{"title":"Niegeschichte .科学幻想作为一种艺术思考机器来自狄特玛柏林:玛结和茨,2019年。. 80942页€38.00钓饵€25.99 eBook .","authors":"Simon Spiegel","doi":"10.3368/m.114.2.317","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"radikal modernisiert und sie mit Nietzsche in einer ,,transhumane[n] Posthistoire“ zu verorten versucht (151). Einen originellen Schlussakzent setzt der Verfasser mit seinem kurzen Blick auf eine Zeitschrift jenseits seiner Zeitgrenze 1989, ein zeitgenössisches japanisches Lifestyle-Magazin für Männer mit dem (lateinisch geschriebenen) Titel ,,Goethe“. Und man erkennt, was der Autor nur andeutet: Wenn Goethe hier als leibhaftiges Gesamtkunstwerk inszeniert wird, so scheint es, als sei die frühe (biographischhumanistisch-buddhistisch orientierte) Goethe-Rezeption der Meiji-Zeit von dieser Lebenskunstrevue für Erfolgreiche und Kreative gar nicht so weit entfernt. Damals wie heute dient Goethe in Japan offenbar nicht nur als Bildungslektüre oder germanistisches Textobjekt, sondern auch als Musterexistenz, Identifikationsfigur, westöstliche Ikone. Stefan Keppler-Tasaki, soviel lässt sich abschließend sagen, hat ein facettenreiches, informatives Buch geschrieben, das die erstaunlich wichtige Rolle Goethes in Japans Identitätsbildung und Kulturpolitik seit Ende des 19. Jahrhunderts von verschiedenen Seiten her beleuchtet. Es wird deutlich, dass Goethe in Fernost nicht nur ein hochgeschätzter, oft übersetzter und interpretierter europäischer Klassiker war, sondern auch, bis hinein in die Nachkriegsjahrzehnte, eine Art ideeller Knotenpunkt ost-westlicher Diskurse, diplomatischer Aktivitäten und nationalpolitischer Vereinnahmungen. Mit seinem metaphernund anspielungsreichen essayistischen Stil, der gerade auch im akademischen Kontext Japans goutiert werden dürfte, spricht Keppler-Tasaki über Fachkolleg_innen hinaus eine breitere, interkulturell interessierte Leserschaft an. Dass mit dieser Stillage eine eher historisch-deskriptive als theoretisch-konzeptualisierende Haltung einhergeht, sei aus literaturwissenschaftlicher Perspektive zumindest angemerkt. Dieser Einwand schmälert die Leistung des Buches kaum. Der merkwürdigen Titelfrage, ,,wie Goethe Japaner wurde“, steht man jedenfalls nach der Lektüre nicht mehr ratlos gegenüber.","PeriodicalId":54028,"journal":{"name":"Monatshefte","volume":"114 1","pages":"317 - 319"},"PeriodicalIF":0.1000,"publicationDate":"2022-04-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":"1","resultStr":"{\"title\":\"Niegeschichte. Science Fiction als Kunst-und Denkmaschine. Von Dietmar Dath. 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