{"title":"‚Subversive‘ Sprachbildung? Rhetorisch-persuasive Strategien für das Deutsche in frühneuzeitlichen Lehrbüchern","authors":"J. Seifert","doi":"10.1515/JBGSG-2018-0008","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"Die Textproduktion des 16. Jh.s ist – nicht zuletzt angesichts der konfessionellen Auseinandersetzungen – durch eine Fülle persuasiver, auf Wirkung bedachter Textsorten gekennzeichnet. Schuster & Dogaru (2015: 3) stellen in der Einleitung zu ihrem Tagungsband überWirksame Rede im Frühneuhochdeutschen fest, „dass Schriften [...], die sich an ein größeres Publikum richten, dem Wissen vermittelt oder das von etwas überzeugt werden soll, sich vergleichbarer (rhetorischer) Verfahren bedienen“, wobei „die Textproduzenten [...] auf kulturelle Ressourcen zurück[greifen]“. Die Epoche der Reformation ist in diesem Sinne immer wieder auch als „rhetorisches“ Zeitalter bezeichnet worden (vgl. Keller 2008). Der rhetorischen Ausbildung junger Akademiker im Trivium der Artistenfakultäten kommt nach Auffassung einflussreicher zeitgenössischer Theoretiker eine besondere Bedeutung zu. Die Funktion der Rhetorik geht nach diesem Verständnis über die Kunst oder Technik guter bzw. wirkungsvoller Rede hinaus; vielmehr bietet sie eine umfassende pragmatische Texttheorie, die auch hermeneutischen Zwecken dient. So gibt Philipp Melanchthon, dessen Rhetoriklehrbücher weit verbreitet waren und hohe Auflagen erzielten (vgl. Seifert 2000), folgende Begründung für die Relevanz der Rhetorik:","PeriodicalId":113388,"journal":{"name":"Jahrbuch für Germanistische Sprachgeschichte","volume":"94 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0000,"publicationDate":"2018-08-16","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":"0","resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":null,"PeriodicalName":"Jahrbuch für Germanistische Sprachgeschichte","FirstCategoryId":"1085","ListUrlMain":"https://doi.org/10.1515/JBGSG-2018-0008","RegionNum":0,"RegionCategory":null,"ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":null,"EPubDate":"","PubModel":"","JCR":"","JCRName":"","Score":null,"Total":0}
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Abstract
Die Textproduktion des 16. Jh.s ist – nicht zuletzt angesichts der konfessionellen Auseinandersetzungen – durch eine Fülle persuasiver, auf Wirkung bedachter Textsorten gekennzeichnet. Schuster & Dogaru (2015: 3) stellen in der Einleitung zu ihrem Tagungsband überWirksame Rede im Frühneuhochdeutschen fest, „dass Schriften [...], die sich an ein größeres Publikum richten, dem Wissen vermittelt oder das von etwas überzeugt werden soll, sich vergleichbarer (rhetorischer) Verfahren bedienen“, wobei „die Textproduzenten [...] auf kulturelle Ressourcen zurück[greifen]“. Die Epoche der Reformation ist in diesem Sinne immer wieder auch als „rhetorisches“ Zeitalter bezeichnet worden (vgl. Keller 2008). Der rhetorischen Ausbildung junger Akademiker im Trivium der Artistenfakultäten kommt nach Auffassung einflussreicher zeitgenössischer Theoretiker eine besondere Bedeutung zu. Die Funktion der Rhetorik geht nach diesem Verständnis über die Kunst oder Technik guter bzw. wirkungsvoller Rede hinaus; vielmehr bietet sie eine umfassende pragmatische Texttheorie, die auch hermeneutischen Zwecken dient. So gibt Philipp Melanchthon, dessen Rhetoriklehrbücher weit verbreitet waren und hohe Auflagen erzielten (vgl. Seifert 2000), folgende Begründung für die Relevanz der Rhetorik: