羊皮纸,还是什么,动物对我们做过什么?

M. Becht
{"title":"羊皮纸,还是什么,动物对我们做过什么?","authors":"M. Becht","doi":"10.18452/23464","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"This article tries to offer a new perspective on parchment, mainly with regard to animals whose skins were, and sometimes still are, used to manufacture this writing material. A short outline of the manufacturing process serves as a basis and is complemented by a similarly short history of development and usage. Subsequently, some calculations, which should not be taken too seriously, may illustrate the huge number of animals that had to be slaughtered to produce enough parchment for all the codices in the older collections of our libraries. The second main topic is the animals who served as the main source for parchment during the German Middle Ages, namely sheep, goats and cattle. Therefore aspects of zooarchaeology and agricultural history are brought up here as well. Die wechselseitige Beziehung von Bibliotheken auf der einen und Tieren diverser Couleur auf der anderen Seite ist von gegenseitigem Geben und Nehmen geprägt. Das Spektrum reicht von den bei Lesern und Nutzern beliebten Vorlesehunden und Bibliothekskatzen bis hin zu Schädlingen wie Bücherwürmern und Kleinnagern.1 Es gibt also zum einen absichtliche und gewollt herbeigeführte, zum anderen unabsichtliche und eher ungewollte Begegnungen. Letztere enden zudem nicht selten negativ für alle Beteiligten, nicht zuletzt auch für unsere Buchbestände. Für einige der wertvollsten Werke jedoch, die man in unseren Beständen bewundern kann – Bücher, deren Beschreibstoff „Pergament“ ist – waren es aber die Tiere, die hier Leib und Leben lassen mussten. 1Hier kann der interessierte Leser auf den Blog des Fachbereichs für Informationsund Bibliothekswesen in München, www.aubib.de, verwiesen werden, auf dem eine gezählte Artikelserie zum Thema „Bibliotheken und Tiere“ veröffentlicht wird. cb Creative Commons BY 4.0 ISSN: 1860-7950 M. Becht LIBREAS. Library Ideas, 38 (2020). 2 In folgendem Aufsatz soll es zum einen um Pergament gehen, Herkunft, Geschichte und Herstellung, aber zum anderen vor allem auch um die Tiere, die, zwangsläufig, eine zentrale Rolle spielen. Der Schwerpunkt soll hier bei Schafen und Rindern liegen. Pergament – was ist das eigentlich? Pergament ist ein Beschreibstoff, der aus der Haut von Wirbeltieren hergestellt wird. Definiert wird es dabei als „enthaarte, spanngetrocknete [. . . ] nicht gegerbte Haut“.2 Zumeist werden beziehungsweise wurden die Häute von Rindern, Kälbern, Schafen, Ziegen oder Schweinen dafür verwendet. Aber auch Häute anderer Tiere, wie die von Rehen und Hirschen, dienten als Rohstoff.3 Die rohen Häute werden zunächst etwa zwei Tage im Wasserbad gereinigt (Weiche). Danach folgt das sogenannte Äschern, bei dem die Häute über längere Zeit in einer Kalklauge gebeizt werden. Anschließend werden die letzten Reste von Fettgewebe, Fleischresten und Haaren auf dem Gerberbaum, einem Holzbock, abgeschabt, bis nur noch die reine weiße Lederhaut zurückbleibt. Nach weiterem Waschen wird die Haut in einen zumeist hölzernen Rahmen gespannt. Durch das Trocknen zieht sich die Haut dabei stark zusammen, und kann reißen. Die CollagenFasern ordnen sich jetzt neu an, und das Material wird opak, zudem wird das Blatt fest und flexibel. Vor dem Beschreiben müssen diese Häute jedoch noch geschliffen und auf die gewünschte Stärke geschabt werden, wobei es Unterschiede zwischen Hautoder Narbenseite gibt. Um den Maloder Schreibgrund feinsamtig und fettfrei zu bekommen müssen noch weitere Arbeitsschritte durchgeführt werden, mit deren Feinheiten oft die Schreiber selbst betraut waren.4 Chemisch wird die Struktur von Pergament vor allem durch Collagen (auch Kollagen) geprägt, einem langkettigen Skleroprotein, das lange Fasern aufweist und daraus eine Art dreidimensionales Netz oder Geflecht bildet. Dieses stützt den Körper, den es umgibt, schützt ihn vor der Umwelt und dient damit auch als Grundlage der späteren Materialeigenschaften des daraus gewonnenen Pergaments.5 Je nach verwendeter Tierart, dem Alter, Geschlecht und individuellen Eigenheiten variiert das Pergament in Qualität, Farbe und Dicke. Das feine, papierdünne Jungfernpergament, charta virginea, wird von neugeborenen Lämmern gewonnen.6 Pergament – gestern und heute Zu den frühesten pergamentartigen Funden gehört eine Schriftrolle aus dem Kairo des 2. Jahrtausend v. Chr. Der antiken Überlieferung nach wurde Pergament im 2. Jahrhundert v. Chr. in der kleinasiatischen Stadt Pergamon erfunden, wo unter König Eumenes II. (197–159 v. Chr.) 2Fuchs – Meinert – Schrempf 2001, S. 36. 