诡异的唯物主义.书名为约瑟夫·沃果《资本与憎恨

F. Raimondi
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Von der „Idylle des Marktes“ bis hin zum gegenwärtigen „Überraschungsraum“ des krisengeschüttelten Finanzkapitalismus entlarvt Vogl die unterstellte Rationalität und Ordnung eines sich durch eine „unsichtbare Hand“ oder nach Maßgabe einer Efficient Market Hypothesis – wie es bei der neoliberalen Chicago School heißt – selbst regulierenden Marktes als Theologem (Vogl 2010, 11, 31 und 141). Was sich durch die Abstraktion von den realen gesellschaftlichen Verhältnissen etabliert, ist keine Harmonie und allgemeine Wohlfahrt, sondern ein Un-Ordnungsgefüge, in dem schließlich „die Launen und die Gefährlichkeit alter Souveränitätsfiguren [...], die in ihrer Ungebundenheit, in ihrer Gesetzeslosigkeit schicksalhaft werden“ (Vogl 2010, 178), regieren. Die Genealogie dieser „seignoralen Macht“, die sich in parademokratischen Institutionen wie den Zentralbanken, der EZB oder der WTO verkörpert, wird inDer Souveränitätseffekt entwickelt, in dem Vogl die wechselseitige Abhängigkeit von Staat und Markt und die Geschichte einer Ökonomisierung des Regierens bis in die Anfänge moderner Politik verfolgt (Vogl 2015, 69). Kapital und Ressentiment setzt dahingehend den Souveränitätseffekt fort, als hier mit dem Plattformkapitalismus eine „wechselseitige[] Verschränkung bzw. Verstärkung von Finanzund Informationsökonomie“ analysiert wird, die zur „Hegemonie des Finanzmarktkapitalismus“ führt, mit dem neue polit-ökonomische Monopolbildungen und zugleich eine neue informatisierte Öffentlichkeit entstehen, aus der sich Mehrwert extrahieren lässt (Vogl 2021, 5). Gerade die ressentimentalen Bewegungen, die sich gegenwärtig selbst als kritische Öffentlichkeit stilisieren, macht Vogl als Produkt und Produktivkraft des Informationskapitalismus aus, sofern ihr antisoziales Verhalten eben jene Form von Sozialität darstellt, mit der der Kapitalismus seit je her am besten funktionieren konnte.[1] 10.6094/behemoth.2021.14.1.1052","PeriodicalId":30203,"journal":{"name":"Behemoth a Journal on Civilisation","volume":"14 1","pages":"22-29"},"PeriodicalIF":0.0000,"publicationDate":"2021-03-09","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":"0","resultStr":"{\"title\":\"Gespenstischer Materialismus. Eine Vorbesprechung zu Joseph Vogl: Kapital und Ressentiment\",\"authors\":\"F. 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摘要

《资本与再情绪》是对当代金融资本主义的一系列精彩分析中的最新一卷,约瑟夫·沃格尔(Joseph Vogl,2010/11)继其早期作品《计算与激情》(Calculation and Passion)之后,在《资本的幽灵》(the Ghost of Capital)中介绍了这一分析。与《主权效应》(2014)一起,这三本书并不隶属于任何总体体系建设,而是为彼此奠定了基础,并显示了一些重叠。资本的幽灵考察了政治经济学的有序思维,自古典自由主义的理论草案以来,政治经济学从未仅仅被认为是经济上的,而是一直被认为是一种社会技术。从“市场的田园诗”到目前受到危机冲击的金融资本主义的“惊喜空间”,沃格尔以神学家的身份,揭露了通过“看不见的手”或根据有效市场假说(正如新自由主义芝加哥学派所说)来调节自己的市场的假定理性和秩序。(Vogl 2010,11,31和141)。从真实的社会关系中抽象出来的不是和谐和普遍的福利,而是一种无序的结构,在这种结构中,“旧的君主人物的奇思妙想和危险,在他们不受约束的情况下,这种“君主权力”的谱系(Vogl 2010178)。“体现在中央银行、欧洲央行或世贸组织等游行民主机构中的主权效应,在主权效应中,沃格尔追求国家和市场的相互依存,以及直到现代政治开始的治理经济化历史(沃格尔,2015,69)资本和怨恨延续了主权的影响,与平台资本主义形成了“对等[]纠缠或“相互[]纠缠”。分析了“金融和信息经济的强化”,这导致了“金融市场资本主义的霸权”,新的政治经济垄断,同时又产生了新的信息化公众,从中可以提取剩余价值(Vogl 2021,5)沃格尔准确地将怨恨运动认定为信息资本主义的产物和生产力,因为它们的反社会行为代表了资本主义始终能够发挥最佳作用的社会形式。[1] 10.6094/behmoth.2021.14.1.1052
