{"title":"幸福","authors":"Axel Drecoll, Albert A. Feiber, S. Keller","doi":"10.1515/vfzg-2021-0006","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"Am 20. Oktober 1999 öffnete die Dokumentation Obersalzberg ihre Pforten – an Adolf Hitlers zweitem Regierungssitz, wo er zwischen 1933 und 1945 rund ein Viertel seiner Amtszeit verbrachte. Seit mehr als 20 Jahren informiert die vom Institut für Zeitgeschichte München–Berlin (IfZ) kuratierte Dauerausstellung über die Geschichte des historischen Orts und gibt einen fundierten Überblick über den Nationalsozialismus einschließlich seiner Verbrechen. Mehr als drei Millionen Menschen haben die Ausstellung bisher gesehen, 2019 kamen rund 170.000 Besucherinnen und Besucher. Die Dokumentation besetzt damit einen historisch belasteten Ort, schafft Transparenz und eröffnet ein wissenschaftlich fundiertes Informationsangebot. Dieser Erfolg führte die museale Infrastruktur an ihre Grenzen, die Mitte der 1990er Jahre auf rund ein Fünftel der mittlerweile erreichten Besuchszahlen ausgelegt worden war. Deshalb hat die bayerische Staatsregierung beschlossen, die Dokumentation Obersalzberg zu erweitern. Momentan entsteht ein Neubau, der mit rund 800 Quadratmetern mehr als doppelt so viel Fläche für die Dauerausstellung bieten wird. Das bestehende Gebäude wird zu einem Bildungszentrum mit weiteren Seminarräumen für die museumspädagogische Vermittlungsarbeit umgebaut, die ebenfalls vom IfZ durchgeführt wird. Seit der Konzeption der aktuellen Ausstellung sind fast 25 Jahre vergangen. In diesen zweieinhalb Jahrzehnten ist die historische Forschung zum Nationalsozialismus vorangeschritten; erinnert sei nur an die neuen Perspektiven, die die Debatte um das Konzept der „Volksgemeinschaft“ eröffnet hat. In Verbindung mit einer breiten Forschung zu NS-Verbrechen war es gerade diese Debatte, die zu einem besseren Verständnis von Mord und Ausgrenzung auch als gesellschaftliches Phänomen beigetragen hat. Wie jedes Medium bedürfen auch Ausstellungen der regelmäßigen Überarbeitung und Aktualisierung, wenn sie Vermittlung auf der Höhe des Forschungsstands ermöglichen sollen. Da bildet die Dokumentation Obersalzberg keine Ausnahme. Eine ganze Reihe von Ausstellungen vergleichbarer Institutionen an historischen Orten, die Historikerinnen und Historiker um die Jahrtausendwende konzipiert haben, werden gegenwärtig einer Erneuerung unterzogen. Für den neuen Museumsraum haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Dokumentation Obersalzberg am IfZ das Konzept für eine neue Dauerausstellung erarbeitet. 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期刊介绍:
Die seit 1953 erscheinenden Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte zählen zu den auflagenstärksten wissenschaftlichen Zeitschriften der Bundesrepublik. Hier stellen herausragende Wissenschaftler aus dem In- und Ausland ihre neuesten Forschungen zu zentralen Problemen der jüngeren und jüngsten Geschichte Deutschlands und Europas vor.