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Abstract
Wenn eine Sprache als Einheit konstruiert wird und sie in globalisierte Zusammenhänge eingebunden ist, bleibt es nicht aus, dass sie den Mechanismen eines weltweiten Marktverhaltens unterworfen wird. Aus einer abstrakten, kollektivkognitiven Konstruktion wird so ein sehr konkretes Produkt, das entsprechend der globalen ökonomischen Logik behandelt oder sogar gehandelt wird. Es erhält Wertzuschreibungen – materielle wie immaterielle – und es wird in einen Wettbewerb positioniert, nicht zuletzt mit anderen Sprachen. Als konkurrierendes ‚Produkt‘ des Spanischen am weltweiten Sprachenmarkt ist dabei nicht unbedingt an vorderster Stelle das Englische zu sehen, weil es vielerorts als primäre Fremdsprache und globale Lingua Franca längst einen eigenen Platz und eine klar umrissene Rolle erlangt hat. In vielen Gesellschaften, und sicherlich in den meisten Gegenden Deutschlands, steht das Spanische in seinen Lernmärkten eher im Wettbewerb mit dem Französischen. Auch diese Tatsache ist in einen globalen Zusammenhang eingebettet: Soweit man die weltweiten Sprachräume des Spanischen und des Französischen noch als abgrenzbar auffassen kann, sind sie weitgehend komplementär zueinander, vorwiegend aufgrund der kolonialen Vergangenheit. In ihren Funktionen als Fremdsprachen im Schulwesen oder in der Erwachsenenbildung scheinen Französisch und Spanisch sich aber ein Stück weit zu überschneiden, wenn es etwa um Wahlmöglichkeiten geht. Wie das Spanische in Berlin bewertet wird, im Verhältnis zu Französisch aber auch im Gesamtgefüge anderer vorhandener (Fremd-)Sprachen, soll unter anderem anhand des Rahmens von Sprachen als Ressourcen betrachtet werden. Inwiefern eine Sprache als Ressource gesehen wird, also welcher Wert ihr zugeschrieben wird, hängt wiederum von Spracheinstellungen und -ideologien ab. Im Rahmen des ideologiebasierten Language Making erlangt eine Sprache also in den Augen der Sprachgemeinschaft selbst, aber auch außerhalb, einen gewissen Wert. Dieser hängt von unterschiedlichen Faktoren ab, beispielsweise der kommunikativen Reichweite, häufig geknüpft an die Größe oder Verbreitung der Sprachgemeinschaft, aber auch von literarischen und anderen kulturellen Traditionen oder auch historisch-politischen Prozessen, in denen die jeweilige Sprache ein