen mit deren Zustimmung aus beiden klinisch unbeteiligten Axillarregionen (zentral) zusätzlich eine Biopsie entnommen. Diese wurden einer histologischen und immunhistologischen Aufarbeitung unterzogen. Neben einer histopathologischen (halbquantitativen) Bewertung von typischen Merkmalen (Epidermishyperplasie, Entzündungszellen, eitrige Entzündung, chronisch-vernarbende Entzündung, Beteiligung Subkutis, Follikelhyperkeratose, follikuläre Hyperplasie, Perifollikulitis, Follikelruptur, Veränderungen an apokrinen Schweißdrüsen, Talgdrüsenbeteiligung, Beteiligung ekkriner Schweißdrüsen) wurde eine immunhistologische Charakterisierung von Immunzellen (CD 3, 4, 8, 56, 68 und 79-Färbungen) durchgeführt.</p><p>Dabei ließ sich in der klinisch nicht-läsionalen Haut ein Acne inversa-adäquates Entzündungsmuster einer T-zellulär (CD3+, CD4+, CD8+) und Makrophagen-dominierten (CD68+) Entzündung nachweisen.</p><p>Die Ergebnisse stützen die Hypothese, dass die Acne inversa eine chronisch-entzündliche Systemerkrankung darstellt und sich auch in klinisch unauffälligen Prädilektionsstellen entzündliche Phänomene in einer frühen Phase nachweisen lassen. Daraus lässt sich nach Auffassung der Autoren die Sinnhaftigkeit ableiten, dass auch nach operativer Sanierung klinisch phänotypischer Areale eine anti-inflammatorische medikamentöse Therapie indiziert sein kann, um einen Etagenwechsel zu verhindern. Hierzu sollte eine Evidenz in klinischen Studien erarbeitet werden.</p><p>J. Wohlrab, V. Stadie, A. Eichner</p><p>Universitätsklinik und Poliklinik für Dermatologie und Venerologie, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Halle (Saale)</p><p>Die Acne inversa (Hidradenitis suppurativa) wird als chronisch-entzündliche Systemerkrankung verstanden, die auf der Basis einer genetischen Disposition mit variabler Genpenetranz klinisch phänotypisch wird. Dabei etablieren sich an Prädilektionsstellen (Anogenitalregion, inguinale und axilläre Intertrigines) entzündlich-abszedierende Knoten und Fistelgänge, die durch Sekretion und Vernarbung zu funktionellen Einschränkungen der Bewegung, Lymphödemen und Dysbiose führen können. Bereits in frühen Stadien der Erkrankung (Hurley I) werden dabei klinisch entzündliche Phänomene wie Hyperämie, Ödematisierung und Gewebeinfiltration beobachtet. Die Immunpathogenese wird durch eine Aktivierung von Toll-like-Rezeptoren (TLR), einer Überexpression von antimikrobiellen Peptiden (AMP) und einer autoinflammatorisch-autoimmunologisch dominierten Entzündungsreaktion mit den Markerzytokinen IL-1b, TNFa und IL-17A/F bestimmt.</p><p>Mit den vorliegenden Untersuchungen gehen die Autoren der Frage nach, ob bei Patient:innen mit ausschließlich inguinalem klinischen Phänotyp auch bereits axillär subklinische Hinweise auf ein entzündliches Geschehen nachweisbar sind. Im Verständnis des Vorliegens einer Systemerkrankung würde sich daraus eine Indikation für eine medikamentöse Therapie auch über den Zeitpunkt einer operativen Teilsanierung der Prädilektionsstellen ergeben.</p><p>Zur Beantwortung der Fragestellung wurden mit positivem Votum der Ethikkommission der Medizinischen Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg 18 Patient:innen mit ausschließlich mittelschwerer bis schwerer (Hurley II+III) inguinaler Acne inversa (untere Etage) rekrutiert, bei denen eine Indikation für eine operative Sanierung bestand. Vergleichend dazu wurden 10 altersgematcht gesunde Proband:innen rekrutiert. Mittels Laser-Doppler-Flowmetrie (LDF) wurde die kutane Perfusion als Maß einer entzündlichen Aktivität subaxillär als 2D-Imaging mit Falschfarbkodierung unter standardisierten Bedingungen, vergleichend in beiden Populationen bestimmt. Dabei wurde der zentrale subaxilläre Bereich (Areal der subaxillären Behaarung) zum zirkumferenziellen Randbereich als regions of interest intra- und interindividuell verglichen.</p><p>Die Ergebnisse zeigen eine statistisch signifikante (p<0,05) Abnahme des Laserflows im zentralen subaxillären Bereich im Vergleich zur Zirkumferenz. Dies deutet nach Auffassung der Autoren auf eine Ödematisierung des klinisch unbetroffenen Gewebes und damit auf eine frühe Phase einer entzündlichen Beteiligung hin. Diese Beobachtung stützt die Annahme, dass die Acne inversa als Systemerkrankung subklinisch auch die Prädilektionsstellen einbezieht, die phänotypisch keine entzündlichen Läsionen aufweisen.</p><p>J. Ehrenreich, L. Softic, C. Michl</p><p>Universitätsklinik und Poliklinik für Dermatologie und Venerologie, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Halle (Saale)</p><p>Wir berichten über den Fall einer granulomatösen Variante einer Mycosis fungoides bei einer 22-jährigen Patientin.</p><p>Dieser seltene Subtyp der Mycosis fungoides (MF), hat eine schlechtere Prognose als die klassische MF und stellt eine diagnostische Herausforderung dar. Betroffen sind meist Männer in der 3.-5. Lebensdekade. Der klinische Phänotyp ist variabel. Typisch ist jedoch der eher langsam fortschreitende Verlauf mit Wachstum von meist derben, erythematösen Plaques unter Betonung der Beugeseiten. In einigen Fällen entwickeln sich „gummiartige” gestielte Plaques im Sinne einer granulomatösen slack skin disease.</p><p>Betroffene Patient:innen können im Verlauf sekundäre Lymphome wie Hodgkin- und Non-Hodgkin-Lymphome entwickeln. Zudem bildet sich häufiger und früher eine extrakutane Beteiligung aus. Folglich ist eine regelmäßige dermatologische Nachsorge wichtig, ggf. unter Einbeziehung einer hämatoonkologischen Diagnostik.</p><p>Histologisch zeigt sich eine granulomatöse Dermatitis, mit einem dichten Infiltrat atypischer Lymphozyten, die die Dermis und in einigen Fällen auch die Subkutis, befallen und mit histiozytären und mehrkernigen Riesenzellen assoziiert sind, die Lymphozyten und elastische Fasern enthalten (Elastophagozytose). Aufgrund der granulomatösen Komponente sind Fehldiagnosen wie kutane Sarkoidose nicht selten.</p><p>Letzteres war auch die Initialdiagnose bei unserer Patientin, die auf eine systemische Prednisolontherapie nicht ansprach. Erst die Kombination aus klinischem Verlauf mit Ausbildung von seit 2 Jahren langsam größenprogredienten infiltrativen Plaques, passender Histologie sowie Nachweis eines biklonalen T-Zell-Rezeptor gamma-Ketten-Rearrangements führte zur Diagnose einer granulomatösen Variante einer MF.</p><p>Es ist keine spezielle Therapie für die granulomatöse MF in der S2k-Leitlinie für kutane Lymphome festgelegt. Zu den in der Literatur beschriebenen Therapieformen gehören die chirurgische Exzision, PUVA-Therapie, topische und systemische Glukokortikoidtherapie, Methotrexat (MTX) und Bexaroten. Wir entschieden uns bei unserer Patientin für eine Therapiekombination mit subkutan verabreichtem MTX einmal pro Woche und und topischem Methylprendnisolon. Hierunter zeigte sich bis dato ein langsames aber klinisch sichtbares Ansprechen.</p>","PeriodicalId":14758,"journal":{"name":"Journal Der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft","volume":null,"pages":null},"PeriodicalIF":5.5000,"publicationDate":"2024-08-29","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"https://onlinelibrary.wiley.com/doi/epdf/10.1111/ddg.15547","citationCount":"0","resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":null,"PeriodicalName":"Journal Der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft","FirstCategoryId":"3","ListUrlMain":"https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/ddg.15547","RegionNum":4,"RegionCategory":"医学","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":null,"EPubDate":"","PubModel":"","JCR":"Q1","JCRName":"DERMATOLOGY","Score":null,"Total":0}
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Abstract
G.A. Hübner, S. H. Yang, A.D. Luhmann, P. Terheyden
Klinik für Dermatologie, Allergologie und Venerologie, Universität zu Lübeck
Der zuerst von Gougerot und Carteaud 1927 beschriebenen Papillomatosis confluens et reticularis (PCR) liegt u.a. eine aberrante Keratinisation zu Grunde. Klinisch zeigen sich klassischerweise braune, konfluierende, hyperkeratotische Papeln und Plaques, die randständig netzförmig konfiguriert sind und sich am häufigsten am oberen Rumpf (v.a. intermammär), am Hals, an den Axillen sowie an den Schultern und Armen manifestieren.
