Freie Elektronen an sichtbarem Licht gebeugt: Nach 70 Jahren wurde der Kapitza‐Dirac‐Effekt eindeutig nachgewiesen

Markus Arndt
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Virtuelle Absorption aus der einen Stehwellenkomponente und stimulierte Photonenemission in die andere führt dann zu einem Impulsübertrag von ∆pe = ±N · 2!kph auf das Elektron mit dem Photonenimpuls !kph. Tatsächlich lässt sich das gleiche Experiment auch interpretieren, indem man die Elektronen als Materiewellen betrachtet, die im effektiven Potential der stehenden Lichtwelle einen modulierten Brechungsindex sehen. Da die Intensität der Stehwelle räumlich mit der Periode l/2 variiert, ergibt sich auch in dieser Beschreibung der Impulstransfer ∆pe = ±N · 2!kph mit den entsprechenden Beugungsmaxima. Freie Elektronen koppeln jedoch nur sehr schwach an sichtbares Licht. Kapitza und Dirac errechneten, dass nur ein verschwindender Anteil (10–14) der Elektronen gebeugt wird, wenn man das Licht einer 1-Watt-Quecksilberdampflampe verwendet. Optische Beugungsexperimente mit freien Elektronen mussten daher auf leistungsstarke, gepulste Lichtquellen bis zu den 60er Jahren warten. Unter allen bisherigen, allesamt umstrittenen Versuchen [1] kamen Bucksbaum und Kollegen 1988 dem Kapitza-DiracEffekt am nächsten [4]: Sie beobachteten zwar eine deutliche Ablenkung des Elektronenstrahls im Lichtfeld, arbeiteten aber mit einem Impulsübertrag von bis zu 1000 !kph im quasi-klassischen Bereich, in dem die Kohärenz zwischen den Teilstrahlen verloren geht. Für gebundene Elektronen in Atomen oder Molekülen kann die Kopplung an das Licht durch einen Resonanzeffekt stark überhöht werden. Der nahresonante KapitzaDirac-Effekt wurde 1986 erstmals für einen Natrium-Atomstrahl nachgewiesen [5] und seitdem in vielen Experimenten bis hin zur kohärenten Strahlteilung von Fullerenen verwendet [6]. Lichtgitter haben viele Vorteile gegenüber materiellen Beugungsstrukturen: Sie transmittieren perfekt, ihre Periode lässt sich mit der Lichtfrequenz verändern und sie sind frei von statischen Feldern. Insbesondere bei Ionen und Elektronen birgt die Nähe zu Wänden bei materiellen Gittern das Risiko, dass die Ablenkung durch statische Felder die quantenmechanischen Beugungswinkel bei weitem überwiegt oder dass gar Ladungen mit den Wänden ausgetauscht werden. Daher war es sehr wichtig, nun fast 70 Jahre nach dem Vorschlag durch Kapitza und Dirac die Möglichkeit von Lichtgittern für freie Elektronen endgültig nachzuweisen. Herman Batelaan und seinen Mitarbeitern ist dies in eindeutiger Weise gelungen [2]. Das Experiment ist konzeptionell einfach und im Resultat klar. Ein schneller Elektronenstrahl (de BroglieWellenlänge ldB ~ 60 pm) wird im Vakuum durch zwei Schlitzblenden kollimiert und an einer ihn kreuzenden Stehwelle gebeugt. Um die benötigte Laserintensität von (5×1010 W/cm2) für ein dünnes Lichtgitter zu erzielen, fokussierte das Nebraska-Team einen gepulsten, frequenzverdoppelten Nd:YAG Laser auf 125 mm. Das Beugungsgitter hat eine Periode von 266 nm. Mit einem 10 mm breiten Detektor im Fernfeld (24 cm) hinter dem Lichtgitter findet man daher saubere Beugungsordnungen im leicht trennbaren Abstand von rund 55 mm (siehe Abb.). In seiner experimentellen Überzeugungskraft wird dieses Resultat sicher in die Schulbücher eingehen. Man kann aber auch auf weiterführende Experimente hoffen. Es sollte z. B möglich sein, komplette Elektroneninterferometer auf dem Kapitza-Dirac-Effekt aufzubauen. Solche Anordnungen wären als empfindliche Rotationssensoren im Vergleich zu Atominterferometern billiger