{"title":"Wahrheitsbedingungen digitaler Zeugenschaft: Frickers Theorie Epistemischer (Un-) Gerechtigkeit als kommunikations- und medienethischer Analyserahmen","authors":"S. Sell","doi":"10.5771/9783748905158-213","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"Der Beitrag betrachtet mediatisierte Zeugenschaft als Grundlage öffentlicher Bedeutungsproduktion und konzipiert diese als mehrstufigen Übersetzungsprozess, innerhalb dessen an verschiedenen Punkten über Akzeptanz oder Abwehr von Testimonialwissen entschieden wird – und damit auch über die Anerkennung der Zeugin oder des Zeugen als Wissenssubjekt. Im Vordergrund steht die Auseinandersetzung mit der Theorie Epistemischer (Un-)Gerechtigkeit der Philosophin Miranda Fricker (2009). Frickers Modell beschreibt Hermeneutische und Testimoniale Ungerechtigkeit als Störfaktoren im Prozess der Zeugenschaft und zeigt auf, wie diesen entgegengewirkt werden kann. Ihre Arbeit ist anschlussfähig für Fragestellungen der Medien- und Kommunikationsforschung, die Ergebnisse empirischer Analysen nicht nur darstellen, sondern auch mit Blick auf normative Aspekte – hier insbesondere die Frage nach Gerechtigkeit und nach den Wahrheitsbedingungen digitaler Zeugenschaft – interpretieren und bewerten wollen. Frickers Perspektive kann, wie am Beispiel des medialen Umgangs mit Opferzeugen gezeigt wird, jenseits der Forschung auch hilfreich für die Reflexion der eigenen Arbeit und des Umgangs mit Quellen innerhalb der journalistischen Praxis sein.","PeriodicalId":431613,"journal":{"name":"Kommunikations- und Medienethik reloaded?","volume":"8 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0000,"publicationDate":"1900-01-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":"1","resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":null,"PeriodicalName":"Kommunikations- und Medienethik reloaded?","FirstCategoryId":"1085","ListUrlMain":"https://doi.org/10.5771/9783748905158-213","RegionNum":0,"RegionCategory":null,"ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":null,"EPubDate":"","PubModel":"","JCR":"","JCRName":"","Score":null,"Total":0}
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Abstract
Der Beitrag betrachtet mediatisierte Zeugenschaft als Grundlage öffentlicher Bedeutungsproduktion und konzipiert diese als mehrstufigen Übersetzungsprozess, innerhalb dessen an verschiedenen Punkten über Akzeptanz oder Abwehr von Testimonialwissen entschieden wird – und damit auch über die Anerkennung der Zeugin oder des Zeugen als Wissenssubjekt. Im Vordergrund steht die Auseinandersetzung mit der Theorie Epistemischer (Un-)Gerechtigkeit der Philosophin Miranda Fricker (2009). Frickers Modell beschreibt Hermeneutische und Testimoniale Ungerechtigkeit als Störfaktoren im Prozess der Zeugenschaft und zeigt auf, wie diesen entgegengewirkt werden kann. Ihre Arbeit ist anschlussfähig für Fragestellungen der Medien- und Kommunikationsforschung, die Ergebnisse empirischer Analysen nicht nur darstellen, sondern auch mit Blick auf normative Aspekte – hier insbesondere die Frage nach Gerechtigkeit und nach den Wahrheitsbedingungen digitaler Zeugenschaft – interpretieren und bewerten wollen. Frickers Perspektive kann, wie am Beispiel des medialen Umgangs mit Opferzeugen gezeigt wird, jenseits der Forschung auch hilfreich für die Reflexion der eigenen Arbeit und des Umgangs mit Quellen innerhalb der journalistischen Praxis sein.