3Fuchs – Meinert – Schrempf 2001, S. 36, 40; Corbach 2003, S. 15. 4Fuchs – Meinert – Schrempf 2001, S. 36, 40–42, 49–51, 62; Foerster 1981, S. 55.; Corbach 2003, S. 18–21. 5Fuchs – Meinert – Schrempf 2001, S. 9, 15; Corbach 2003, S. 15. 6Fuchs – Meinert – Schrempf 2001, S. 54-55, widerspricht hier der in der Literatur (zum Beispiel Bischoff 1986, S. 24–25) auch zu lesenden Theorie, das Jungfernpergament entstünde aus ungeborenen Tieren; Fuchs – Meinert – Schrempf 2001, S. 18–30, 54–55; Corbach 2003, S. 16–17; Foerster 1981, S. 55; Bischoff 1986, S. 24–25. cb Creative Commons BY 4.0 ISSN: 1860-7950 M. Becht LIBREAS. Library Ideas, 38 (2020). 3 die Herstellung verfeinert wurde. Der heutige Name „Pergament“ stammt von den antiken Bezeichnungen ab, also membrana pergamena, pergamenum oder charta pergamena. In griechischen Quellen wird es διφτέρα7 genannt. Einige Jahrhunderte parallel zum Papyrus verwendet, verhalf die immer größere Verbreitung der Codex-Buchform dem Pergament zum Aufstieg, denn das Papyrus war dafür weniger gut geeignet. Ein weiterer Vorteil des Pergaments ist, dass es prinzipiell überall dort hergestellt werden kann, wo es geeignete Tiere gibt. Im Gegensatz dazu blieb Ägypten primärer Herstellungsort für Papyrus. Zudem ist Pergament dauerhafter und kann auch beidseitig beschrieben werden, und so deutlich mehr Inhalt bei gleichem Platzbedarf fassen. All dies macht es für die Codex-Form besonders gut geeignet.8 Ab dem 4. Jahrhundert löste das Pergament rasch den Papyrus ab, wobei die Möglichkeit es lokal herstellen zu können mit der Tatsache einherging, dass Importe von Papyrus aus Ägypten immer schwieriger zu bekommen waren. Spätestens ab dem 8. Jahrhundert dominierte Pergament das europäische Schriftwesen. Die Buchproduktion war dabei anfangs eng mit der Pergamentherstellung verknüpft, beides geschah in der Regel am gleichen Ort. Pergament wurde schwerpunktmäßig für den eigenen Bedarf in den Klöstern produziert und dort auch gleich zu Codices weiterverarbeitet. Hinzu kommt Pergament für Urkunden. Die Prunkstücke vieler Bibliotheken zeugen auch heute noch von dieser Zeit. Ab dem 13. Jahrhundert wurde der Beschreibstoff auch von Laien, berufsmäßigen Pergamentern, hergestellt.9 Ab dem 13. Jahrhundert wurde das Pergament langsam von einem ursprünglich chinesischen Beschreibstoff verdrängt, dem Papier. Bereits im 12. Jahrhundert wurden die ersten Produktionsstätten im damals arabischen Spanien errichtet, 1390 schließlich die erste deutsche Papiermühle in Nürnberg. Die zunehmende Verbreitung des Papiers hing auch mit dem aufkommenden Buchdruck ab den 1440er Jahren zusammen. Das deutlich teurere Pergament konnte den stark ansteigenden Bedarf der überall entstehenden Druckereien nicht decken. Zudem war Papier durch seine Materialeigenschaften für den Druck besser geeignet.10 Pergament spielt heutzutage als Beschreibmaterial nur noch eine sehr untergeordnete Rolle, etwa für Urkunden oder Reparaturen von Handschriften. Dank der Allgegenwart des Papiers und dem aktuellen Trend zu E-Publikationen wurde es zu einem hochspezialisierten Nischenprodukt.11 Was auch in seiner Hochzeit das Pergament teuer, aufwändig und selten machte, war der immense Aufwand, der für nur einen Codex betrieben werden musste. Denn die Herstellung des Pergaments war nur der erste Schritt. Die Seiten mussten ja noch beschrieben und illustriert, das ganze Buch mit einem Einband12 versehen werden.13 7Umschrift: diphtera. 8Santifaller 1953, S. 77–79; Hilz 2019, S. 8–9; Foerster 1981, S. 45, 48, 53–54, Corbach 2003, S. 13–14; Jakobi-Mirwald 2004, S. 119. 9Hier sei beispielhaft das Brevarium Alarici (Clm 22501) in der Bayerischen Staatsbibliothek genannt.; Fuchs – Meinert – Schrempf 2001, S. 9, 32–33, 61–62; Hilz 2019, S. 10–11; Foerster 1981, S. 53–54; Corbach 2003, S. 14, 24; Haidinger 2016, S. 20–22. 10Fuchs – Meinert – Schrempf 2001, S. 9, 34; Hilz 2019, S. 28, 43; Foerster 1981, S. 27–28; Corbach 2003, S. 14; Haidinger 2016, S. 22–23. 11Visscher 1992, S. 344. Im bibliothekarischen Kontext denkt man hier auch an Fragen der Bestandserhaltung, der Lagerung und der Restaurierung. 12Genauer hierzu: Alois Haidinger: Der gotische Bucheinband, in: Christine Beier (Hrsg.): Geschichte der Buchkultur, Band 5/1, Graz 2016, S. 39–62. 13Hilz 2019, S. 10–15; Corbach 2003, S. 24–25; Jakobi-Mirwald 2004, S. 132–148. cb Creative Commons BY 4.0 ISSN: 1860-7950 M. Becht LIBREAS. Library Ideas, 38 (2020). 4 Immens war auch der Bedarf an Tieren. Für einen Codex mit 100 Doppelblättern wurden etwa 25 Häute gebraucht, also 25 Kälber. Einer mit 300 Blättern, Format etwa DIN A3, benötigt etwa 75 Kälber, wobei folglich jedes Kalb zwei Doppelblätter lieferte. Für eine große Bibel muss man mit 600 Schafen rechnen. Wenn man für die etwa 3.300 Klöster in Deutschland des 13. Jahrhunderts14 jeweils nur mit 50 Büchern rechnet, kommt man schnell auf sehr große Zahlen: 15 Codex für 50 Kälber x 50 = 2.500 Kälber pro Kloster 2.500 Kälber x 3.300 Klöster = 8.250.000 Kälber Wobei größere Tiere natürlich mehr Seiten liefern als kleine. Dementsprechend schaut die Rechnung für Schafe so aus: Bibel für 600 Schafe x 50 = 30.000 Schafe pro Kloster 30.000 Schafe x 3.300 Klöster = 99.000.000 Schafe Große Bibliotheken, wie Kloster Eberbach oder St. Gallen, kommen alleine schon auf 1.000 (50.000 Kälber / 600.000 Schafe) beziehungsweise 2.100 Codices (105.000 Kälber / 1.260.000 Schafe). 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Letztere enden zudem nicht selten negativ für alle Beteiligten, nicht zuletzt auch für unsere Buchbestände. Für einige der wertvollsten Werke jedoch, die man in unseren Beständen bewundern kann – Bücher, deren Beschreibstoff „Pergament“ ist – waren es aber die Tiere, die hier Leib und Leben lassen mussten. 1Hier kann der interessierte Leser auf den Blog des Fachbereichs für Informationsund Bibliothekswesen in München, www.aubib.de, verwiesen werden, auf dem eine gezählte Artikelserie zum Thema „Bibliotheken und Tiere“ veröffentlicht wird. cb Creative Commons BY 4.0 ISSN: 1860-7950 M. Becht LIBREAS. Library Ideas, 38 (2020). 2 In folgendem Aufsatz soll es zum einen um Pergament gehen, Herkunft, Geschichte und Herstellung, aber zum anderen vor allem auch um die Tiere, die, zwangsläufig, eine zentrale Rolle spielen. Der Schwerpunkt soll hier bei Schafen und Rindern liegen. Pergament – was ist das eigentlich? Pergament ist ein Beschreibstoff, der aus der Haut von Wirbeltieren hergestellt wird. Definiert wird es dabei als „enthaarte, spanngetrocknete [. . . ] nicht gegerbte Haut“.2 Zumeist werden beziehungsweise wurden die Häute von Rindern, Kälbern, Schafen, Ziegen oder Schweinen dafür verwendet. Aber auch Häute anderer Tiere, wie die von Rehen und Hirschen, dienten als Rohstoff.3 Die rohen Häute werden zunächst etwa zwei Tage im Wasserbad gereinigt (Weiche). Danach folgt das sogenannte Äschern, bei dem die Häute über längere Zeit in einer Kalklauge gebeizt werden. Anschließend werden die letzten Reste von Fettgewebe, Fleischresten und Haaren auf dem Gerberbaum, einem Holzbock, abgeschabt, bis nur noch die reine weiße Lederhaut zurückbleibt. Nach weiterem Waschen wird die Haut in einen zumeist hölzernen Rahmen gespannt. Durch das Trocknen zieht sich die Haut dabei stark zusammen, und kann reißen. Die CollagenFasern ordnen sich jetzt neu an, und das Material wird opak, zudem wird das Blatt fest und flexibel. Vor dem Beschreiben müssen diese Häute jedoch noch geschliffen und auf die gewünschte Stärke geschabt werden, wobei es Unterschiede zwischen Hautoder Narbenseite gibt. Um den Maloder Schreibgrund feinsamtig und fettfrei zu bekommen müssen noch weitere Arbeitsschritte durchgeführt werden, mit deren Feinheiten oft die Schreiber selbst betraut waren.4 Chemisch wird die Struktur von Pergament vor allem durch Collagen (auch Kollagen) geprägt, einem langkettigen Skleroprotein, das lange Fasern aufweist und daraus eine Art dreidimensionales Netz oder Geflecht bildet. Dieses stützt den Körper, den es umgibt, schützt ihn vor der Umwelt und dient damit auch als Grundlage der späteren Materialeigenschaften des daraus gewonnenen Pergaments.5 Je nach verwendeter Tierart, dem Alter, Geschlecht und individuellen Eigenheiten variiert das Pergament in Qualität, Farbe und Dicke. Das feine, papierdünne Jungfernpergament, charta virginea, wird von neugeborenen Lämmern gewonnen.6 Pergament – gestern und heute Zu den frühesten pergamentartigen Funden gehört eine Schriftrolle aus dem Kairo des 2. Jahrtausend v. Chr. Der antiken Überlieferung nach wurde Pergament im 2. Jahrhundert v. Chr. in der kleinasiatischen Stadt Pergamon erfunden, wo unter König Eumenes II. (197–159 v. Chr.) 2Fuchs – Meinert – Schrempf 2001, S. 36. 