und kompakter, wenn auch nicht ganz so empfindlich. Zugleich ein Vorund Nachteil solcher Interferometer wäre ihre große Empfindlichkeit auf statische elektrische Felder. Batelaan und Mitarbeiter sehen auch die Möglichkeit, die Beugung von Elektronen an einer orientierten Molekülwolke zu studieren: Die gepulste Stehwelle könnte die Moleküle räumlich periodisch orientieren. Da die Wechselwirkung zwischen den Elektronen und den Molekülen von der Orientierung abhängt, könnte man so ein neuartiges Beugungsgitter für Elektronen bilden [2]. Einzigartig für Elektroneninterferometer ist die Aussicht, bei hohen Laserintensitäten mit relativistischen Quanten de BroglieInterferometrie durchzuführen. Auf jeden Fall wird noch mit manchen interessanten Ergebnissen zu rechnen sein. 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Abstract

rimenteller Schwierigkeiten lange umstrittene Frage [1]. Sie wurde erst jetzt mit dem sauberen Nachweis des so genannten KapitzaDirac-Effekts durch Batelaan und Mitarbeiter an der Universität von Nebraska, Lincoln, eindeutig bejaht [2]. Kapitza und Dirac betrachteten im Jahre 1933 die stimulierte Compton-Streuung zwischen Elektronen und Photonen zweier gegenläufiger Wellen aus sichtbarem Licht, die eine stehende Welle erzeugen. Sie erkannten, dass diese Streuung zur Reflexion der Elektronen unter dem Bragg-Winkel führen könnte [3]. In diesem Gedankenexperiment werden die Elektronen als Billardkugeln in einem quantisierten Lichtfeld betrachtet. Virtuelle Absorption aus der einen Stehwellenkomponente und stimulierte Photonenemission in die andere führt dann zu einem Impulsübertrag von ∆pe = ±N · 2!kph auf das Elektron mit dem Photonenimpuls !kph. Tatsächlich lässt sich das gleiche Experiment auch interpretieren, indem man die Elektronen als Materiewellen betrachtet, die im effektiven Potential der stehenden Lichtwelle einen modulierten Brechungsindex sehen. Da die Intensität der Stehwelle räumlich mit der Periode l/2 variiert, ergibt sich auch in dieser Beschreibung der Impulstransfer ∆pe = ±N · 2!kph mit den entsprechenden Beugungsmaxima. Freie Elektronen koppeln jedoch nur sehr schwach an sichtbares Licht. Kapitza und Dirac errechneten, dass nur ein verschwindender Anteil (10–14) der Elektronen gebeugt wird, wenn man das Licht einer 1-Watt-Quecksilberdampflampe verwendet. Optische Beugungsexperimente mit freien Elektronen mussten daher auf leistungsstarke, gepulste Lichtquellen bis zu den 60er Jahren warten. Unter allen bisherigen, allesamt umstrittenen Versuchen [1] kamen Bucksbaum und Kollegen 1988 dem Kapitza-DiracEffekt am nächsten [4]: Sie beobachteten zwar eine deutliche Ablenkung des Elektronenstrahls im Lichtfeld, arbeiteten aber mit einem Impulsübertrag von bis zu 1000 !kph im quasi-klassischen Bereich, in dem die Kohärenz zwischen den Teilstrahlen verloren geht. Für gebundene Elektronen in Atomen oder Molekülen kann die Kopplung an das Licht durch einen Resonanzeffekt stark überhöht werden. Der nahresonante KapitzaDirac-Effekt wurde 1986 erstmals für einen Natrium-Atomstrahl nachgewiesen [5] und seitdem in vielen Experimenten bis hin zur kohärenten Strahlteilung von Fullerenen verwendet [6]. Lichtgitter haben viele Vorteile gegenüber materiellen Beugungsstrukturen: Sie transmittieren perfekt, ihre Periode lässt sich mit der Lichtfrequenz verändern und sie sind frei von statischen Feldern. Insbesondere bei Ionen und Elektronen birgt die Nähe zu Wänden bei materiellen Gittern das Risiko, dass die Ablenkung durch statische Felder die quantenmechanischen Beugungswinkel bei weitem überwiegt