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Abstract
Anhand der Darstellung der Behandlung eines Patienten mit ausgeprägter Selbstwertproblematik, schwerer Beziehungsstörung und Pornosucht verdeutlicht der Autor, inwieweit autistische Phänomene und autistoide Abwehrformationen in der Behandlung von Patienten, die man unter einem anderen Blickwinkel auch als narzisstisch oder neurotisch beschreiben könnte, eine bedeutsame Rolle spielen. Nach einer Einführung in die theoretischen Überlegungen von Bick, Tustin, Meltzer, S. Klein und Ogden zu diesem Thema wird der Fall eines jungen Mannes mit Migrationshintergrund und früher Trennungstraumatisierung, bei dem die autistischen Phänomene und die autistoide Abwehr erst im Behandlungsverlauf deutlich wurden, beschrieben. Insbesondere betrifft dies die anfängliche Unfähigkeit des Patienten, den Analytiker als aufnehmendes und containendes dreidimensionales Objekt wahrzunehmen und mit ihm in emotionalen Austausch zu kommen. Stattdessen klebte sich der Patient im Sinn einer adhäsiven Identifizierung nach Meltzer konkretistisch an den Analytiker. In seiner Pornosucht nutzte er sexuelle Erregung in Verbindung mit dem Bild vom „idealen weiblichen Körper“ als autistische Form nach Tustin zur Abwehr von Ängsten vor dem Auseinanderfallen. Der Autor beschreibt, wie er lange Zeit darum ringen musste, vom Patienten als dreidimensionales Objekt erkannt zu werden.