3Fuchs – Meinert – Schrempf 2001, S. 36, 40; Corbach 2003, S. 15. 4Fuchs – Meinert – Schrempf 2001, S. 36, 40–42, 49–51, 62; Foerster 1981, S. 55.; Corbach 2003, S. 18–21. 5Fuchs – Meinert – Schrempf 2001, S. 9, 15; Corbach 2003, S. 15. 6Fuchs – Meinert – Schrempf 2001, S. 54-55, widerspricht hier der in der Literatur (zum Beispiel Bischoff 1986, S. 24–25) auch zu lesenden Theorie, das Jungfernpergament entstünde aus ungeborenen Tieren; Fuchs – Meinert – Schrempf 2001, S. 18–30, 54–55; Corbach 2003, S. 16–17; Foerster 1981, S. 55; Bischoff 1986, S. 24–25. cb Creative Commons BY 4.0 ISSN: 1860-7950 M. Becht LIBREAS. Library Ideas, 38 (2020). 3 die Herstellung verfeinert wurde. Der heutige Name „Pergament“ stammt von den antiken Bezeichnungen ab, also membrana pergamena, pergamenum oder charta pergamena. In griechischen Quellen wird es διφτέρα7 genannt. Einige Jahrhunderte parallel zum Papyrus verwendet, verhalf die immer größere Verbreitung der Codex-Buchform dem Pergament zum Aufstieg, denn das Papyrus war dafür weniger gut geeignet. Ein weiterer Vorteil des Pergaments ist, dass es prinzipiell überall dort hergestellt werden kann, wo es geeignete Tiere gibt. Im Gegensatz dazu blieb Ägypten primärer Herstellungsort für Papyrus. Zudem ist Pergament dauerhafter und kann auch beidseitig beschrieben werden, und so deutlich mehr Inhalt bei gleichem Platzbedarf fassen. All dies macht es für die Codex-Form besonders gut geeignet.8 Ab dem 4. Jahrhundert löste das Pergament rasch den Papyrus ab, wobei die Möglichkeit es lokal herstellen zu können mit der Tatsache einherging, dass Importe von Papyrus aus Ägypten immer schwieriger zu bekommen waren. Spätestens ab dem 8. Jahrhundert dominierte Pergament das europäische Schriftwesen. Die Buchproduktion war dabei anfangs eng mit der Pergamentherstellung verknüpft, beides geschah in der Regel am gleichen Ort. Pergament wurde schwerpunktmäßig für den eigenen Bedarf in den Klöstern produziert und dort auch gleich zu Codices weiterverarbeitet. Hinzu kommt Pergament für Urkunden. Die Prunkstücke vieler Bibliotheken zeugen auch heute noch von dieser Zeit. Ab dem 13. Jahrhundert wurde der Beschreibstoff auch von Laien, berufsmäßigen Pergamentern, hergestellt.9 Ab dem 13. Jahrhundert wurde das Pergament langsam von einem ursprünglich chinesischen Beschreibstoff verdrängt, dem Papier. Bereits im 12. Jahrhundert wurden die ersten Produktionsstätten im damals arabischen Spanien errichtet, 1390 schließlich die erste deutsche Papiermühle in Nürnberg. Die zunehmende Verbreitung des Papiers hing auch mit dem aufkommenden Buchdruck ab den 1440er Jahren zusammen. Das deutlich teurere Pergament konnte den stark ansteigenden Bedarf der überall entstehenden Druckereien nicht decken. Zudem war Papier durch seine Materialeigenschaften für den Druck besser geeignet.10 Pergament spielt heutzutage als Beschreibmaterial nur noch eine sehr untergeordnete Rolle, etwa für Urkunden oder Reparaturen von Handschriften. Dank der Allgegenwart des Papiers und dem aktuellen Trend zu E-Publikationen wurde es zu einem hochspezialisierten Nischenprodukt.11 Was auch in seiner Hochzeit das Pergament teuer, aufwändig und selten machte, war der immense Aufwand, der für nur einen Codex betrieben werden musste. Denn die Herstellung des Pergaments war nur der erste Schritt. Die Seiten mussten ja noch beschrieben und illustriert, das ganze Buch mit einem Einband12 versehen werden.13 7Umschrift: diphtera. 8Santifaller 1953, S. 77–79; Hilz 2019, S. 8–9; Foerster 1981, S. 45, 48, 53–54, Corbach 2003, S. 13–14; Jakobi-Mirwald 2004, S. 119. 9Hier sei beispielhaft das Brevarium Alarici (Clm 22501) in der Bayerischen Staatsbibliothek genannt.; Fuchs – Meinert – Schrempf 2001, S. 9, 32–33, 61–62; Hilz 2019, S. 10–11; Foerster 1981, S. 53–54; Corbach 2003, S. 14, 24; Haidinger 2016, S. 20–22. 10Fuchs – Meinert – Schrempf 2001, S. 9, 34; Hilz 2019, S. 28, 43; Foerster 1981, S. 27–28; Corbach 2003, S. 14; Haidinger 2016, S. 22–23. 11Visscher 1992, S. 344. Im bibliothekarischen Kontext denkt man hier auch an Fragen der Bestandserhaltung, der Lagerung und der Restaurierung. 12Genauer hierzu: Alois Haidinger: Der gotische Bucheinband, in: Christine Beier (Hrsg.): Geschichte der Buchkultur, Band 5/1, Graz 2016, S. 39–62. 