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Abstract
Das vorliegende Buch von Hans-Christoph Graf v. Nayhauss schildert, wie der Verfasser den Texten Kafkas im Studium begegnete und wie er später als Hochschullehrer den scheinbar ausweglosen Weg der Interpretation zu bestehen versuchte. In seinen Vorlesungen versuchte er die wichtigsten Kafka-Thesen zu diskutieren, diese präsentiert er in seinem Buch, in seinen Aufsätzen zeigt er den Wandel der literaturwissenschaftlichen Methoden. Zum Schluss, so scheint es dem Autor, gelingt es, das `Geheimnis Kafka` ein wenig zu entschlüsseln. Das Buch ist in seiner Struktur klar und überschaubar, was schon im Inhaltsverzeichnis zu sehen ist. Den ersten Teil bildet ein ausführliches Vorwort, in dem der Autor Gründe und Ziele formuliert, die für das Entstehen dieser Publikation von großer Wichtigkeit waren. Die Einleitung beschreibt die schon angesprochene erste Begegnung des Autors mit Franz Kafka und seinem Werk im Studium, in den 60er Jahren, wo er eine Wandlung beobachtete, die von der existentialistischen Kafka-Rezeption zu einer biografischen Perspektive führte. Diese bot „einen vergleichsweise verständlicheren Zugang zu Kafkas Texten“ (S. 18). Der Autor stellt im weiteren Teil des Vorwortes seine wissenschaftliche Laufbahn mit Kafka und seine Deutungsversuche der Kleinen Fabel von Kafka dar. Er unterstreicht dabei die Tatsache, dass bis zum Beginn der 80er Jahre das wissenschaftliche Interesse an Franz Kafka stark aufblühte. Neben der Beschäftigung mit dem Biografischen wird dem Autor nach auch die Textgestalt intensiver in Betracht gezogen. Nayhauss spricht die Gestalt Max Brod an, nach dem zitiert wird, dass „die Deutungen neuer Deutungen bedürftig wären“ (S. 14). Der Autor unterstreicht jedoch dabei, dass Brods Eingriffe in die Texte Kafkas zu Missverständnissen führten (S. 14). In dem Vorwort geht der Autor auch auf das Thema des Judentums ein. Schon das Vorwort ist ein Beweis dafür, dass der Autor das Thema „Kafka“ ausführlich kennt. Zwischen den erwähnten Kafka-Publikationen verschiedener Wissenschaftler, auf die man bei dem Thema eingehen sollte, werden auch frühere Publikationen von Nayhauss selbst besprochen. Im nächsten Kapitel wird das Leben Kafkas im Kontext des „mütterlichen Prags“ dargestellt. Der Autor bezeichnet dieses Leben als „schreckliches Doppelleben“. Erwähnt werden Personen, die Franz Kafka sowohl positiv als auch negativ beeinflussten, darunter der Vater Kafkas, mit dem Kafka eine schwierige Beziehung verband, Max Brod, der langjährige Freund Kafkas, die Journalistin Milena Jesenska oder die Prokuristin Felice Bauer, beide ehemalige Verlobte Kafkas. Tagebuchaufzeichnungen und Brieffragmente vervollständigen die in diesem Kapitel präsentierte Kurzbiografie. Einer Erwähnung bedarf auch die Tatsache, wie es überhaupt dazu kam, dass Kafka und sein Werk einem breiteren und internationalen Publikum bekannt wurden, was zu seiner Bekanntheit beitrug, wie die Rezeption seines Werkes war und warum das Werk Kafkas so oft in einer allegorisierenden Übersetzung beschrieben wurde. Der Autor schlägt zwei Wege vor, die Spekulationen und