Die Erkrankung betrifft insbesondere junge Patienten.
Ein 14-jähriger Junge stellte sich mit symptomlosen, verruziformen, braunen, konfluierenden Papeln symmetrisch beidseits lateral am Penis, am Mons pubis sowie in den medialen Leisten und am Skrotum vor. Der Junge erhielt aufgrund einer Colitis ulcerosa seit 4 Jahren Azathioprin in wechselnder Dosierung sowie seit 2 Jahren Infliximab in 4-6 wöchentlichem Abstand. Weitere Erkrankungen (wie z.B. ein Diabetes mellitus) oder eine Adipositas bestanden nicht. Die Histologie vom Mons pubis zeigte eine Papillomatose der Epidermis mit diskreter Akanthose, Hyperorthokeratose im Stratum corneum, basale Hyperpigmentierung sowie eine minimale oberflächliche, perivaskuläre lymphohistiozytäre Begleitentzündung. In der PAS-Färbung konnten zahlreiche ovale Pilzsporen im Stratum corneum nachgewiesen werden.
Die Lokalisation der PCR im Genitalbereich ist sehr selten, es sind jedoch Fälle mit Manifestationen in der Leiste und Genitalregion beschrieben. Die ungewöhnliche Ausprägung bei unserem Patienten ist eventuell durch die langjährige Immunsuppression zu erklären. Differentialdiagnostisch ist bei der Manifestation in den Intertrigines auch eine Acanthosis nigricans zu erwägen.
Die Pathogenese der PCR ist noch ungeklärt, während man zunächst eine abnorme Reaktion auf den Hefepilz Pityrosporon ovale (P.o.) in Betracht zog, wird in den letzten Jahren eine Infektion mit Dietzia papillomatosis (grampositiver, aerober Actinomycet) als Ursache propagiert. Unterstützt wird diese These durch das gute therapeutische Ansprechen auf Antibiotika wie Minocyclin oder Azithromycin. Es wurden jedoch auch Fälle mit einer starken Besiedlung durch P.o. gefunden, wobei die pathogenetische Bedeutung unklar ist. Bei unserem Patienten fanden wir reichlich ovale Pilzsporen im Stratum corneum, welche wir als Sporen von P.o. identifizierten. Unter einer Therapie mit 1%iger Ciclopiroxalamin-Creme heilten die Läsionen innerhalb von 8 Wochen komplett ab.
L. Golle, B. Kreft
Universitätsklinik und Poliklinik für Dermatologie und Venerologie, Universitätsmedizin Halle (Saale), Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Halle (Saale), Deutschland
Wir berichten über eine 63-jährige Patientin, bei der 1990 erstmals ein Subakut kutaner Lupus erythematodes (SCLE) diagnostiziert worden war. Unter einer Systemtherapie mit Azathioprin, Chloroquin und Prednisolon konnte seinerzeit eine Beschwerdebesserung erzielt werden. Vor 6 Jahren trat eine Spontanremission ein, so dass eine Systemtherapie zuletzt nicht mehr notwendig war.
Vier Wochen vor der aktuellen Vorstellung in unserer Klinik war eine Koloskopie unter Sedierung mit Propofol erfolgt. Drei Tage später entwickelte sich ein vorwiegend stammbetontes anuläres Exanthem. Vor ca. 20 Jahren hatte sich nach einem gynäkologischen Eingriff unter Propofolgabe eine vergleichbare Hautreaktion ereignet. Sonstige Änderungen der Hausmedikation hätten nicht bestanden.
Laborchemisch sahen wir einen ANA-Titer von 1:1000 bei positiven SSA-(Ro-)Antikörpern und negativen ds-DNA-Antikörpern. Histologisch zeigte sich, gut vereinbar mit einer Kollagenose, eine vakuoläre neutrophilenhaltige superfizielle perivaskuläre und periadnexielle Dermatitis.
Zusammenfassend werteten wir den Befund als SCLE. Wir therapierten initial mit topischen Glukokortikoiden der Klasse 3 sowie konsequentem Lichtschutz und nicht-sedierenden Antihistaminika der 2. Generation. Hierunter zeigte sich der Hautbefund beginnend regredient.
SCLE tritt in bis zu 30% medikamenten-induziert auf. Pantoprazol ist als Auslöser prinzipiell beschrieben, wurde jedoch von der Patientin schon seit Jahren ohne kutane Reaktionen in der Hausmedikation eingenommen. Andere häufig beschriebene medikamentöse Trigger waren in unserem Falle nicht appliziert worden. Induktionen oder Progressionen von SLE oder SCLE sind nach Propofolgabe bislang nur in Einzelfällen beschrieben. Ein Zusammenhang mit Propofol kann im aktuellen Fall aufgrund der wiederholt berichteten zeitlichen Koinzidenz angenommen werden.
T. M. Krause, M. Fischer
Bundeswehrkrankenhaus Hamburg, Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie
Wir präsentieren den Fall eines 58-jährigen Patienten, der sich im April 2024 ambulant mit der Verdachtsdiagnose eines sekundären Lymphödems, DD Abflussstörung des Beckens nach einer TEPP-Versorgung einer Hernie rechtsseitig vor 15 Jahren vorstellte.
Der Patient berichtete, dass er seit September 2023 zunehmend einen spontan aufgetretene unscharf begrenzten, erythematös-lividen Plaque ohne Schuppung am rechten Fuß und Unterschenkel entwickelt habe. Diese Hautveränderungen präsentierten sich ohne Schmerzen oder Juckreiz. Als relevante Vorerkrankungen waren bei dem Patienten eine mittels TEPP versorgte Leistenhernie rechts vor 15 Jahren bekannt. Reiseanamnestisch wurden über 17 Aufenthalte im Subshara-Raum (überwiegend Tansania) zur Aufbauarbeit von Feuerwachen berichtet.
Diagnostisch waren bereits zwei Kontrastmittel-MRTs der rechten unteren Extremität erfolgt, diese zeigten als reaktiv gewertete inguinale Lymphknotenschwellungen ohne Anhalt auf eine Abflussstörung. Ebenfalls erfolgte eine neurologische Begutachtung, die nach apparativer Diagnostik (EMG, ENG und Muskelsonografie) keinen Verdacht für eine neurologische Genese der Beschwerden ergab. Tropenmedizinisch konnte serologisch eine lymphatische Filariose ausgeschlossen werden. Eine Duplexsonographie ergab keinen Hinweis für eine chronisch venöse Insuffizienz. Eine Vorstellung in der Chirurgie schloss eine Abflussstörung durch das implantierte Netz aus. Eine von uns aufgrund des klinischen Bildes durchgeführte Borrelien-Serologie für IgM und IgG und ein erweiterter Borrelien-Blot zeigten sich positiv, sodass Klinik und die Laboruntersuchungen für eine Acrodermatitis chronica atrophicans sprachen.
Es erfolgte eine Therapie mittels Doxycyclin 100 mg zweimal täglich über 6 Wochen, supportiv wurden Kompressionsstrümpfe getragen und zur Hautpflege Urea 10% Lotion aufgetragen, worunter es zur vollständigen Regredienz der Hautveränderungen kam.
Wir möchten mit diesem Fall auf eine seltene kutane Manifestation einer Borreliose hinweisen. Die Acordermatitis chronica atrophicans gilt es bei neu aufgetretenen Lymphödemen zu bedenken, da diese häufig mit einer erheblichen Latenz zur Infektion und ohne erinnerlichen Zeckenstich auftreten kann.
E. Waldersee, S. Fehrmann, A. Vanegas Ramírez, M. Fischer
Bundeswehrkrankenhaus Hamburg, Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie
Wir präsentieren den Fall eines 47-jährigen Mannes, der aufgrund eines akuten Schubs einer Colitis ulcerosa unter Adalimumab Therapie in unserer Klinik für Innere Medizin stationär aufgenommen war. Er wurde uns konsiliarisch aufgrund zeitgleich aufgetretener schmerzhafter Wunden prätibial vorgestellt.
Prätibial zeigten sich subkutane Knoten und münzgroße Ulcerationen mit lividem Randsaum.
Koloskopisch wurden atypische Ulcerationen beschrieben.
Eine ähnliche Befundkonstellation sei vor einem halben Jahr unter Therapie mit Adalimumab regredient gewesen.
Nach Entnahme einer Hautbiopsie konnten wir histopathologisch die Diagnose einer Panarteriitis nodosa stellen. Der histologische Befund der Darmschleimhaut zeigte eine Kryptitis ohne eine spezifische histopathologische Angabe über eine Gefäßbeteiligung.