13Hilz 2019, S. 10–15; Corbach 2003, S. 24–25; Jakobi-Mirwald 2004, S. 132–148. cb Creative Commons BY 4.0 ISSN: 1860-7950 M. Becht LIBREAS. Library Ideas, 38 (2020). 4 Immens war auch der Bedarf an Tieren. Für einen Codex mit 100 Doppelblättern wurden etwa 25 Häute gebraucht, also 25 Kälber. Einer mit 300 Blättern, Format etwa DIN A3, benötigt etwa 75 Kälber, wobei folglich jedes Kalb zwei Doppelblätter lieferte. Für eine große Bibel muss man mit 600 Schafen rechnen. Wenn man für die etwa 3.300 Klöster in Deutschland des 13. Jahrhunderts14 jeweils nur mit 50 Büchern rechnet, kommt man schnell auf sehr große Zahlen: 15 Codex für 50 Kälber x 50 = 2.500 Kälber pro Kloster 2.500 Kälber x 3.300 Klöster = 8.250.000 Kälber Wobei größere Tiere natürlich mehr Seiten liefern als kleine. Dementsprechend schaut die Rechnung für Schafe so aus: Bibel für 600 Schafe x 50 = 30.000 Schafe pro Kloster 30.000 Schafe x 3.300 Klöster = 99.000.000 Schafe Große Bibliotheken, wie Kloster Eberbach oder St. Gallen, kommen alleine schon auf 1.000 (50.000 Kälber / 600.000 Schafe) beziehungsweise 2.100 Codices (105.000 Kälber / 1.260.000 Schafe). 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摘要

这篇文章试图提供一个关于羊皮纸的新视角,主要是关于动物的皮,有时仍然被用来制造这种书写材料。制造过程的简要概述作为基础,并辅以类似的开发和使用的简短历史。随后,一些不应过于严肃的计算可能会说明,为了制作足够的羊皮纸,我们图书馆的所有旧藏品中的所有抄本,必须屠杀大量的动物。第二个主题是中世纪德国羊皮纸的主要原料动物,即绵羊、山羊和牛。因此,这里也提到了动物考古学和农业历史的各个方面。死wechselseitige Beziehung冯Bibliotheken der汪汪汪杯和Tieren不同颜色改der anderen Seite是冯gegenseitigem和下来吧gepragt。1 .在德国学习与学习的关系中,德国学习与学习与学习的关系中,德国学习与学习与学习的关系中,德国学习与学习的关系中,德国学习与学习的关系中,德国学习与学习的关系中,德国学习与学习的关系。Letztere enden zudem nicht selten negative f<e:1> r alle Beteiligten, nicht zuletzt auch f<e:1> r unsere Buchbestände。德国德国德国德国德国德国德国德国德国德国德国德国德国德国德国德国德国德国德国德国德国德国德国德国德国德国德国德国德国德国德国德国德国德国德国德国德国德国德国德国德国德国1 .浙江大学学报(自然科学版)<s:1>信息技术与图书馆学报(自然科学版)<e:1>, www.aubib.de,浙江大学学报(自然科学版),浙江大学学报(自然科学版)gezählteM. Becht libbres . cc Creative Commons BY 4.0 ISSN: 1860-7950。图书馆思想,38(2020)。2 . In folgendem Aufsatz solsoles zum einen um Pergament gehen, Herkunft, Geschichte and Herstellung, aber zum anderen vor allem auinen auvenum die Tiere, die, zwangsläufig, eine zentrale Rolle spielen。Schwerpunkt卖给了Schafen和Rindern liegen。永久居留——这是一种特征吗?pergment ist in Beschreibstoff, der aus der Haut von wirbeltien hergestellt wind。“定义”的意思是“有活力,有活力……”[正确答案][正确答案Zumeist werden beziehungsweise wurden die Häute von Rindern, Kälbern, Schafen, Ziegen oder Schweinen dafr verwendet。3 . die rohen Häute werden zunächst etwa zwei Tage im Wasserbad gereinight (Weiche)。Danach folgt das sogenannte Äschern, bedem die Häute ber längere Zeit in einer Kalklauge gebeizt werden。Anschließend werden die letzten restest von Fettgewebe, Fleischresten and Haaren aufdem Gerberbaum, einem Holzbock, abgeschabt,他的nuch noch die reine weiße Lederhaut zurckbleibt。每一个星期,华盛顿的风都将在德国的经济中消失hölzernen拉赫曼的跨度。Durch das trockenen zieht siich die Haut dabei stark zusammen, and kann reißen。模具用胶原蛋白法定形为喷射式新材料,用纤维法定形为柔性材料,用纤维法定形为柔性材料。vordem Beschreiben msssen diese Häute jedoch noch geschliffen und auf die gew<s:1> nschte Stärke geschabt werden,即Unterschiede zwischen Hautoder Narbenseite gibt。3 .我们的研究表明,如果我们的研究对象是人类,我们的研究对象是人类,我们的研究对象是人类,我们的研究对象是人类化学研究:胶原蛋白(胶原蛋白)geprägt,胶原蛋白(胶原蛋白),胶原蛋白(胶原蛋白),胶原蛋白(胶原蛋白),胶原蛋白(胶原蛋白),胶原蛋白(胶原蛋白),胶原蛋白(胶原蛋白),胶原蛋白(胶原蛋白),胶原蛋白(胶原蛋白),胶原蛋白(胶原蛋白)。5 . jnach verwendeterart, dem Alter, Geschlecht and individual Eigenheiten variiert das pergamin Qualität, Farbe and Dicke。Das feine, papierdunne Jungfernpergament,包药粉virginea,将冯neugeborenen Lammern gewonnen.62.永续性- gestrent und heute Zu den friedrich friedrich friedrich friedrich friedrich friedrich friedrich friedrich friedrich friedrich friedrich friedrich friedrich friedrich friedrich friedrich friedrich。Jahrtausend诉Chr。Der antiken Überlieferung nach wurde pergment im 2。Jahrhundert诉Chr。in der kleinasiatischen Stadt Pergamon erfunden, no under König Eumenes II。(197-159诉Chr) 2Fuchs - Meinert - Schrempf 2001, S. 36。3Fuchs - Meinert - Schrempf 2001, S. 36,40;Corbach 2003, S. 15。[4]傅氏-迈纳特-施伦普,2001,33 (6):40 - 42,49 - 51,62;Foerster 1981, S. 55.;Corbach 2003, S. 18-21。5Fuchs - Meinert - Schrempf 2001, S. 9,15;Corbach 2003, S. 15。[6] [fuchs - Meinert - Schrempf 2001, S. 54-55] (zum Beispiel Bischoff 1986, S. 24-25)《文学理论》,das jungpergament entstde aus ungeborenen tien;Fuchs - Meinert - Schrempf 2001, S. 18 - 30,54 - 55;Corbach 2003, S。 这篇文章试图提供一个关于羊皮纸的新视角,主要是关于动物的皮,有时仍然被用来制造这种书写材料。制造过程的简要概述作为基础,并辅以类似的开发和使用的简短历史。随后,一些不应过于严肃的计算可能会说明,为了制作足够的羊皮纸,我们图书馆的所有旧藏品中的所有抄本,必须屠杀大量的动物。