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Semantik und soziale Rationalität der universalistischen Moral – eine universelle oder kulturspezifische Konstruktion?
Zusammenfassung Der universalistischen Moral, dem moralischen Komplement zu den Menschenrechten, wird in philosophischen und politischen Diskursen der Gegenwart ein universeller Geltungsanspruch zugewiesen. Dieser Anspruch kann sich aber kaum auf kognitiv überzeugende Begründungen stützen. In Auseinandersetzung mit dieser Situation führe ich drei Thesen aus: 1) Produktiver als die wiederholte Behauptung eines universellen Geltungsanspruches erscheint eine Lesart, die diese Moral auf dem Hintergrund einer Unterscheidung von universell und kulturspezifisch als eine kulturspezifische Moral interpretiert. 2) In ihrer auf die Freiheit des Individuums zentrierten Semantik ist diese Moral eng mit den Ordnungsproblemen moderner, funktional differenzierter Gesellschaften und den Beweglichkeitsanforderungen an die Subjekte verwoben. 3) In ihrem unausgeglichenen Verhältnis von Rechten und Pflichten weist diese Moral eine Selbstwidersprüchlichkeit und begrenzte Rationalität auf. Sie ist – so meine These – tief in destruktive Funktionszusammenhänge kapitalistischer Ökonomie eingebunden, ohne einen antizipativen Blick dafür zu öffnen.
期刊介绍:
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