{"title":"现代早期波希米亚的“第二个农奴制”?不仅是21世纪的神话。19世纪","authors":"Jaroslav Čechura","doi":"10.12775/bpmh.2018.004","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"Es gehört zu den alten (keineswegs vorbehaltlos geteilten) Paradigmen der tschechischen Historiografie, dass es in den Jahren und Jahrzehnten nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges zu einem grundsätzlichen, geradezu systemischen Wandel der Untertanenverhältnisse in den böhmischen Ländern gekommen sei. Zurückzuführen sei dies unter anderem auf den relativ massiven Austausch der Obrigkeiten, die erst nach der Beruhigung der Verhältnisse ihre obrigkeitlichen Rechte wieder umfassend ausüben konnten. Und ihre Schritte hätten sich primär darauf konzentriert, die entstandenen Kriegsschäden zu beseitigen, unter denen viele böhmische Herrschaften litten. Für diese kompromisslose Wende bürgerte sich in der marxistisch orientierten Literatur nach dem Zweiten Weltkrieg der Begriff „zweite Leibeigenschaft“ ein. Methodisch handelte es sich um die Rezeption der Ansichten von Friedrich Engels1 und teilweise auch der Historiografie der damaligen Deutschen Demokratischen","PeriodicalId":36759,"journal":{"name":"Biuletynu Polskiej Misji Historycznej","volume":" ","pages":""},"PeriodicalIF":0.0000,"publicationDate":"2018-09-19","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":"0","resultStr":"{\"title\":\"Eine „Zweite Leibeigenschaft“ im Böhmen der Frühen Neuzeit? Ein Mythos nicht nur des 21. Jahrhunderts\",\"authors\":\"Jaroslav Čechura\",\"doi\":\"10.12775/bpmh.2018.004\",\"DOIUrl\":null,\"url\":null,\"abstract\":\"Es gehört zu den alten (keineswegs vorbehaltlos geteilten) Paradigmen der tschechischen Historiografie, dass es in den Jahren und Jahrzehnten nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges zu einem grundsätzlichen, geradezu systemischen Wandel der Untertanenverhältnisse in den böhmischen Ländern gekommen sei. Zurückzuführen sei dies unter anderem auf den relativ massiven Austausch der Obrigkeiten, die erst nach der Beruhigung der Verhältnisse ihre obrigkeitlichen Rechte wieder umfassend ausüben konnten. Und ihre Schritte hätten sich primär darauf konzentriert, die entstandenen Kriegsschäden zu beseitigen, unter denen viele böhmische Herrschaften litten. Für diese kompromisslose Wende bürgerte sich in der marxistisch orientierten Literatur nach dem Zweiten Weltkrieg der Begriff „zweite Leibeigenschaft“ ein. Methodisch handelte es sich um die Rezeption der Ansichten von Friedrich Engels1 und teilweise auch der Historiografie der damaligen Deutschen Demokratischen\",\"PeriodicalId\":36759,\"journal\":{\"name\":\"Biuletynu Polskiej Misji Historycznej\",\"volume\":\" \",\"pages\":\"\"},\"PeriodicalIF\":0.0000,\"publicationDate\":\"2018-09-19\",\"publicationTypes\":\"Journal Article\",\"fieldsOfStudy\":null,\"isOpenAccess\":false,\"openAccessPdf\":\"\",\"citationCount\":\"0\",\"resultStr\":null,\"platform\":\"Semanticscholar\",\"paperid\":null,\"PeriodicalName\":\"Biuletynu Polskiej Misji Historycznej\",\"FirstCategoryId\":\"1085\",\"ListUrlMain\":\"https://doi.org/10.12775/bpmh.2018.004\",\"RegionNum\":0,\"RegionCategory\":null,\"ArticlePicture\":[],\"TitleCN\":null,\"AbstractTextCN\":null,\"PMCID\":null,\"EPubDate\":\"\",\"PubModel\":\"\",\"JCR\":\"\",\"JCRName\":\"\",\"Score\":null,\"Total\":0}","platform":"Semanticscholar","paperid":null,"PeriodicalName":"Biuletynu Polskiej Misji Historycznej","FirstCategoryId":"1085","ListUrlMain":"https://doi.org/10.12775/bpmh.2018.004","RegionNum":0,"RegionCategory":null,"ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":null,"EPubDate":"","PubModel":"","JCR":"","JCRName":"","Score":null,"Total":0}
Eine „Zweite Leibeigenschaft“ im Böhmen der Frühen Neuzeit? Ein Mythos nicht nur des 21. Jahrhunderts
Es gehört zu den alten (keineswegs vorbehaltlos geteilten) Paradigmen der tschechischen Historiografie, dass es in den Jahren und Jahrzehnten nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges zu einem grundsätzlichen, geradezu systemischen Wandel der Untertanenverhältnisse in den böhmischen Ländern gekommen sei. Zurückzuführen sei dies unter anderem auf den relativ massiven Austausch der Obrigkeiten, die erst nach der Beruhigung der Verhältnisse ihre obrigkeitlichen Rechte wieder umfassend ausüben konnten. Und ihre Schritte hätten sich primär darauf konzentriert, die entstandenen Kriegsschäden zu beseitigen, unter denen viele böhmische Herrschaften litten. Für diese kompromisslose Wende bürgerte sich in der marxistisch orientierten Literatur nach dem Zweiten Weltkrieg der Begriff „zweite Leibeigenschaft“ ein. Methodisch handelte es sich um die Rezeption der Ansichten von Friedrich Engels1 und teilweise auch der Historiografie der damaligen Deutschen Demokratischen