第二个主题是中世纪德国羊皮纸的主要原料动物,即绵羊、山羊和牛。因此,这里也提到了动物考古学和农业历史的各个方面。死wechselseitige Beziehung冯Bibliotheken der汪汪汪杯和Tieren不同颜色改der anderen Seite是冯gegenseitigem和下来吧gepragt。1 .在德国学习与学习的关系中,德国学习与学习与学习的关系中,德国学习与学习与学习的关系中,德国学习与学习的关系中,德国学习与学习的关系中,德国学习与学习的关系中,德国学习与学习的关系。Letztere enden zudem nicht selten negative f<e:1> r alle Beteiligten, nicht zuletzt auch f<e:1> r unsere Buchbestände。德国德国德国德国德国德国德国德国德国德国德国德国德国德国德国德国德国德国德国德国德国德国德国德国德国德国德国德国德国德国德国德国德国德国德国德国德国德国德国德国德国德国1 .浙江大学学报(自然科学版)<s:1>信息技术与图书馆学报(自然科学版)<e:1>, www.aubib.de,浙江大学学报(自然科学版),浙江大学学报(自然科学版)gezählteM. Becht libbres . cc Creative Commons BY 4.0 ISSN: 1860-7950。图书馆思想,38(2020)。2 . In folgendem Aufsatz solsoles zum einen um Pergament gehen, Herkunft, Geschichte and Herstellung, aber zum anderen vor allem auinen auvenum die Tiere, die, zwangsläufig, eine zentrale Rolle spielen。Schwerpunkt卖给了Schafen和Rindern liegen。永久居留——这是一种特征吗?pergment ist in Beschreibstoff, der aus der Haut von wirbeltien hergestellt wind。“定义”的意思是“有活力,有活力……”[正确答案][正确答案Zumeist werden beziehungsweise wurden die Häute von Rindern, Kälbern, Schafen, Ziegen oder Schweinen dafr verwendet。3 . die rohen Häute werden zunächst etwa zwei Tage im Wasserbad gereinight (Weiche)。Danach folgt das sogenannte Äschern, bedem die Häute ber längere Zeit in einer Kalklauge gebeizt werden。Anschließend werden die letzten restest von Fettgewebe, Fleischresten and Haaren aufdem Gerberbaum, einem Holzbock, abgeschabt,他的nuch noch die reine weiße Lederhaut zurckbleibt。每一个星期,华盛顿的风都将在德国的经济中消失hölzernen拉赫曼的跨度。Durch das trockenen zieht siich die Haut dabei stark zusammen, and kann reißen。模具用胶原蛋白法定形为喷射式新材料,用纤维法定形为柔性材料,用纤维法定形为柔性材料。vordem Beschreiben msssen diese Häute jedoch noch geschliffen und auf die gew<s:1> nschte Stärke geschabt werden,即Unterschiede zwischen Hautoder Narbenseite gibt。3 .我们的研究表明,如果我们的研究对象是人类,我们的研究对象是人类,我们的研究对象是人类,我们的研究对象是人类化学研究:胶原蛋白(胶原蛋白)geprägt,胶原蛋白(胶原蛋白),胶原蛋白(胶原蛋白),胶原蛋白(胶原蛋白),胶原蛋白(胶原蛋白),胶原蛋白(胶原蛋白),胶原蛋白(胶原蛋白),胶原蛋白(胶原蛋白),胶原蛋白(胶原蛋白),胶原蛋白(胶原蛋白)。5 . jnach verwendeterart, dem Alter, Geschlecht and individual Eigenheiten variiert das pergamin Qualität, Farbe and Dicke。Das feine, papierdunne Jungfernpergament,包药粉virginea,将冯neugeborenen Lammern gewonnen.62.永续性- gestrent und heute Zu den friedrich friedrich friedrich friedrich friedrich friedrich friedrich friedrich friedrich friedrich friedrich friedrich friedrich friedrich friedrich friedrich friedrich。Jahrtausend诉Chr。Der antiken Überlieferung nach wurde pergment im 2。Jahrhundert诉Chr。in der kleinasiatischen Stadt Pergamon erfunden, no under König Eumenes II。(197-159诉Chr) 2Fuchs - Meinert - Schrempf 2001, S. 36。3Fuchs - Meinert - Schrempf 2001, S. 36,40;Corbach 2003, S. 15。[4]傅氏-迈纳特-施伦普,2001,33 (6):40 - 42,49 - 51,62;Foerster 1981, S. 55.;Corbach 2003, S. 18-21。5Fuchs - Meinert - Schrempf 2001, S. 9,15;Corbach 2003, S. 15。[6] [fuchs - Meinert - Schrempf 2001, S. 54-55] (zum Beispiel Bischoff 1986, S. 24-25)《文学理论》,das jungpergament entstde aus ungeborenen tien;Fuchs - Meinert - Schrempf 2001, S. 18 - 30,54 - 55;Corbach 2003, S。 16-17;1981年第55页这样叫吗不,我们平时也会的图书馆理想,2020年。3模板的制造过程今天的名称“羊皮纸”源自古人的名字,亦即薄膜亚白羊皮纸、羊皮纸或《白皮纸宪章》。在希腊来源将διφτέρα7 .称为多个世纪,抄本的数量逐渐上升,因为抄本并不十分适合抄写。羊皮纸的另一个好处就是原则上可在任何有合适动物的地方制作相反,埃及仍然是纸莎草纸的主要制造地点。此外,羊皮纸还能更持久,能相互描述,能根据同样的空间描写更多的内容。这一切使它更适合做密码形式。8不行19世纪初,羊皮纸迅速取代了当地的纸莎草纸,由于从埃及进口纸莎草纸的难度也越来越大,因此当地也有机会在当地生产纸莎草纸。最迟从八号起公元1世纪,羊皮纸被欧洲文字所摄制。但喜见的是,书的印制起初跟羊皮纸的印制紧密相连,而且两者往往在同一个地方。羊皮纸侧重于满足各派信徒的需求,因此也转化为编码。此外还有花纸。至今,许多图书馆里的资料,仍能流传至今。13号在十九世纪,描述描述的东西也由曾受教育的皮羊皮纸商制成。913号在公元1世纪,一种原为汉语的纸逐渐取代了羊皮纸。12日?这也是21世纪初初在阿拉伯西班牙制造能力的工厂而1390年,也是纽伦堡第一家德国造纸厂。最近纸张的扩张跟14世纪40年代纸张印的兴起有关。皮纸价格高昂,不足以满足印刷厂日益增长的需求。此外纸的材质有助于增强压强。10近年来,羊皮纸仍然是出面纸张的重要工具,用来维修纸张或修理抄本。11而在他的婚礼上,羊皮纸也变得难以负担和罕见,与此同时,大量的额外工作需要仅仅为一份抄本而进行。因为相片的制作只是开始此外,书页还须加以说明并绘制出来,并为整本书附栏12。13702翻译:准备好了吗?希拉兹,8历史上雅各米尔瓦尔德9这是巴伐利亚州图书馆内的Brevarium (km 225)。狐狸我的故事,2001年9号,32《历史资料Corbach 2003页2016年3:小心翼翼翼翼的Hilz 2019, 28页,43页这是第27篇Corbach同志邦德猪2016:他妈的共计344号在图书馆的记载中人们也思考着存货、储存和人事的问题。12最好的解释是:10Corbach 2003年他没有。不,我们平时也会的图书馆理想,2020年。贪婪使用100个双层叶子的抄本大约需要25层,即25头牛每头小牛需要大约75头小牛,这意味着每头小牛都能提供两张双层纸张。是的,我们可以买到六百只大圣经如果你建造了德国大约3300座修道院,当在本世纪14年只有50本书时,人们很快就会得出这样一个大数:50头小牛和50头500头小牛共有15道法则,表示每头500头小牛为50头500头小家伙,表示8300头小牛。看相应赔偿羊羊说:圣经给600 x 50 x = 3万每三万修道院羊羊羊= 99000000 3.300寺庙,大图书馆Eberbach或圣加仑修道院一样,来一个人已经在1000(5万牛/羊60万)分别为2,100 Codices(9万牛/羊1260000).在埃伯巴赫修道院,1500年的工作量超过两个。 "成千上万只羊已证实,它们的皮肤除了羊毛外 "成千上万只羊已证实,它们的皮肤除了羊毛外
本文章由计算机程序翻译,如有差异,请以英文原文为准。
Pergament oder: Was haben Tiere jemals für uns getan?