Der Patient wurde durch die Internisten auf Infliximab umgestellt und beide Befunde verbesserten sich. In Zusammenschau der Anamnese, der Histologie und der Klinik hinterfragen wir als Dermatologen die Diagnose der Colitis ulcerosa und stellen die Diagnose einer Panarteriitis nodosa mit gastrointestinaler Manifestation.
A. Jahn, J. Hermsdorf
Laser Zentrum Hannover e.V.
Die Additive Fertigung hat sich in den letzten Jahren für die ressourceneffiziente Herstellung komplexer Bauteile und kleiner Losgrößen industriell etabliert. Aufgrund der hohen Geometriefreiheit, auch für innenliegende Strukturen, bieten sich additive Verfahren, insbesondere die Pulverbettverfahren für die Fertigung individuell angepaßter medizinischer Implantate an. Die Legierung Ti-6Al-4V wird häufig als Werkstoff für lasttragende medizinische Implantate genutzt aufgrund der hervorragenden Biokompatibilität und der hohen spezifischen Festigkeit. DerElastizitätsmodul ist jedoch viel höher als der des menschlichen Knochens, weshalb es zur Problematik des Stressshieldings und der folgenden Implantatlockerung bzw. –verlust kommen kann. Daher soll mittels additiv gefertigter Gitterstrukturen die Steifigkeit von Implantaten angepaßt werden.
Zielsetzung im Rahmen des Teilprojektes 1 der Forschergruppe FOR5250 ist die Fertigung sehr kleiner Zahnimplantate mit einem Durchmesser von ca. 6mm und innenliegenden komplexen Gitterstrukturen. Die Fertigung solcher Formen mit Einheitszellgrößen von 2 mm und kleiner, beinhaltet enorme Herausforderungen an den schichtweisen Fertigungsprozeß. Die Experimente zeigen, dass das spezifische Design von Gitterstrukturen (z.B. Wandstärken, Größe von Kavitäten) einen hohen Einfluß auf die Implantateigenschaften hat. Außerdem wird die Bauteilqualität maßgeblich von einer Vielzahl von Fertigungsparametern wie Laserleistung und Lasergeschwindigkeit beeinflußt. Daneben sind herkömmliche Fertigungsmeßsysteme zur Kontrolle solcher Qualitätseigenschaften wenige geeignet. Die Bauteilqualität, z.B. Porosität im Inneren der Struktur, Maßhaltigkeit und Oberflächengüte, beeinflussen aber maßgebend die mechanischen als auch die biologischen Eigenschaften (z.B. Durchleitfähigkeit und Zytokompatibilität). Es werden daher Strategien zur Optimierung der Fertigung (geeignete Prozessparameter) sowie Methoden zur Qualitätskontrolle mittels Computer Tomographie entwickelt und angewandt. Die aktuellen Ergebnisse zeigen, dass optimale Prozessparameter hinsichtlich Porosität und Maßhaltigkeit unterschiedlich sind und somit entweder ein gemeinsames Optimum gefunden oder ein Zielwert priorisiert werden sollte. Untersuchungen hinsichtlich Porosität haben gezeigt, dass die Größe der Kavität (z.B. 400 µm vs. 800 µm) vernachlässigbar ist bei der Ermittlung der Prozessparameter.
Active bacteria can attach to almost any surface. The process is dictated by numerous variables such as surface properties, environmental conditions, and type of pathogens. Biofouling is an undesirable accumulation and proliferation of microorganisms on surfaces and its prevention is a major scientific and technological challenge. An effective and long-term antimicrobial surface treatment against bacterial adhesion should: 1) prevent the adsorption of macromolecules as a primary line of defense, 2) be unfavorable for bacterial attachment, and 3) eradicate the bacteria that come in contact via physiochemical factors without the use of backtericides or antibiotics.
One strategy to reduce the extent of bacterial adhesion is to alter the surface properties as topography, surface charge, stiffness or hydrophobicity by applying different coatings. The goal of this study was to determine which surface properties play a central role in bacterial attachment and propagation, and which have a lesser effect.
To this end, we prepared eight types of polyelectrolyte multilayer (PEM) coatings and ranked them according to the degree of bacterial adhesion and propagation. All coatings were built by layer-by layer technology by alternating dip-coating of the substrates in solutions of polyacrylic acid (PAA, weak polyanion) and polyallylamine hydrochloride (PAH, weak polycation). To build coatings with the same chemical composition, yet different surface properties, we varied the deposition conditions by varying the pH and the salt concentration in the polyelectrolyte solutions.
PEMs are nanothin coatings and can be applied to the surface of any material, regardless of its chemistry and shape, and therefore to various medical devices, implants, and materials to reduce bacterial adhesion.
S. Stammkoetter, F. Walther
TU Dortmund University, Chair of Materials Test Engineering (WPT)
The aim of the DFG research group 5250 ‘Permanent and bioresorbable implants with customised functionality’ is to develop and validate an integrated solution for the production, characterisation and simulation-based design of additively manufactured implants in oral and maxillofacial surgery, taking into account the physiological conditions of the individual bone situation. Additive manufacturing using the PBF-LB/M process makes it possible to produce delicate TPMS (triply periodic minimal surface) lattice structures that reduce the stiffness of the implant and thus minimise stress shielding. In order to ensure a safe design of the patient-specific implant, the structure-property relationship must be understood. The specifications are based on DIN EN ISO 5832-3 for materials in medical technology with regard to microstructure and mechanical properties. The effects of the manufacturing parameters can be characterised using µ-computed tomography so that an optimised setting of the geometric fidelity and defect distribution within the structure can be ensured. As part of quasi-static investigations, material-specific characteristic values are generated by applying coupled measurement methods. This allows the local damage behaviour within the structure to be observed and subsequently correlated so that the manufacturing-related influence and failure mechanisms can be integrated into the design of patient-specific implants.
O. Akbas, M. Stiesch, A. Greuling
Medizinische Hochschule Hannover
In dentistry, implant failures still occur due to biomechanical and/or biological complications. This study aims to use additive manufacturing process to create patient-specific 3D-printed implants. These implants are expected to have a favourable biomechanical load and thus improve their long-term prognosis.
A computational model for a finite element simulation was created using CT data and modified to account for the stresses in the peri-implant bone by locally adjusting the stiffness. In addition, 3D-printed surfaces are modified by sandblasting and acid etching to achieve better biological compatibility.
Results show that local adjustments of the stiffness lead to a more favourable biomechanical load in the peri-implant bone. The sandblasting and acid etching processes of the 3D printed surfaces are so modified that the topography and surface properties are similar to those of commercially available sandblasted and etched implants.
Results show, that 3D-printed implants offer a promising approach to creating implants with an improved long-term prognosis. In the future, implants with real geometry will be 3D printed that are structurally optimised and surface functionalised. These will be subjected to further mechanical and biological investigations, such as fatigue testing using a chewing simulator or biologically using a 3D co-culture system, to validate their effectiveness.
F. Gamon1, S. Fuest2, T. Fischer2, M. Gosau1, R. Smeets1,2
1Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
2Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, Abteilung für regenerative orofaziale Medizin, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
Die Verwendung von Implantaten und Osteosynthesematerialien aus Titan und seinen Legierungen gilt seit Jahren als Goldstandard. Komplikationen wie Entzündung des Implantats und ein hierdurch resultierendes vorzeitiges Versagen stellen dabei eine große Herausforderung dar. Die Biokompatibilität ist hierbei ein Schlüsselfaktor, um eine ausreichende Stabilität an der Grenzfläche zwischen Implantat und Gewebe zu gewährleisten. In diesem Zusammenhang ist die Oberflächenmorphologie von entscheidender Bedeutung für eine ausreichende Osseointegration. Die Erforschung und Entwicklung neuartiger Implantatoberflächen mit unterschiedlichen Rauheitsprofilen unter Verwendung kombinierter Makro-, Mikro- und Nanostrukturen und gezielter Beschichtungen nimmt in der aktuellen wissenschaftlichen Forschungslandschaft eine herausragende Stellung ein. Solche Innovationen zur Optimierung der Zellanhaftung und somit zur konsekutiven Förderung osseointegrativer Prozesse könnten die Implantologie nachhaltig beeinflussen. Die ständige Weiterentwicklung der additiven Fertigungsverfahren ermöglicht es uns, patientenspezifische Implantate (PSI) mit präziser Oberflächenmodifikation und individualisierten Materialeigenschaften herzustellen. Neben unterschiedlichen Rauheitsprofilen haben wir zudem die Möglichkeit, ultradünne (<100 nm) Polyektrolyt-Multilayer sog. PEM-Beschichtungen zu verwenden, um die Zelladhäsion, -differenzierung, -proliferation und -migration zu beeinflussen, die Knochenbildung und Osseointegration zu fördern und endogene Entzündungsreaktionen zu verringern. In diesem Experiment wurde die Zytokompatibilität mit primären humanen dentalen pulpa Stammzellen (hDPC´s) untersucht. Die Kultivierung und Differenzierung von hDPC´s gilt als Modell für adulte Stammzellen mit dem Potenzial zur Knochenregeneration. Darüber hinaus zeichnen sich hDPC´s durch ihre Multilinien-Differenzierbarkeit (osteogen, chondrogen und adipogen) aus. Zur Bestimmung der Zytokompatibilität wurden Probekörper in 3 Rauhigkeiten (12 µm, 15 µm, 18 µm) hergestellt. Von jeder Rauheit wurde die Hälfte der Probekörper mit PEM beschichtet. Anschließend wurden die hDPC´s auf den Prüfkörpern ausgesät und anschließend einem Live-Dead-Staining assay unterzogen und anschließend Fluoreszenzmikrofotografien angefertigt. Zur Bestimmung der osteogenen Differenzierung von hDPC auf den Biomaterialien wurden außerdem fluoreszenzmikroskopische Mineralisierungsassays durchgeführt.