oder dass gar Ladungen mit den Wänden ausgetauscht werden. Daher war es sehr wichtig, nun fast 70 Jahre nach dem Vorschlag durch Kapitza und Dirac die Möglichkeit von Lichtgittern für freie Elektronen endgültig nachzuweisen. Herman Batelaan und seinen Mitarbeitern ist dies in eindeutiger Weise gelungen [2]. Das Experiment ist konzeptionell einfach und im Resultat klar. Ein schneller Elektronenstrahl (de BroglieWellenlänge ldB ~ 60 pm) wird im Vakuum durch zwei Schlitzblenden kollimiert und an einer ihn kreuzenden Stehwelle gebeugt. Um die benötigte Laserintensität von (5×1010 W/cm2) für ein dünnes Lichtgitter zu erzielen, fokussierte das Nebraska-Team einen gepulsten, frequenzverdoppelten Nd:YAG Laser auf 125 mm. Das Beugungsgitter hat eine Periode von 266 nm. Mit einem 10 mm breiten Detektor im Fernfeld (24 cm) hinter dem Lichtgitter findet man daher saubere Beugungsordnungen im leicht trennbaren Abstand von rund 55 mm (siehe Abb.). In seiner experimentellen Überzeugungskraft wird dieses Resultat sicher in die Schulbücher eingehen. Man kann aber auch auf weiterführende Experimente hoffen. Es sollte z. B möglich sein, komplette Elektroneninterferometer auf dem Kapitza-Dirac-Effekt aufzubauen. Solche Anordnungen wären als empfindliche Rotationssensoren im Vergleich zu Atominterferometern billiger und kompakter, wenn auch nicht ganz so empfindlich. Zugleich ein Vorund Nachteil solcher Interferometer wäre ihre große Empfindlichkeit auf statische elektrische Felder. Batelaan und Mitarbeiter sehen auch die Möglichkeit, die Beugung von Elektronen an einer orientierten Molekülwolke zu studieren: Die gepulste Stehwelle könnte die Moleküle räumlich periodisch orientieren. Da die Wechselwirkung zwischen den Elektronen und den Molekülen von der Orientierung abhängt, könnte man so ein neuartiges Beugungsgitter für Elektronen bilden [2]. Einzigartig für Elektroneninterferometer ist die Aussicht, bei hohen Laserintensitäten mit relativistischen Quanten de BroglieInterferometrie durchzuführen. Auf jeden Fall wird noch mit manchen interessanten Ergebnissen zu rechnen sein. Markus Arndt
自由电子在sichtbarem光弯折后:70年前Kapitza‐基能‐效果很好地证明
怎么断断续续引发了争议的问题[1]。实际上,就是在这个时候,通过贝特拉扬和内布拉斯加州大学的工作人员准确证实了这个所谓的“捕鼠效果”。1933年,凯恰和迪拉克观察康普顿在电子和光子之间的刺激散射,他们认为既然如此…周而三的散射可能会从过度倾斜的角度反射电子。在这个思想实验里电子被认为是光栅球虚拟Absorption一次Stehwellenkomponente刺激Photonenemission的另一面就变成Impulsübertrag∆呸=±2 N·!kph对有光子脉冲的电子!事实上,同样的实验也可以被解释为物质武器,在羽轴具有的有效电波中看到系数调节。在激烈程度Stehwelle立体感与经期l / 2保持恒定也出现在这说明Impulstransfer∆呸=±2 N·!有着相应的捕食政策但是自由电子和可视的光只是弱的关系。统计的统计数字是:1瓦希和迪拉克所计算的,当你用1瓦的水银塔发光时,只有很小一部分电子会被压伤。因此,用自由电子做光学射击实验必须等上60年代才达到同样的功率。当中以往均有争议[1]Bucksbaum来尝试和同事在1988年的Kapitza-DiracEffekt第二天[4]:虽然他们仔细观察分散Lichtfeld,但是有一个工作中的Elektronenstrahls Impulsübertrag多达1000 ! kph quasi-klassischen领域中,丢了Teilstrahlen .之间的一致性利用共鸣效应,让电子在原子或分子里配对,容易被光强化。他们在1986年首次发现巨柱辐射效应[5],并在许多试验中使用了协调一致的福泽射线分配[6]。光栅比有形的布景结构有很多优势:它们可以完美地传递信息,它们的生理期可以随着光度而改变,而这些挡住静态的位置。特别是离子和电子在物质网状时,它们与墙的距离会导致静态舞台的干扰超过量子机械倾斜角度,甚至导致所有碎片掉落至墙上。自从齐恰和迪拉克提出议案以来,近70年的时间,能检测出一个由光柱锁起来的自由电子的可行性还至关重要。赫门·贝特兰和他的手下这样做,显然成功了[2]。实验在概念上简单,结果很清楚。一束快速的电子光束(rdb的长60 pm)在真空中被两道刮痕冲击,然后被轮回的震波拖累而死。所需的Laserintensität(5×1010 W / cm2)为一匹瘦马Lichtgitter取得,实干是Nebraska-Team gepulsten frequenzverdoppelten。:YAG激光在125毫米.养分厅的总时间266纳米。因此,在光柱的后面,你可以通过一个10毫米宽的(24厘米)探测器,找到一套稳定的盘旋系统,与图一55毫米的地方容易分离(见图一)。他的实验性劝服法会在全校的教材里提及但是人们还可以指望进一步的实验。比如,这应该是能够在哈尔茨粒子辐射效应上产生完整的电子干扰计。有些要求可以比原子核傅里亚计更便宜、更粗,即使不那么敏感。这样干扰计的一个前置和缺点是它们对静电场的高度敏感ba塞拉兰和研究人员还相信,在认定的分子云上,可以研究电子旋转的情况:最剧烈的波可以使分子周期性地定位。电子和分子交互作用取决于方向,因此有可能形成新的电子弯曲格子[2]。电子干涉仪在高强度的镭射对称性量子力学下进行。然而,仍然有一些有趣的发现要预期出来。阿恩特马克
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