This article tries to offer a new perspective on parchment, mainly with regard to animals whose skins were, and sometimes still are, used to manufacture this writing material. A short outline of the manufacturing process serves as a basis and is complemented by a similarly short history of development and usage. Subsequently, some calculations, which should not be taken too seriously, may illustrate the huge number of animals that had to be slaughtered to produce enough parchment for all the codices in the older collections of our libraries. The second main topic is the animals who served as the main source for parchment during the German Middle Ages, namely sheep, goats and cattle. Therefore aspects of zooarchaeology and agricultural history are brought up here as well. Die wechselseitige Beziehung von Bibliotheken auf der einen und Tieren diverser Couleur auf der anderen Seite ist von gegenseitigem Geben und Nehmen geprägt. Das Spektrum reicht von den bei Lesern und Nutzern beliebten Vorlesehunden und Bibliothekskatzen bis hin zu Schädlingen wie Bücherwürmern und Kleinnagern.1 Es gibt also zum einen absichtliche und gewollt herbeigeführte, zum anderen unabsichtliche und eher ungewollte Begegnungen. Letztere enden zudem nicht selten negativ für alle Beteiligten, nicht zuletzt auch für unsere Buchbestände. Für einige der wertvollsten Werke jedoch, die man in unseren Beständen bewundern kann – Bücher, deren Beschreibstoff „Pergament“ ist – waren es aber die Tiere, die hier Leib und Leben lassen mussten. 1Hier kann der interessierte Leser auf den Blog des Fachbereichs für Informationsund Bibliothekswesen in München, www.aubib.de, verwiesen werden, auf dem eine gezählte Artikelserie zum Thema „Bibliotheken und Tiere“ veröffentlicht wird. cb Creative Commons BY 4.0 ISSN: 1860-7950 M. Becht LIBREAS. Library Ideas, 38 (2020). 2 In folgendem Aufsatz soll es zum einen um Pergament gehen, Herkunft, Geschichte und Herstellung, aber zum anderen vor allem auch um die Tiere, die, zwangsläufig, eine zentrale Rolle spielen. Der Schwerpunkt soll hier bei Schafen und Rindern liegen. Pergament – was ist das eigentlich? Pergament ist ein Beschreibstoff, der aus der Haut von Wirbeltieren hergestellt wird. Definiert wird es dabei als „enthaarte, spanngetrocknete [. . . ] nicht gegerbte Haut“.2 Zumeist werden beziehungsweise wurden die Häute von Rindern, Kälbern, Schafen, Ziegen oder Schweinen dafür verwendet. Aber auch Häute anderer Tiere, wie die von Rehen und Hirschen, dienten als Rohstoff.3 Die rohen Häute werden zunächst etwa zwei Tage im Wasserbad gereinigt (Weiche). Danach folgt das sogenannte Äschern, bei dem die Häute über längere Zeit in einer Kalklauge gebeizt werden. Anschließend werden die letzten Reste von Fettgewebe, Fleischresten und Haaren auf dem Gerberbaum, einem Holzbock, abgeschabt, bis nur noch die reine weiße Lederhaut zurückbleibt. Nach weiterem Waschen wird die Haut in einen zumeist hölzernen Rahmen gespannt. Durch das Trocknen zieht sich die Haut dabei stark zusammen, und kann reißen. Die CollagenFasern ordnen sich jetzt neu an, und das Material wird opak, zudem wird das Blatt fest und flexibel. Vor dem Beschreiben müssen diese Häute jedoch noch geschliffen und auf die gewünschte Stärke geschabt werden, wobei es Unterschiede zwischen Hautoder Narbenseite gibt. Um den Maloder Schreibgrund feinsamtig und fettfrei zu bekommen müssen noch weitere Arbeitsschritte durchgeführt werden, mit deren Feinheiten oft die Schreiber selbst betraut waren.4 Chemisch wird die Struktur von Pergament vor allem durch Collagen (auch Kollagen) geprägt, einem langkettigen Skleroprotein, das lange Fasern aufweist und daraus eine Art dreidimensionales Netz oder Geflecht bildet. Dieses stützt den Körper, den es umgibt, schützt ihn vor der Umwelt und dient damit auch als Grundlage der späteren Materialeigenschaften des daraus gewonnenen Pergaments.5 Je nach verwendeter Tierart, dem Alter, Geschlecht und individuellen Eigenheiten variiert das Pergament in Qualität, Farbe und Dicke. Das feine, papierdünne Jungfernpergament, charta virginea, wird von neugeborenen Lämmern gewonnen.6 Pergament – gestern und heute Zu den frühesten pergamentartigen Funden gehört eine Schriftrolle aus dem Kairo des 2. Jahrtausend v. Chr. Der antiken Überlieferung nach wurde Pergament im 2. Jahrhundert v. Chr. in der kleinasiatischen Stadt Pergamon erfunden, wo unter König Eumenes II. (197–159 v. Chr.) 2Fuchs – Meinert – Schrempf 2001, S. 36. 3Fuchs – Meinert – Schrempf 2001, S. 36, 40; Corbach 2003, S. 15. 4Fuchs – Meinert – Schrempf 2001, S. 36, 40–42, 49–51, 62; Foerster 1981, S. 55.; Corbach 2003, S. 18–21. 5Fuchs – Meinert – Schrempf 2001, S. 9, 15; Corbach 2003, S. 15. 6Fuchs – Meinert – Schrempf 2001, S. 54-55, widerspricht hier der in der Literatur (zum Beispiel Bischoff 1986, S. 24–25) auch zu lesenden Theorie, das Jungfernpergament entstünde aus ungeborenen Tieren; Fuchs – Meinert – Schrempf 2001, S. 18–30, 54–55; Corbach 2003, S. 16–17; Foerster 1981, S. 55; Bischoff 1986, S. 24–25. cb Creative Commons BY 4.0 ISSN: 1860-7950 M. Becht LIBREAS. Library Ideas, 38 (2020). 