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Abstract
Im Zuge seiner Geschichte der Gouvernementalität weist Michel Foucault darauf hin, dass die liberale Regierungsrationalität jenes Terrain formiert hat, auf dem noch die politischen Auseinandersetzungen der Gegenwart stattfinden. Selbst wenn seit dem 1 . Jahrhundert kleinere Umbauarbeiten vorgenommen wurden: Die Grundsteinlegung der heutigen Ordnung des Politischen sei exakt in jener Geburtsstunde der Regierungsmacht erfolgt. Diesen diagnostischen Kontakt zur Aktualität haben die Governmentality Studies seither genutzt. Im Anschluss an Foucaults Vorlesungen werden von ihnen seit gut 20 Jahren die vielfältigen Schattierungen liberaler Rationalität mit größerer Tiefenschärfe und sozialwissenschaftlichem Problembewusstsein nachgezeichnet. Auch der folgende Text möchte zu diesem kartographischen Projekt einen Beitrag leisten. Statt jedoch die von Foucault so prominent identifizierte freiheitliche Logik der »Führung der Führungen« in einem weiteren gesellschaftlichen Bereich aufzuspüren, soll vielmehr untersucht werden, wie die liberale Rationalität die Grenzen der freiheitlichen Regierungspraxis organisiert. Zu diesem Zweck kreisen die folgenden Ausführungen um jenen Begriff, der sowohl in Foucaults Vorlesungen als auch in der gesamten politischen Theorie der Moderne eine zentrale Stellung einnimmt, der von den Governmentality Studies bisher jedoch nicht systematisch behandelt wurde: den Begriff der Sicherheit. Geht man von der derzeitigen diskursiven Konjunktur rund um den Signifikanten ›Sicherheit‹ in der öffentlichen Debatte aus, soll zunächst geprüft werden, unter welchen Bedingungen dessen Anrufung im Rahmen einer Analytik der Gouvernementalität überhaupt behandelbar ist (I). Um dazu die Besonderheit jener Sicherheitsdispositive hervorzuheben, auf die Foucault prominent zu sprechen kommt, gilt es, einen Schritt zurückzutreten. Aus historischer Perspektive kann nämlich gezeigt werden, dass