{"title":"Zahnbehandlung in der Tierarztpraxis – Modeerscheinung oder Baustein zum Praxiserfolg?","authors":"Peter Fahrenkrug","doi":"10.1055/s-0029-1225960","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"zum Zahnarzt. Die Behandlung unserer menschlichen Mundhöhlenerkrankungen erfordert immerhin einen eigenen, 66.000 Zahnärzte/Innen umfassenden fachärztlichen Berufsstand und ca. 20% aller ärztlichen Leistungen werden zwischen Oberund Unterlippe erbracht. Auch die Maulhöhle der Tiere ist ein Organ, welches sehr vielfältige Erkrankungen, vor allem auch unfallbedingte Beschädigungen, aufweist. Zwar ist der kosmetische und phonetische Anspruch, der die Menschen regelmäßig zum Zahnarztbesuch motiviert, dem Tier fremd, aber dafür benutzt das Tier sein Gebiss auch als Werkzeug, zur Verteidigung, zum Beutefang etc. Entsprechend groß ist daher der Abnutzungsgrad. Die Maulhöhle kann in allen Lebensaltern Probleme machen. Zahnentwicklung, Milchzahnwechsel, Abnutzungsperioden, parodontale Erkrankungen und senile, vorgeschädigte Zähne können gleichermaßen Anlass zur Behandlung geben. Besonders in der Pferdemedizin ist die Gesunderhaltung des Gebisses als wichtiger Faktor der Leistungssteigerung und -erhaltung in den letzten Jahren in den Vordergrund des klinischen Interesses gerückt. Arbeit gibt es hier genug, denn das Pferd ist ein langlebiger Patient. Es beschäftigt seinen Besitzer und gleichermaßen seine/n Tierarzt/-ärztin im Laufe des Lebens mit Zahnwechselstörungen, Wolfszähnen, Karies, Zahnfrakturen, Entzündungen der Zähne und der Kieferhöhlen, mit Unfallfolgen sowie mit allerlei Entzündungen des Zahnhalteapparates. Ganz zu schweigen von den finalen Folgen der programmierten Zahnabnutzung im Gnadenbrot-Alter. Aber auch die Tierärzte in der Kleintierpraxis werden regelmäßig mit Zahnproblemen bei allen Spezies konfrontiert. Die regelmäßige Zahnsteinentfernung hat sich zu einer der häufigsten Routinemaßnahmen in der Tierarztpraxis entwickelt. Nachdem die Impfungen im Zuge der umstrittenen Verlängerungen der Impfintervalle – neben einer generellen Impfmüdigkeit – deutlich weniger geworden sind, tritt an die Stelle der jährlichen Impferinnerungen zunehmend das Erinnerungskärtchen zur Gebisskontrolle – ein wichtiges Instrument zur Kundenbindung. Häufig jedoch ist es mit einer routinemäßigen Zahnsteinentfernung nicht getan: schwierige Fälle verlangen weitergehende chirurgische Maßnahmen und vor allem Aufklärung der Tierbesitzer über prophylaktische häusliche Pflegemaßnahmen wie Zähnebürsten, Futterumstellung etc. Die Katze als zahlenmäßig stark zunehmender Patient in der Kleintierpraxis leidet besonders häufig unter Zahnfleischentzündungen und Gebiss-Schäden nach Traumen. Engagierte Katzenbesitzer erwarten zu Recht eine professionelle Therapie der sehr schmerzhaften chronischen Entzündungszustände. Aber auch die ebenso im Trend liegenden Heimtiere weisen sehr unangenehme Zahnveränderungen auf, die eine erhebliche Herausforderung für die Praxen sind. Keine moderne Tierarztpraxis kann es sich heute mehr leisten, diese – häufig mit erheblichem Leidensdruck verknüpften – Erkrankungen zu ignorieren oder unsachgemäß zu behandeln. Dies bedeutet, dass auch die Tierarzthelferinnen bzw. MFA solide Kenntnisse über die Grundprobleme, aber auch die Therapiemethoden, Geräte, Gerätepflege, Arbeitsvorbereitung etc. erwerben müssen. Der team spiegel hat sich daher entschlossen, diesem wichtigen Arbeitsfeld gleich eine ganze Serie von Beiträgen zu widmen, in denen nacheinander die diversen Aspekte der Erkrankungen und die typischen Probleme unserer Patienten thematisiert werden. In vielen Praxen existieren bereits leistungsfähige Zahnbehandlungsausrüstungen, sogenannte Zahnstationen, und die Mehrzahl der deutschen Tierärzte/Innen hat sich zumindest Grundkenntnisse erworben. Der bpt (Bundesverband praktizierender Tierärzte) veranstaltet seit 25 Jahren regelmäßige Wochenendseminare (auch für Tierarzthelferinnen), an denen bisher über 7300 Teilnehmer ihre Kenntnisse erweitert haben (www.tierzahnheilkundeseminare.de). Zahlreiche weitere Seminarveranstalter bieten ebenfalls Kurse an. Kenntnisse über Tierzahnheilkunde sind mittlerweile Gegenstand jeder Fortbildungsveranstaltung, auf nahezu jedem Kongress weltweit werden Vorträge darüber angeboten – auch auf den Helferinnen-Kongressen (z.B. 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Abstract
