Li Gerhalter, Selbstzeugnisse sammeln, vielschichtige Interessenslagen, Augusta Carolina Schanda
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Abstract
Augusta Carolina Schanda ist 1877 in Enns in Oberösterreich geboren worden. Sie war Mutter von vier Kindern, 1916 übernahm sie das Bauunternehmen ihrer Eltern. Zuvor hatte sie mehrere Jahre lang eine Gemischtwarenhandlung in Altlengbach in Niederösterreich betrieben. Zwischen 1898 und 1944 führte sie ein Tagebuch, in dem verschiedene Phasen ihres Lebens dokumentiert sind. 2008 wurden diese Aufzeichnungen von Augusta Carolina Schandas Enkelin an die Sammlung Frauennachlässe am Institut für Geschichte der Universität Wien übergeben, wo sie seitdem archiviert sind und für wissenschaftliche Auswertungen zur Verfügung stehen. In der Online-Edition Der Erste Weltkrieg in Selbstzeugnissen. Auszüge aus den Beständen der Sammlung Frauennachlässe sind einzelne Einträge aus dem Tagebuch online publiziert worden,1 was die Übergeberin folgendermaßen kommentierte: „Dass die Aufzeichnungen für die historische Forschung so ergiebig sind, freut mich ungemein. Im konkreten Fall habe ich’s eigentlich erwartet“ (Hannelore R. Brief an die Sammlung Frauennachlässe – SFN, Juli 20142). Dieses Zitat zeugt von einer geschichtswie familienbewussten Nachfahrin. Gleichzeitig zeugt es von der guten Konjunktur, der sich Selbstzeugnisse aktuell erfreuen, was ihren Stand als Quellen für historische Fragestellungen anbelangt. Das ist nicht zuletzt deshalb möglich, weil sie seit nunmehr einigen Jahrzehnten im Rahmen verschiedener Sammlungsinitiativen systematisch gesucht, gefunden, dokumentiert und bereitgestellt wurden und werden. Die Quellenbasis, die dabei erarbeitet werden konnte, ist inzwischen so umfangreich wie vielfältig. In diesem Beitrag wird skizziert, wie es dazu kam und welche Logiken, Strategien sowie Interessenslagen dahinterstanden und -stehen.