Zwischen Erinnern und Vergessen: Aktuelle Kontroversen zur Bearbeitung der Vergangenheit

S. Peters
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Abstract

Nicht nur im Reggaeton gilt: Vergessen ist en vogue! Die Frage des Vergessens im Internet wird in den Feuilletons der Tageszeitungen ebenso zentral diskutiert wie die Herausforderungen der Pflege von Demenzkranken in einer alternden Gesellschaft. Doch darüber hinaus hat das Vergessen in den vergangenen Jahren ein unerwartetes vergangenheitspolitisches Revival erlebt. Bereits vor einem knappen Jahrzehnt wurde eine neue „Konjunktur des Vergessens“ (Dimbath/Wehling 2011: 8) in den Debatten zur kollektiven Erinnerung konstatiert. In Teilen geht dies mit der Intention einher, eine vergangenheitspolitische Richtungsverschiebung vorzunehmen. Die Erinnerung an die Gewalt der Vergangenheit – so der Tenor einer wachsenden Anzahl von Stimmen – lässt die Wunden einer gewaltsamen Vergangenheit nicht etwa heilen, sondern perpetuiere die gesellschaftlichen Gräben und Konflikte beziehungsweise beinhalte sogar den Keim zukünftiger (gewaltsamer) Auseinandersetzungen. Diese Position steht in einem bemerkenswerten Kontrast zum mühsam erkämpften Konsens über den Wert der Erinnerung als Teil der Bearbeitung der Gewalt von Diktaturen, Bürgerkriegen und massiven Menschenrechtsverletzungen. Damit opponiert sie auch gegen die Bedeutung der kollektiven Erinnerung als Bedingung der Möglichkeit auf dem Weg zur Prävention der Wiederholung solcher Gewalttaten. Um Missverständnissen vorzubeugen: Der Imperativ der Erinnerung ist weiterhin weit verbrei-
在记忆与遗忘之间:关于处理过去的当前的争议
这并不只是胃呼吸暂停在主流报社的八卦杂志中,对网络忘却的讨论与在老龄化社会中照顾老年痴呆症的挑战同样重要。不仅如此,在过去几年中,遗忘也经历了意想不到的担保。在十年前的早些时候,集体记忆大讨论都留下了类似的“遗忘的新特征”的影子。这在某种程度上是跟意图去实现过去的政治方向转变有关的。有越来越多的人在不断出现的声音中不断想起过去发生的暴力事件,这并不是解决过去暴力的创伤的方法,而是制止社会的分裂和冲突,甚至是隐藏起未来(暴力)冲突的萌芽。这一立场与辛苦得来的关于纪念在处理独裁、内战和大规模侵犯人权行为方面的价值的共识形成了鲜明的对比。由此,欧盟还反对将集体记忆作为一种与防止类似的暴力再次发生的可能性有关的条件的重要性。一个争论点
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