天真的经验主义?。

E Ernst
{"title":"天真的经验主义?。","authors":"E Ernst","doi":"10.1159/000080560","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"Dr. Harald Walach beschuldigt in seinem Editorial «Wider naiven Empirismus und verkleidete Machtansprüche – politische und wissenschaftstheoretische Splitter» (Forsch Komplementärmed Klass Naturheilkd 2004;11:72–75) die heutige medizinische Wissenschaft eines Wissenschaftsund Weltbilds, das «in den seltensten Fällen wirklich begründet und reflektiert» ist sowie auf einem «sachlich falschen und hinderlichen Verständnis von Wissenschaft» beruht. Dies, so meint er, hat dazu geführt, dass sich der «sogenannte Mainstream verrannt hat und in wichtigen Problemen nicht mehr weiter kommt.» Diese und ähnliche Gedanken sind bereits so häufig formuliert worden, dass ihre ursprünglich stimulierende Wirkung deutlich abgenommen hat. Ferner glaube ich, dass Dr. Walach mit vielem Unrecht hat und möchte kurz einige Gegenargumente zu bedenken geben. – Was genau hat die Wissenschaftsforschung dem auf der Anklagebank stehenden Weltbild entgegenzusetzen? In Dr. Walachs Ausführungen finden wir nur vage Hinweise darauf, «dass unsere Wahrnehmung immer gestaltend mit der Wirklichkeit in Wechselwirkung tritt» und dass wir beginnen müssen, «andere Fragen zu stellen». Konkret reicht dies, wie ich fürchte, nicht aus, um effektive Forschung zu betreiben, die das Los der Patienten von morgen verbessert. – Dr. Walach ist Psychologe und daher kann man ihm vielleicht nachsehen, dass er meint, die Medizin würde «alles ausblenden, was nicht ins Bild passt», und sich darauf beschränken, Erreger bei Infektionen abzutöten und Medikamente zu vermarkten, die den Blutdruck senken usw. Jedoch wird seit Jahren wissenschaftlich sehr viel über Immunität gearbeitet, und es existiert eine intensive, jahrzehntelange Forschungsarbeit zur (nicht medikamentösen) Hochdruck-Prävention, etc. Die «anderen Fragen» werden also bereits bearbeitet – auch ohne die Wissenschaftsforscher. – Der Hinweis auf den «medizinisch-pharmazeutischen Komplex», der «bestimmten Interessen» dient, ist ebenfalls nicht neu. Wir alle wissen, dass die medizinische Wissenschaft in erster Linie den (zukünftigen) Patienten dienen sollte. Die Insistenz, dass dies nicht überall und immer in idealer Weise verwirklicht ist, sollte jedoch nicht in Verfolgungswahn ausarten. – Dr. Walach weist wiederholt darauf hin, dass «homöopathische Zauberkünstler» und andere Komplementärmediziner eine bedeutende Rolle in der medizinischen Versorgung spielen könnten, wenn nur die «kurzsichtige» Denkweise der heutigen Medizin ad acta gelegt würde. Wir alle hoffen das natürlich, aber wo sind die Hinoder Beweise, dass wir hier nicht einem Wunschdenken zum Opfer gefallen sind? – Wie alle, die das heutige Wissenschaftsbild anprangern, spricht auch Dr. Walach mehrmals von der Krise in der Medizin («unser Gesundheitssystem [ist] pleite und in Zukunft unbezahlbar...») und einem notwendigen Paradigmenwechsel. Die Medizin befindet sich gemäss dieser Stimmen seit mindestens 150 Jahren in der Krise – und noch nie gab es 150 Jahre in der Medizingeschichte, die grössere Erfolge (für die Patienten) gebracht hätten. Ich meine, dass von Ausführungen wie denen des Dr. Walach viel Gutes ausgehen könnte. Sie bergen jedoch auch eine nicht zu unterschätzende Gefahr – nämlich die, dass «Herr K.» den «Agent» (um Dr. Walachs Analogie weiterzuführen) tatsächlich zu Tode pflegt und anschliessend seine Leiche vor die Türe wirft. Ich plädiere eher dafür, dass beide ihre erheblichen und komplementären Fähigkeiten in konstruktiver Weise und zum Wohle aller nutzen. E. 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Die Insistenz, dass dies nicht überall und immer in idealer Weise verwirklicht ist, sollte jedoch nicht in Verfolgungswahn ausarten. – Dr. Walach weist wiederholt darauf hin, dass «homöopathische Zauberkünstler» und andere Komplementärmediziner eine bedeutende Rolle in der medizinischen Versorgung spielen könnten, wenn nur die «kurzsichtige» Denkweise der heutigen Medizin ad acta gelegt würde. Wir alle hoffen das natürlich, aber wo sind die Hinoder Beweise, dass wir hier nicht einem Wunschdenken zum Opfer gefallen sind? – Wie alle, die das heutige Wissenschaftsbild anprangern, spricht auch Dr. Walach mehrmals von der Krise in der Medizin («unser Gesundheitssystem [ist] pleite und in Zukunft unbezahlbar...») und einem notwendigen Paradigmenwechsel. Die Medizin befindet sich gemäss dieser Stimmen seit mindestens 150 Jahren in der Krise – und noch nie gab es 150 Jahre in der Medizingeschichte, die grössere Erfolge (für die Patienten) gebracht hätten. Ich meine, dass von Ausführungen wie denen des Dr. Walach viel Gutes ausgehen könnte. Sie bergen jedoch auch eine nicht zu unterschätzende Gefahr – nämlich die, dass «Herr K.» den «Agent» (um Dr. Walachs Analogie weiterzuführen) tatsächlich zu Tode pflegt und anschliessend seine Leiche vor die Türe wirft. Ich plädiere eher dafür, dass beide ihre erheblichen und komplementären Fähigkeiten in konstruktiver Weise und zum Wohle aller nutzen. E. 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[Naive empiricism?].