H. I. Kök, P. Junker
Leibniz University, Institute of Continuum Mechanics, Hannover, Germany
This paper introduces an innovative and efficient methodology for improving the longevity and performance of dental implants while minimizing stress-shielding. By modifying the internal structure of the implant, two distinct strategies—topology optimization and TPMS lattices—are employed to enhance implant design. These strategies are analyzed using an ANSYS model with material parameters from mechanical tests of additively manufactured Ti-6Al-4V. Topology optimized structures show reduction in stress shielding compared to standard solid implants. The functionality of these designs in relation to surrounding bone tissue is evaluated using a mechanostat model. Additionally, the paper presents a novel and efficient methodology for modeling fatigue induced by damage and plasticity, focusing on speed and robustness. Traditional cycle-bycycle simulations are inefficient for high-cycle fatigue due to excessive processing time. To overcome this, the proposed approach simulates the amplitude of the displacement load, bypassing the need for cycle-by-cycle analysis. This method allows for the simulation of force reactions over time within a changing time space, enabling the simple extraction of hysteresis loops and S-N curves during postprocessing without loss of accuracy. The longterm stability of the implants is further investigated using a high-cycle fatigue material model, revealing no fatigue in the selected topology optimized structures.
S. Stammkoetter, F. Walther
TU Dortmund University, Chair of Materials Test Engineering (WPT)
The main goal of the DFG Research Unit 5250 is the development and validation of an integrated solution for the manufacturing, characterization, and simulation-based design of customized implants processed by 3D metal printing using laser powder bed fusion (PBF-LB/M). Within the first funding period, the focus is on permanent implants of Ti-6Al-4V for dental application. Hereby, the volume and interface properties will be improved by cellular structures (structural engineering) and polymer-based multilayer coatings (tissue engineering). Cellular structures are used to minimize stress-shielding based on novel triply periodic minimal surface (TPMS) concepts as well as topology optimization. To understand the structural integrity of cellular structures, the influence of cellular geometry, surface roughness, porosity and defects will be investigated using quasi-static tensile and compression tests as well as fatigue tests. The material and structural properties will be used for validation of simulation-based design of implants. The current results show a high process-induced surface roughness and porosity in the cellular structures and the need for further process parameter optimization. Moreover, the biocompatibility of different surface structures of Ti-6Al-4V were investigated. As-built, polished as well as etched and polyelectrolyte-multilayer (PEM) coated materials were compared and benchmarked to understand the interaction between surface properties and the bio compatibility. The cell evolution at as-built surfaces shows no growth on unmelted powder particles at the surface, that means cell growth is isolated to the melted surface between the unmelted powder particles. This reduces the active surface ratio for tissue integration and therefore the bio compatibility is significantly decreased compared to polished or etched surfaces. PEM coatings on as-built surfaces can stimulate the cell growth but must be further adapted to reach comparable or higher biocompatibility than polished and etched surfaces. In a next step, the complex TPMS cellular structures with adapted stiffness will be characterized in terms of mechanical performance and the load-displacement behavior will be compared with simulation-based results (in silico) using the current material properties of quasi-static and cyclic stress-strain curve for the material models.
A. Kraaz1, W. K. Peitsch1, K. Diehl2, D. Akbarzadeh3, C. Kromer3, J. Weilandt1
1Klinik für Dermatologie und Phlebologie, Vivantes Klinikum im Friedrichshain, Berlin
2Institut für Medizininformatik, Biometrie und Epidemiologie, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Erlangen
3Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie, Universitätsmedizin Göttingen
Die adjuvante Therapie des malignen Melanoms wurde durch die Einführung von Immuncheckpoint-Inhibitoren und zielgerichteten Therapien revolutioniert. In den Stadien IIB und IIC lässt sich das Rezidivrisiko mithilfe von PD-1-Inhibitoren um ca. 40-60% reduzieren, allerdings zu einem Preis von 10-17% schweren, manchmal irreversiblen Nebenwirkungen. Bei der Entscheidung für oder gegen eine adjuvante Therapie und bei der Auswahl bestimmter Medikamente spielen Patienten- und Krankheitscharakteristika wie Alter, Tumorstadium und Begleiterkrankungen, aber auch individuelle Präferenzen von Patienten und Ärzten eine entscheidene Rolle.
Ziel unserer Industrie-unabhängig durchgeführten Online-Befragung, die sich an Ärzte mit mindestens einem Jahr Erfahrung in Dermatoonkologie richtet, ist die Ermittlung der Präferenzen von Ärzten für die Eigenschaften (Attribute) adjuvanter Melanomtherapien im Stadium IIB/C mithilfe eines Discrete Choice Experiments (DCE). Hierzu wurden die im Stadium IIB/C zugelassenen oder derzeit in klinischen Studien untersuchten Wirkstoffe in Attribute und Attribut-Level aufgeschlüsselt, die die Effektivität, Sicherheit und Applikationsweise realitätsnah abbilden. Den Teilnehmern werden wiederholt zwei Therapieszenarien und ein „Opt out“-Szenario präsentiert, aus denen jeweils die bevorzugte Option gewählt werden soll. Anhand der Ergebnisse werden die relative Bedeutung der einzelnen Attribute und die Teilnutzenwerte der Attribut-Level aus der Sicht der teilnehmenden Ärzte errechnet. Die DCE werden für zwei Patientenprofile – einen jüngeren Patienten ohne schwere Vorerkrankungen im Stadium IIB und einen älteren, stärker vorerkrankten Patienten im Stadium IIC – präsentiert. Primäres Ziel ist die Erhebung der Präferenzen für die Eigenschaften moderner adjuvanter Therapien in der gesamten Kohorte. Sekundäre Studienziele sind die Bestimmung des Einflusses von soziodemographischen Charakteristika, Berufserfahrung und Erfahrung mit der Behandlung von Melanompatienten auf die Präferenzen.
Die mithilfe von DCE identifizierten ärztlichen Präferenzen sollen mit den Präferenzen von Melanompatienten im Stadium IIB/C verglichen werden, die in einem weiteren Teilprojekt mit derselben Methodik untersucht wurden. Die Studie soll so einen Beitrag zur Verbesserung der gemeinsamen therapeutischen Entscheidungsfindung bei dem zunehmend komplexen Angebot an Optionen im Stadium IIB/C liefern.
L. Voige, A. Vanegas Ramírez, M. Fischer
Bundeswehrkrankenhaus Hamburg
Wir präsentieren den Fall eines 38-jährigen Patienten, welchen wir im März 2024 konsiliarisch auf der Station der Neurochirurgie des Bundeswehrkrankenhaus Hamburg bei seit einem Jahr bestehenden, samtartig-makulösen, teils hyperkeratotischen Hyperpigmentierungen im Bereich des Nackens, des Gesichts, den Axillae, der Leisten, der Genito-Anal-Region und der Innenseiten der Oberschenkel beidseits sahen. Die Hautveränderungen waren von mittelstarkem Pruritus (6/10 NRS) begleitet. Zudem fiel plantar beidseits eine Vergröberung der Hautfurchen sowie eine ausgeprägte Hyperkeratose im Sinne eines Keratoma palmoplantare acquisitum mit beginnenden Tripe Palms auf, welche der Patient erstmalig vor einem Jahr bemerkt habe. Der Patient wurde im März 2023 mit einem Adenokarzinom des Colon ascendens diagnostiziert. Ein Jahr später wurde bei einer Nachsorgeuntersuchung eine Stauungspapille beidseits bei intrakranieller Hypertension sowie eine Meningeosis carcinomatosa festgestellt. Behandelt wird das metastasierte Adenokarzinom mittels Cetuximab und Encorafenib.
Die maligne Variante der Acanthosis nigricans tritt häufig zeitgleich mit Adenokarzinomen, vor allem des Gastrointrestinaltraktes, auf. Ausschlaggebend für eine ANM ist, wie anhand unseres Patienten zu erkennen, das Auftreten von Pruritus, einem Keratoma palmoplantare acquisitum und Tripe Palms. Weitere Indikatoren für die ANM sind dicht aggregierte Papeln der Mundschleimhaut und sowie ein parallel auftretendes Leser-Trélat-Syndrom. Die Hautveränderungen des Patienten verbesserten sich nach Einleitung der onkologischen systemischen Therapie zeitweise, nahmen jedoch im Frühjahr 2024 wieder zu, korrelierend mit der neudiagnostizierten Meningeosis carcinomatosa als seltene Manifestation der Fernmetastasierung bei soliden Tumoren.