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Gespenstischer Materialismus. Eine Vorbesprechung zu Joseph Vogl: Kapital und Ressentiment
Kapital und Ressentiment ist der jüngste Band in einer Serie von brillanten Analysen des gegenwärtigen Finanzkapitalismus, die Joseph Vogl 2010/11 – an seine frühere Arbeit Kalkül und Leidenschaft anknüpfend – mit Das Gespenst des Kapitals eingeleitet hat. Zusammen mit Der Souveränitätseffekt (2014) ordnen sich die drei Bücher keinem übergreifenden Systemgebäude unter, bereiten aber einander den Boden und weisen etliche Überschneidungen auf. Das Gespenst des Kapitals untersucht das Ordnungsdenken der Politischen Ökonomie, das seit den Theorieentwürfen des klassischen Liberalismus nie nur ökonomisch, sondern immer auch als eine Sozialtechnik konzipiert war. Von der „Idylle des Marktes“ bis hin zum gegenwärtigen „Überraschungsraum“ des krisengeschüttelten Finanzkapitalismus entlarvt Vogl die unterstellte Rationalität und Ordnung eines sich durch eine „unsichtbare Hand“ oder nach Maßgabe einer Efficient Market Hypothesis – wie es bei der neoliberalen Chicago School heißt – selbst regulierenden Marktes als Theologem (Vogl 2010, 11, 31 und 141). Was sich durch die Abstraktion von den realen gesellschaftlichen Verhältnissen etabliert, ist keine Harmonie und allgemeine Wohlfahrt, sondern ein Un-Ordnungsgefüge, in dem schließlich „die Launen und die Gefährlichkeit alter Souveränitätsfiguren [...], die in ihrer Ungebundenheit, in ihrer Gesetzeslosigkeit schicksalhaft werden“ (Vogl 2010, 178), regieren. Die Genealogie dieser „seignoralen Macht“, die sich in parademokratischen Institutionen wie den Zentralbanken, der EZB oder der WTO verkörpert, wird inDer Souveränitätseffekt entwickelt, in dem Vogl die wechselseitige Abhängigkeit von Staat und Markt und die Geschichte einer Ökonomisierung des Regierens bis in die Anfänge moderner Politik verfolgt (Vogl 2015, 69). Kapital und Ressentiment setzt dahingehend den Souveränitätseffekt fort, als hier mit dem Plattformkapitalismus eine „wechselseitige[] Verschränkung bzw. Verstärkung von Finanzund Informationsökonomie“ analysiert wird, die zur „Hegemonie des Finanzmarktkapitalismus“ führt, mit dem neue polit-ökonomische Monopolbildungen und zugleich eine neue informatisierte Öffentlichkeit entstehen, aus der sich Mehrwert extrahieren lässt (Vogl 2021, 5). Gerade die ressentimentalen Bewegungen, die sich gegenwärtig selbst als kritische Öffentlichkeit stilisieren, macht Vogl als Produkt und Produktivkraft des Informationskapitalismus aus, sofern ihr antisoziales Verhalten eben jene Form von Sozialität darstellt, mit der der Kapitalismus seit je her am besten funktionieren konnte.[1] 10.6094/behemoth.2021.14.1.1052
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