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Abstract
Zusammenfassung Das Possessivpronomen ahd. sīn bzw. nhd. sein ist in seiner anaphorischen Referenz im Prinzip auf maskuline und neutrale Possessoren beschränkt, doch finden sich seit dem Mittelhochdeutschen Belege, in denen sich dieses Pronomen auf einen femininen Possessor bezieht. Diese genus-insensitive Verwendung von sīn/sein könnte germanische Verhältnisse fortsetzen, allerdings ist sie im älteren Kontinentalwestgermanischen nicht mehr sicher belegt, ihr Auftreten in einer umstrittenen Otfrid-Stelle allerdings wohl nicht ausgeschlossen. Angesichts der Seltenheit der Konstruktion scheint die Annahme einer historischen Kontinuität jedoch wenig wahrscheinlich. Stattdessen bietet sich aufgrund der Markiertheitsverhältnisse eher die Interpretation an, dass es sich bei genus-insensitivem sīn/sein um das gelegentliche Auftreten der unmarkierten im Kontext der markierten Form handelt.