{"title":"2.2 TA und Öffentlichkeit – TA in öffentlichen Technikdebatten und öffentlicher Politikberatung","authors":"L. Hennen","doi":"10.5771/9783748901990-144","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"Es gehört zu den konzeptionellen Grundannahmen der Technikfolgenabschätzung (TA), dass eine politisch sinnvolle Abschätzung oder Bewertung von gesellschaftlichen Folgen neuer Technologien zum einen die zuverlässige und unabhängige Aufarbeitung des relevanten wissenschaftlichen Wissens (Fakten) und zum anderen den Bezug auf gesellschaftlich Werte, in deren Licht die Fakten erst politisch-praktische Bedeutung erlangen, impliziert. Hiermit weist TA sich selbst als hybride Praxis zwischen Wissenschaft und Politik aus. Weder wissenschaftlichtechnisches Wissen noch Werte können jeweils allein Entscheidungen hinreichend orientieren. Fakten müssen im Lichte gesellschaftlicher Interessen und Erwartungen bewertet und umgekehrt die bestehenden Werte (Bedürfnisse, Normen, Interessen) im Lichte des technisch Möglichen und faktisch zu Erwartenden im Hinblick auf zu treffende praktische Entscheidungen reflektiert werden. Jürgen Habermas (1968: 136) hat hierauf schon früh als hermeneutischen Zirkel wissenschaftlicher Politikberatung hingewiesen. In diesem iterativen Prozess wechselseitiger Kritik von Wissen und Werten (oder Wissenschaft und Politik) nimmt die Öffentlichkeit in demokratisch verfassten Gesellschaften die wichtige Rolle einer vermittelnden Instanz wahr, von der sich sowohl die politischen Repräsentanten als auch die Experten informieren lassen und vor der sie sich rechtfertigen müssen. TA als Politikberatung ist damit notwendig auf demokratische Öffentlichkeit bezogen.","PeriodicalId":432686,"journal":{"name":"Technikfolgenabschätzung","volume":"44 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0000,"publicationDate":"2021-05-05","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":"0","resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":null,"PeriodicalName":"Technikfolgenabschätzung","FirstCategoryId":"1085","ListUrlMain":"https://doi.org/10.5771/9783748901990-144","RegionNum":0,"RegionCategory":null,"ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":null,"EPubDate":"","PubModel":"","JCR":"","JCRName":"","Score":null,"Total":0}
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Abstract
Es gehört zu den konzeptionellen Grundannahmen der Technikfolgenabschätzung (TA), dass eine politisch sinnvolle Abschätzung oder Bewertung von gesellschaftlichen Folgen neuer Technologien zum einen die zuverlässige und unabhängige Aufarbeitung des relevanten wissenschaftlichen Wissens (Fakten) und zum anderen den Bezug auf gesellschaftlich Werte, in deren Licht die Fakten erst politisch-praktische Bedeutung erlangen, impliziert. Hiermit weist TA sich selbst als hybride Praxis zwischen Wissenschaft und Politik aus. Weder wissenschaftlichtechnisches Wissen noch Werte können jeweils allein Entscheidungen hinreichend orientieren. Fakten müssen im Lichte gesellschaftlicher Interessen und Erwartungen bewertet und umgekehrt die bestehenden Werte (Bedürfnisse, Normen, Interessen) im Lichte des technisch Möglichen und faktisch zu Erwartenden im Hinblick auf zu treffende praktische Entscheidungen reflektiert werden. Jürgen Habermas (1968: 136) hat hierauf schon früh als hermeneutischen Zirkel wissenschaftlicher Politikberatung hingewiesen. In diesem iterativen Prozess wechselseitiger Kritik von Wissen und Werten (oder Wissenschaft und Politik) nimmt die Öffentlichkeit in demokratisch verfassten Gesellschaften die wichtige Rolle einer vermittelnden Instanz wahr, von der sich sowohl die politischen Repräsentanten als auch die Experten informieren lassen und vor der sie sich rechtfertigen müssen. TA als Politikberatung ist damit notwendig auf demokratische Öffentlichkeit bezogen.