{"title":"Zahnhygiene bei Hund und Katze","authors":"Volker Ortmann","doi":"10.1055/s-0029-1233612","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"Körpersubstanz. Er wird nicht nachgebildet. Defekte bleiben lebenslang erhalten. Im Inneren des Zahnes befindet sich die Pulpahöhle mit dem gefäßund nervenreichen Zahnmark (Pulpa). Das Wort Parodont setzt sich aus den griechischen Wörtern para = neben und odous = Zahn zusammen. Dies heißt also „neben dem Zahn“. Parodont steht für den Zahnhalteapparat. Zu den anatomischen Strukturen gehören das Zahnfleisch = Gingiva, der faserige Zahnhalteapparat (Desmodont), der Wurzelzement und der Alveolarknochen. Diese Strukturen bilden eine funktionelle Einheit und spielen eine sehr große Rolle für die Verankerung des Zahnes somit für die kräftige Funktion des Zahnes. Die Gingiva umschließt den Zahn und bestimmte Abschnitte des alveolaren Knochens. Sie bildet eine Manschette um jeden Zahn. Man unterscheidet die freie Gingiva, die eng an der Zahnoberfläche anliegt und die fest anhaftende Gingiva, die eine innige Verbindung mit der Knochenhaut des alveolären Knochens aufweist. Zwischen der Zahnoberfläche und dem rund um den Zahn verlaufenden Gingivalsaum entsteht eine kleine Furche, die als Sulkus bezeichnet wird. Der „physiologische Zahnsulkus“ beträgt beim Hund ca. 2 mm, bei der Katze ca. 0,5 mm. Bei einer Erkrankung des Parodonts kommt es zum Anheftungsverlust des Gingivalsaumes und damit zu einer Sulkusvertiefung. Es entsteht eine sogenannte „Tasche“. Die Gesundhaltung des Zahnes und auch des Zahnhalteapparates spielt eine große Rolle für die Funktionstüchtigkeit der Zähne und der Maulhöhle. Plaque ist ein zäher auf der Zahnoberfläche haftender Biofilm. Diese wird gebildet von einer Polysaccharid-Protein-Matrix (mit eingebetteten Bakterien), Speichelmuzinen, Nahrungsresten und abgeschilferten Epithelzellen. Sie ist wiederum Nahrungsgrundlage für die sich rasch vermehrenden Bakterien und verhindert, dass der Speichel seine remineralisierende Aufgabe am Zahnschmelz erfüllen kann. Diese Plaque ist die Ursache für die Entstehung weiterer Erkrankung des Parodonts. Durch Mineralisation der Plaque entsteht der Zahnstein. Zahnstein wird immer von einer dünnen Schicht Plaque überzogen. Die wichtigste Aufgabe von Zahnstein im Verlauf einer Parodontitis ist die Bereitstellung einer Anhaftungsfläche für weitere Plaqueablagerungen. Damit nimmt die weitere Entzündung ihren Lauf. Deshalb ist die Entfernung der Plaque und des Zahnsteins von entscheidender Bedeutung. Als Gingivitis bezeichnet man die Entzündung des Zahnfleisches. Die typischen Entzündungszeichen wie Rötung, Schwellung, Schmerzhaftigkeit, erhöhte Blutungsneigung sowie Verlust der Schutzfunktion für den Zahnsulkus (Zahnfurche) sind dabei vorhanden. Häufig findet man bei der Katze eine schwere Gingivitis. Bei einer Gingivitis kann eine vollständige Heilung möglich sein. Dies ist ein bedeutender Unterschied zur Parodontitis. Eine Parodontitis ist eine Entzündung des Zahnhalteapparates. Durch den Abbau des Zahnhalteapparates kommt es zum Verlust der Stützfunktion. Im Verlauf der Erkrankung wird Knochen abgebaut, die Zahnwurzeln freigelegt, was letztendlich zur Zahnlockerung und zum Zahnverlust führt. Dies ist im Gegensatz zur Gingivitis ein irreversibler Abbauprozess. Beim „jährlichen Gesundheitscheck“ kann der Tierarzt frühzeitig Probleme der Maulhygiene feststellen. Oft kommen die Tierbesitzer aber erst in die Praxis, wenn die Erkrankung bereits sehr weit fortgeschritten und eine vollständige Heilung nicht mehr möglich ist. Professionelle Zahnbehandlung durch den Tierarzt und die Tiermedizinische Fachangestellte sowie die häusliche Zahnpflege durch den Tierbesitzer können bei einem geringen Erkrankungsgrad die Gesundheit der Maulhöhle wieder herstellen oder den Verlauf der Erkrankung verzögern. Der tiermedizinischen Fachangestellten fällt dabei eine Fachspiegel","PeriodicalId":417080,"journal":{"name":"team spiegel","volume":"21 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0000,"publicationDate":"2007-01-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":"0","resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":null,"PeriodicalName":"team spiegel","FirstCategoryId":"1085","ListUrlMain":"https://doi.org/10.1055/s-0029-1233612","RegionNum":0,"RegionCategory":null,"ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":null,"EPubDate":"","PubModel":"","JCR":"","JCRName":"","Score":null,"Total":0}
