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Auf der Suche nach einem anderen Mozart. Eduard Breiers Kritik an der Biographieschreibung des 19. Jahrhunderts
Im 19. Jahrhundert gewinnt das heroische Narrativ eine zuvor unbekannte Gewichtung. Der Begriff des Helden wird in dieser Zeit erweitert und bezeichnet nunmehr nicht nur physisch starke, tapfere Männer, die dem Urtypus Herakles ähneln, sondern auch Intellektuelle und Künstler. In den Konzeptionen des Heroischen wird die exzeptionelle Leistung eines Einzelnen mit einem tragischen Schicksal verknüpft. Das Leiden ist sogar nicht mehr Konsequenz, sondern Voraussetzung schöpferischer Aktivität. Der heroische Diskurs hält auch in die Musikgeschichte und Musikerbiographie Einzug. Zum ‘Heros der Tonkunst’ wird z.B. Wolfgang Amadé Mozart stilisiert. Diese Tendenz, insbesondere die Darstellung des Komponisten als Märtyrer, wird von Eduard Breier in seinem komischen Roman Die Zauberflöte (1859) kritisiert. Obwohl das Werk des vergessenen österreichischen Schriftstellers in ästhetischer Hinsicht viel zu wünschen übrig lässt, bildet es aufgrund dieser Heroismusskepsis einen interessanten Beitrag zur Mentalitätsgeschichte. Der Autor fasst nämlich den Vorsatz, einen anderen, fröhlichen Mozart zu zeigen. Es erweist sich aber, dass die Befreiung aus den mythischen Fesseln kein leichtes Unterfangen darstellt, denn in Breiers Roman findet man entgegen seiner Absicht versteckte und offene Rückgriffe auf den Mythos des leidenden Kulturheros.
期刊介绍:
Oxford German Studies is a fully refereed journal, and publishes in English and German, aiming to present contributions from all countries and to represent as wide a range of topics and approaches throughout German studies as can be achieved. The thematic coverage of the journal continues to be based on an inclusive conception of German studies, centred on the study of German literature from the Middle Ages to the present, but extending a warm welcome to interdisciplinary and comparative topics, and to contributions from neighbouring areas such as language study and linguistics, history, philosophy, sociology, music, and art history. The editors are literary scholars, but seek advice from specialists in other areas as appropriate.