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Abstract
Immer häufiger geht es in Beratung und Therapie um die Stützung des verunsicherten Selbst, die Klärung drängender Identitätsprobleme. Und oftmals stoßen wir hinter Gefühlen von Selbstzweifeln, Überforderung, Orientierungslosigkeit und Nichtzugehörigkeit auf offene oder verdeckte Schamthemen. Gleichzeitig erleben wir im mitunter Grellen und Distanzlosen der öffentlichen Inszenierungen, im zunehmend Harten und Unversöhnlichen gesellschaftlicher und politischer Kontroversen eine Art „befreiter Schamlosigkeit“, die Achtung, Toleranz und demokratische Umgangsformen zu gefährden droht. Dieser Artikel beleuchtet die Doppelrolle der Scham als Hüterin und als potenzielle Zerstörerin menschlichen Identitätsgefühls und diskutiert die Vielfalt von Schamempfindungen und Schamanlässen in ihrer Auswirkung auf individuelle und gesellschaftliche Konflikte.