3 die Herstellung verfeinert wurde. Der heutige Name „Pergament“ stammt von den antiken Bezeichnungen ab, also membrana pergamena, pergamenum oder charta pergamena. In griechischen Quellen wird es διφτέρα7 genannt. Einige Jahrhunderte parallel zum Papyrus verwendet, verhalf die immer größere Verbreitung der Codex-Buchform dem Pergament zum Aufstieg, denn das Papyrus war dafür weniger gut geeignet. Ein weiterer Vorteil des Pergaments ist, dass es prinzipiell überall dort hergestellt werden kann, wo es geeignete Tiere gibt. Im Gegensatz dazu blieb Ägypten primärer Herstellungsort für Papyrus. Zudem ist Pergament dauerhafter und kann auch beidseitig beschrieben werden, und so deutlich mehr Inhalt bei gleichem Platzbedarf fassen. All dies macht es für die Codex-Form besonders gut geeignet.8 Ab dem 4. Jahrhundert löste das Pergament rasch den Papyrus ab, wobei die Möglichkeit es lokal herstellen zu können mit der Tatsache einherging, dass Importe von Papyrus aus Ägypten immer schwieriger zu bekommen waren. Spätestens ab dem 8. Jahrhundert dominierte Pergament das europäische Schriftwesen. Die Buchproduktion war dabei anfangs eng mit der Pergamentherstellung verknüpft, beides geschah in der Regel am gleichen Ort. Pergament wurde schwerpunktmäßig für den eigenen Bedarf in den Klöstern produziert und dort auch gleich zu Codices weiterverarbeitet. Hinzu kommt Pergament für Urkunden. Die Prunkstücke vieler Bibliotheken zeugen auch heute noch von dieser Zeit. Ab dem 13. Jahrhundert wurde der Beschreibstoff auch von Laien, berufsmäßigen Pergamentern, hergestellt.9 Ab dem 13. Jahrhundert wurde das Pergament langsam von einem ursprünglich chinesischen Beschreibstoff verdrängt, dem Papier. Bereits im 12. Jahrhundert wurden die ersten Produktionsstätten im damals arabischen Spanien errichtet, 1390 schließlich die erste deutsche Papiermühle in Nürnberg. Die zunehmende Verbreitung des Papiers hing auch mit dem aufkommenden Buchdruck ab den 1440er Jahren zusammen. Das deutlich teurere Pergament konnte den stark ansteigenden Bedarf der überall entstehenden Druckereien nicht decken. Zudem war Papier durch seine Materialeigenschaften für den Druck besser geeignet.10 Pergament spielt heutzutage als Beschreibmaterial nur noch eine sehr untergeordnete Rolle, etwa für Urkunden oder Reparaturen von Handschriften. Dank der Allgegenwart des Papiers und dem aktuellen Trend zu E-Publikationen wurde es zu einem hochspezialisierten Nischenprodukt.11 Was auch in seiner Hochzeit das Pergament teuer, aufwändig und selten machte, war der immense Aufwand, der für nur einen Codex betrieben werden musste. Denn die Herstellung des Pergaments war nur der erste Schritt. Die Seiten mussten ja noch beschrieben und illustriert, das ganze Buch mit einem Einband12 versehen werden.13 7Umschrift: diphtera. 8Santifaller 1953, S. 77–79; Hilz 2019, S. 8–9; Foerster 1981, S. 45, 48, 53–54, Corbach 2003, S. 13–14; Jakobi-Mirwald 2004, S. 119. 9Hier sei beispielhaft das Brevarium Alarici (Clm 22501) in der Bayerischen Staatsbibliothek genannt.; Fuchs – Meinert – Schrempf 2001, S. 9, 32–33, 61–62; Hilz 2019, S. 10–11; Foerster 1981, S. 53–54; Corbach 2003, S. 14, 24; Haidinger 2016, S. 20–22. 10Fuchs – Meinert – Schrempf 2001, S. 9, 34; Hilz 2019, S. 28, 43; Foerster 1981, S. 27–28; Corbach 2003, S. 14; Haidinger 2016, S. 22–23. 11Visscher 1992, S. 344. Im bibliothekarischen Kontext denkt man hier auch an Fragen der Bestandserhaltung, der Lagerung und der Restaurierung. 12Genauer hierzu: Alois Haidinger: Der gotische Bucheinband, in: Christine Beier (Hrsg.): Geschichte der Buchkultur, Band 5/1, Graz 2016, S. 39–62. 13Hilz 2019, S. 10–15; Corbach 2003, S. 24–25; Jakobi-Mirwald 2004, S. 132–148. cb Creative Commons BY 4.0 ISSN: 1860-7950 M. Becht LIBREAS. Library Ideas, 38 (2020). 4 Immens war auch der Bedarf an Tieren. Für einen Codex mit 100 Doppelblättern wurden etwa 25 Häute gebraucht, also 25 Kälber. Einer mit 300 Blättern, Format etwa DIN A3, benötigt etwa 75 Kälber, wobei folglich jedes Kalb zwei Doppelblätter lieferte. Für eine große Bibel muss man mit 600 Schafen rechnen. Wenn man für die etwa 3.300 Klöster in Deutschland des 13. Jahrhunderts14 jeweils nur mit 50 Büchern rechnet, kommt man schnell auf sehr große Zahlen: 15 Codex für 50 Kälber x 50 = 2.500 Kälber pro Kloster 2.500 Kälber x 3.300 Klöster = 8.250.000 Kälber Wobei größere Tiere natürlich mehr Seiten liefern als kleine. Dementsprechend schaut die Rechnung für Schafe so aus: Bibel für 600 Schafe x 50 = 30.000 Schafe pro Kloster 30.000 Schafe x 3.300 Klöster = 99.000.000 Schafe Große Bibliotheken, wie Kloster Eberbach oder St. Gallen, kommen alleine schon auf 1.000 (50.000 Kälber / 600.000 Schafe) beziehungsweise 2.100 Codices (105.000 Kälber / 1.260.000 Schafe). Für Kloster Eberbach sind für das Jahr 1500 mehr als 2.000 Schafe nachgewiesen, wobei deren Häute, neben Wolle u
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