{"title":"Diskursive Anforderungen in der Grundschule","authors":"Ann-Christin Leßmann","doi":"10.1515/9783110707168-010","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":": Unterrichtskommunikation unterscheidet sich in vielen Aspekten von der Alltagskommunikation. Diese kontextspezifischen Anforderungen werden Schülerinnen und Schülern mit Ausnahme organisatorischer Regeln selten explizit vermittelt; sie sind vielmehr Teil der schulischen Sozialisation. Das gilt gerade für diskursive Anforderungen, wenn also von Schülerinnen und Schülern eine Beteiligung an kommunikativen Gattungen wie Erzählen, Erklären, Argumentieren erwartet wird. Für die erfolgreiche Partizipation am Unterricht ist es jedoch für die Schülerinnen und Schüler elementar, die sequenziellen Mechanismen im Unterrichtsgespräch zu erkennen und ihren Part angemessen auszuführen. Auf Grundlage eines Korpus von 18 videographierten Unterrichtsstunden zweier Grundschulklassen im Verlauf des ersten Schuljahres beleuchtet der Beitrag, welche diskursiven Anforderungen Lehrpersonen im Unterrichtsgespräch an die Schülerinnen und Schüler stellen. Dabei soll vor allem der Grad der Explizitheit bzw. Implizitheit globaler Zugzwänge untersucht werden: Vielfach erscheinen die Anforderungen nur implizit, so dass sie oftmals erst in den lehrerseitigen Rückmeldungen gegenüber einzelnen Schüleräußerungen sichtbar werden. Hierzu zeigt der Beitrag einige exemplarische Verfahren und beleuchtet damit ganz im Sinne der sequenziellen Rekonstruktion den Zusammenhang zwischen lehrerseiti-gem Zugzwang, Schüleräußerung und Lehrerrückmeldung. Es wird auch gezeigt, welche Schwierigkeiten sich für einige Schülerinnen und Schüler durch eine zu implizite Etablierung diskursiver unterrichtlicher Anforderungen ergeben.","PeriodicalId":203621,"journal":{"name":"Diskurserwerb in Familie, Peergroup und Unterricht","volume":"30 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0000,"publicationDate":"2020-12-07","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":"0","resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":null,"PeriodicalName":"Diskurserwerb in Familie, Peergroup und Unterricht","FirstCategoryId":"1085","ListUrlMain":"https://doi.org/10.1515/9783110707168-010","RegionNum":0,"RegionCategory":null,"ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":null,"EPubDate":"","PubModel":"","JCR":"","JCRName":"","Score":null,"Total":0}
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Abstract
: Unterrichtskommunikation unterscheidet sich in vielen Aspekten von der Alltagskommunikation. Diese kontextspezifischen Anforderungen werden Schülerinnen und Schülern mit Ausnahme organisatorischer Regeln selten explizit vermittelt; sie sind vielmehr Teil der schulischen Sozialisation. Das gilt gerade für diskursive Anforderungen, wenn also von Schülerinnen und Schülern eine Beteiligung an kommunikativen Gattungen wie Erzählen, Erklären, Argumentieren erwartet wird. Für die erfolgreiche Partizipation am Unterricht ist es jedoch für die Schülerinnen und Schüler elementar, die sequenziellen Mechanismen im Unterrichtsgespräch zu erkennen und ihren Part angemessen auszuführen. Auf Grundlage eines Korpus von 18 videographierten Unterrichtsstunden zweier Grundschulklassen im Verlauf des ersten Schuljahres beleuchtet der Beitrag, welche diskursiven Anforderungen Lehrpersonen im Unterrichtsgespräch an die Schülerinnen und Schüler stellen. Dabei soll vor allem der Grad der Explizitheit bzw. Implizitheit globaler Zugzwänge untersucht werden: Vielfach erscheinen die Anforderungen nur implizit, so dass sie oftmals erst in den lehrerseitigen Rückmeldungen gegenüber einzelnen Schüleräußerungen sichtbar werden. Hierzu zeigt der Beitrag einige exemplarische Verfahren und beleuchtet damit ganz im Sinne der sequenziellen Rekonstruktion den Zusammenhang zwischen lehrerseiti-gem Zugzwang, Schüleräußerung und Lehrerrückmeldung. Es wird auch gezeigt, welche Schwierigkeiten sich für einige Schülerinnen und Schüler durch eine zu implizite Etablierung diskursiver unterrichtlicher Anforderungen ergeben.