Insgesamt ist die ANM ein wichtiger klinischer Marker für interne Malignitäten. Ihre Präsenz kann zu einer frühzeitigen Diagnose und Überwachung von Tumorerkrankungen beitragen. Die Erkennung kutaner Paraneoplasien wie der ANM fördert außerdem die interdisziplinäre Zusammenarbeit und das Bewusstsein für die klinische Bedeutung von Hautveränderungen. Kutane Paraneoplasien erleichtern die nötige engmaschige Überwachung bei aktiven Tumorgeschehen und geben, wie im Falle unseres Patienten, Hinweise auf Therapieerfolg bzw. Tumor-Rekurrenz. Somit spielen kutane Paraneoplasien eine wesentliche Rolle bei der Früherkennung und Überwachung von Krebserkrankungen, was zu einem proaktiveren Gesundheitsmanagement und einer verbesserten Patientensicherheit führt.
S. Henkel, C. Edler, M. Fischer
Bundeswehrkrankenhaus Hamburg, Klinik III – Dermatologie, Venerologie und Allergologie
Wir berichten über einen 46-jährigen Patienten, der sich in der Sprechstunde mit livid-bläulichen, disseminierten sowie kopfsteinpflasterartigen Gefäßkonvoluten an der Haut ohne Befall der Schleimhäute vorstellt. Der Patient beschrieb diese als druckschmerzhaft und mit einem unangenehm störenden Pulsationsgefühl insbesondere bei sportlichen Aktivitäten einhergehend. In der Familie haben zudem die Schwester und der Sohn des Patienten ähnliche Hauterscheinungen, jedoch an anderen Lokalisationen. Es erfolgte bei differentialdiagnostischem V.a. ein Blue-Rubber-Bleb-Naevus-Syndrom die weitere Abklärung einer gastrointestinalen- bzw. Organbeteiligung, wobei sich in der Abdomen-Sonografie ein isoliertes, 6mm durchmessendes Hämangiom zeigte. Im Rahmen der humangenetischen Abklärung konnte das gefährlichere Blue-Rubber-Bleb-Syndrom ausgeschlossen werden, jedoch stellte sich hierbei im Blut sowie Gewebe des Patienten eine heterozygote c.157_161del-Mutation im Glomulin-Gen heraus, welche ursächlich für das Erkrankungsbild der glomuvenösen Malformation des Patienten und seiner blutsverwandten Angehörigen ist. Es handelt sich hierbei um eine, gemäß Klassifikation der International Society for the Study of Vascular Anomalies (ISSVA) von 2018, Untergruppe von venösen Malformationen, welche ca. 5% aller Fälle ausmachen und einem autosomal-dominanten Erbgang unterliegen. Weltweit sind in der Literatur nur etwa 200 Fälle oder Familien mit dieser Erkrankung beschrieben worden.
Der vorliegende Fall präsentiert das Therapieansprechen des Patienten, wobei neben der chirurgischen Exzision die Injektion von 0,5%-igem Aethoxysklerol und die Anwendung eines 940 nm-Diodenlasers sowie die sequenzielle Kombination der beiden zuletzt genannten Verfahren erfolgten. Hierbei zeigte sich das beste kosmetische Ergebnis bei zudem stärkster Reduzierung der als unangenehm und schmerzhaft empfundenen Symptomatik in der sequenziellen Therapie mit Injektionen von 0,5%-igem Aethoxysklerol und anschließender Behandlung mittels 940nm-Diodenlaser.
C. Rolff, S. Fehrmann, M. Fischer
Bundeswehrkrankenhaus Hamburg, Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie, Hamburg
Wir berichten über den Fall eines 40-jährigen Mannes, welcher sich im Januar 2024 kosiliarisch aus einem Kooperationskrankenhaus ohne dermatologische Station in unserer Notaufnahme mit dermatologischer Rufbereitschaft vorstellte. Der mit einer Leberzirrhose CHILD D vorerkrankte Patient wurde aufgrund einer beginnenden ambulant erworbenen Pneumonie (CAP) auf der internistischen Station behandelt. Am Tag vor der Vorstellung in unserer Notaufnahme wurde erstmals eine Antibiose mit Ampicillin/Sulbactam intravenös verbreicht. Innerhalb von wenigen Stunden sei es zu einer beginnenden „Hautablösung“ des Rumpfes und der Extremitäten gekommen. Bei Verdacht auf eine schwere Arzneimittelreaktion erfolgte die Vorstellung in unserer dermatologischen Notfallsprechstunde. Nach entsprechender Diagnostik (klinische Untersuchung, Probebiopsie, direkte Immunfluoreszenz, indirekte Immunfluoreszenz) und vor Erhalt der Ergebnisse erfolgte bei einer betroffenen Körperoberfläche von > 35% und der klinischen Verdachtsdiagnose eines Stevens-Johnson-Syndrom (SJS) / toxische epidermale Nekrolyse (TEN) DD Staphylococcal scalded skin syndrome (SSSS) die Verlegung in ein weiteres Kooperationskrankenhaus mit Brandverletztenintensivstation zur Weiterbehandlung. Nach Rücksprache mit dem Dokumentationszentrum schwerer Hautreaktionen in Freiburg (Prof. Mockenhaupt) und Erhalt der histologischen Ergebnisse, konnte die Differentialdiagnose eines SSSS bestätigt werden.
Mit einer Inzidenz von 0,09 – 0,13 Fällen pro 1.000.000 Einwohner/Jahr ist das SSSS eine eher seltene Erkrankung. Es wird durch eine hämatogene Aussaat der exfoliativen Staphylococcus-aureus-Toxine A und B hervorgerufen. Die Toxine verursachen eine Spaltung von Desmoglein 1, dessen Verlust zur Ausbildung großer, rasch rupturierender Blasen und Erosionen führt. Die Schleimhäute sind typischerweise nicht beteiligt. Die Letalität bei Erwachsenen beträgt zwischen 40% und 63%.
Unser Fall demonstriert die Wichtigkeit einer guten kollegialen Zusammenarbeit zwischen mehreren Krankenhäusern und Abteilungen zur Diagnosesicherung und Therapieeinleitung von seltenen, schwerwiegenden und akut lebensbedrohlich verlaufenden dermatologischen Erkrankungen.
C. Rolff, S. Fehrmann, M. Fischer
Bundeswehrkrankenhaus Hamburg, Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie, Hamburg
Wir präsentieren den Fall einer 58-jährigen Frau, welche im November 2023 konsiliarisch durch die Kollegen der Inneren Medizin mit der Verdachtsdiagnose einer allergischen Reaktion auf Kamillenblütentee bei neu aufgetretener Lippenschwellung vorgestellt wurde.
Die Patientin wurde drei Tage zuvor aufgrund einer ambulant erworbenen Pneumonie (CAP) durch die Kollegen zur weiteren Diagnostik und intravenösen antibiotischen Therapie stationär aufgenommen. Seit drei Tagen sei es zu progredienten Hautveränderungen mit Betonung der unteren Extremität gekommen. Am Vorstellungstags seien nun auch Erosionen der Mundschleimhaut und Lippenschwellungen hinzugekommen. Fünf Tage vor Beginn der Hautveränderungen habe die Patientin bei Halsschmerzen in der Häuslichkeit mit Kamillenblütentee eine Inhalation durchgeführt. Darüber hinaus seien vor der stationären Aufnahme keine neuen Medikamente eingenommen wurden.
Wir sahen eine Patientin mit ausgeprägter Lippenschwellung, ausgeprägten Schleimhauterosionen der Mund- und Genitalschleimhaut, Konjunktivitis sowie großfleckigem makulo-papulösem Exanthem mit wenigen, dezent angedeuteten Kokarden im Bereich der Extremitäten. Es zeigte sich ca. 20% der Körperoberfläche betroffen. In der erweiterten Anamnese berichtete die Patientin, seit 2 Wochen an einem Infekt der oberen Atemwege zu leiden. Bis auf die berichtete Kamillenblütentee-Inhalation sei keine Therapie erfolgt. Bei klinischem Verdacht auf ein parainfektiöses Erythema exsudativum multiforme major (EEMM) mit ausgeprägter Schleimhautbeteiligung und der Differentialdiagnose eines Arzneimittel-induziertem Stevens-Johnsons-Syndroms (SJS) bzw. Übergang zu einer toxischen epidermalen Nekrolyse (TEN), erfolgte nach entsprechender Diagnostik (klinische Untersuchung, Probebiopsie, direkte Immunfluoreszenz, indirekte Immunfluoreszenz) die Verlegung auf die Brandverletztenintensivstation einer Kooperationsklinik.
