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Abstract Seit einem Jahrhundert arbeitet man sich an der Ahhiyawa-Frage ab. Die Antworten bleiben vage und flüchten ins allgemein Historische. Das ist kein Wunder, denn die Frage ist falsch gestellt. Das war immer bekannt, wurde aber nie ernst genommen. Es geht überhaupt nicht um Ahhiyawa, sondern zunächst einmal nur darum, die Ausgangsform, nämlich den Ortsnamen Ahhiya, auf einer Karte zu lokalisieren. Die philologische Analyse der wenn auch spärlichen Belege für diesen legt es nahe, in Ahhiya den Namen einer Insel zu vermuten, die südlich von Lesbos vor der Küste Kleinasiens liegt. Die nächste größere Insel ist Chios. Diese Annahme von Ahhiya als ältere nichtgriechische Form der späteren griechischen Form Chios läßt sich dann sprachwissenschaftlich erhärten, indem das der Gleichung entgegenstehende anlautende a- den bekannten Beispielen angereiht wird, die einen luwischen Lautwandel zeigen, bei dem dieses unterdrückt wird. Erst nach dieser Identifizierung von Ahhiya als Insel Chios kann man sinnvoll über Ahhiyawa reden. Achäer und Ahhiyawa haben sprachlich nichts miteinander zu tun. Als Nebenergebnis ergibt sich noch, daß der Name Attarissiya eines Herrschers von Ahhiya sicher nicht ein ins Hethitische eingegliederter griechischer Atreus ist, sondern wohl umgekehrt ein ins Griechische eingegliederter nichtgriechischer Teiresias.