{"title":"经济追逐医学:健康的经济化——补充医学的机遇还是威胁?","authors":"H Walach","doi":"10.1159/000087006","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"Dieser Tage ist mir ein Erlebnis aus meiner Jugend in den Sinn gekommen: Wir hatten mit Schlauchbooten eine Flussfahrt auf dem Lech organisiert, einem Fluss, der durch unzahlige Wehre gestaut und gebremst wird. Manche Wehre mussten wir, die Boote tragend, umgehen. Bei einigen kleineren versuchten wir durchzufahren. Es gelang uns auch bis auf ein einziges Mal. Da war die Ruckstromwalze am Fuss des Wehres so stark, dass sie das Boot gefangen hielt und wir nicht mehr freikamen. Langsam drehte sich das Boot parallel zur Wasserwalze, wurde dann vom fallenden Wasser erfasst und kenterte. Einen Moment nur versuchte ich, gegen den machtigen Strom anzukampfen, gab aber rasch auf. Ich liess mich vom Wasser hinunterziehen bis auf den Grund und konnte unten mit dem stromenden Wasser abtauchen. Etwa 20 m von der Walze entfernt wurde ich wieder ausgespuckt. Diese Episode hat mir eine wichtige Lehre erteilt: gegen machtige Stromungen anzukampfen ist Irrsinn. Man kann nur ihre Kraft nutzen, ihnen so lange folgen, bis sich eine Moglichkeit bietet freizukommen. Eine solche machtige Stromung, gegen die sich zu stellen sinnlos ware, ist die globale Okonomisierung, die auch vor der Gesundheit nicht Halt macht. In Deutschland hat diese Tendenz ihre Maximen langsam, fast unmerklich auch ins Gesundheitswesen sickern lassen. In der Schweiz ist ein fulminanter Auftakt bereits durch die Presse gegangen: Bundesrat Pascal Couchepin, der liberale Innenminister und als solcher in der Schweiz auch fur das Gesundheitswesen zustandig, hat beschlossen, alle komplementarmedizinischen Verfahren aus der Grundversorgung zu streichen. Damit ist das mit viel Spannung erwartete Ergebnis des so genannten «Programmes Evaluation Komplementarmedizin», kurz PEK, eines 7-jahrigen, einmaligen Feldversuchs zur Nutzlichkeit der Komplementarmedizin in der niedergelassenen Versorgung, durch eine politische Entscheidung bagatellisiert worden. Couchepins Agenda ist an sich lobenswert und verstandlich: Die Kosten im Schweizer Gesundheitswesen sind hoch und mussen gesenkt werden. Dies kann nur durch drei mogliche Prozesse geschehen: (1) Die Anbieter senken ihre Preise und arbeiten kostengunstiger; dies wurde zu einer Einkommensreduktion im Gesundheitswesen fuhren und ist wohl kaum realistisch. (2) Die Konsumenten senken ihre Anspruche; angesichts der wachsenden Anspruchshaltung wohl kaum zu erwarten. (3) Leistungen, die nicht absolut notwendig sind, mussen privat bezahlt werden.","PeriodicalId":80278,"journal":{"name":"Forschende Komplementarmedizin und klassische Naturheilkunde = Research in complementary and natural classical medicine","volume":"12 4","pages":"188-9"},"PeriodicalIF":0.0000,"publicationDate":"2005-08-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"https://sci-hub-pdf.com/10.1159/000087006","citationCount":"9","resultStr":"{\"title\":\"[Economy Chased Medicine: economization of health--chance or threat for complementary medicine?].\",\"authors\":\"H Walach\",\"doi\":\"10.1159/000087006\",\"DOIUrl\":null,\"url\":null,\"abstract\":\"Dieser Tage ist mir ein Erlebnis aus meiner Jugend in den Sinn gekommen: Wir hatten mit Schlauchbooten eine Flussfahrt auf dem Lech organisiert, einem Fluss, der durch unzahlige Wehre gestaut und gebremst wird. Manche Wehre mussten wir, die Boote tragend, umgehen. 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[Economy Chased Medicine: economization of health--chance or threat for complementary medicine?].
Dieser Tage ist mir ein Erlebnis aus meiner Jugend in den Sinn gekommen: Wir hatten mit Schlauchbooten eine Flussfahrt auf dem Lech organisiert, einem Fluss, der durch unzahlige Wehre gestaut und gebremst wird. Manche Wehre mussten wir, die Boote tragend, umgehen. Bei einigen kleineren versuchten wir durchzufahren. Es gelang uns auch bis auf ein einziges Mal. Da war die Ruckstromwalze am Fuss des Wehres so stark, dass sie das Boot gefangen hielt und wir nicht mehr freikamen. Langsam drehte sich das Boot parallel zur Wasserwalze, wurde dann vom fallenden Wasser erfasst und kenterte. Einen Moment nur versuchte ich, gegen den machtigen Strom anzukampfen, gab aber rasch auf. Ich liess mich vom Wasser hinunterziehen bis auf den Grund und konnte unten mit dem stromenden Wasser abtauchen. Etwa 20 m von der Walze entfernt wurde ich wieder ausgespuckt. Diese Episode hat mir eine wichtige Lehre erteilt: gegen machtige Stromungen anzukampfen ist Irrsinn. Man kann nur ihre Kraft nutzen, ihnen so lange folgen, bis sich eine Moglichkeit bietet freizukommen. Eine solche machtige Stromung, gegen die sich zu stellen sinnlos ware, ist die globale Okonomisierung, die auch vor der Gesundheit nicht Halt macht. In Deutschland hat diese Tendenz ihre Maximen langsam, fast unmerklich auch ins Gesundheitswesen sickern lassen. In der Schweiz ist ein fulminanter Auftakt bereits durch die Presse gegangen: Bundesrat Pascal Couchepin, der liberale Innenminister und als solcher in der Schweiz auch fur das Gesundheitswesen zustandig, hat beschlossen, alle komplementarmedizinischen Verfahren aus der Grundversorgung zu streichen. Damit ist das mit viel Spannung erwartete Ergebnis des so genannten «Programmes Evaluation Komplementarmedizin», kurz PEK, eines 7-jahrigen, einmaligen Feldversuchs zur Nutzlichkeit der Komplementarmedizin in der niedergelassenen Versorgung, durch eine politische Entscheidung bagatellisiert worden. Couchepins Agenda ist an sich lobenswert und verstandlich: Die Kosten im Schweizer Gesundheitswesen sind hoch und mussen gesenkt werden. Dies kann nur durch drei mogliche Prozesse geschehen: (1) Die Anbieter senken ihre Preise und arbeiten kostengunstiger; dies wurde zu einer Einkommensreduktion im Gesundheitswesen fuhren und ist wohl kaum realistisch. (2) Die Konsumenten senken ihre Anspruche; angesichts der wachsenden Anspruchshaltung wohl kaum zu erwarten. (3) Leistungen, die nicht absolut notwendig sind, mussen privat bezahlt werden.