{"title":"Das Böse und die Frauen – Frauen als Opfer und Täterinnen","authors":"R. Haverkamp","doi":"10.5771/9783748922186-257","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"Die Titelfolie zeigt ein Bild, bei dem eine Mutter mit entschlossenem und gefühllosem Blick ihr sich wehrendes und verzweifeltes Kind zu Tode würgt.2 Die Kindsmörderin ist ein Sinnbild für die böse Frau: Eine Mutter, die Leben schenkt und es ihrem Kind nimmt. Dieses Urdrama, das sich dem Verstehen entzieht, findet sich seit langem in der Mythologie. Bekannt ist vor allem die Figur der Lilith als Archetyp des weiblichen Bösen.3 In der jüdischen Überlieferung ist Lilith die erste Frau von Adam und von Jahwe erschaffen. Lilith floh aus dem Garten Eden, weil sie sich Adam nicht unterwerfen wollte. Deshalb gilt sie heutzutage auch als ein Symbol der autonomen Frau, nach der feministische Buchläden und Frauenzentren benannt sind.4 Liliths Ungehorsam führte zu ihrer Verfluchung. In der Mythologie wird Lilith zum personifizierten Bösen. Sie ist eine unsterbliche Dämonin, die Kinder tötet und Männer verführt. Im orthodoxen Judentum gibt es bis in die Gegenwart Amulette zum Schutz von Neugeborenen vor Lilith. Der Lilith-Mythos hat sich in vielen Abwandlungen auch im koptischen, aramäischen und armenischen Volksglauben verbreitet.5 Zunächst geht es mir um den ambivalenten Begriff des Bösen und in diesem Rahmen auch um das Böse in der Kriminologie. Im Anschluss kommt die Kriminalität von Frauen zur Sprache. Neben Opferund Tatverdächtigenzahlen aus der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) widme ich mich einzelnen spezifisch weiblichen Erklärungsansätzen, um hernach 1.","PeriodicalId":215954,"journal":{"name":"Das sogenannte Böse","volume":"165 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0000,"publicationDate":"2020-11-16","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":"0","resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":null,"PeriodicalName":"Das sogenannte Böse","FirstCategoryId":"1085","ListUrlMain":"https://doi.org/10.5771/9783748922186-257","RegionNum":0,"RegionCategory":null,"ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":null,"EPubDate":"","PubModel":"","JCR":"","JCRName":"","Score":null,"Total":0}
引用次数: 0
Abstract
Die Titelfolie zeigt ein Bild, bei dem eine Mutter mit entschlossenem und gefühllosem Blick ihr sich wehrendes und verzweifeltes Kind zu Tode würgt.2 Die Kindsmörderin ist ein Sinnbild für die böse Frau: Eine Mutter, die Leben schenkt und es ihrem Kind nimmt. Dieses Urdrama, das sich dem Verstehen entzieht, findet sich seit langem in der Mythologie. Bekannt ist vor allem die Figur der Lilith als Archetyp des weiblichen Bösen.3 In der jüdischen Überlieferung ist Lilith die erste Frau von Adam und von Jahwe erschaffen. Lilith floh aus dem Garten Eden, weil sie sich Adam nicht unterwerfen wollte. Deshalb gilt sie heutzutage auch als ein Symbol der autonomen Frau, nach der feministische Buchläden und Frauenzentren benannt sind.4 Liliths Ungehorsam führte zu ihrer Verfluchung. In der Mythologie wird Lilith zum personifizierten Bösen. Sie ist eine unsterbliche Dämonin, die Kinder tötet und Männer verführt. Im orthodoxen Judentum gibt es bis in die Gegenwart Amulette zum Schutz von Neugeborenen vor Lilith. Der Lilith-Mythos hat sich in vielen Abwandlungen auch im koptischen, aramäischen und armenischen Volksglauben verbreitet.5 Zunächst geht es mir um den ambivalenten Begriff des Bösen und in diesem Rahmen auch um das Böse in der Kriminologie. Im Anschluss kommt die Kriminalität von Frauen zur Sprache. Neben Opferund Tatverdächtigenzahlen aus der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) widme ich mich einzelnen spezifisch weiblichen Erklärungsansätzen, um hernach 1.