zum Zahnarzt. Die Behandlung unserer menschlichen Mundhöhlenerkrankungen erfordert immerhin einen eigenen, 66.000 Zahnärzte/Innen umfassenden fachärztlichen Berufsstand und ca. 20% aller ärztlichen Leistungen werden zwischen Oberund Unterlippe erbracht. Auch die Maulhöhle der Tiere ist ein Organ, welches sehr vielfältige Erkrankungen, vor allem auch unfallbedingte Beschädigungen, aufweist. Zwar ist der kosmetische und phonetische Anspruch, der die Menschen regelmäßig zum Zahnarztbesuch motiviert, dem Tier fremd, aber dafür benutzt das Tier sein Gebiss auch als Werkzeug, zur Verteidigung, zum Beutefang etc. Entsprechend groß ist daher der Abnutzungsgrad. Die Maulhöhle kann in allen Lebensaltern Probleme machen. Zahnentwicklung, Milchzahnwechsel, Abnutzungsperioden, parodontale Erkrankungen und senile, vorgeschädigte Zähne können gleichermaßen Anlass zur Behandlung geben. Besonders in der Pferdemedizin ist die Gesunderhaltung des Gebisses als wichtiger Faktor der Leistungssteigerung und -erhaltung in den letzten Jahren in den Vordergrund des klinischen Interesses gerückt. Arbeit gibt es hier genug, denn das Pferd ist ein langlebiger Patient. Es beschäftigt seinen Besitzer und gleichermaßen seine/n Tierarzt/-ärztin im Laufe des Lebens mit Zahnwechselstörungen, Wolfszähnen, Karies, Zahnfrakturen, Entzündungen der Zähne und der Kieferhöhlen, mit Unfallfolgen sowie mit allerlei Entzündungen des Zahnhalteapparates. Ganz zu schweigen von den finalen Folgen der programmierten Zahnabnutzung im Gnadenbrot-Alter. Aber auch die Tierärzte in der Kleintierpraxis werden regelmäßig mit Zahnproblemen bei allen Spezies konfrontiert. Die regelmäßige Zahnsteinentfernung hat sich zu einer der häufigsten Routinemaßnahmen in der Tierarztpraxis entwickelt. Nachdem die Impfungen im Zuge der umstrittenen Verlängerungen der Impfintervalle – neben einer generellen Impfmüdigkeit – deutlich weniger geworden sind, tritt an die Stelle der jährlichen Impferinnerungen zunehmend das Erinnerungskärtchen zur Gebisskontrolle – ein wichtiges Instrument zur Kundenbindung. Häufig jedoch ist es mit einer routinemäßigen Zahnsteinentfernung nicht getan: schwierige Fälle verlangen weitergehende chirurgische Maßnahmen und vor allem Aufklärung der Tierbesitzer über prophylaktische häusliche Pflegemaßnahmen wie Zähnebürsten, Futterumstellung etc. Die Katze als zahlenmäßig stark zunehmender Patient in der Kleintierpraxis leidet besonders häufig unter Zahnfleischentzündungen und Gebiss-Schäden nach Traumen. Engagierte Katzenbesitzer erwarten zu Recht eine professionelle Therapie der sehr schmerzhaften chronischen Entzündungszustände. Aber auch die ebenso im Trend liegenden Heimtiere weisen sehr unangenehme Zahnveränderungen auf, die eine erhebliche Herausforderung für die Praxen sind. Keine moderne Tierarztpraxis kann es sich heute mehr leisten, diese – häufig mit erheblichem Leidensdruck verknüpften – Erkrankungen zu ignorieren oder unsachgemäß zu behandeln. Dies bedeutet, dass auch die Tierarzthelferinnen bzw. MFA solide Kenntnisse über die Grundprobleme, aber auch die Therapiemethoden, Geräte, Gerätepflege, Arbeitsvorbereitung etc. erwerben müssen. Der team spiegel hat sich daher entschlossen, diesem wichtigen Arbeitsfeld gleich eine ganze Serie von Beiträgen zu widmen, in denen nacheinander die diversen Aspekte der Erkrankungen und die typischen Probleme unserer Patienten thematisiert werden. In vielen Praxen existieren bereits leistungsfähige Zahnbehandlungsausrüstungen, sogenannte Zahnstationen, und die Mehrzahl der deutschen Tierärzte/Innen hat sich zumindest Grundkenntnisse erworben. Der bpt (Bundesverband praktizierender Tierärzte) veranstaltet seit 25 Jahren regelmäßige Wochenendseminare (auch für Tierarzthelferinnen), an denen bisher über 7300 Teilnehmer ihre Kenntnisse erweitert haben (www.tierzahnheilkundeseminare.de). Zahlreiche weitere Seminarveranstalter bieten ebenfalls Kurse an. Kenntnisse über Tierzahnheilkunde sind mittlerweile Gegenstand jeder Fortbildungsveranstaltung, auf nahezu jedem Kongress weltweit werden Vorträge darüber angeboten – auch auf den Helferinnen-Kongressen (z.B. EuroZahnbehandlung in der Tierarztpraxis – Modeerscheinung oder Baustein zum Praxiserfolg? 12 team spiegel 2/2009 Zahnbehandlung