„Unser Ziel war nicht ein Sturz des Regimes“

Am Freitag, den 23. Juni 2023 setzt sich östlich von Bachmut in der besetzten Ukraine eine große Kolonne von Militärfahrzeugen in Bewegung. Es sind schwerbewaffnete Truppen des „Privaten Militärunternehmens ‚Wagner‘“ (PMU). Sie überschreiten die Grenze zu Russland, ein Teil der Männer, darunter der Chef der aus dem russländischen Staatshaushalt finanzierten Pseudo-Privatarmee, Evgenij Prigožin, fährt nach Rostov, wo sie ohne Widerstand das Gebäude des Einsatzstabs der russländischen Invasionstruppen in der Ukraine einnehmen. Eine zweite Kolonne fährt nach Norden Richtung Moskau. Am Nachmittag des 24. Juni kehrt die Kolonne um. Nach Prigožins Aussage war sie bereits 200 Kilometer südlich von Moskau angelangt. Das Ziel, der Ablauf und die Gründe für den Abbruch der von Prigožin als „Marsch der Gerechtigkeit“ bezeichneten Aktion sind ebenso unklar wie die Rolle anderer Akteure wie des Militärgeheimdienstes GRU oder führender Militärs. Auch bleiben die Folgen für das Putin-Regime im Unklaren. Fest steht, dass es Risse in Russlands Herrschaftsgefüge gibt, dass der Konflikt gewaltsam ausgetragen wurde und die Beteiligten eine weitere Eskalation vermieden haben. Wir dokumentieren eine Audiobotschaft von Evgenij Prigožin, die dieser zwei Tage nach den Ereignissen veröffentlichte. Die Aussagen sind nicht für bare Münze zu nehmen, sondern im Zusammenhang mit den Bemühungen um Deeskalation bei anhaltenden Rivalitäten zu sehen.