{"title":"Anschlussaufgaben im Schülerzirkel","authors":"Hartmut Rehlich","doi":"10.37626/ga9783959871228.0.15","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"Hamburg bietet mathematisch interessierten Schülerinnen und Schülern ein breites Spektrum an Fördermöglichkeiten, zu denen auch die Schülerzirkel gehören, die vor mehr als 25 Jahren von der mathematischen Gesellschaft Hamburg ins Leben gerufen wurden. Der in den Schuljahren 2016 und 2017 von mir angebotene zentrale Zirkel am Geomatikum wurde von Schülern der achten bis zur dreizehnten Klasse besucht und hier lernte ich viele ehemalige Teilnehmer des PriMa-Projekts kennen, die durch ihre muntere fachverliebte Art immer besonders viel zu einem fröhlichen produktiven Arbeitsklima beigetragen haben. Für diese Schüler – es gab natürlich auch Teilnehmer, die vorher nicht im PriMa-Projekt waren, bot der Schülerzirkel „Anschlussaufgaben“. Die Auswahl dieser Aufgaben orientiert sich am Fachlichen und nicht an modernen Moden, wie der sog. Kompetenzorientierung und der Modellierungsmanie. Die eigentliche Quelle höherer Fach- und Kulturbildung ist der Homo ludens mit seinem intellektuellen Spieltrieb, der ganz wesentlich von ästhetischen Empfindungen gesteuert wird. Letztere scheinen den Propagandisten moderner didaktischer Lehren abzugehen, denn anders kann man sich die inflationäre Verwendung von unschönen und phrasenhaften Wortverbindungen wie „Systematisierungskompetenz“, „Darstellungskompetenz“, „Reflexionskompetenz“, ja, sogar „Ich-Kompetenz“ und „Beweiskompetenz“ (!), etc., die nach schlechten Scherzen klingen, nicht erklären. Wir müssen mittlerweile damit rechnen, dass die kleinen Kinder hierzulande sehr bald nicht mehr trocken werden, sondern Töpfchenkompetenz erwerben, wenn dieser pisaesken Sprachverhunzung nicht schnell Einhalt geboten wird. Im Schülerzirkel und auch im Hamburger Projekt zur Hochbegabtenförderung – und ich denke auch im PriMa-Projekt – sehen wir immer wieder, dass vor allem schöne mathematische Inhalte viele Schüler interessieren und sie zur produktiven Beschäftigung reizen, auch wenn – oder sogar weil – sie keinen unmittelbaren Lebensbezug haben.","PeriodicalId":148571,"journal":{"name":"Alle Talente wertschätzen – Grenz- und Beziehungsgebiete der Mathematikdidaktik ausschöpfen","volume":" 20","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0000,"publicationDate":"1900-01-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":"0","resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":null,"PeriodicalName":"Alle Talente wertschätzen – Grenz- und Beziehungsgebiete der Mathematikdidaktik ausschöpfen","FirstCategoryId":"1085","ListUrlMain":"https://doi.org/10.37626/ga9783959871228.0.15","RegionNum":0,"RegionCategory":null,"ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":null,"EPubDate":"","PubModel":"","JCR":"","JCRName":"","Score":null,"Total":0}
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Abstract
Hamburg bietet mathematisch interessierten Schülerinnen und Schülern ein breites Spektrum an Fördermöglichkeiten, zu denen auch die Schülerzirkel gehören, die vor mehr als 25 Jahren von der mathematischen Gesellschaft Hamburg ins Leben gerufen wurden. Der in den Schuljahren 2016 und 2017 von mir angebotene zentrale Zirkel am Geomatikum wurde von Schülern der achten bis zur dreizehnten Klasse besucht und hier lernte ich viele ehemalige Teilnehmer des PriMa-Projekts kennen, die durch ihre muntere fachverliebte Art immer besonders viel zu einem fröhlichen produktiven Arbeitsklima beigetragen haben. Für diese Schüler – es gab natürlich auch Teilnehmer, die vorher nicht im PriMa-Projekt waren, bot der Schülerzirkel „Anschlussaufgaben“. Die Auswahl dieser Aufgaben orientiert sich am Fachlichen und nicht an modernen Moden, wie der sog. Kompetenzorientierung und der Modellierungsmanie. Die eigentliche Quelle höherer Fach- und Kulturbildung ist der Homo ludens mit seinem intellektuellen Spieltrieb, der ganz wesentlich von ästhetischen Empfindungen gesteuert wird. Letztere scheinen den Propagandisten moderner didaktischer Lehren abzugehen, denn anders kann man sich die inflationäre Verwendung von unschönen und phrasenhaften Wortverbindungen wie „Systematisierungskompetenz“, „Darstellungskompetenz“, „Reflexionskompetenz“, ja, sogar „Ich-Kompetenz“ und „Beweiskompetenz“ (!), etc., die nach schlechten Scherzen klingen, nicht erklären. Wir müssen mittlerweile damit rechnen, dass die kleinen Kinder hierzulande sehr bald nicht mehr trocken werden, sondern Töpfchenkompetenz erwerben, wenn dieser pisaesken Sprachverhunzung nicht schnell Einhalt geboten wird. Im Schülerzirkel und auch im Hamburger Projekt zur Hochbegabtenförderung – und ich denke auch im PriMa-Projekt – sehen wir immer wieder, dass vor allem schöne mathematische Inhalte viele Schüler interessieren und sie zur produktiven Beschäftigung reizen, auch wenn – oder sogar weil – sie keinen unmittelbaren Lebensbezug haben.