Nachwort / Postface

G. Krumeich
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Abstract

Der Erste Weltkrieg hat Wunden geschlagen und Narben hinterlassen, die noch heute sichtbar sind – etwa auf dem Schlachtfeld von Verdun – und nach wie vor in weiten Teilen der Welt als schmerzhaft empfunden werden. Die Wunden des Krieges waren zunächst und in erster Linie die unermesslich vielen Toten. Heute gehen wir von mindestens 10 Millionen gefallener, also im Kriege umgekommener, Soldaten aus. Allein für die deutsche Seite haben die Schlachten in Ost und West mehr als 2 Millionen Tote zurückgelassen und mehr als 4 Millionen z.T. entsetzlich Verwundete. Von diesem Desaster zeugen als Narben in der Landschaft die unzähligen Soldatenfriedhöfe in aller Welt. Die vielleicht eindrücklichsten traumatisch intensiven Bilder unter ihnen im Bereich der Westfront habe ich gemeinsam mit Stéphane Audoin-Rouzeau und Jean Richardot vor einigen Jahren unter dem Namen Cicatrices (2008) veröffentlicht.1 Aber jenseits der Toten und ihrer Ruhebzw. Gedenkstätten gab es andere noch offene Wunden und weiter wuchernde Narben. Die Welt nach 1918 war voll mit Männern, die ein Bein, einen Arm oder auch beide Beine und Arme verloren, wenn sie nicht sogar Teile des Gesichts oder das ganze Gesicht eingebüßt hatten. Schrecklichste literarische Verarbeitung ist für mich nach wie vor das Süß und ehrenvoll (1962)2 von Dalton Trumbo, dicht gefolgt von Ernst Friedrichs Krieg dem Kriege von 1924, der zum ersten Mal für ein breites Publikum die zerfetzten Gesichter mit einem für uns ganz unerträglich gewordenen ironischen Kommentar veröffentlichte.3 Die menschlichste und am ehesten lesbare Variante der Geschichte der gueules cassées ist heute die Offizierskammer (Dugain 2000). Lange, viel zu lange haben sich Geschichtsschreibung und die anderen Kulturwissenschaften nicht um diese Welt gekümmert oder sie, wie Theweleits vielleicht zu berühmte Männerphantasien (1980), abgewertet oder verächtlich gemacht. So konnte es geschehen, dass die wohl beste geschichtswissenschaftliche Darstellung der deutschen Gesellschaft im Ersten Weltkrieg, nämlich Jürgen Kockas Klassengesellschaft im Krieg (1973) vollständig ohne Tote und Verwundete auskam. Nichts, aber auch gar nichts war in
第一次世界大战造成的创伤和创伤至今依然清晰可见,这些创伤包括在凡尔登战场上以及在很多地方仍然感到痛苦。战争造成的创伤,首先,是难以估量的死亡。今天,我们有至少1000万的战火灾民被杀了单单是德国方面,东西战争已经造成200多万人死亡,还有400多万英国人和可怕的伤亡。这场灾难在当地无数的军人墓园中留下了伤疤可能其中eindrücklichsten惨不忍睹的照片在战事方面,我与圣éphane Audoin-Rouzeau和珍Richardot几年前化名Cicatrices (2008) veröffentlicht.1但长生不老在纪念仪式上,有些伤口还未愈合,伤痕还在加重。1918年后的世界充满了男性,他们失去了一条腿、一条手臂,甚至失去双腿和双臂,只要他们没有失去哪怕是脸部或整个脸的一部分。最恐怖文学对我来说仍然是可爱的加工和体面地从道尔顿Trumbo(1962年),紧随其后的认真还好战争战争》1924年第一次带,广泛的客户(划花的脸和一个对我们来说完全无法忍受的讽刺的评论veröffentlichte.3真正和最有可能lesbare变体历史gueules卡斯é今天Offizierskammer (Dugain 2000) .多年以来,历史和其他人文学科都没有共同关注这个世界,或者就像神学理论所说的,他们可能是降低或轻蔑著名的男性幻想。因此,很可能在一战期间对德国社会的最好的历史记录记录,即1973年的战争时期jurgen kocka的阶级社会在没有人员伤亡的情况下完全存活了。不我什么都没抢
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