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Abstract
Der Beitrag fasst die ersten Ergebnisse von Erforschung der Arbeiterstreikbewegung in der Tschechoslowakei zwischen den Jahren 1945 und 1948 zusammen, die im Rahmen des von der Grant-Agentur der Tschechischen Republik unterstützten Projekts „Industriearbeiter in den tschechischen Ländern zwischen 1938 und 1948“ herausbekommen sind. Durch Recherchen im Archiv des Tschechisch-Mährischen Gewerkschaftsbundes in Prag, im Archiv der Sicherheitsdienste und in anderen Archiven sind Daten zu 262 Streikaktionen gesammelt worden – fast doppelt so viele als die bisher aus der Tschechoslowakei zwischen 1946 und 1948 bekannten Streikaktionen. Aufgrund von Analyse der einzelnen Streikaktionen in der tschechischen Industrie konnten innerhalb der untersuchten Zeitspanne sechs Entwicklungsstufen der Arbeiterstreikbewegung erschlossen werden. Die erste, die von Mai 1945 bis Juni 1946 dauerte, brachte mit sich eine geringe Anzahl von Streiks, die zumeist politisch bedingt waren und Prototype verschiedener Formen politischen Zwangs darstellten, die vom „linken Kartell“ der Kommunistischen Partei der Tschechoslowakei und der Revolutionären Gewerkschaftsbewegung eingesetzt wurden. Nach einer kurzen Pause im Sommer 1946 nahm die Intensität der politisch motivierten Streiks zwischen Oktober 1946 und März 1947 im Rahmen des sogenannten Streits um beschlagnahmtes Eigentum erneut zu, bis sie bei dem bekannten Warnsdorfer Streik ihren Höhepunkt erreichte. Fast drei Fünftel der Konflikte in dieser Phase bestanden jedoch aus Streiks, die durch soziale Bedürfnisse oder Lohnforderungen motiviert waren und die in vielen Fällen mit politisch motivierten oder organisatorische Veränderungen anfordernden Streiks zu vergleichen waren. Nach einem weiteren Rückgang der Streikintensität im Frühjahr 1947 folgte in der Zeitspanne von Beginn des Sommers 1947 bis Januar 1948 eine große Welle spontaner Proteststreiks gegen die Neueinführung von Leistungsentgeltmaßnahmen und Anordnung von Leistungsstandards. Verteidigungsstreiks der Arbeiter gegen Lohnsenkungen und mangelhafte Warenlieferung hörten nach Februar 1948 zeitweilig auf. Im Sommer 1948 brachen sie jedoch in zahlreichen Fabriken erneut aus. Die Mehrheit von ihnen dauerte kaum ein paar Stunden, mit Ausnahme des dreitägigen Streiks in der schlesischen Baumwollefabrik in Frýdek, der 60 Streikbewegung in Tschechoslowakei in den Jahren 1945–1948 ARTICLES Dušan JANÁK die Fabrikgrenzen überschritt und mit Aufbruch von Solidaritätsstreiks im benachbarten Schwerindustriegebiet von Ostrava drohte. Die Staatssicherheit (StB) hatte während der Streikbeseitigung zwar noch nicht eingegriffen, hatte sie jedoch dauernd überwacht und sobald die Drohung eines Streiks vorüber war, zögerte sie nicht, gegen die führenden Persönlichkeiten des Streiks rasch fortzuschreiten.