{"title":"Luther im Norden","authors":"H. Schmid","doi":"10.1515/JBGSG-2018-0011","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"Allerdings hatte Bischof Jón kurz zuvor noch versucht, den Bischofssitz in Skálholt mit 100 Bewaffneten zu erobern. Ob die zitierten stabund endreimenden Verse nun authentisch sind oder nicht – das Ereignis, mit dem sie in Verbindung stehen, markiert in gewisser Weise einen Endpunkt der Durchsetzung der Reformation in den Ländern Nordeuropas (vgl. dazu Lausten 1985). Schon zehn Jahre vor dieser Hinrichtung, 1538–39, hatte ein Geistlicher namens Oddur Gottskálksson (Ísleifsdóttir-Bickel 1996: 144–147; Helgason 1929), der sich als Student in Dänemark und Deutschland aufgehalten hatte, das Neue Testament ins Isländische übersetzt, und zwar nach eigener Aussage im Kuhstall des noch katholischen Bischofs von Skálholt: „Jesus der Erlöser ist in einen Eselsstall gelegt worden, aber nun mache ich mich daran, sein Wort in einem Kuhstall auszulegen und in die Muttersprache zu übersetzen“ (Glauser 2011: 111). Die Gründe für die Wahl dieser ungewöhnlichen Arbeitsstube dürften einerseits ganz profan mit den landesüblichen Außentemperaturen zusammenhängen, andererseits aber auch mit der Geheimhaltung des Übersetzungsprojekts innerhalb der Mauern des","PeriodicalId":113388,"journal":{"name":"Jahrbuch für Germanistische Sprachgeschichte","volume":"26 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0000,"publicationDate":"2018-08-16","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":"0","resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":null,"PeriodicalName":"Jahrbuch für Germanistische Sprachgeschichte","FirstCategoryId":"1085","ListUrlMain":"https://doi.org/10.1515/JBGSG-2018-0011","RegionNum":0,"RegionCategory":null,"ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":null,"EPubDate":"","PubModel":"","JCR":"","JCRName":"","Score":null,"Total":0}
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Abstract
Allerdings hatte Bischof Jón kurz zuvor noch versucht, den Bischofssitz in Skálholt mit 100 Bewaffneten zu erobern. Ob die zitierten stabund endreimenden Verse nun authentisch sind oder nicht – das Ereignis, mit dem sie in Verbindung stehen, markiert in gewisser Weise einen Endpunkt der Durchsetzung der Reformation in den Ländern Nordeuropas (vgl. dazu Lausten 1985). Schon zehn Jahre vor dieser Hinrichtung, 1538–39, hatte ein Geistlicher namens Oddur Gottskálksson (Ísleifsdóttir-Bickel 1996: 144–147; Helgason 1929), der sich als Student in Dänemark und Deutschland aufgehalten hatte, das Neue Testament ins Isländische übersetzt, und zwar nach eigener Aussage im Kuhstall des noch katholischen Bischofs von Skálholt: „Jesus der Erlöser ist in einen Eselsstall gelegt worden, aber nun mache ich mich daran, sein Wort in einem Kuhstall auszulegen und in die Muttersprache zu übersetzen“ (Glauser 2011: 111). Die Gründe für die Wahl dieser ungewöhnlichen Arbeitsstube dürften einerseits ganz profan mit den landesüblichen Außentemperaturen zusammenhängen, andererseits aber auch mit der Geheimhaltung des Übersetzungsprojekts innerhalb der Mauern des