引用次数: 0
Abstract
Körpersubstanz. Er wird nicht nachgebildet. Defekte bleiben lebenslang erhalten. Im Inneren des Zahnes befindet sich die Pulpahöhle mit dem gefäßund nervenreichen Zahnmark (Pulpa). Das Wort Parodont setzt sich aus den griechischen Wörtern para = neben und odous = Zahn zusammen. Dies heißt also „neben dem Zahn“. Parodont steht für den Zahnhalteapparat. Zu den anatomischen Strukturen gehören das Zahnfleisch = Gingiva, der faserige Zahnhalteapparat (Desmodont), der Wurzelzement und der Alveolarknochen. Diese Strukturen bilden eine funktionelle Einheit und spielen eine sehr große Rolle für die Verankerung des Zahnes somit für die kräftige Funktion des Zahnes. Die Gingiva umschließt den Zahn und bestimmte Abschnitte des alveolaren Knochens. Sie bildet eine Manschette um jeden Zahn. Man unterscheidet die freie Gingiva, die eng an der Zahnoberfläche anliegt und die fest anhaftende Gingiva, die eine innige Verbindung mit der Knochenhaut des alveolären Knochens aufweist. Zwischen der Zahnoberfläche und dem rund um den Zahn verlaufenden Gingivalsaum entsteht eine kleine Furche, die als Sulkus bezeichnet wird. Der „physiologische Zahnsulkus“ beträgt beim Hund ca. 2 mm, bei der Katze ca. 0,5 mm. Bei einer Erkrankung des Parodonts kommt es zum Anheftungsverlust des Gingivalsaumes und damit zu einer Sulkusvertiefung. Es entsteht eine sogenannte „Tasche“. Die Gesundhaltung des Zahnes und auch des Zahnhalteapparates spielt eine große Rolle für die Funktionstüchtigkeit der Zähne und der Maulhöhle. Plaque ist ein zäher auf der Zahnoberfläche haftender Biofilm. Diese wird gebildet von einer Polysaccharid-Protein-Matrix (mit eingebetteten Bakterien), Speichelmuzinen, Nahrungsresten und abgeschilferten Epithelzellen. Sie ist wiederum Nahrungsgrundlage für die sich rasch vermehrenden Bakterien und verhindert, dass der Speichel seine remineralisierende Aufgabe am Zahnschmelz erfüllen kann. Diese Plaque ist die Ursache für die Entstehung weiterer Erkrankung des Parodonts. Durch Mineralisation der Plaque entsteht der Zahnstein. Zahnstein wird immer von einer dünnen Schicht Plaque überzogen. Die wichtigste Aufgabe von Zahnstein im Verlauf einer Parodontitis ist die Bereitstellung einer Anhaftungsfläche für weitere Plaqueablagerungen. Damit nimmt die weitere Entzündung ihren Lauf. Deshalb ist die Entfernung der Plaque und des Zahnsteins von entscheidender Bedeutung. Als Gingivitis bezeichnet man die Entzündung des Zahnfleisches. Die typischen Entzündungszeichen wie Rötung, Schwellung, Schmerzhaftigkeit, erhöhte Blutungsneigung sowie Verlust der Schutzfunktion für den Zahnsulkus (Zahnfurche) sind dabei vorhanden. Häufig findet man bei der Katze eine schwere Gingivitis. Bei einer Gingivitis kann eine vollständige Heilung möglich sein. Dies ist ein bedeutender Unterschied zur Parodontitis. Eine Parodontitis ist eine Entzündung des Zahnhalteapparates. Durch den Abbau des Zahnhalteapparates kommt es zum Verlust der Stützfunktion. Im Verlauf der Erkrankung wird Knochen abgebaut, die Zahnwurzeln freigelegt, was letztendlich zur Zahnlockerung und zum Zahnverlust führt. Dies ist im Gegensatz zur Gingivitis ein irreversibler Abbauprozess. Beim „jährlichen Gesundheitscheck“ kann der Tierarzt frühzeitig Probleme der Maulhygiene feststellen. Oft kommen die Tierbesitzer aber erst in die Praxis, wenn die Erkrankung bereits sehr weit fortgeschritten und eine vollständige Heilung nicht mehr möglich ist. Professionelle Zahnbehandlung durch den Tierarzt und die Tiermedizinische Fachangestellte sowie die häusliche Zahnpflege durch den Tierbesitzer können bei einem geringen Erkrankungsgrad die Gesundheit der Maulhöhle wieder herstellen oder den Verlauf der Erkrankung verzögern. Der tiermedizinischen Fachangestellten fällt dabei eine Fachspiegel