{"title":"„The Water Exhales“. Zur Evokation von Atem in Comics von Chris Ware, Tillie Walden und Craig Thompson","authors":"Maria Weilandt","doi":"10.1515/9783110701876-005","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"1 Zu Comics als Bild-Text-Medien vgl. z.B. Robert C. Harvey, „Comedy at the Juncture of Word and Image“, in: Robin Varnum/Christina T. Gibbons (Hg.), The Language of Comics, Jackson 2001, S. 75–96. Ich möchte allerdings betonen, dass Ikonotextualität zwar ein Merkmal der meisten Comics ist, es jedoch durchaus eine Reihe von Comics gibt, die textfrei erzählen (etwa Shaun Tans The Arrival, 2006). Zu den definitorischen Schwierigkeiten des Mediums Comic vgl. z.B. Lukas R.A. Wilde, „Das bildphilosophische Stichwort 18. Comic“, in: Image 26, Juli 2017, S. 105–129, hier: S. 106–109. Atemdarstellungen im Medium Comic sind ein durchaus ambivalentes Thema. Meines Wissens ist es einerseits recht selten, dass Figuren in Comics atmend gezeigt werden bzw. genauer: dass ihre reguläre Atmung explizit thematisiert wird. Andererseits beinhaltet fast jeder Comic Motive oder Praktiken, die mit dem Einsaugen und Ausstoßen von Atemluft zu tun haben: erleichtertes Seufzen etwa, sich Räuspern, Husten, Keuchen, Rauchen oder Riechen. Da in solchen Panels oder Panelsequenzen Atem bzw. Spielarten desselben besonders markiert sind, bietet es sich an, diese Szenen genauer zu analysieren und sich zu fragen, welchen Effekt Atemmotive an dieser Stelle für die Geschichte haben und auf welche Weise Atem jeweils sichtbar gemacht wird. Eine mediale Eigenheit des Comics, die hierbei stets im Fokus steht, ist seine Ikonotextualität.1 Comics vereinen bzw. verschmelzen Bild und Text auf eine Art und Weise, die ein Drittes ergibt. Comics sind nur in diesen performativen Synthesen aus Bild und Text verständlich und analysierbar. Hierbei ist es unerlässlich, auch die grafischen Elemente des Comics, die Gestaltung von Linien, Rahmen, von Panelformen und -aufteilung sowie von Schrift einzubeziehen. Den Begriff Comic benutze ich als Überbegriff für alle Subgenres Grafischer Literatur – von der franko-belgischen bande dessinée über Graphic Novels bis zum japanischen Manga. Dennoch ist es natürlich unerlässlich, die jeweiligen Kulturund Formgeschichten der Comicformate zu beachten. Ein Beispiel möge das verdeutlichen und gleichzeitig zum Hauptteil dieses Aufsatzes überleiten: Für bestimmte Handlungen, bei denen Maria Weilandt","PeriodicalId":141930,"journal":{"name":"Atem / Breath","volume":"475 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0000,"publicationDate":"2021-11-22","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":"0","resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":null,"PeriodicalName":"Atem / Breath","FirstCategoryId":"1085","ListUrlMain":"https://doi.org/10.1515/9783110701876-005","RegionNum":0,"RegionCategory":null,"ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":null,"EPubDate":"","PubModel":"","JCR":"","JCRName":"","Score":null,"Total":0}
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Abstract
1 Zu Comics als Bild-Text-Medien vgl. z.B. Robert C. Harvey, „Comedy at the Juncture of Word and Image“, in: Robin Varnum/Christina T. Gibbons (Hg.), The Language of Comics, Jackson 2001, S. 75–96. Ich möchte allerdings betonen, dass Ikonotextualität zwar ein Merkmal der meisten Comics ist, es jedoch durchaus eine Reihe von Comics gibt, die textfrei erzählen (etwa Shaun Tans The Arrival, 2006). Zu den definitorischen Schwierigkeiten des Mediums Comic vgl. z.B. Lukas R.A. Wilde, „Das bildphilosophische Stichwort 18. Comic“, in: Image 26, Juli 2017, S. 105–129, hier: S. 106–109. Atemdarstellungen im Medium Comic sind ein durchaus ambivalentes Thema. Meines Wissens ist es einerseits recht selten, dass Figuren in Comics atmend gezeigt werden bzw. genauer: dass ihre reguläre Atmung explizit thematisiert wird. Andererseits beinhaltet fast jeder Comic Motive oder Praktiken, die mit dem Einsaugen und Ausstoßen von Atemluft zu tun haben: erleichtertes Seufzen etwa, sich Räuspern, Husten, Keuchen, Rauchen oder Riechen. Da in solchen Panels oder Panelsequenzen Atem bzw. Spielarten desselben besonders markiert sind, bietet es sich an, diese Szenen genauer zu analysieren und sich zu fragen, welchen Effekt Atemmotive an dieser Stelle für die Geschichte haben und auf welche Weise Atem jeweils sichtbar gemacht wird. Eine mediale Eigenheit des Comics, die hierbei stets im Fokus steht, ist seine Ikonotextualität.1 Comics vereinen bzw. verschmelzen Bild und Text auf eine Art und Weise, die ein Drittes ergibt. Comics sind nur in diesen performativen Synthesen aus Bild und Text verständlich und analysierbar. Hierbei ist es unerlässlich, auch die grafischen Elemente des Comics, die Gestaltung von Linien, Rahmen, von Panelformen und -aufteilung sowie von Schrift einzubeziehen. Den Begriff Comic benutze ich als Überbegriff für alle Subgenres Grafischer Literatur – von der franko-belgischen bande dessinée über Graphic Novels bis zum japanischen Manga. Dennoch ist es natürlich unerlässlich, die jeweiligen Kulturund Formgeschichten der Comicformate zu beachten. Ein Beispiel möge das verdeutlichen und gleichzeitig zum Hauptteil dieses Aufsatzes überleiten: Für bestimmte Handlungen, bei denen Maria Weilandt