{"title":"Deutsche Bundesstiftung Umwelt fördert Entwicklung nachhaltiger Arzneimittel","authors":"H. Schaefer, Verena Menz, M. Hempel","doi":"10.1055/s-0038-1646149","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"Hochwirksam, nebenwirkungsfrei und im Körper und in der Umwelt ohne Auswirkungen vollständig biologisch abbaubar – so sähe das perfekte Arzneimittel aus. Was die Umweltwirkungen und die Abbaubarkeit von Arzneimitteln angeht, stellt sich die Realität allerdings anders dar: Inzwischen sind Arzneimittel in der Umwelt global und weitreichend verteilt: In mehr als 70 Ländern der Welt wurden in Umweltproben mehr als 500 verschiedene Arz neimittel und deren Metabolite (Stoffwechselabbauprodukte) nachgewiesen – und zwar sowohl in Oberflächengewässern, im Grundwasser, Trinkwasser, Sediment, Boden, Klärschlamm als auch in Gülle. In Deutschland wurden bereits mehr als 150 Wirkstoffe in den verschiedenen Umweltmedien ermittelt, wie Forschungsprojekte und Untersuchungsprogramme der Bundesländer dokumentieren. In Oberflächengewässern sind sie nahezu flächen deckend zu finden. Heute gilt etwa die Hälfte aller 2300 Wirkstoffe für den Humanarzneimittel bereich als potenziell umweltrelevant. Hinzu kommen die veterinärmedizinischen Arzneimittelgruppen, vor allem Antibiotika und Antiparasitika. Sie spielen im Hinblick auf Umweltrisiken eine bedeutende Rolle, da sie häufig direkt in die Umwelt gelangen, ohne eine Kläranlage zu passieren. Inzwischen ist auch belegt, dass sich Rückstände von Tierarzneimitteln über die Stallabluft in der Umgebung verteilen. Auf diese Weise können Arzneimittelwirkstoffe in den Boden oder in Oberflächengewässer geraten und in die Lebensmittelkette verschleppt werden. Vor diesem Hintergrund fördert die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU), eine der größten Stiftungen Europas, Projekte für mehr Nachhaltigkeit in der Pharmazie – auch in der Tiermedizin. Lösungsansätze können kurzfristige Maßnahmen wie das Verbessern von Hygienestandards in der Tierhaltung und gute Haltungs bedingungen beinhalten, um das Erkrankungsrisiko zu vermindern. Mittelund langfristige Maßnahmen zielen darauf ab, bevorzugt Arzneimittel zu verschreiben, die keine Umweltauswirkungen haben, sowie derartige Arzneimittel gezielt zu ent wickeln. Die hier präsentierten Projekte zeigen beispielhaft Innovationen im Bereich Veterinärarzneimittel:","PeriodicalId":326229,"journal":{"name":"Tierärztliche Praxis G: Großtiere/Nutztiere","volume":"218 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0000,"publicationDate":"2018-04-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":"0","resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":null,"PeriodicalName":"Tierärztliche Praxis G: Großtiere/Nutztiere","FirstCategoryId":"1085","ListUrlMain":"https://doi.org/10.1055/s-0038-1646149","RegionNum":0,"RegionCategory":null,"ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":null,"EPubDate":"","PubModel":"","JCR":"","JCRName":"","Score":null,"Total":0}
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Abstract
Hochwirksam, nebenwirkungsfrei und im Körper und in der Umwelt ohne Auswirkungen vollständig biologisch abbaubar – so sähe das perfekte Arzneimittel aus. Was die Umweltwirkungen und die Abbaubarkeit von Arzneimitteln angeht, stellt sich die Realität allerdings anders dar: Inzwischen sind Arzneimittel in der Umwelt global und weitreichend verteilt: In mehr als 70 Ländern der Welt wurden in Umweltproben mehr als 500 verschiedene Arz neimittel und deren Metabolite (Stoffwechselabbauprodukte) nachgewiesen – und zwar sowohl in Oberflächengewässern, im Grundwasser, Trinkwasser, Sediment, Boden, Klärschlamm als auch in Gülle. In Deutschland wurden bereits mehr als 150 Wirkstoffe in den verschiedenen Umweltmedien ermittelt, wie Forschungsprojekte und Untersuchungsprogramme der Bundesländer dokumentieren. In Oberflächengewässern sind sie nahezu flächen deckend zu finden. Heute gilt etwa die Hälfte aller 2300 Wirkstoffe für den Humanarzneimittel bereich als potenziell umweltrelevant. Hinzu kommen die veterinärmedizinischen Arzneimittelgruppen, vor allem Antibiotika und Antiparasitika. Sie spielen im Hinblick auf Umweltrisiken eine bedeutende Rolle, da sie häufig direkt in die Umwelt gelangen, ohne eine Kläranlage zu passieren. Inzwischen ist auch belegt, dass sich Rückstände von Tierarzneimitteln über die Stallabluft in der Umgebung verteilen. Auf diese Weise können Arzneimittelwirkstoffe in den Boden oder in Oberflächengewässer geraten und in die Lebensmittelkette verschleppt werden. Vor diesem Hintergrund fördert die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU), eine der größten Stiftungen Europas, Projekte für mehr Nachhaltigkeit in der Pharmazie – auch in der Tiermedizin. Lösungsansätze können kurzfristige Maßnahmen wie das Verbessern von Hygienestandards in der Tierhaltung und gute Haltungs bedingungen beinhalten, um das Erkrankungsrisiko zu vermindern. Mittelund langfristige Maßnahmen zielen darauf ab, bevorzugt Arzneimittel zu verschreiben, die keine Umweltauswirkungen haben, sowie derartige Arzneimittel gezielt zu ent wickeln. Die hier präsentierten Projekte zeigen beispielhaft Innovationen im Bereich Veterinärarzneimittel: