Nina Griese, Miriam Felberg, Uta Müller, Martin Schulz
{"title":"(药物管理)。","authors":"Nina Griese, Miriam Felberg, Uta Müller, Martin Schulz","doi":"10.1002/pauz.201200483","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"Arzneimittel können Leben retten und Leiden lindern und so die gesundheitsbezogene Lebensqualität verbessern. Voraussetzung dafür ist, dass die richtigen Arzneimittel in der richtigen Weise angewendet werden. Ziel jeder Arzneimitteltherapie muss es sein, für den individuellen Patienten einen möglichst großen persönlichen Nutzen bei gleichzeitig geringem Risiko und insgesamt möglichst niedrigen Kosten zu erreichen. Vor allem bei Älteren oder Schwerkranken ist ein wesentliches Ziel – soweit möglich – der Erhalt eines selbständigen Lebens, unabhängig davon, ob zu Hause oder in stationärer Pflege. Die Arzneimitteltherapie birgt allerdings auch Risiken. Fehler bei der Arzneimitteltherapie können dazu führen, dass nicht der größtmögliche Effekt der Therapie erreicht wird oder Nebenwirkungen auftreten. So kann der Patient hierdurch weiterhin Beschwerden haben oder sich der Krankheitszustand verschlechtern. Zusätzlich ist die langfristige und regelmäßige Einnahme von Arzneimitteln bei chronisch Kranken eine wesentliche Voraussetzung für den Therapieerfolg. Bis zu 50 % der Patienten nehmen ihre Dauermedikation nicht oder nur unregelmäßig ein [1]. NonCompliance (mangelnde Therapieund Einnahmetreue) und Nebenwirkungen führen nicht nur zu Therapieversagen und Morbiditätszunahme, sondern haben auch erhebliche direkte und indirekte Kosten im Gesundheitssystem zur Folge. Die Arzneimitteltherapie nimmt ständig an Bedeutung zu. In der Bundesrepublik Deutschland leben derzeit etwa Fast jeder zweite Mensch in Deutschland hat zwei oder mehr chronische Erkrankungen, jeder Fünfte sogar fünf oder mehr. Häufig erfordert dies eine Multimedikation, die wiederum mit einem erhöhten Risiko für arzneimittelbezogene Probleme einhergeht. Eine vielversprechende Möglichkeit, die Arzneimitteltherapiesicherheit zu erhöhen, ist die stärkere Einbindung des Apothekers bei der Arzneimitteltherapie im Rahmen eines Medikationsmanagements. 82 Mio. Menschen. Mehr als 12 Mio. davon sind 70 Jahre oder älter. Im Jahr 2009 wendeten etwa 6,8 Mio. GKV-Patienten fünf oder mehr systemisch wirkende Arzneimittel in der Dauermedikation an. Patienten über 70 Jahre nahmen im Durchschnitt sechs verordnete Arzneimittel ein. Hinzu kommen Arzneimittel im Rahmen der Selbstmedikation, die inzwischen mehr als 40 % der in Apotheken abgegebenen Packungen umfassen. Insgesamt steigt der Anteil der Patienten mit so genannter „Polypharmazie“, also der parallelen Einnahme von fünf oder mehr Arzneimitteln. Häufig handelt es sich bei Patienten mit Polymedikation um ältere Menschen. Polymedikation ist ein eigenständiger Risikofaktor für Nebenwirkungen. Bei älteren Menschen liegen vielfach weitere Risikofaktoren vor, wie beispielsweise eingeschränkte Organfunktionen oder ein schlechter Allgemeinzustand [2]. Hierdurch erhöht sich das Risiko für Nebenwirkungen weiter. Beispiele für eine veränderte Organfunktion sind eine eingeschränkte Nierenfunktion, eine herabgesetzte metabolische Kapazität und eine gesteigerte, zum Teil aber auch verringerte Sensitivität der Zielorgane bzw. Rezeptoren und Kanäle. Zudem werden multimorbide Patienten häufig von verschiedenen Ärzten unterschiedlicher Fachrichtungen behandelt und nehmen zusätzlich Arzneimittel im Rahmen der Selbstmedikation ein. Dies birgt das Risiko, dass Ärzte, Apotheker und stationäre Einrichtungen keine vollständige Übersicht über die aktuelle Gesamtmedikation erhalten. Arzneimittelbezogene Probleme (ABP) stellen damit insbesondere bei älteren Patienten ein relevantes Gesundheitsproblem dar. In Deutschland werden jedes Jahr etwa 5 % der Krankenhausaufnahmen durch Nebenwirkungen verursacht, von denen etwa die Hälfte (1/3 bis 2/3) vermeidbar sind [3]. Um die Effektivität der Arzneimitteltherapie zu optimieren und das Risiko für den Patienten zu minimieren, gibt es national wie international verschiedene Ansätze. Eine vielversprechende Möglichkeit ist ein Medikationsmanagement durch den Apotheker, das im optimalen Fall zusammen mit dem Arzt durchgeführt wird. Da im Rahmen des Medikationsmanagements sowohl pharmakologische als auch pharmazeutische Kenntnisse, wie z.B. Produktkenntnisse (z.B. Teilbarkeit, Lagerung), DOI:10.1002/ pauz.201200483","PeriodicalId":19878,"journal":{"name":"Pharmazie in Unserer Zeit","volume":"41 4","pages":"350-6"},"PeriodicalIF":0.0000,"publicationDate":"2012-07-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"https://sci-hub-pdf.com/10.1002/pauz.201200483","citationCount":"0","resultStr":"{\"title\":\"[Medication management].\",\"authors\":\"Nina Griese, Miriam Felberg, Uta Müller, Martin Schulz\",\"doi\":\"10.1002/pauz.201200483\",\"DOIUrl\":null,\"url\":null,\"abstract\":\"Arzneimittel können Leben retten und Leiden lindern und so die gesundheitsbezogene Lebensqualität verbessern. Voraussetzung dafür ist, dass die richtigen Arzneimittel in der richtigen Weise angewendet werden. Ziel jeder Arzneimitteltherapie muss es sein, für den individuellen Patienten einen möglichst großen persönlichen Nutzen bei gleichzeitig geringem Risiko und insgesamt möglichst niedrigen Kosten zu erreichen. 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Dies birgt das Risiko, dass Ärzte, Apotheker und stationäre Einrichtungen keine vollständige Übersicht über die aktuelle Gesamtmedikation erhalten. Arzneimittelbezogene Probleme (ABP) stellen damit insbesondere bei älteren Patienten ein relevantes Gesundheitsproblem dar. In Deutschland werden jedes Jahr etwa 5 % der Krankenhausaufnahmen durch Nebenwirkungen verursacht, von denen etwa die Hälfte (1/3 bis 2/3) vermeidbar sind [3]. Um die Effektivität der Arzneimitteltherapie zu optimieren und das Risiko für den Patienten zu minimieren, gibt es national wie international verschiedene Ansätze. Eine vielversprechende Möglichkeit ist ein Medikationsmanagement durch den Apotheker, das im optimalen Fall zusammen mit dem Arzt durchgeführt wird. Da im Rahmen des Medikationsmanagements sowohl pharmakologische als auch pharmazeutische Kenntnisse, wie z.B. Produktkenntnisse (z.B. 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