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Literarische Anamnesen. Krankheiten und ihre textlichen Anfänge
Literarische Texte etablieren Krankheiten als Komponenten einer kommunikativen Struktur, die Krankheit selbst konstituiert. Es ist zu überprüfen, ob Literatur an einem Prozess teilhaftig ist, der als Enttabuisierung von Krankheit bezeichnet werden kann oder ob die spezifische Konstruktion literarischer Texte zu Tabuisierungen beiträgt. Der vorliegende Beitrag untersucht Textbeispiele verschiedener Epochen und fragt nach dem Stellenwert ihrer Anfänge bei der Vorstellung von Krankheit. Dabei etabliert der Aufsatz zentrale Kategorien, die mit der Konfiguration von Krankheiten und ihren textlichen Anfängen verbunden sind: symbolische Räume; Kausalität und Schicksal; Handlungen als Krankheit; Krankheit als offene Wunde; Körpergrenzen und epistemische Schließungen; Setzung und Suspension von Krankheit als Teil von Interpretation. Als ein zentrales Ergebnis stellt der Beitrag heraus, dass Krankheit in den behandelten Beispielen vielfach nicht vollständig enttabuisiert wird, sondern vielmehr zwischen Tabuisierung und Enttabuisierung oszilliert. Auf diese Weise erfasst Literatur Krankheit umfassend und umgeht die Problematik, eine rationale Perspektive zu verabsolutieren, die wichtigen Aspekte menschlicher Existenz marginalisiert. Dies hat bedeutende Implikationen für die Themenfelder Literatur, Wissen und Krankheit.