Dr. Harald Walach beschuldigt in seinem Editorial «Wider naiven Empirismus und verkleidete Machtansprüche – politische und wissenschaftstheoretische Splitter» (Forsch Komplementärmed Klass Naturheilkd 2004;11:72–75) die heutige medizinische Wissenschaft eines Wissenschaftsund Weltbilds, das «in den seltensten Fällen wirklich begründet und reflektiert» ist sowie auf einem «sachlich falschen und hinderlichen Verständnis von Wissenschaft» beruht. Dies, so meint er, hat dazu geführt, dass sich der «sogenannte Mainstream verrannt hat und in wichtigen Problemen nicht mehr weiter kommt.» Diese und ähnliche Gedanken sind bereits so häufig formuliert worden, dass ihre ursprünglich stimulierende Wirkung deutlich abgenommen hat. Ferner glaube ich, dass Dr. Walach mit vielem Unrecht hat und möchte kurz einige Gegenargumente zu bedenken geben. – Was genau hat die Wissenschaftsforschung dem auf der Anklagebank stehenden Weltbild entgegenzusetzen? In Dr. Walachs Ausführungen finden wir nur vage Hinweise darauf, «dass unsere Wahrnehmung immer gestaltend mit der Wirklichkeit in Wechselwirkung tritt» und dass wir beginnen müssen, «andere Fragen zu stellen». Konkret reicht dies, wie ich fürchte, nicht aus, um effektive Forschung zu betreiben, die das Los der Patienten von morgen verbessert. – Dr. Walach ist Psychologe und daher kann man ihm vielleicht nachsehen, dass er meint, die Medizin würde «alles ausblenden, was nicht ins Bild passt», und sich darauf beschränken, Erreger bei Infektionen abzutöten und Medikamente zu vermarkten, die den Blutdruck senken usw. Jedoch wird seit Jahren wissenschaftlich sehr viel über Immunität gearbeitet, und es existiert eine intensive, jahrzehntelange Forschungsarbeit zur (nicht medikamentösen) Hochdruck-Prävention, etc. Die «anderen Fragen» werden also bereits bearbeitet – auch ohne die Wissenschaftsforscher. – Der Hinweis auf den «medizinisch-pharmazeutischen Komplex», der «bestimmten Interessen» dient, ist ebenfalls nicht neu. Wir alle wissen, dass die medizinische Wissenschaft in erster Linie den (zukünftigen) Patienten dienen sollte. Die Insistenz, dass dies nicht überall und immer in idealer Weise verwirklicht ist, sollte jedoch nicht in Verfolgungswahn ausarten. – Dr. Walach weist wiederholt darauf hin, dass «homöopathische Zauberkünstler» und andere Komplementärmediziner eine bedeutende Rolle in der medizinischen Versorgung spielen könnten, wenn nur die «kurzsichtige» Denkweise der heutigen Medizin ad acta gelegt würde. Wir alle hoffen das natürlich, aber wo sind die Hinoder Beweise, dass wir hier nicht einem Wunschdenken zum Opfer gefallen sind? – Wie alle, die das heutige Wissenschaftsbild anprangern, spricht auch Dr. Walach mehrmals von der Krise in der Medizin («unser Gesundheitssystem [ist] pleite und in Zukunft unbezahlbar...») und einem notwendigen Paradigmenwechsel. Die Medizin befindet sich gemäss dieser Stimmen seit mindestens 150 Jahren in der Krise – und noch nie gab es 150 Jahre in der Medizingeschichte, die grössere Erfolge (für die Patienten) gebracht hätten. Ich meine, dass von Ausführungen wie denen des Dr. Walach viel Gutes ausgehen könnte. Sie bergen jedoch auch eine nicht zu unterschätzende Gefahr – nämlich die, dass «Herr K.» den «Agent» (um Dr. Walachs Analogie weiterzuführen) tatsächlich zu Tode pflegt und anschliessend seine Leiche vor die Türe wirft. Ich plädiere eher dafür, dass beide ihre erheblichen und komplementären Fähigkeiten in konstruktiver Weise und zum Wohle aller nutzen. E. Ernst, Exeter
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