{"title":"Die Konservierung der Töne. Ein Archiv für gesprochene Sprache","authors":"Stephan Gaisbauer","doi":"10.1515/9783110696479-008","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"Im Rahmen einer Publikation, die vornehmlich Archiven und Sammlungen literarischer Texte oder bildkünstlerischer Werke gewidmet ist, mag die Präsentation eines Archivs für gesprochene Sprache vielleicht peripher oder gar exotisch wirken. Die Besonderheiten eines solchen Archivs ergeben sich nicht nur aus den spezifischen Kategorien von Medialität und Materialität, sondern auch aufgrund praktischer Fragen wie der Handhabung von Primärund Metadaten, der Transkription und Annotation von Gesprächsdaten oder der archivtauglichen Langzeitsicherung. Da allerdings der Anteil digitaler Medien in allen Arten von Archiven ständig zunimmt, werden kategorielle Unterschiede zwischen den klassischen Literaturund Kunstarchiven und den Tonund Filmarchiven zunehmend geringer werden. Als bescheidenes Beispiel eines Audio-Archivs soll im Folgenden das OÖ. Spracharchiv vorgestellt werden, das im Adalbert-Stifter-Institut des Landes Oberösterreich angesiedelt ist und neben schriftlichen Quellen zu den Dialekten des Landes vor allem Tondokumente beherbergt. Geführt und bestückt wird das Archiv von der hausinternen Einrichtung OÖ. Sprachforschung, die sich der Erforschung, Dokumentation und Beschreibung oberösterreichischer Sprachvarietäten in ihren vielfältigen regionalen, sozialen und medialen Erscheinungsformen widmet. Das OÖ. Spracharchiv kann es hinsichtlich Alter und Bedeutung, Umfang und Erschließungsgrad natürlich keineswegs mit anderen traditionsreichen Spracharchiven – etwa dem „Archiv für gesprochenes Deutsch“ in Mannheim (vgl. Schmidt 2017) – aufnehmen: Es ist erst rund 25 Jahre alt, sein Sammelschwerpunkt sind die regionalen Sprachvarietäten eines Bundeslandes, die inhaltliche Erschließung ist bislang nur ansatzweise erfolgt, eine (Online-)Publikation der Tondokumente liegt noch in weiter Ferne. Von seiner Genese her ist das OÖ. Spracharchiv auch nicht das Ergebnis einer systematischen Sammeltätigkeit oder eines zielgerichteten Konzepts, sondern gleichsam nur Nebenprodukt des größeren Projektes Sprachatlas von Oberösterreich (SAO), bei dem neben den schriftlichen Aufzeichnungen an jedem Erhebungsort zusätzlich Tonaufnahmen eines oder mehrerer freier Gespräche gemacht wurden. Mit den Audio-Kassetten, Tonbändern und DAT-Kassetten, die pro Gemeinde etwa zwischen 30 und 60 Minuten freie Erzählungen enthalten, wurde im Jahr 1995 ein kleines AudioArchiv eingerichtet. Seither wurden die Materialien kontinuierlich vermehrt, sodass der Bestand an eigenen Tondokumenten gegenwärtig immerhin rund","PeriodicalId":346297,"journal":{"name":"Logiken der Sammlung","volume":"24 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0000,"publicationDate":"2020-04-06","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":"0","resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":null,"PeriodicalName":"Logiken der Sammlung","FirstCategoryId":"1085","ListUrlMain":"https://doi.org/10.1515/9783110696479-008","RegionNum":0,"RegionCategory":null,"ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":null,"EPubDate":"","PubModel":"","JCR":"","JCRName":"","Score":null,"Total":0}
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Abstract
Im Rahmen einer Publikation, die vornehmlich Archiven und Sammlungen literarischer Texte oder bildkünstlerischer Werke gewidmet ist, mag die Präsentation eines Archivs für gesprochene Sprache vielleicht peripher oder gar exotisch wirken. Die Besonderheiten eines solchen Archivs ergeben sich nicht nur aus den spezifischen Kategorien von Medialität und Materialität, sondern auch aufgrund praktischer Fragen wie der Handhabung von Primärund Metadaten, der Transkription und Annotation von Gesprächsdaten oder der archivtauglichen Langzeitsicherung. Da allerdings der Anteil digitaler Medien in allen Arten von Archiven ständig zunimmt, werden kategorielle Unterschiede zwischen den klassischen Literaturund Kunstarchiven und den Tonund Filmarchiven zunehmend geringer werden. Als bescheidenes Beispiel eines Audio-Archivs soll im Folgenden das OÖ. Spracharchiv vorgestellt werden, das im Adalbert-Stifter-Institut des Landes Oberösterreich angesiedelt ist und neben schriftlichen Quellen zu den Dialekten des Landes vor allem Tondokumente beherbergt. Geführt und bestückt wird das Archiv von der hausinternen Einrichtung OÖ. Sprachforschung, die sich der Erforschung, Dokumentation und Beschreibung oberösterreichischer Sprachvarietäten in ihren vielfältigen regionalen, sozialen und medialen Erscheinungsformen widmet. Das OÖ. Spracharchiv kann es hinsichtlich Alter und Bedeutung, Umfang und Erschließungsgrad natürlich keineswegs mit anderen traditionsreichen Spracharchiven – etwa dem „Archiv für gesprochenes Deutsch“ in Mannheim (vgl. Schmidt 2017) – aufnehmen: Es ist erst rund 25 Jahre alt, sein Sammelschwerpunkt sind die regionalen Sprachvarietäten eines Bundeslandes, die inhaltliche Erschließung ist bislang nur ansatzweise erfolgt, eine (Online-)Publikation der Tondokumente liegt noch in weiter Ferne. Von seiner Genese her ist das OÖ. Spracharchiv auch nicht das Ergebnis einer systematischen Sammeltätigkeit oder eines zielgerichteten Konzepts, sondern gleichsam nur Nebenprodukt des größeren Projektes Sprachatlas von Oberösterreich (SAO), bei dem neben den schriftlichen Aufzeichnungen an jedem Erhebungsort zusätzlich Tonaufnahmen eines oder mehrerer freier Gespräche gemacht wurden. Mit den Audio-Kassetten, Tonbändern und DAT-Kassetten, die pro Gemeinde etwa zwischen 30 und 60 Minuten freie Erzählungen enthalten, wurde im Jahr 1995 ein kleines AudioArchiv eingerichtet. Seither wurden die Materialien kontinuierlich vermehrt, sodass der Bestand an eigenen Tondokumenten gegenwärtig immerhin rund