Der unvoreingenommene dermatologische Blick führte in diesem Fall weg von einer vermuteten Kontaktallergie gegenüber Kamillenblütentee hin zu möglichen schwerwiegenden Differentialdiagnosen (SJS, TEN), die eine zügige Intervention bedürfen. Im weiteren Verlauf konnte Mycoplasma pneumoniae im Sputum nachgewiesen werden, sodass in Zusammenschau der Befunde ein Mycoplasma Pneumoniae-Induced Rash and Mucositis (MIRM) zu diagnostizieren ist.
J. Wohlrab, A. Stennett, A. Eichner
Universitätsklinik und Poliklinik für Dermatologie und Venerologie, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Halle (Saale)
Im Rahmen der pandemischen Hygienemaßnahmen wurde das Tragen eines Medizinischen-Mund-Nasen-Schutzes (MMNS) und folgend von filtering face pieces (FFP2)-Masken zu einer der basalen, Präventivmaßnahmen breit propagiert und umgesetzt. Es steht außer Frage, dass durch die dichte Abschließung der Mund-Nasen-Region eine wirksame und effektive Prävention bezüglich einer SARs-CoV2-Infektion erzielt wird. Aus dermatologischer Sicht kommt es durch die Okklusionsphänomene zu einem starken Milieuwandel, der mit einem Temperaturanstieg, einer Hyperhydratisierung der Hornschicht und einem pH-Anstieg einhergeht. Die sekundären Folgen des Milieuwechsels sind bisher nicht untersucht, aber es wird vermutet, dass es durch einen Diversitäts-Switch der kutanen Mikrobiota zur Dekompensation der mikrobiologischen Barriere und folgend zu entzündlichen Phänomenen kommen kann, die als Maskendermatitis bezeichnet werden. Aus der Literatur geht hervor, dass die Prävalenz einer Maskendermatitis direkt mit der täglichen Tragezeit korreliert (2 Stunden = 49,5%, 4 Stunden = 58,6% und 10 Stunden = 62,5%), so dass ein unmittelbarer Zusammenhang mit den okklusiven Phänomenen und dem klinischen Phänotyp als gut begründet und sehr wahrscheinlich angenommen wird. Bisherige Strategien und Empfehlungen der Fachgesellschaften zur Prophylaxe der Maskendermatitis zielen im Wesentlichen auf die Rekonstitution der physikochemischen Barriere ab. Hierzu gibt es aber aktuell eine nur wenige Evidenz. Deshalb der Einfluss von FFP2-Masken auf Parameter der physikochemischen Barriere (TEWL, Corneometrie, Hautoberflächen-pH) und des kutanen Mikrobioms (Kulturmethoden, 16s-rRNA-Sequenzierung) gezielt untersucht. Darüber hinaus wurde eine präventive Strategie erarbeitet und ein spezielles, präventives kosmetisches Mittel entwickelt und validiert.
Die Daten einer Zwischenauswertung des Projektes legen nahe, dass die Entwicklung einer entzündlichen Gesichtsdermatose unter Tragen einer FFP2-Maske (Maskendermatitis) durch ein kombiniertes Geschehen aus I. Hyperhydratisierung des Stratum corneums durch Okklusion, II. Anstieg des Hautoberflächen pH-Werts (Störung des Säureschutzmantels) und einer daraus resultierenden III. Abnahme der Diversität der kutanen Mikrobiota verursacht wird. Der präventive Einsatz einer Barriere-protektiven Creme mit einem speziellen Puffersystem hat unmittelbaren Einfluss auf die Diversität der kutanen Mikrobiota. Klinische Studien müssen zeigen, ob das erarbeitete Präventionskonzept die Prävalenz der Maskendermatitis beim Langzeiteinsatz einer FFP2-Maske relevant senkt.
A. Narwutsch1, J. Wohlrab1, A.-D. Sperfeld2,3, C. Sunderkötter1
1Universitätsklinik für Dermatologie und Venerologie
2Universitätklinik für Neurologie, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Halle (Saale)
3Sächsisches Krankenhaus Altscherbitz Fachkrankenhaus für Psychiatrie und Neurologie
Das Sneddon Syndrom (Livedo racemosa generalisata) wird als eine okkludierende Vaskulopathie verstanden, die an der Haut durch eine generalisierte Livedo racemosa und im zentralen Nervensystem durch transitorische ischämische Attacken, Schlaganfälle und kognitive oder motorische Defizite klinisch evident wird. Zur Therapie dieser seltenen Erkrankung werden Thrombozytenaggregationshemmer oder Antikoagulanzien empfohlen. Aufgrund der begrenzten therapeutischen Wirksamkeit und der sich daraus ergebenden schwerwiegenden Komplikationen schlagen wir eine erweiterte Kombinationstherapie mit zusätzlichen Alprostadil-Infusionszyklen zur Verbesserung der Hämorheologie sowie den Einsatz von Captopril zur Hemmung der subendothelialen Myozytenproliferation vor und berichten über erste Langzeitergebnisse bei einer eigenen Kohorte.
Alle Patienten mit einem primären Sneddon Syndrom, die im Zeitraum von 1995 bis 2020 in unserer Klinik mit einer Kombinationstherapie behandelt wurden, bezogen wir in eine systematische, retrospektive Analyse ein. Die Auswertung des therapeutischen Outcomes erfolgte mittels deskriptiver Statistik im Vergleich zu historischen Kontrollen, die eine Monotherapie erhalten hatten. Zudem haben wir die Ereignisrate von Komplikationen bei Unterbrechung der Kombinationstherapie analysiert.
Der Beobachtungszeitraum der Kohorte mit Kombinationstherapie betrug 99,7 Patientenjahre. Vor Therapiebeginn waren 2,1 ischämische Ereignisse je Patient:in aufgetreten. Unter der Kombinationstherapie ereignete sich keine transitorische ischämische Attacke und die Schlaganfallrate sank auf 0,02 pro Patientenjahr. Im Vergleich dazu lagen bei den historischen Kontrollen die Raten von transitorischen ischämischen Attacken und Schlaganfällen zwischen 0,08 und 0,035 pro Patientenjahr. Nach Unterbrechung der Alprostadil-Therapie traten bei 3 Patientinnen 8 Ereignisse, darunter 6 Schlaganfälle, auf. Die Kombinationstherapie reduziert langfristig die Inzidenz von transitorischen ischämischen Attacken und Schlaganfällen bei Patienten mit primärem Sneddon Syndrom.
K. Papadopoulou, L. Sterner-Kock
Eduard Arning Klinik für Dermatologie und Allergologie, Asklepios Klinik St Georg, Hamburg
Wir berichten über einen 30-jährigen Patienten, der sich mit ausgeprägtem Juckreiz und flächigen Rötungen am Stamm notfallmäßig vorstellte. Bei mehrfacher explizierter Nachfrage bzgl. Nahrungsaufnahme im weiteren Verlauf gab der Patient an zwei bis drei Tage vor Auftreten der Hautveränderungen Shiitake Pilze gegessen zu haben. Klinisch zeigten sich multiple peitschenartig Urtikae und Makulae.
Es erfolgte eine Therapie mit Prednisolon, sowie einem Antihistaminikum.
J.K. Tietze1, M.I.C. Krönert1, S. Schwarzenböck2, M. Heuschkel2, J. Kurth2, B.J. Krause2, S. Emmert1
1Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Venerologie Universitätsmedizin Rostock
2Klinik und Poliklinik für Nuklearmedizin Universitätsmedizin Rostock
Nicht-melanozytärer Hautkrebs (NMSC) ist die häufigste bösartige Erkrankung des Menschen. Die Operation ist meist die Therapie der Wahl, aber Patienten leiden während des Eingriffs häufig unter Schmerzen. Die Angst davor kann Patienten zum Aufschieben oder sogar Absagen der notwendigen Operation veranlassen. Die topische Hautkrebsbehandlung mit Rhenium-188-Paste (RSCT) ist eine wirksame therapeutische Alternative, bei der keine Betäubung notwendig ist.
In dieser monozentrischen Pilotstudie wurden 19 Patienten, die an NMSC litten, mit RSCT behandelt. Die meisten dieser Patienten hatten zusätzlich eine Operation erhalten, entweder, weil sie in der Nachsorge ein neues NMSC entwickelten oder weil sie zuvor an NMSC gelitten hatten. Drei mit RSCT behandelte Patienten, die bisher noch nicht operiert worden waren, wurden mit drei vergleichbaren Patienten gruppiert, die bereits operiert worden waren, aber nie mit RSCT therapiert worden waren. Die Patienten wurden gebeten, die Erfahrungen mit beiden Behandlungen zu bewerten und zu vergleichen. Mit einem Fragebogen wurden die Wahrnehmungen der Patienten in Bezug auf Nebenwirkungen, ästhetische Ergebnisse, Wundversorgung, Angst vor Komplikationen und persönliche Behandlungspräferenzen erfasst. Die Patienten bewerteten die verschiedenen Parameter ihrer entweder mit RSCT oder chirurgisch behandelten Läsionen auf einer Skala von 0-10.
