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Erhöhte Stressvulnerabilität bei Großstadtbewohnern
Zusammenfassung Hintergrund: Psychische Erkrankungen, insbesondere Schizophrenie, Depression und Angsterkrankungen, treten bei Bewohnern großer Städte häufiger auf als bei Menschen, die in kleinen Städten, Dörfern oder ländlicher Umgebung leben. Es gibt gute Argumente für die Annahme, dass der Faktor „urbane Umgebung“ im Zusammenwirken mit der genetischen Disposition eine kausale Rolle bei der Risikoerhöhung spielt. Als risikoerhöhendes wirksames Agens der urbanen Umgebung favorisieren viele Experten soziale Stressoren wie soziale Isolation oder fehlende soziale Unterstützung. Diese Annahme wird durch aktuelle Forschungsergebnisse der Neurowissenschaft gestützt, die eine höhere Aktivierung bestimmter Hirnareale unter sozial-evaluativem Stress bei Menschen urbaner Herkunft nachweisen. Diese Befunde sprechen für eine höhere Stressvulnerabilität von Großstadtbewohnern. Ergebnis: Die betroffenen Hirnstrukturen spielen eine wesentliche Rolle bei der Stressverarbeitung, sind aber auch bei der Genese der oben genannten Erkrankungen beteiligt. Der Aufenthalt in der Natur hat nach neuesten Daten eine ausgleichende Wirkung auf diese Hirnstrukturen. Diese Befunde unterstreichen die Bedeutung psychosozialer Stressoren im urbanen Raum, aber auch die einer fehlenden natürlichen Umgebung.