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Abstract
Die Energiewende setzt Regionen immer mehr unter Druck. Auf dem Weg in eine klimaneutrale Gesellschaft und zusätzlich befördert durch die angestrebte Unabhängigkeit von fossilen Energien aus Russland müssen die erneuerbaren Energien und Stromnetze massiv und beschleunigter denn je ausgebaut werden. Bei der Planung und Implementierung der Energie-Infrastrukturen kommt es jedoch immer wieder zu lokalen Konflikten, die heftig ausfallen können und lokale Gemeinschaften erzittern lassen. Wie sehen diese Konflikte aus, welche Dynamiken wohnen ihnen inne und welche Konsequenzen zeitigen sie? Die Konflikttheorie schreibt Disputen auch eine vitalisierende Kraft zu, doch scheinen Energiewende-Konflikte hemmend auf die Erreichung der Ausbauziele zu wirken. Offen bleibt, ob demokratische Potenziale im Sinne der agonistischen Demokratietheorie genutzt werden können. Diese könnten indes durch die Etablierung politischer Populismus-Narrative im Feld der Energiewende blockiert werden. Daher stellt sich die Frage, ob die Energiewende ein Spielfeld des Populismus geworden ist und ob lokale Konflikte populistisch geprägt sind? Der Beitrag liefert erste empirische Ergebnisse auf Grundlage der Analyse verschiedener Energiewende-Konflikte in Deutschland. Hierbei wird deutlich: Die Konflikte sind nicht nur sehr stark durch spezifische lokale Kontexte geprägt, sondern zeichnen sich durch ein hohes Maß an Heterogenität und Komplexität aus. Überdies kristallisieren sich mit Blick auf die Frage, wo und wie sich populistische Erzählungen erfolgreich durchsetzen können, Muster heraus, die hier erstmals beschrieben werden. Abschließend skizziert der Beitrag mögliche Ansatzpunkte für eine Konfliktbearbeitung und bietet einen Ausblick auf zukünftige Forschungsperspektiven.