{"title":"TV-Duelle und Landtagswahlen: Ein wirkungsvolles Instrument der Wahlkampfkommunikation?","authors":"Thomas Waldvogel","doi":"10.5771/0044-3360-2020-3-335","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"Während in der empirischen Debattenforschung vielfältige Befunde für die vor der Bundestagswahl stattfindenden TV-Duelle vorliegen, fehlen Studien mit einer vergleichbaren Schärfe und Tiefe zu TV-Diskussionen zu Landtagswahlen weitestgehend. Der vorliegende Beitrag untersucht deshalb anhand von drei TV-Duellen zu den Landtagswahlen in Schleswig-Holstein, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen im Wahljahr 2017, inwieweit sich Befunde zu den weithin intensiv untersuchten Kanzlerduellen auch für TV-Debatten auf Landesebene validieren lassen. Hierzu nutzen wir Daten aus Feldstudien, die mit dem Debat-O-Meter erhoben wurden - einem virtualisierten Messinstrument zur Erfassung von Umfragedaten und Echtzeitreaktionen zu politischen TV-Debatten. Wir kommen zum Ergebnis, dass landespolitische TV-Duelle sehr differenziert von den Rezipienten wahrgenommen werden und es vor allem Angriffe, aber auch konkrete Selbstpräsentationen sind, die politische Voreinstellungen aktivieren und zu einer polarisierten Wahrnehmung der Kandidatenaussagen führen, wobei diese Prozesse wiederum von Duell zu Duell und Kandidat zu Kandidat variieren. Diese Variation gilt auch für die Wirkstruktur der Debattenrezeption, die sich auf die Probanden entfaltet. Unsere Strukturgleichungsmodelle folgen dabei im Wesentlichen dem aus Untersuchungen zu den Kanzlerduellen bekannten Muster. Sie belegen, dass die Rezeption eines TV-Duells signifikante Wirkungen auf die retrospektive Leistungsbewertung und Kandidatenpräferenz zeitigt und damit die landespolitische Urteils- und Einstellungsbildung wesentlich beeinflusst. Darüber hinaus können wir in der Analyse der Determinanten für die Direktwahl-Absicht darlegen, dass die Duellperformanz politische Verhaltensabsichten erklären kann. Der Beitrag zeigt, dass TV-Debatten wirkungsvolle Instrumente der landespolitischen Wahlkampfkommunikation sind und dass die Analyse von TV-Duellen auf Landesebene anschlussfähig an bestehende Befunde und Methoden im Forschungsbereich ist.","PeriodicalId":133893,"journal":{"name":"Zeitschrift für Politik","volume":"23 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0000,"publicationDate":"1900-01-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":"1","resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":null,"PeriodicalName":"Zeitschrift für Politik","FirstCategoryId":"1085","ListUrlMain":"https://doi.org/10.5771/0044-3360-2020-3-335","RegionNum":0,"RegionCategory":null,"ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":null,"EPubDate":"","PubModel":"","JCR":"","JCRName":"","Score":null,"Total":0}
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Abstract
Während in der empirischen Debattenforschung vielfältige Befunde für die vor der Bundestagswahl stattfindenden TV-Duelle vorliegen, fehlen Studien mit einer vergleichbaren Schärfe und Tiefe zu TV-Diskussionen zu Landtagswahlen weitestgehend. Der vorliegende Beitrag untersucht deshalb anhand von drei TV-Duellen zu den Landtagswahlen in Schleswig-Holstein, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen im Wahljahr 2017, inwieweit sich Befunde zu den weithin intensiv untersuchten Kanzlerduellen auch für TV-Debatten auf Landesebene validieren lassen. Hierzu nutzen wir Daten aus Feldstudien, die mit dem Debat-O-Meter erhoben wurden - einem virtualisierten Messinstrument zur Erfassung von Umfragedaten und Echtzeitreaktionen zu politischen TV-Debatten. Wir kommen zum Ergebnis, dass landespolitische TV-Duelle sehr differenziert von den Rezipienten wahrgenommen werden und es vor allem Angriffe, aber auch konkrete Selbstpräsentationen sind, die politische Voreinstellungen aktivieren und zu einer polarisierten Wahrnehmung der Kandidatenaussagen führen, wobei diese Prozesse wiederum von Duell zu Duell und Kandidat zu Kandidat variieren. Diese Variation gilt auch für die Wirkstruktur der Debattenrezeption, die sich auf die Probanden entfaltet. Unsere Strukturgleichungsmodelle folgen dabei im Wesentlichen dem aus Untersuchungen zu den Kanzlerduellen bekannten Muster. Sie belegen, dass die Rezeption eines TV-Duells signifikante Wirkungen auf die retrospektive Leistungsbewertung und Kandidatenpräferenz zeitigt und damit die landespolitische Urteils- und Einstellungsbildung wesentlich beeinflusst. Darüber hinaus können wir in der Analyse der Determinanten für die Direktwahl-Absicht darlegen, dass die Duellperformanz politische Verhaltensabsichten erklären kann. Der Beitrag zeigt, dass TV-Debatten wirkungsvolle Instrumente der landespolitischen Wahlkampfkommunikation sind und dass die Analyse von TV-Duellen auf Landesebene anschlussfähig an bestehende Befunde und Methoden im Forschungsbereich ist.