{"title":"Was macht die Zusammenarbeit von Bibliotheken so schwierig?","authors":"M. Knoche","doi":"10.1515/9783110587524-012","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"Stellt man sich die Person leibhaftig vor Augen, die mit dieser Festschrift geehrt wird, erscheint es völlig unverständlich, warum die Zusammenarbeit von Bibliotheken ein Problem sein soll. Gibt es einen Bibliothekar, der sich für die Zusammenarbeit von Bibliotheken untereinander und mit anderen Wissenschaftsund Kultureinrichtungen aufgeschlossener und begeisterungsfähiger gezeigt hätte als Thomas Bürger? Gibt es jemanden, der für seine Kollegen mehr Interesse aufgebracht und sie mehr ermutigt hätte? Eine Person, die anscheinend völlig frei von hässlichen Gefühlen wie Missgunst, Neid und Angst um den eigenen Status agiert? Die das Große und Ganze zum Leitmotiv ihres Handelns gewählt hat? Zu Recht haben die Herausgeber für seine Festschrift das Thema „Kooperation“ gewählt. Eine bibliothekarische Festschrift mit diesem Fokus hat es noch nicht gegeben, aber es hat auch noch keinen Thomas Bürger gegeben. Und doch ... Selbst eine Persönlichkeit mit herkulischer Integrationskraft stößt im deutschen wissenschaftlichen Bibliothekswesen an Grenzen. Denn es hängt nicht alles von Menschen ab. Es gibt auch kooperationsfeindliche Strukturen und Entwicklungen, die mit gutem Willen der Betroffenen allein nicht zu verändern sind. Dabei sind Bibliotheken wie wenige andere Institutionen auf Arbeitsteilung und Kooperation angelegt.1 Bibliotheken müssen sich abstimmen, welche Schwerpunkte sie in ihrer Sammlung von analogen und digitalen Medien setzen wollen: in Stadt, Region, Verbund, gegebenenfalls auch national und international. Sie müssen sich fragen, welche Dienstleistungen bei der Produktion von Metadaten gemeinsam erbracht und wie sie ihre Bestände in den globalen Nachweissystemen und Suchmaschinen sichtbar machen können. Sie müssen untereinander vereinbaren, wer die Langzeitverfügbarkeit der analogen und digitalen Medien garantiert. Alle Bibliotheksleistungen in Bestandsaufbau, Nachweis, physischer Aufbewahrung, Speicherung digitaler Daten und Informationsvermittlung können sinnvoll nur noch in abgestimmter Kooperation organisiert werden. Ihre Nutzer sind schon lange nicht mehr mit dem lokal verfügbaren Bestand zufriedenzustellen, sondern brauchen einen umfassenden Zugriff auf Pu-","PeriodicalId":394962,"journal":{"name":"Kooperative Informationsinfrastrukturen als Chance und Herausforderung","volume":"446 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0000,"publicationDate":"2018-06-11","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":"0","resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":null,"PeriodicalName":"Kooperative Informationsinfrastrukturen als Chance und Herausforderung","FirstCategoryId":"1085","ListUrlMain":"https://doi.org/10.1515/9783110587524-012","RegionNum":0,"RegionCategory":null,"ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":null,"EPubDate":"","PubModel":"","JCR":"","JCRName":"","Score":null,"Total":0}
引用次数: 0
Abstract
Stellt man sich die Person leibhaftig vor Augen, die mit dieser Festschrift geehrt wird, erscheint es völlig unverständlich, warum die Zusammenarbeit von Bibliotheken ein Problem sein soll. Gibt es einen Bibliothekar, der sich für die Zusammenarbeit von Bibliotheken untereinander und mit anderen Wissenschaftsund Kultureinrichtungen aufgeschlossener und begeisterungsfähiger gezeigt hätte als Thomas Bürger? Gibt es jemanden, der für seine Kollegen mehr Interesse aufgebracht und sie mehr ermutigt hätte? Eine Person, die anscheinend völlig frei von hässlichen Gefühlen wie Missgunst, Neid und Angst um den eigenen Status agiert? Die das Große und Ganze zum Leitmotiv ihres Handelns gewählt hat? Zu Recht haben die Herausgeber für seine Festschrift das Thema „Kooperation“ gewählt. Eine bibliothekarische Festschrift mit diesem Fokus hat es noch nicht gegeben, aber es hat auch noch keinen Thomas Bürger gegeben. Und doch ... Selbst eine Persönlichkeit mit herkulischer Integrationskraft stößt im deutschen wissenschaftlichen Bibliothekswesen an Grenzen. Denn es hängt nicht alles von Menschen ab. Es gibt auch kooperationsfeindliche Strukturen und Entwicklungen, die mit gutem Willen der Betroffenen allein nicht zu verändern sind. Dabei sind Bibliotheken wie wenige andere Institutionen auf Arbeitsteilung und Kooperation angelegt.1 Bibliotheken müssen sich abstimmen, welche Schwerpunkte sie in ihrer Sammlung von analogen und digitalen Medien setzen wollen: in Stadt, Region, Verbund, gegebenenfalls auch national und international. Sie müssen sich fragen, welche Dienstleistungen bei der Produktion von Metadaten gemeinsam erbracht und wie sie ihre Bestände in den globalen Nachweissystemen und Suchmaschinen sichtbar machen können. Sie müssen untereinander vereinbaren, wer die Langzeitverfügbarkeit der analogen und digitalen Medien garantiert. Alle Bibliotheksleistungen in Bestandsaufbau, Nachweis, physischer Aufbewahrung, Speicherung digitaler Daten und Informationsvermittlung können sinnvoll nur noch in abgestimmter Kooperation organisiert werden. Ihre Nutzer sind schon lange nicht mehr mit dem lokal verfügbaren Bestand zufriedenzustellen, sondern brauchen einen umfassenden Zugriff auf Pu-