{"title":"左翼极端主义暴力:潜在极端分子目标样本中的风险和保护因素","authors":"Irina Jugl, D. Bender, F. Lösel","doi":"10.1515/mks-2021-0125","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"Zusammenfassung Während in den vergangenen Jahren die Forschung zum politisch rechtsorientierten und religiös-islamistischen Extremismus zunahm, blieb eine ähnliche Entwicklung beim Linksextremismus aus. Die vorliegende Studie untersucht spezifische Risiko- und Schutzfaktoren des Linksextremismus. Die Daten stammen aus einer Onlinebefragung mit 144 potentiellen Linksextremen, die wir mittels eines Online-Fragebogens u. a. über einschlägige linksaffine und -extreme Gruppierungen rekrutierten. Wir konzentrierten uns in unserer Studie auf aggressives und gewalttätiges Verhalten (nicht nur auf Einstellungen). 51 % unserer Teilnehmer waren männlich, das Durchschnittsalter war M = 26.74 (SD = 6.11). 92 Teilnehmer berichteten, politisch motivierte Gewalt gegen Personen und/oder Sachen begangen zu haben. Erhoben wurden theoretisch fundierte Einflussfaktoren der Person und des sozialen Umfelds. Eine hierarchische Regression konnte circa 50 % der Varianz der Gewalttätigkeit aufklären. Die Integration in ein gewaltbereites extremistisches Netzwerk hing deutlich mit der Durchführung extremistisch motivierter Gewalt zusammen. Eine persönliche kriminelle Vorgeschichte ging ebenfalls mit mehr politischer Gewalt einher. Wahrnehmungen von prozeduraler Gerechtigkeit und Legitimität konnten als Schutzfaktoren identifiziert werden. In einer explorativen Diskriminanzanalyse untersuchten wir Unterschiede zwischen Personen, die »nur« Gewalt gegen Sachen ausgeübt hatten, und jenen, die auch Gewalt gegen Personen berichteten. Gewaltorientierte extremistische Einstellungen waren der wichtigste Aspekt bei der Vorhersage der Gruppenzugehörigkeit. Die Ergebnisse werden theoretisch eingeordnet sowie Stärken und Schwächen der Studie diskutiert. Mehr empirische Untersuchungen zum Linksextremismus sind nötig, insbesondere solche mit einem längsschnittlichen Design.","PeriodicalId":43577,"journal":{"name":"Monatsschrift Fur Kriminologie Und Strafrechtsreform","volume":"44 1","pages":"243 - 258"},"PeriodicalIF":0.6000,"publicationDate":"2021-07-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":"0","resultStr":"{\"title\":\"Left-wing extremist violence: Risk and protective factors in a targeted sample of potential extremists\",\"authors\":\"Irina Jugl, D. Bender, F. Lösel\",\"doi\":\"10.1515/mks-2021-0125\",\"DOIUrl\":null,\"url\":null,\"abstract\":\"Zusammenfassung Während in den vergangenen Jahren die Forschung zum politisch rechtsorientierten und religiös-islamistischen Extremismus zunahm, blieb eine ähnliche Entwicklung beim Linksextremismus aus. Die vorliegende Studie untersucht spezifische Risiko- und Schutzfaktoren des Linksextremismus. 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Left-wing extremist violence: Risk and protective factors in a targeted sample of potential extremists
Zusammenfassung Während in den vergangenen Jahren die Forschung zum politisch rechtsorientierten und religiös-islamistischen Extremismus zunahm, blieb eine ähnliche Entwicklung beim Linksextremismus aus. Die vorliegende Studie untersucht spezifische Risiko- und Schutzfaktoren des Linksextremismus. Die Daten stammen aus einer Onlinebefragung mit 144 potentiellen Linksextremen, die wir mittels eines Online-Fragebogens u. a. über einschlägige linksaffine und -extreme Gruppierungen rekrutierten. Wir konzentrierten uns in unserer Studie auf aggressives und gewalttätiges Verhalten (nicht nur auf Einstellungen). 51 % unserer Teilnehmer waren männlich, das Durchschnittsalter war M = 26.74 (SD = 6.11). 92 Teilnehmer berichteten, politisch motivierte Gewalt gegen Personen und/oder Sachen begangen zu haben. Erhoben wurden theoretisch fundierte Einflussfaktoren der Person und des sozialen Umfelds. Eine hierarchische Regression konnte circa 50 % der Varianz der Gewalttätigkeit aufklären. Die Integration in ein gewaltbereites extremistisches Netzwerk hing deutlich mit der Durchführung extremistisch motivierter Gewalt zusammen. Eine persönliche kriminelle Vorgeschichte ging ebenfalls mit mehr politischer Gewalt einher. Wahrnehmungen von prozeduraler Gerechtigkeit und Legitimität konnten als Schutzfaktoren identifiziert werden. In einer explorativen Diskriminanzanalyse untersuchten wir Unterschiede zwischen Personen, die »nur« Gewalt gegen Sachen ausgeübt hatten, und jenen, die auch Gewalt gegen Personen berichteten. Gewaltorientierte extremistische Einstellungen waren der wichtigste Aspekt bei der Vorhersage der Gruppenzugehörigkeit. Die Ergebnisse werden theoretisch eingeordnet sowie Stärken und Schwächen der Studie diskutiert. Mehr empirische Untersuchungen zum Linksextremismus sind nötig, insbesondere solche mit einem längsschnittlichen Design.