Die Patienten hatten vor der Operation signifikant mehr Angst vor Komplikationen als vor der RSCT (p = 0,04). Die RSCT-Behandlung verursachte signifikant weniger Schmerzen am Behandlungstag (Mittelwert 0,56) als die Operation (Mittelwert 2,32) (0 keine Schmerzen, 10 maximale Schmerzen) (p = 0,02) und 14 Tage nach dem Eingriff (Mittelwert 0,89 gegenüber Mittelwert 2,47) (p = 0,02). Am 14. Tag juckten die mit RSCT behandelten Läsionen auch deutlich weniger (Mittelwert 0,34) als nach der Operation (Mittelwert 1,50). Die meisten Patienten waren mit dem ästhetischen Ergebnis sowohl nach RSCT (Mittelwert 8,42) als auch nach der Operation (Mittelwert 8,31) sehr zufrieden (p = 0,89). Im Falle eines neuen NMSC würde die Mehrheit der Patienten, die beide Behandlungen erfahren haben, lieber primär mit RSCT behandelt werden (44%) oder beide Optionen in Betracht ziehen (31%); nur 19% bevorzugten die Operation.
Die Patienten bewerteten RSCT als weniger schmerzhaft als die Operation. Die ästhetischen Ergebnisse der beiden Behandlungen waren vergleichbar. Für schmerzempfindliche Patienten könnte die RSCT eine bevorzugte Behandlungsoption sein.
S. Strüning, N. Heaven
Eduard Arning Klinik für Dermatologie und Allergologie, Asklepios Klinik St Georg, Hamburg
Wir berichten über einen 23-jährigen Patienten, der sich mit einem seit ca. 7 Wochen bestehenden, klinisch tumorverdächtigen Nodus am rechten Oberschenkel vorstellte. Es zeigten sich, inklusive der Schleimhäute, keinerlei Hautveränderungen. Keine sonstigen Beschwerden. Zunächst erfolgte bei u.a. Tumorverdacht eine Probeentnahme zur histologischen Untersuchung.
Klinisch zeigte sich ein 2,5 cm durchmessender, erythematöser, erosiver, leicht schmerzhafter Nodus.
In der Immunhistochemie zeigte sich ein lymphohistiozytäres Infiltrat im Rahmen einer Syphillis. Bei erneuter Nachfrage berichtete der Patient schließlich, dass er ca. 4 Wochen vor dem Auftreten der Hautveränderung ungeschützten Geschlechtsverkehr hatte. In der anschließend durchgeführten Serologie zeigte sich eine frische, aktive Syphillis Infektion.
Wir empfahlen eine Behandlung mit Benzathin-Benzylpenicillin 2,4 Mio. I.E. i.m. (gluteal li/re je 1,2 Mio.I.E.).
E. Rudde1, A. Vanegas Ramírez2, J. Wander1, S. Emmert1, A. Thiem1, R. Panzer1
1Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Venerologie, Universitätsmedizin Rostock, Rostock
2Bundeswehrkrankenhaus Hamburg, Hamburg
Die Leishmaniasis ist eine durch Protozoen der Gattung Leishmania verursachte Infektionskrankheit, die in kutaner, mukokutaner und viszeraler Form auftreten kann. Unter den über 20 Spezies rufen Leishmania panamensis und L. guyanensis teilweise schwerwiegende mukokutane und selten auch disseminierte Infektionen hervor. Die Parasiten werden in der Haut von Makrophagen phagozytiert und entwickeln sich zu intrazellulären Amastigoten. Die Behandlung der Leishmaniasis variiert je nach Erreger und Krankheitsbild und reicht von topischen bis zu systemischen Therapien.
Eine 37-jährige Patientin stellte sich im September 2022 erstmals in unserer Poliklinik vor, nachdem sie 3 Monate zuvor nach Costa Rica gereist war. Zwei Monate nach ihrer Rückkehr bemerkte sie eine unklare persistierende Hautveränderung an ihrem linken Unterarm. Lokale Vortherapien mit Fusidinsäure und Clobetasolpropionat erbrachten keine Besserung. In der körperlichen Untersuchung waren um eine kutane Läsion am linken Unterarm herum 3 kleine subkutane Knötchen tastbar, sowie ein weiteres Knötchen am Oberarm.
Hautbiopsien wurden sowohl formalinfixiert als auch nativ untersucht. Eine PCR-Analyse am Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin (BNITM) wies Leishmanien-DNA mit einer 99%igen Übereinstimmung für die zum Leishmania braziliensis-Komplex gehörenden Leishmania panamensis als auch guyanensis nach. Der genaue Expositionsort ist unbekannt, vermutlich jedoch im Dschungel bei Bananito Sur oder beim Playa Carrillo.
Aufgrund des Vorliegens einer komplexen kutanen Leishmaniasis (Satellitenläsionen bzw. Lymphknotenschwellungen) wurde entsprechend der amerikanischen Leitlinie (PAHO, 2022) eine systemische Behandlung mit Miltefosin 50 mg 3x täglich begonnen. Die Einnahme erfolgt mit den Mahlzeiten und reichlich Flüssigkeit über einen Zeitraum von 28 Tagen. Es wurde darauf hingewiesen, dass die Wirkung typischerweise mit ca. 3 Wochen Verzögerung eintritt. Während der Therapie wurden wöchentlich ein großes Blutbild sowie Leber- und Nierenwerte kontrolliert. Die Patientin litt gerade zu Beginn der Therapie unter ausgeprägter Übelkeit und Erbrechen.
Um ein mögliches Fortschreiten zu einer mukokutanen Form zu überwachen, wurden nach Abschluss der Therapie klinische Nachuntersuchungen über 1 Jahr hinweg durchgeführt. Unter der Therapie kam es zur narbigen Abheilung der Hautläsion am linken Unterarm.
Die Behandlung der kutanen Leishmaniasis der „Neuen Welt“ erfordert aufgrund des erhöhten Risikos für das Auftreten einer mukokutanen Leishmaniasis besondere Aufmerksamkeit. Die Therapieentscheidung zwischen lokaler und systemischer Behandlung richtet sich nach den aktuellen Leitlinien und den spezifischen Umständen der Patientin.
In diesem Fall war die systemische Behandlung aufgrund der Komplexität der kutanen Leishmaniasis notwendig. Miltefosin erwies sich als geeignetes Medikament und ist für die Behandlung der kutanen Leishmaniasis, die durch L. braziliensis- oder mexicana-Komplex verursacht wird, zugelassen. Unter der Therapie sind regelmäßige Laborkontrollen notwendig. Die Behandelten sollten vor Therapie auch auf das sehr häufige Auftreten gastrointestinaler Nebenwirkungen hingewiesen werden.
Unsere Fallstudie unterstreicht die Wichtigkeit einer detaillierten Reiseanamnese zur Diagnosestellung. Hierbei sollte insbesondere auch bei Reisen in tropische oder subtropische Regionen an die Leishmaniasis als dritthäufigste von Vektoren übertragene Infektionskrankheit weltweit gedacht werden. Die Symptome treten, wie bei unserer Patientin, häufig erst nach der Rückkehr aus dem Endemiegebiet auf.
A. Eichner, V. Stadie, J. Wohlrab
Universitätsklinik und Poliklinik für Dermatologie und Venerologie, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Halle (Saale)
Die Acne inversa (Hidradenitis suppurativa) ist eine chronisch-abszedierende und vernarbende Entzündung mit Prädilektion in der Anogenitalregion, sowie der axillären und inguinalen Intertrigines. Sie basiert auf einer genetischen Disposition mit variabler Genpenetranz (familiärer vs. sporadischer Typ) und ist pathogenetisch multifaktoriell, wobei Nikotinabusus, metabolische und hormonelle Einflussfaktoren als Trigger eine besondere Bedeutung zukommen. Die Immunpathologie wird durch eine Aktivierung von Toll-like-Rezeptoren (TLR), einer Überregulation von antimikrobiellen Peptiden (AMP) und einer, sich daraus ergebenden autoinflammatorisch-autoimmunologisch dominierten Entzündungsreaktion mit den Markerzytokinen IL-1b, TNFa und IL-17A/F bestimmt. Bei Diagnosestellung zeigen ca. 80% der Patient:innen einen multilokulären Befall. Klinisch betrifft dies die Regionen: Untere Etage: anogential und inguinal (inkl. Mons pubis) sowie Obere Etage: subaxillär sowie submammär. Die klinische Erfahrung zeigt, dass der Etagenwechsel nahezu regelmäßig erfolgt, der Zeitpunkt der phänotypischen Ausbreitung aber individuell sehr variabel sein kann. Die Autoren verfolgen nun die Hypothese, dass bei Patient:innen mit mittelschwerer bis schwerer Acne inversa, auch ohne klinischem Phänotyp in einer der Etagen, bereits entzündliche Aktivität nachweisbar ist. Die Untersuchungen haben zum Ziel, die Begründung und Sinnhaftigkeit einer Arzneimittelanwendung auch nach operativer Sanierung einer Etage zu untermauern, um ein Fortschreiten der Erkrankung (Etagenwechsel) zu verhindern.
