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Von Rotterdam reiste er in Begleitung eines Engl nders namens Sheperd und eines Bremers, der zumSprachenstudium nach England ging, wogegen der Engl nder „keine andere Sprache als seine verstand“ und, Hamann unterstreicht das in seinem Text, „ein Katholik war“, der morgens auf den Knien Andacht zu halten pflegte. Hamann freundete sich mit ihm dennoch an. Im Gep ck f hrte Hamann vor allem eines mit, ein, wie er schreibt, „l cherlich Vorurtheil“, demzufolge er in England das Land vermutete, in dem er eine „Heimath oder den rechten Grund und Boden f r meine ebentheuerliche [sic!] Denkungsund Lebensart“ glaubte finden zu kçnnen. London denkt er sich als Mekka; nur dort w re, so meint er, eine ganz bestimmte Laute aufzutreiben, nach der er in ganz Berlin vergeblich gesucht hatte. Schon nach dem ersten Tag in London stellt er fest: „In","PeriodicalId":40371,"journal":{"name":"Angermion-Yearbook for Anglo-German Literary Criticism Intellectual History and Cultural Transfers-Jahrbuch fuer Britisch-Deutsche Kulturbeziehungen","volume":"3 1","pages":"185 - 202"},"PeriodicalIF":0.2000,"publicationDate":"2010-11-15","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"https://sci-hub-pdf.com/10.1515/9783110222715.2.185","citationCount":"0","resultStr":"{\"title\":\"Zur Psychopathologie der Anglophilie und Germanophobie\",\"authors\":\"R. Görner\",\"doi\":\"10.1515/9783110222715.2.185\",\"DOIUrl\":null,\"url\":null,\"abstract\":\"W hrend eines einj hrigen Aufenthalts in London 1757/58 durchlebte Johann Georg Hamann eine tiefgehende Krise. Schon die Ankunft stand unter keinem guten Stern. Er glaubte sich unter Mçrdern, Gesindel und nichts als Marktschreiern. 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Zur Psychopathologie der Anglophilie und Germanophobie
W hrend eines einj hrigen Aufenthalts in London 1757/58 durchlebte Johann Georg Hamann eine tiefgehende Krise. Schon die Ankunft stand unter keinem guten Stern. Er glaubte sich unter Mçrdern, Gesindel und nichts als Marktschreiern. Unruhe berfiel ihn, also jener Zustand des im religiçsen Wortsinne Heillosen. „Ich nderte in 3 Vierteljahren fast monatlich meinen Aufenthalt, ich fand nirgends Ruhe, alles war betr gerisch, niedertr chtig, eigenn tzig Volk.“ Offiziell war Hamann in Handelsmission f r den Rigaer Kaufmann Berens unterwegs. Der heillose Unruhestand schien ihm jedoch an keinem Ort akuter als in London. Von Rotterdam reiste er in Begleitung eines Engl nders namens Sheperd und eines Bremers, der zumSprachenstudium nach England ging, wogegen der Engl nder „keine andere Sprache als seine verstand“ und, Hamann unterstreicht das in seinem Text, „ein Katholik war“, der morgens auf den Knien Andacht zu halten pflegte. Hamann freundete sich mit ihm dennoch an. Im Gep ck f hrte Hamann vor allem eines mit, ein, wie er schreibt, „l cherlich Vorurtheil“, demzufolge er in England das Land vermutete, in dem er eine „Heimath oder den rechten Grund und Boden f r meine ebentheuerliche [sic!] Denkungsund Lebensart“ glaubte finden zu kçnnen. London denkt er sich als Mekka; nur dort w re, so meint er, eine ganz bestimmte Laute aufzutreiben, nach der er in ganz Berlin vergeblich gesucht hatte. Schon nach dem ersten Tag in London stellt er fest: „In