A. Wenninger, Fabienne Will, Sascha Dickel, Sabine Maasen, Helmuth Trischler
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Abstract
Wie hängen Evidenzpraktiken mit Prozessen der Einschließung und Ausschließung im Bereich der wissenschaftlichen Wissensproduktion zusammen? Wir gehen davon aus, dass sich die Frage, wer oder was in diese Wissensproduktion einbezogen wird, als impliziter Nebeneffekt von (Ent-)Differenzierungsvorgängen stets stellt. In zeitlicher Koinzidenz zur Entstehung des modernen Denkens im ausgehenden 18. Jahrhundert begann der wissenschaftliche Ausdifferenzierungsund Institutionalisierungsprozess. Die Wissenschaft folgt seit dem 19. Jahrhundert einer internen Differenzierungslogik, die auf inhaltlicher, methodischer wie personeller Ebene im Sinne fortschreitender Spezialisierung eine zunehmende Verengung hin zu immer kleineren und immer stärker voneinander getrennten Expertisebereichen befeuert.1 Disziplinäre Fachsprachen und immer spezieller werdende Methodenkenntnisse, formale Qualifikationen, organisationale Mitgliedschaften, Zugang zu Infrastrukturen usw. schließen immer mehr die Möglichkeiten aus, breite Öffentlichkeiten (unmittelbar) in die Wissensproduktion einzubeziehen. Seit den 1970er Jahren jedoch formieren sich zunehmende Erwartungen (a) an eine stärker inkludierende Wissenschaft, in deren Folge sich in den letzten fünf bis zehn Jahren auch die Idee einer Bürgerbeteiligung unter dem Schlagwort Citizen Science verbreitet und etabliert hat. Etwa im selben Zeitraum sind zudem (b) zahlreiche interdisziplinäre Forschungsbereiche entstanden, die eine Gegentendenz zur zunehmend spezialisierten wissenschaftlichen Wissensproduktion darstellen. Sowohl interdisziplinäre als auch transdisziplinäre Öffnungen erzeugen 1.