In der vorliegenden Untersuchung wurden (positives Votum der Ethikkommission der Medizinischen Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg) prospektiv histologische Präparate von 18 Patient:innen mit mittelschwerer bis schwerer Acne inversa (Hurley II+III) inguinal bzw. anogenital eingeschlossen, die die Indikation für eine operative Therapie erfüllten. Während des Eingriffs wurde den Betroffenen mit deren Zustimmung aus beiden klinisch unbeteiligten Axillarregionen (zentral) zusätzlich eine Biopsie entnommen. Diese wurden einer histologischen und immunhistologischen Aufarbeitung unterzogen. Neben einer histopathologischen (halbquantitativen) Bewertung von typischen Merkmalen (Epidermishyperplasie, Entzündungszellen, eitrige Entzündung, chronisch-vernarbende Entzündung, Beteiligung Subkutis, Follikelhyperkeratose, follikuläre Hyperplasie, Perifollikulitis, Follikelruptur, Veränderungen an apokrinen Schweißdrüsen, Talgdrüsenbeteiligung, Beteiligung ekkriner Schweißdrüsen) wurde eine immunhistologische Charakterisierung von Immunzellen (CD 3, 4, 8, 56, 68 und 79-Färbungen) durchgeführt.
Dabei ließ sich in der klinisch nicht-läsionalen Haut ein Acne inversa-adäquates Entzündungsmuster einer T-zellulär (CD3+, CD4+, CD8+) und Makrophagen-dominierten (CD68+) Entzündung nachweisen.
Die Ergebnisse stützen die Hypothese, dass die Acne inversa eine chronisch-entzündliche Systemerkrankung darstellt und sich auch in klinisch unauffälligen Prädilektionsstellen entzündliche Phänomene in einer frühen Phase nachweisen lassen. Daraus lässt sich nach Auffassung der Autoren die Sinnhaftigkeit ableiten, dass auch nach operativer Sanierung klinisch phänotypischer Areale eine anti-inflammatorische medikamentöse Therapie indiziert sein kann, um einen Etagenwechsel zu verhindern. Hierzu sollte eine Evidenz in klinischen Studien erarbeitet werden.
J. Wohlrab, V. Stadie, A. Eichner
Universitätsklinik und Poliklinik für Dermatologie und Venerologie, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Halle (Saale)
Die Acne inversa (Hidradenitis suppurativa) wird als chronisch-entzündliche Systemerkrankung verstanden, die auf der Basis einer genetischen Disposition mit variabler Genpenetranz klinisch phänotypisch wird. Dabei etablieren sich an Prädilektionsstellen (Anogenitalregion, inguinale und axilläre Intertrigines) entzündlich-abszedierende Knoten und Fistelgänge, die durch Sekretion und Vernarbung zu funktionellen Einschränkungen der Bewegung, Lymphödemen und Dysbiose führen können. Bereits in frühen Stadien der Erkrankung (Hurley I) werden dabei klinisch entzündliche Phänomene wie Hyperämie, Ödematisierung und Gewebeinfiltration beobachtet. Die Immunpathogenese wird durch eine Aktivierung von Toll-like-Rezeptoren (TLR), einer Überexpression von antimikrobiellen Peptiden (AMP) und einer autoinflammatorisch-autoimmunologisch dominierten Entzündungsreaktion mit den Markerzytokinen IL-1b, TNFa und IL-17A/F bestimmt.
Mit den vorliegenden Untersuchungen gehen die Autoren der Frage nach, ob bei Patient:innen mit ausschließlich inguinalem klinischen Phänotyp auch bereits axillär subklinische Hinweise auf ein entzündliches Geschehen nachweisbar sind. Im Verständnis des Vorliegens einer Systemerkrankung würde sich daraus eine Indikation für eine medikamentöse Therapie auch über den Zeitpunkt einer operativen Teilsanierung der Prädilektionsstellen ergeben.
Zur Beantwortung der Fragestellung wurden mit positivem Votum der Ethikkommission der Medizinischen Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg 18 Patient:innen mit ausschließlich mittelschwerer bis schwerer (Hurley II+III) inguinaler Acne inversa (untere Etage) rekrutiert, bei denen eine Indikation für eine operative Sanierung bestand. Vergleichend dazu wurden 10 altersgematcht gesunde Proband:innen rekrutiert. Mittels Laser-Doppler-Flowmetrie (LDF) wurde die kutane Perfusion als Maß einer entzündlichen Aktivität subaxillär als 2D-Imaging mit Falschfarbkodierung unter standardisierten Bedingungen, vergleichend in beiden Populationen bestimmt. Dabei wurde der zentrale subaxilläre Bereich (Areal der subaxillären Behaarung) zum zirkumferenziellen Randbereich als regions of interest intra- und interindividuell verglichen.
Die Ergebnisse zeigen eine statistisch signifikante (p<0,05) Abnahme des Laserflows im zentralen subaxillären Bereich im Vergleich zur Zirkumferenz. Dies deutet nach Auffassung der Autoren auf eine Ödematisierung des klinisch unbetroffenen Gewebes und damit auf eine frühe Phase einer entzündlichen Beteiligung hin. Diese Beobachtung stützt die Annahme, dass die Acne inversa als Systemerkrankung subklinisch auch die Prädilektionsstellen einbezieht, die phänotypisch keine entzündlichen Läsionen aufweisen.
J. Ehrenreich, L. Softic, C. Michl
Universitätsklinik und Poliklinik für Dermatologie und Venerologie, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Halle (Saale)
Wir berichten über den Fall einer granulomatösen Variante einer Mycosis fungoides bei einer 22-jährigen Patientin.
Dieser seltene Subtyp der Mycosis fungoides (MF), hat eine schlechtere Prognose als die klassische MF und stellt eine diagnostische Herausforderung dar. Betroffen sind meist Männer in der 3.-5. Lebensdekade. Der klinische Phänotyp ist variabel. Typisch ist jedoch der eher langsam fortschreitende Verlauf mit Wachstum von meist derben, erythematösen Plaques unter Betonung der Beugeseiten. In einigen Fällen entwickeln sich „gummiartige” gestielte Plaques im Sinne einer granulomatösen slack skin disease.
Betroffene Patient:innen können im Verlauf sekundäre Lymphome wie Hodgkin- und Non-Hodgkin-Lymphome entwickeln. Zudem bildet sich häufiger und früher eine extrakutane Beteiligung aus. Folglich ist eine regelmäßige dermatologische Nachsorge wichtig, ggf. unter Einbeziehung einer hämatoonkologischen Diagnostik.
Histologisch zeigt sich eine granulomatöse Dermatitis, mit einem dichten Infiltrat atypischer Lymphozyten, die die Dermis und in einigen Fällen auch die Subkutis, befallen und mit histiozytären und mehrkernigen Riesenzellen assoziiert sind, die Lymphozyten und elastische Fasern enthalten (Elastophagozytose). Aufgrund der granulomatösen Komponente sind Fehldiagnosen wie kutane Sarkoidose nicht selten.
Letzteres war auch die Initialdiagnose bei unserer Patientin, die auf eine systemische Prednisolontherapie nicht ansprach. Erst die Kombination aus klinischem Verlauf mit Ausbildung von seit 2 Jahren langsam größenprogredienten infiltrativen Plaques, passender Histologie sowie Nachweis eines biklonalen T-Zell-Rezeptor gamma-Ketten-Rearrangements führte zur Diagnose einer granulomatösen Variante einer MF.
Es ist keine spezielle Therapie für die granulomatöse MF in der S2k-Leitlinie für kutane Lymphome festgelegt. Zu den in der Literatur beschriebenen Therapieformen gehören die chirurgische Exzision, PUVA-Therapie, topische und systemische Glukokortikoidtherapie, Methotrexat (MTX) und Bexaroten. Wir entschieden uns bei unserer Patientin für eine Therapiekombination mit subkutan verabreichtem MTX einmal pro Woche und und topischem Methylprendnisolon. Hierunter zeigte sich bis dato ein langsames aber klinisch sichtbares Ansprechen.
期刊介绍:
The JDDG publishes scientific papers from a wide range of disciplines, such as dermatovenereology, allergology, phlebology, dermatosurgery, dermatooncology, and dermatohistopathology. Also in JDDG: information on medical training, continuing education, a calendar of events, book reviews and society announcements.
Papers can be submitted in German or English language. In the print version, all articles are published in German. In the online version, all key articles are published in English.