{"title":"编辑","authors":"Philip Ajouri, Jesko Reiling","doi":"10.1515/iasl-2020-0016","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"Das 19. Jahrhundert war ein Jahrhundert der Vereine. 1910 beschrieb Max Weber denMenschenals einen „Vereinsmensch[en] in einem fürchterlichen, niegeahnten Maße“ und schätzte, dass in den deutschen Städten „auf 30.000 Einwohner[-] 300 verschiedeneVereine“ kämen, „also auf 100Einwohner, d. h. auf 20 Familienväter, ein Verein“. Weber wies indessen zugleich auch auf den spekulativen Charakter dieser quantitativen Angaben hin und betonte damit einen Aspekt, mit dem sich auch die heutige Forschung immer wieder konfrontiert sieht. Genaue empirische Zahlen über die tatsächlich gegründeten Vereine im 19. Jahrhundert gibt es nicht, zu kurzlebigmögen einzelne Assoziationen gewesen, zu lokal mögen sie agiert haben, zu locker die Verbindungen gewesen sein, zu schlecht mag ihr Wirken in ArchivenundSchriftenüberliefertworden sein, als dassman ihremWirkennochheute nachforschenkönnte. Unabhängig vondenkonkretenquantitativenAngaben ist sich die Vereinsforschung jedoch darüber einig, dass das 19. Jahrhundert ein „vereinsseliges Säkulum“war, in demsichdie „Vereinsbereitschaft der Bürger“ in eine „Art Vereinsleidenschaft“, ja in eine „Vereinswut“ gewandelt habe.","PeriodicalId":42506,"journal":{"name":"INTERNATIONALES ARCHIV FUR SOZIALGESCHICHTE DER DEUTSCHEN LITERATUR","volume":"45 1","pages":"290 - 299"},"PeriodicalIF":0.2000,"publicationDate":"2020-11-09","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"https://sci-hub-pdf.com/10.1515/iasl-2020-0016","citationCount":"0","resultStr":"{\"title\":\"Editorial\",\"authors\":\"Philip Ajouri, Jesko Reiling\",\"doi\":\"10.1515/iasl-2020-0016\",\"DOIUrl\":null,\"url\":null,\"abstract\":\"Das 19. Jahrhundert war ein Jahrhundert der Vereine. 1910 beschrieb Max Weber denMenschenals einen „Vereinsmensch[en] in einem fürchterlichen, niegeahnten Maße“ und schätzte, dass in den deutschen Städten „auf 30.000 Einwohner[-] 300 verschiedeneVereine“ kämen, „also auf 100Einwohner, d. h. auf 20 Familienväter, ein Verein“. Weber wies indessen zugleich auch auf den spekulativen Charakter dieser quantitativen Angaben hin und betonte damit einen Aspekt, mit dem sich auch die heutige Forschung immer wieder konfrontiert sieht. Genaue empirische Zahlen über die tatsächlich gegründeten Vereine im 19. Jahrhundert gibt es nicht, zu kurzlebigmögen einzelne Assoziationen gewesen, zu lokal mögen sie agiert haben, zu locker die Verbindungen gewesen sein, zu schlecht mag ihr Wirken in ArchivenundSchriftenüberliefertworden sein, als dassman ihremWirkennochheute nachforschenkönnte. Unabhängig vondenkonkretenquantitativenAngaben ist sich die Vereinsforschung jedoch darüber einig, dass das 19. Jahrhundert ein „vereinsseliges Säkulum“war, in demsichdie „Vereinsbereitschaft der Bürger“ in eine „Art Vereinsleidenschaft“, ja in eine „Vereinswut“ gewandelt habe.\",\"PeriodicalId\":42506,\"journal\":{\"name\":\"INTERNATIONALES ARCHIV FUR SOZIALGESCHICHTE DER DEUTSCHEN LITERATUR\",\"volume\":\"45 1\",\"pages\":\"290 - 299\"},\"PeriodicalIF\":0.2000,\"publicationDate\":\"2020-11-09\",\"publicationTypes\":\"Journal Article\",\"fieldsOfStudy\":null,\"isOpenAccess\":false,\"openAccessPdf\":\"https://sci-hub-pdf.com/10.1515/iasl-2020-0016\",\"citationCount\":\"0\",\"resultStr\":null,\"platform\":\"Semanticscholar\",\"paperid\":null,\"PeriodicalName\":\"INTERNATIONALES ARCHIV FUR SOZIALGESCHICHTE DER DEUTSCHEN LITERATUR\",\"FirstCategoryId\":\"1085\",\"ListUrlMain\":\"https://doi.org/10.1515/iasl-2020-0016\",\"RegionNum\":3,\"RegionCategory\":\"文学\",\"ArticlePicture\":[],\"TitleCN\":null,\"AbstractTextCN\":null,\"PMCID\":null,\"EPubDate\":\"\",\"PubModel\":\"\",\"JCR\":\"0\",\"JCRName\":\"LITERATURE, GERMAN, DUTCH, SCANDINAVIAN\",\"Score\":null,\"Total\":0}","platform":"Semanticscholar","paperid":null,"PeriodicalName":"INTERNATIONALES ARCHIV FUR SOZIALGESCHICHTE DER DEUTSCHEN LITERATUR","FirstCategoryId":"1085","ListUrlMain":"https://doi.org/10.1515/iasl-2020-0016","RegionNum":3,"RegionCategory":"文学","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":null,"EPubDate":"","PubModel":"","JCR":"0","JCRName":"LITERATURE, GERMAN, DUTCH, SCANDINAVIAN","Score":null,"Total":0}
Das 19. Jahrhundert war ein Jahrhundert der Vereine. 1910 beschrieb Max Weber denMenschenals einen „Vereinsmensch[en] in einem fürchterlichen, niegeahnten Maße“ und schätzte, dass in den deutschen Städten „auf 30.000 Einwohner[-] 300 verschiedeneVereine“ kämen, „also auf 100Einwohner, d. h. auf 20 Familienväter, ein Verein“. Weber wies indessen zugleich auch auf den spekulativen Charakter dieser quantitativen Angaben hin und betonte damit einen Aspekt, mit dem sich auch die heutige Forschung immer wieder konfrontiert sieht. Genaue empirische Zahlen über die tatsächlich gegründeten Vereine im 19. Jahrhundert gibt es nicht, zu kurzlebigmögen einzelne Assoziationen gewesen, zu lokal mögen sie agiert haben, zu locker die Verbindungen gewesen sein, zu schlecht mag ihr Wirken in ArchivenundSchriftenüberliefertworden sein, als dassman ihremWirkennochheute nachforschenkönnte. Unabhängig vondenkonkretenquantitativenAngaben ist sich die Vereinsforschung jedoch darüber einig, dass das 19. Jahrhundert ein „vereinsseliges Säkulum“war, in demsichdie „Vereinsbereitschaft der Bürger“ in eine „Art Vereinsleidenschaft“, ja in eine „Vereinswut“ gewandelt habe.